Das ist der erste Schritt, egal wie lange es bis zur Ausführung dauert. Man muss dafür seinen Willen erst einmal in eine andere Richtung lenken, auf ein positives Ziel.
Das mit dem „erst später“ und „nein“ zu sagen fiel mir extrem schwer. Überhaupt fiel es mir schwer, so ganz allgemein im Leben Ablehnung zu zeigen, wenn mir etwas nicht passte oder etwas mir nicht gut tat. Ich konnte mich nur verweigern, weil ich keine Worte für diesen Umstand hatte. Darf ich überhaupt nein sagen? Und wie sage ich es, ohne dass ich eine auf s Maul kriege? Oder muss ich immer tun was andere von mir verlangen?
Ich musste erst einmal kleine Päckchen packen, um eines Tages vielleicht den ganzen, großen Berg bewältigen zu können. Es beruhigte mich zu wissen dass ich ja abends kiffen „konnte“. An dieser Stelle bekam ich mich zu fassen. Die Verzögerungstaktik war der erste Schritt, zeigte es doch dass ich etwas verändern und kleine Disziplinen aufbringen konnte, auch wenn es nicht für „ewig“ war. Was aber genau die Sache war die mich überforderte und mir eine höllische Angst einjagte. Aber ich erlebte so wenigstens tagsüber schon mal klare Zeiten. Auch die Umgewöhnung an andere Zustände war in kleineren Dosen besser zu verarbeiten.
Ich war „un- nüchtern“ einfach nicht gesellschaftskompatibel! Irgendwann strengte es mich zu sehr an mit anderen Leuten zu reden wenn ich etwas intus hatte. Ich tat immer so als wäre alles O.K., obwohl ich mit manchen Gestalten wirklich nicht reden wollte und sogar Angst vor ihnen hatte.
Es war extrem kräftezehrend mir nichts anmerken zu lassen und ich dachte sie dürfen nicht merken dass ich nicht „ d´ accord“ bin! Was n Krampf! Meine Augen taten mir manchmal weh, so sehr verbog ich mich. Ich wollte niemanden verletzen obwohl ich hätte schreien können, so schlimm fand ich einige mit denen ich damals zu tun hatte.
Bei manchen bekam ich sogar Herzrasen wenn ich sie nur sah, die mich aber sehr mochten, da ich ihnen immer brav zuhörte und nie widersprach. Je mehr Angst ich vor manchen Gesellen hatte desto freundlicher war ich zu ihnen. Nie Drachen den reizen!
Dafür verabscheute ich mich dann aber nur noch mehr und mein Verhalten baute mein Selbstwertgefühl auch nicht gerade auf. Aber das brauchte ich unbedingt für ein neues Leben. Es sollte 100 Millionen Jahre dauern bis ich es schafft mich von Rassisten und Unterdrücker zu befreien und ihnen die Stirn zu bieten. Komischerweise nahmen die es mir weniger übel als meine eigene Familie, als ich anfing zu zeigen dass ich anderer Meinung war.
Später war ich dann lieber alleine stoned. Die Heimlichkeit! Der direkte Weg in die Isolation. Auch eine gefährliche Suchtfalle. So verschwindet das peinliche Problem zwar aus dem Blickfeld der anderen, aber man selbst verschwindet auch, da man glaubt nur noch alleine klarkommen zu müssen, bis man sich aufgelöst und ganz verlernt hat zu kommunizieren und nur noch jedem misstraut.
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Ich beschloss eines Tages dass ich anderes zu tun hatte als stundenlang nach Hause zu laufen und das „tagsüber nüchtern Sein“ fing an mir Spaß zu machen. Ich erkannte dass ich wieder alles tun konnte was ich mir vornahm, was vorher sofort unmöglich geworden war wenn ich zu früh am Tag an einem Schillum gezogen hatte und der Rest des Tages gelaufen war. Nun konnte ich wieder überall hingehen, mit jedem reden und es machte mir nichts aus wenn mich einer ansah.
Ich versuchte das neue Verhalten zu kultivieren und zu meiner neuen Gewohnheit werden zu lassen. Wie man sich etwas angewöhnt hat kann man es sich vielleicht auch wieder abgewöhnen. Es ist ja ein Prozess der seine Zeit dauert. Ich war ja auch von Anfang an nicht gleich Kettenraucher, auch wenn das bei mir ziemlich schnell kam! Meine Tage wurden langsam wieder heller.
Irgendwann fiel mir auf wieviel Stunden am Tag ich nur damit beschäftigt war Haschisch zu besorgen. Alles drehte sich nur um meine Sucht. Damals wünschte ich mir, man hätte es wie Wein an der Tankstelle kaufen können. Ich wollte, wenn ich gerade keine Auftritte oder keinen Job hatte mir morgens als erstes etwas besorgen, damit ich das erledigt hatte. Ich wollte sicher sein etwas im Haus zu haben, denn bis zum Abend konnte ich ganz gut durchhalten nüchtern zu bleiben, aber nachts nicht. Auch lag mein Problem darin dass ich mir nur kleine Mengen kaufen konnte, da mein Budget stark begrenzt war. Aber das war auch vielleicht mein Glück, da ich sonst noch mehr geraucht hätte. So musste ich es mir immer sehr genau einteilen, bis ich wieder ein paar Mark verdient hatte.
