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Morde und Leben - Leber und Meissner


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Radtouren am Niederrhein, ein herrlicheres Radrevier war kaum vorstellbar, gern fuhren sie nach Wetten an die Niers oder auch nur in die Leucht, wie ihnen der Sinn gerade stand. Die beiden Frauen sahen gut aus und waren durchtrainiert, Frau Leber hatte blondes Haar und war groß, sie hatte eine Körpergröße von 1.76 m. Sie trug, genauso wie Frau Meissner auch, fast ausschließlich Jeans, die ihre Sportlichkeit noch unterstrichen. In Kleidern fühlten sich die beiden Frauen nicht wohl, schon als Jugendliche trugen sie beinahe nur Jeans, weshalb sie von ihren Müttern oft ausgeschimpft wurden, ein Mädchen müsste doch Kleider tragen, bis sie damit aber aufhörten und ihre Töchter gewähren ließen. Inzwischen waren beide Frauen selbst in dem Alter, in dem ihre Mütter damals gewesen waren, nur weitaus toleranter, was die Kleidung ihrer Kinder betraf.

      Frau Meissner war nicht so groß wie Frau Leber, sie hatte dunkles Haar und war ebenso schlank und durchtrainiert wie Frau Leber, beide mochten sie sich sehr, schon von Anfang an. KHK Leber hatte einen leichten Bauch und trug ein Kränzchen auf dem Kopf, was ihm einen beinahe gemütlichen Ausdruck verlieh, man durfte sich in ihm aber nicht täuschen, denn er war ein gut trainierter Sportler, der regelmäßig am Polizeisport teilnahm und Nahkampftechniken beherrschte. Genauso wie sein Kollege Meissner, der auch einen Bauch vor sich her trug, allerdings noch volles Haar hatte, am Polizeisport nahmen die beiden Kommissare immer gemeinsam teil. Als sie ihre Spagetti Carbonara mit gemischtem Salat fertig hatten, brachten sie das Essen auf die Terrasse, wo ihre Frauen den Tisch gedeckt hatten. Es duftete nach Knoblauch und Basilikum und sie öffneten eine Flasche Barolo, die sie zum Essen trinken wollten, die beiden Männer tranken aber nur ein Glas aus Sympathie zu ihren Frauen, danach schwenkten sie gleich auf König Pils um, das war schon seit Jahrzehnten ihr Leib- und Magengetränk. Sie nahmen das Lob ihrer Frauen gern entgegen, sie waren aber auch wirklich zwei ernst zu nehmende Köche geworden, die ihr Handwerk verstanden und auch den verwöhntesten Gaumen zufriedenzustellen wussten.

      Spagetti Carbonara gehörten nicht gerade zu den Gerichten, die ihnen die ganze Bandbreite ihrer Kochkunst abverlangten, sie hatten sich aber dennoch bemüht und den Spagetti, vor allem aber auch dem Salat eine ausgezeichnete Geschmacksnote zu verleihen gewusst Nachdem KOK Meissner jedem ein Glas von dem Barolo eingeschenkt hatte, nahmen sie ihre Gläser hoch und prosteten sich zu. Einerseits fühlten sich die Lebers und auch die Meissners ohne ihre Kinder allein, auf der anderen Seite fühlten sie sich aber auch von den Sorgen um die Erziehung ihrer Kinder befreit, denn so lange die Kinder zu Hause waren, lastete doch eine Verantwortung auf den Eltern, die sie nicht so einfach abschütteln konnten. Da war das Essen zu kochen und die Wäsche zu waschen, da wurde Geld verlangt und um Rat gefragt, man hatte einfach da zu sein und für die Kinder zur Verfügung zu stehen. Das fiel nun für beide Familien weg, was ihnen eine große Erleichterung verschaffte. Natürlich waren sie immer noch in die Verantwortung genommen, aber sie konnten die Verantwortung über die Distanz wahrnehmen, telefonisch oder über eine E-Mail und wenn Max, Paul und Rebecca, so der Name von Meissners Tochter, nach Hause kamen, auch direkt, aber es wurde immer seltener, dass sie kamen. Ganz zu Anfang ihres Studiums kamen sie noch an jedem Wochenende mit einer großen Tasche voller schmutziger Wäsche. Inzwischen wuschen sie ihre Wäsche selbst bei sich im Waschraum, in dem genügend Waschmaschinen für alle standen, und sie wussten auch, wie die Wäsche zu waschen war, und dass man eigentlich nichts mehr in der Maschine kochte.

      Wenn die Kinder jetzt einmal nach Hause kamen, war die Freude groß und die Eltern gaben sich dann die größte Mühe, ihren Kindern die Wünsche von den Augen abzulesen, was die Kinder immer leidlich auskosteten. Max war zwei Semester weiter als Paul, weil er ein Jahr älter war als er und deshalb auch sein Abitur ein Jahr früher gemacht hatte. Zu Hause trafen sie sich mit Freunden aus vergangenen Zeiten, wenn die auch zu Hause waren und gingen mit denen auf Feten oder in die Kneipe. Es war eine Unbeschwertheit ins Leben eingekehrt, eine Unbeschwertheit, die sie alle zu genießen wussten und auslebten. Die Kinder lernten, sich in der Fremde zu bewähren, sich mit anderen zu arrangieren und auf sie Rücksicht zu nehmen, die Anforderungen des Studiums erledigten sie quasi nebenbei mit. Vom Frühling an, und den gesamten Sommer hindurch widmeten sich die beiden Kommissarsfrauen der Gartenarbeit, mit großer Hingabe und Liebe kümmerten sie sich um die Pflanzen auf ihren Grundstücken und hatten damit genug zu tun, denn ihre Grundstücke waren jeweils rund tausend Quadratmeter groß. Sicher, ein gutes Stück war Rasen, den die Männer mit dem Rasenmäher bearbeiteten, wenn sie von ihren Frauen dazu aufgefordert worden waren, aber die vielen Stauden und Sträucher, die den Garten einfassten, mussten gepflegt werden, wenn sie nicht urwaldartig das ganze Gartengrundstück überwuchern sollten.

