Dr. Phil. Monika Eichenauer

Marx und Nietzsche mischen sich ein - Die heillose Kultur - Band 1.1


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ist vorbei. Heute greifen die Sanktionen direkt die Seele an.“ (ebd.)

      Auch wenn der Angriff auf die Seele das Thema des vorliegenden, mehrbändigen Buches ist, so ist direkte körperliche Gewalt in Deutschland keineswegs gebannt.

      Anzumerken ist ebenso, dass ich Seligmanns Hypothese der Melancholie und Traurigkeit der Deutschen eher als ein dünnes Flüsschen, denn als Deutschland bestimmenden emotionalen Strom sehe. Es ist eher diagnostisch von differenzierten Ausprägungsgraden des depressiven Formenkreises aufgrund fehlender Trauer- und Traumaverarbeitung auszugehen, die als Ergebnis sicherlich auch bisweilen Traurigkeit als residuales Symptom noch vorhandener Lebensgeister hervorbringt. Wären die Deutschen traurig, würden weinen, hieße das, sie gestatten es sich, sich zu erinnern oder noch genauer, sie könnten sich ohne Scham und Angst erinnern – statt in ihrem Lebensausdruck fast wie tot, ausgestorben und distanziert freudlos zu wirken und zu leben – und sich schweigend unterzuordnen. Aber dies nur am Rande.

      Kehren wir zum aufgenommenen Ausgangsgedanken zurück: Die körperlichen Züchtigungen in der Familie gibt es dennoch weiterhin, auch wenn inzwischen Jugendliche ihre Eltern anzeigen können. Ebenso wie es weiterhin Missbrauch, Vergewaltigung, Entführungen gibt – und Zunahme von Gewalt unter Jugendlichen in der deutschen Gegenwart. Missstände bei der Integration ausländischer Mitbürger, die aus Not ihre Heimat verließen, um in Deutschland ein besseres Leben anzufangen. Die Ausländer wurden zunächst in der Wirtschaft gut gebraucht als billige Arbeitskräfte. Jetzt, wo die Wirtschaft sie nicht mehr braucht, weil die Chinesen und Inder noch billiger sind, wird der Standort entweder dorthin verlegt oder sie werden nur vereinzelt und gut ausgebildet als fachlich gebildete Spezialisten nach Deutschland geholt. Demütigung der breiten Masse deutscher Bürger, die glaubten, ihre Kinder würden in den staatlichen Schulen bestens beschult und die erst viel später verstanden, dass die Wirtschaft nur wenige, gut ausgebildete, Menschen braucht. Und die übrigen sollten auch gar nicht so viel wissen: Denn sonst hätten sie Fragen gestellt, warum sie nicht die gleichen Chancen schulisch und beruflich haben, wie Kinder von reichen Menschen.

      Fasst man Deutschland als Organismus auf, der zu untersuchen ist, konzentrieren sich grundsätzliche Einflussfaktoren im entnommenen Substrat. Man stelle sich vor, man hätte eine Spritze zur Verfügung, um diesem Organismus „Deutschland“ Blut zu entnehmen und zu analysieren. Das Blutbild würde sich als mit alten, schädlichen Faktoren, zusätzlich mit den Faktoren der Folgen des Alten, die Einflussnahme und Beschädigung des neu initiierten Lebens und mit fehlender Abwehrkraft, die notwendig ist, um tatsächlich zu neuen Entscheidungen kommen zu können, darstellen.

      Vor allen Dingen würden sich aber zwei Faktoren zeigen: Der Faktor, der alles dominiert, Geld und dessen Macht – und seine Auswirkung auf die Seele des Menschen:

      Was der Mensch dem Menschen ist und wie er sich selbst und andere sieht und behandelt.

      Dann käme man auf die Darstellung des Verhältnis von Mann und Frau im deutsch-kapitalistischen Blutbild – und hier dringt die Spritze oder der Bohrer tiefer in den Boden ein und es schließt sich der Kreis, der in diesem Kapitel mit Frau Gambaroff begonnen wurde:

      Was ist das Lebendige in diesem Kreislauf, Mann zu Frau, Frau zu Mann – ergänzt um das Verhältnis von Profit und Macht? Schlussendlich dient Profit nur der Macht und der Tatsache Einfluss nehmen zu können – der Bruch könnte also wieder gekürzt werden: Der Rest bestünde wieder aus dem Verhältnis Mann zu Frau und Frau zu Mann. An dieser Stelle des Kreises gelangt man wieder zu Kriegen, zu Grausamkeiten, zu Mord und Totschlag, zu Verarmung und vor allen Dingen zur Verschleierung dieser Beziehungen. Hier ist der Weg nicht weit, um über die gesellschaftlich wirksamen Spirale zur Funktion von Medien, Filmen, Öffentlichkeitsarbeit und politischen Entscheidungen, die im Dienste derer stehen, die das Geld haben und einsetzen können, wieder in den Kreislauf des Organismus Deutschland zu gelangen.

      Verherrlichung von Gewalt entpuppt sich ebenso als lukrativ wie es sich politisch bewährt, wichtige Entscheidungen harmlos oder nebensächlich in der Öffentlichkeit mitzuteilen.