Das Drogen- besorgen war auch die schwierigste Aufgabe des Tages, weshalb ich das hinter mich bringen wollte, um mich danach beruhigt anderen Dingen zuwenden zu können. Es war mir das Wichtigste, sonst konnte ich mich auf nichts und niemanden konzentrieren weil ich ständig nachdachte wo ich noch was herkriegen konnte und Panik hatte, ich würde meine Freundinnen, die das Haschisch verkauften, wenn ich mich nicht beeilte nicht mehr antreffen.
Aber ich saß dann doch oft einen halben Tag in Treppenhäuser herum, um auf meine Dealerinnen zu warten. Damals gab es noch keine Händies. Ich verplemperte meine Zeit damit, auf andere zu warten (anscheinend eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, die ich heute noch hasse) weil ich nichts anderes tun konnte, bis das erledigt war. Hatte ich etwas in der Tasche, beruhigte ich mich sofort und konnte noch bis spät Nachts nüchtern bleiben, ohne Probleme. Zu wissen, ich kann ja, gab mir Halt. Der Gedanke, ich kann es heute nicht mehr, machte mich wahnsinnig und war nicht auszuhalten. Nicht einen Tag konnte ich ohne.
Als ich nach Jahren Pause wieder anfing zu malen (Kunst ist ja sinnlos, hatte ich gedacht und denen geglaubt die mir eingeredet hatten, ich solle etwas Richtiges machen. Nachdem ich mit allem aufgehört hatte, was mich ausmachte, worüber ich den Verstand verlor stellte ich fest dass ich die Kunst nun einmal brauchte um zu überleben), wurden mir meine Tage zu kostbar. (Schöner und schrecklicher Satz!)
Mit was verbrachte ich eigentlich meine ganze Lebenszeit, in der ich 1000 Bilder hätte malen und 500 Lieder hätte schreiben können? Ich war jahrelang nicht mehr aufgetreten und die Betäubung wurde zu meinem Hauptberuf, denn ohne kreativen Auswurf staute sich alles in mir. Ich hatte irgendwie kein Ventil, wie die anderen. So entstand ein enormer Überdruck, den ich versuchte zu ignorieren indem ich jede Empfindung verdrängte und anschließend zuschüttete, bis ich nicht mehr daran denken musste. Was aber nur so lange funktionierte wie der Rausch anhielt. Sobald ich morgens ein Augenlid geöffnet hatte klopfte der Horror wieder an meine Tür.
Ich konnte auch einen Rausch nicht in kleinen Dosen genießen wie andere, die nach ein paar Gläsern oder Joints aufhören konnten weil sie genug hatten, ich musste immer bis zur Ohnmacht, bis ich in komatösen Schlaf fallen konnte, bis ich ganz weg war! Aber dadurch ging „es“ dann aber doch nicht weg. Am nächsten Morgen war es wieder da, war ich wieder da! Dieselbe Ich! Mit denselben Bedürfnissen und Sehnsüchten und demselben unstillbaren Hunger nach mehr Leben, nach meinem eigenen Leben und nach Leuten die sich für ähnliche Sachen interessierten wie ich. Mir fehlten Gleichgesinnte.
Die Verdrängung meiner „unwichtigen“ Bedürfnisse, erzeugte eine Angst die immer mehr wuchs. Ich dachte Bedürfnisse sind nur Trinken und Atmen, was anderes zählt nicht! Aber das Ignorieren meiner Wünsche und Vorlieben erzeugte ein Vakuum dass sich, ohne mein Zutun mit Dämonen anfüllte, die jede Nacht ihre Partys auf meinem schlafenden und ungeschützten Körper feierten, mein ganzes Leben war nur noch ein einziger Albtraum, bis ich lernte sie nach Hause zu schicken.
Ich war so unnormal in meiner Welt, obwohl Kunst kein Verbrechen ist. Ich wusste damals noch nicht dass vieles angeboren ist und Menschen mit bestimmten Veranlagungen als Kinder schon wissen was sie einmal „werden“ wollen. Ich hatte es auch gewusst: Schauspielerin oder Sängerin. Malerin war ich ja schon seit dem Kindergarten. Dort bekam ich von Erwachsenen regelmäßig Aufträge, zu besonderen Anlässen wie Hochzeit, Geburtstag oder Taufe Postkarten zu malen. Was mich mit Stolz erfüllte und was ich immer gerne tat.
Wenn man seinen Anlagen nicht nachgehen kann (egal wie lachhaft sie die Geschwister finden mögen), durch die Umstände oder durch mangelndes Selbstwertgefühl, hat man das ganze Leben den Eindruck man wäre fehl am Platz und man gehört nicht dazu. Ich müsste eigentlich jetzt wo ganz anders sein, dachte ich oft.
Als ich einmal eine Rede halten musste, was mir überraschenderweise sehr leicht fiel und ich aus dem Stehgreif improvisieren konnte, dachte es nach 10 Minuten plötzlich ganz laut in