Waren ein bunter Hingucker ist. Nein, auch für Freunde fleischloser Kost gibt es dort herrliche Dinge. Zum einen besagte rice balls: Sie haben in etwa die Größe einer kleinen Mandarine und bestehen quasi aus einem festen Risotto mit würzigem Käse und frischen Kräutern, das haaaauchdünn paniert und frittiert ist. Ein Gedicht! Dazu unfassbar günstig mit einem Dollar pro Bällchen. Ebenfalls sehr empfehlenswert ist das eggplant bread, bei dem Auberginenstücke in Teig eingerollt und mit Käse überbacken werden. Das Ganze ist geschmacklich dann irgendwo zwischen Pizza und Lasagne anzusiedeln. Doch an diesem Tag sollen es für mich die Reisbällchen sein. Vier Stück lasse ich mir warm machen und einpacken und schlendere damit ein paar Straßenecken weiter zum Washington Square Park.
Der große Platz mit Triumphbogen, Springbrunnen und Marmorbänken ist ein weiterer Lieblingsort von mir und ebenso perfekt geeignet zum people watching, außerdem gibt es eigentlich immer irgendwelche Live-Musik zu hören. Dieses Mal hat sich ein Mann ein Schlagzeug aus Plastikeimern und Ähnlichem gezimmert und trommelt die coolsten Beats. Wieso am Broadway ein Vermögen für „Stomp“ ausgeben?! Hier gibt’s das hautnah und for free!
Nachdem ich mein Mittagessen verzehrt habe, beschließe ich, mir bei dem schönen warmen Wetter zum Nachtisch ein Eis bei Eataly zu gönnen. Also geht es durch das Universitätsviertel hinauf zum Union Square und von dort aus Richtung Madison Square Park. Unterwegs mache ich noch Halt in zweien meiner Lieblingsgeschäfte: Fish’s Eddy und Whisk. Neben Supermärkten hege ich nämlich auch eine große Leidenschaft für Haushalts- bzw. Kochutensilien-Geschäfte. Bei Fish’s Eddy gibt es hauptsächlich Geschirr, einiges davon mit ausgefallenen New-York-Motiven und alles dargeboten in einem alternativ-coolen Ambiente mit lautem Bossa Nova Jazz und gut gelaunten Verkäufern. Whisk ist eher ein klassisches Geschäft und verkauft neben Backformen oder Teekannen auch so wunderbare Dinge wie Gerätschaften um den Strunk aus Erdbeeren zu entfernen oder einen avocado slicer. Bei dem Brown Sugar Bear, einem Bärchen aus Ton, das angeblich, wenn angefeuchtet, braunen Zucker, Kuchen und ähnliches feucht und, wenn im Ofen getrocknet, Salz oder Chips trocken und knusprig hält, kann ich dann nicht widerstehen und kaufe ihn.
Doch dann gibt’s gelato! Ein medium cup mit salted caramel und Tiramisu lasse ich mir schmecken. Zwar muss ich hierfür rund sechs Dollar hinblättern, aber dafür schmeckt man bei jedem Löffelchen der kalten Verführung, die die Lippen berührt, was für eine tolle Qualität und Geschmack man dafür bekommt.
Und während ich mein Eis schlecke und beobachte, wie Nannys mit der Bagage reicher New Yorker kämpfen, gestresste businessmen an mir vorbeihetzen und modische Fashionistas durch die Gegend stöckeln, beschließe ich, es mir nun selber gut gehen zu lassen: Augenbrauen-Waxing in der Benefit Brow Bar bei Macy’s, dem größten Kaufhaus der Welt. Für viele wäre das wahrscheinlich rausgeschmissenes Geld, für mich gehört es mittlerweile als festes Ritual zu meinen New-York-Besuchen dazu. Leider, so muss ich feststellen, beherrscht die Baustelle des Umbaus immer noch das Erdgeschoss. Ärgerlich, vor allem, da ich der Meinung bin, dass das Kaufhaus durch die Modernisierung viel von seinem Charme verliert. Aber noch gibt es ja zum Glück die hölzernen Rolltreppen und auch die Kuriosität, dass mitten in der Klamottenabteilung ein Eisstand von Ben & Jerry’s und ein Stand für Annie’s Pretzels zu finden sind, hat noch Bestand. Zum Thema Macy’s noch folgende kleine Anekdote: Das Kaufhaus hat auf seinem Dach seinen Namen in riesigen Lettern gepinselt – warum auch immer. Als ich vor wenigen Jahren auf der Aussichtsplattform des Empire State Buildings stand, erklang plötzlich neben mir zwischen einem Pärchen folgender Dialog: Er: „Oh look, down there is Macy’s!” – Sie: „Where?” Er: „Down there, where it says Macy’s!” – Die halbe Aussichtsplattform hat laut losgegrölt vor Lachen.