      Beispiel: Die Steuer-Identifikationsnummer (TIN) 2003 von der rot-grünen Bundesregierung beschlossen, taucht nun, nach den Debatten bezüglich Gesundheitskarte, genehmigter Anti-Terror-Gesetzen und Hartz-IV in der Presse am 8. August 2007 wieder auf.

      Die WR ordnet die Information an Hand von Fragen: Wer profitiert von der Aktion? Die Steuerbehörden! Aufgedeckt werden Steuertricksereien im Zusammenhang mit dem Missbrauch von Sozialleistungen von BÜRGERN. Meine Frage: Und die Steuertricksereien der Wirtschaft, der Unternehmer? Unklar bleibt im Artikel, ob Unternehmer diesbezüglich ebenso durchforstet werden wie Mittellose. Welchen Vorteil haben Bürger?

      Sie brauchen sich bei einem Umzug nicht beim Finanzamt ummelden – die Steuernummer gilt sogar noch zwanzig Jahre nach dem Tod! Das ist überaus beruhigend, sich nicht noch aus dem Grab heraus bemühen zu müssen, sich dem Finanzamt gegenüber äußern. Denn bis jetzt werden Tote postalisch angefragt, wohin z.B. Gelder aus Grundstücksverkäufen nach ihrem Tod geflossen seien, und man erwarte, von Amtswegen, eine zügige Antwort. Der Tote wird darüber hinaus befragt, ob der Nachsendeantrag an die Erben nach dem Tod des Betroffenen auch richtig aufgenommen worden sei. Lachen Sie nicht! Diese Anfragen von Finanzamt und Post gingen und gehen selbstverständlich an die Verstorbenen, ich habe es selbst erlebt! Man fragt, so muss man schließen, in Deutschland die „falschen“ Toten, um Sachverhalte zu klären. Die Telekom – vom Wettbewerb in Deutschland durchgeistigt, oder sollte man sagen umnächtigt – steht dem Finanzamt diesbezüglich in nichts nach und teilt Lebenden den eigenen Tod mit: „Eine 85-jährige Dortmunderin hat ein Kondolenzschreiben der Telekom zu ihrem eigenen Tod aus dem Briefkasten geholt. Darin stand, was sie einen Tag vorher schon missmutig bemerkt hatte: Das Kommunikationsunternehmen hatte der alten Dame den Anschluss gekappt.“ (Ruhr Nachrichten: „Telekom teilt Kundin den eigenen Tod mit.“ 12.8.2009) Die Telekom ist eben Konkurrenten immer eine Nasenlänge voraus: Sie kontrolliert ihre Kunden ebenso wie Kommunikation oder Nicht-Kommunikationsmöglichkeiten für Kunden der Konkurrenzunternehmen über die staatseigenen Leitungen: Daumen rauf, Daumen runter. Analog zu den Göttern in weiß wäre von den Göttern der Telekommunikationsleistungen zu sprechen, die ihren Draht nun auch in noch höhere als die gewohnten in geistige Dimensionen ausstrecken und den lieben Gott spielen nachdem sie ihre Nase nachhaltig in Dimensionen des privaten Lebens, die dem Datenschutz unterliegen, in den letzten Jahren gesteckt hatte und sich als Spitzel von Intimsphäre der Mitarbeiter outete. Der Telekom ist weder Hölle noch Himmel fremd oder heilig und zeigt sich in der (schamanischen) Mittelwelt als strahlender Sieger des Wettbewerbs! Der Mensch heutiger Zeit wird auf vielen Ebenen daran gewöhnt, dass er eine kontrollierbare Nummer und ohne persönlichen Wert ist. Leben wie Namen sind Schall und Rauch und interessieren nur solange, wie Zahlungsfähigkeit vermutet werden kann.

      Warum werden die Bürger nicht gefragt, die lebendig mittels unterschiedlicher Registrierungen, Kontrollen und Bespitzelungen in der Demokratie begraben werden? Aber das tut man jetzt: Wer spürt die Auswirkungen der neuen Steueridentifikations-Nummer als erstes? Die Rentner! Warum? Weil diese keine so hohe Lebenserwartung mehr haben, ließe sich fragend anfügen. „Hat ein Ruheständler übersehen, dass er wegen Alterseinkünften Steuern zahlen muss, kann er aus dem Datenpool herausgefischt und zur Kasse gebeten werden.“ (WR: Staat schafft gläserne Steuerbürger, 8.8.2007) In der Öffentlichkeit lässt man 2009 verlautbaren, dass man keine Rücksicht und keine Nachsicht bei sündigen Rentnern, die vielleicht vergessen haben, ihre Steuern anzumelden, walten lassen wird.

      Aber es fließen zwei Gesetze an dieser Stelle in eine Hand, in die staatliche Hand: „Wovor haben Datenschützer Angst? Peter Schaar, der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, und seine Kollegen in den Ländern befürchten, dass die Eindämmung auf rein steuerliche Fragen von den Behörden nach und nach aufgeweicht wird. Als Beleg dafür dient den Kritikern das Kontenabrufverfahren. Einst nur zur Aufdeckung von Terroristen gedacht, wird es nun auch für Zwangsvollstreckung bei Hartz-IV-Empfängern eingesetzt.“ (Ebda. 8.8.2007) Wofür die Anti-Terrorgesetze noch nützlich sein werden oder schon sind, wird sich zeigen. Der zeitliche Grad der Aufklärungsgeschwindigkeit in der Gegenwart