      Den Männern war der Garten nicht gerade egal, sie sahen aber nicht ein, sich dort großartig engagieren zu sollen, außerdem ließ ihre Zeit das gar nicht zu. Sie schenkten ihren Frauen aber regelmäßig Dinge, die sie für ihre Gartenarbeit gebrauchen konnten wie kleine Astscheren oder Gartenbücher. Großes Interesse zeigten sie aber, als es daran ging, in ihrem Garten eine Kräuterspirale anzulegen, denn die betraf ihre Kochvorliebe direkt, und da wollten sie gern ein Wörtchen mitreden. KHK Leber und KOK Meissner machten auf ihren Grundstücken alles gleich und dachten gar nicht groß darüber nach, was sie da taten oder ob es nicht vielleicht affig wäre, wenn der eine dem anderen alles nachmachte, sie ließen ihre Frauen einfach gewähren, und so kam es, dass sich irgendwann ihre beiden Gärten glichen wie ein Ei dem anderen. Sie hatten bei der Errichtung ihrer Fertighäuser damals darauf geachtet, dass die Häuser vorne an die Grundstückgrenze gesetzt wurden, sie hatten nur einen kleinen Vorgarten gelassen, sodass sich nach hinten ein beträchtliches Gartengrundstück erstreckte. In Wirklichkeit hatten sie aber gar keinen großen Einfluss auf die Position ihrer Häuser nehmen können, denn der Bebauungsplan bestimmte schon sehr rigide, wohin die Häuser kamen. Zum Glück hatten sie nicht den aus heutiger Sicht großen Fehler begangen und aus Sichtschutzgründen Tannen gesetzt, denn alle, die das getan hatten, hatten heute Schatten werfende gigantische zwanzig Meter hohe Bäume im Garten stehen, wenn sie sie nicht schon hatten fällen und abtransportieren lassen.

      Lebers und Meissners hatten sich auf ihre Grundstücke blicken lassen, das hatte sie nicht gestört, am wenigsten hatte es die Kinder beim Spielen gestört. Nach und nach wuchsen die Stauden und Sträucher, die die Frauen gepflanzt hatten, zuerst vorne, danach auch als Grundstückgrenzen hinten in ihren Gärten. Im Frühjahr blühten zuerst die Forsythien in kräftigem Gelb und Frau Leber schnitt immer einige Zweige und stellte sie in eine große Vase. Von den Forsythien hatte sie eine Menge Pflanzen gesetzt, beinahe die gesamte rechte Gartenseite blühte von März bis Anfang April gelb. Daneben gab es Kirschlorbeer, auf den man besonders achten musste, denn der pflegte ausufernd zu wachsen und alles in seiner Nachbarschaft in Besitz zu nehmen. Der Kirschlorbeer wuchs sehr kräftig und dicht und war deshalb am ehesten geeignet, Sichtschutz zu bieten und dabei nicht so sehr in die Höhe zu ragen. Von der Farbe ihrer Blüten her waren die Hortensien einzigartig, die Blüten changierten durch alle Pastelltöne in den aberwitzigsten Farbschattierungen, dabei behielten die Pflanzen ihre Blüten beinahe die ganze Saison über, Hortensien sind sehr alte Gartenpflanzen. Auch der Rhododendron ist eine alte Gartenpflanze und bei den Hobbygärtnern beliebt, es gibt riesige Rhododendron-Parks mit einer Unzahl von zusammenhängenden Pflanzen.

      Viele halten sich einzeln stehende Rhododendren in ihrem Garten, weil die Pflanze ein so markantes Aussehen hat und die meist hellroten Blüten so schön anzusehen sind, Frau Leber hat in ihrem hinteren Gartenteil mehrere Rhododendren zusammenstehen. Besonders stolz ist sie auf ihre Heckenrosen, die kräftig rot blühende Pflanzen sind und lediglich ab und zu in ihrer Höhe gestutzt werden müssen, die Blüten sind sehr empfindlich und man kann sie kaum in der Vase halten. Frau Leber hat sich vor zwanzig Jahren die Heckenpflanzen von ihrem Gärtner geben und sich von ihm einige Pflegetipps zukommen lassen, seitdem blüht die Heckenrose jedes Jahr aufs Neue. Ganz hinten im Garten hatte Frau Leber bei ihrem Einzug in das Haus Birken gesetzt, die inzwischen ein Höhe von acht Metern erreicht hatten aber nicht störten, weil sie erstens ganz hinten im Garten standen und zweitens sehr licht wuchsen, das Sonnenlicht also immer durchließen. Natürlich hatte sie auch Flieder unter ihren Heckenpflanzen, der lila und weiß blühte und einen ganz betörenden Duft von sich gab. Man musste aber bis in den Frühsommer hinein warten, um die Blüten und den Duft genießen zu können. Frau Leber hatte den Flieder irgendwann einmal ganz heruntergeschnitten, er war aber wieder gekommen und stand in voller Größe am linken Rand ihres Gartens.

      Einmal hatte sie