Nach Macy’s steht nochmals ein Abstecher zu Jack’s 99 Cent Store – dieses Mal mit ausreichend Bargeld in der Börse – auf dem Programm, bevor ich dann schwer bepackt den Heimweg antrete, das Fenster mit dem Koffer verbarrikadiere und ermattet in die Federn sinke.
Musik liegt in der Luft…
Für den heutigen Freitag hatte ich mir vorgenommen, es ruhig angehen zu lassen und nicht so viel durch die Gegend zu rennen, da mir mein Endzwanziger Rücken gestern schon signalisiert hat, dass jetzt langsam aber mal gut ist. Ich sage mal frei nach Otto Waalkes: „Füße an Großhirn, Füße an Großhirn – dreimal herzlich gekichert.“
Nachdem ich den Morgen damit verbracht hatte, den Eintrag für den gestrigen Tag zu verfassen, machte ich mich dann am Vormittag auf den Weg. Da – im grauen Deutschland möge man es mir verzeihen – schon wieder allerperfektestes Spätsommerwetter (Sonne, 25°C) war, zog es mich in den Bryant Park, einen weiteren Lieblingsort meinerseits. Ich liebe einfach die Bäume dort und wie rund um die Wiese die kleinen Pavillons und Tische und Stühle arrangiert sind, wie sich die Hochhäuser gegenseitig in ihren Glasfassaden spiegeln. Es ist einfach ein Ort der Ruhe, nur ein paar Schritte entfernt von den tumultartigen Zuständen auf der 5th Avenue.
Und schon auf dem Weg dorthin begegnete mir etwas, was mir an New York ebenfalls so wunderbar gefällt und was in der Überschrift das Motto dieses Eintrages vorgibt: Musik. Nun würde ich nicht so weit gehen, zu behaupten, dass wer mit Musik nichts am Hut hat, in New York schlecht aufgehoben ist. Aber andersrum wird ein Schuh draus: Wer Musik – und am besten viele verschiedene Stilrichtungen – mag, für den bietet der Big Apple stets einen Grund zur Freude, denn Musik erklingt an allen Ecken und Enden. So kann es einem durchaus passieren, dass man im Schuhgeschäft am Wühltisch steht oder durch die Supermarktregale wandert und neben einem plötzlich eine Kundin lautstark mit dem Song, der gerade im Laden ertönt, mitsingt; und das meistens mit einer richtig guten Stimme. Man stelle sich vor, in Deutschland würde im Edeka auf einmal jemand losträllern. Bestenfalls würde man sich in einem Flashmob wähnen, aber eher würde man wohl die grüne Minna rufen (wollen).
Wenn man in New York gute Live-Musik verschiedenster Stilrichtungen zum Nulltarif hören möchte, gibt es einen Tipp: subway fahren! In den großen Stationen spielen unterschiedliche Künstler, die zunächst zum Vorsingen mussten, dafür aber sogar stolz ein Banner mit ihrem Namen hinter sich aufhängen dürfen. Doch auch an den kleineren Bahnhöfen ertönt immer wieder – meistens direkt an den Gleisen – Musikalisches. So durfte ich an diesem Tag erst einer 1a Blues-Darbietung beiwohnen. Beim Umsteigen am Times Square erklangen zunächst aus unidentifizierbarer Richtung karibische steel drums, wieder ein paar Ecken weiter fiedelte ein Herr auf seiner Geige zum Synthesizer.
Schließlich war ich im Bryant Park angekommen und ergatterte auch noch ein Stühlchen in der Sonne an meiner bevorzugten Stelle, der Upper Terrace. Gerade noch rechtzeitig, bevor zur lunchtime gleich die ganzen Bürohengste und -stuten mit ihren Salaten und Wraps den Park bevölkern würden. Von dort aus hat man einen wunderbaren Blick auf das ganze Spektakel. Denn im Bryant Park ist eigentlich immer was los: Mal gibt’s Yoga-Workshops auf der Wiese, dann wird gemeinsam gestrickt oder vorgelesen. Heute Mittag stand Jonglieren auf dem Programm. In einer Ecke wurden ein paar Kisten mit Bällen und Keulen aufgebaut und einer nach dem anderen kam an und versuchte sich als Nachwuchsartist. Ich persönlich habe es aber beim Zusehen belassen, möchte nicht gleich am dritten Tag eine Schmerzensgeldklage verursachen. Um 12.30 Uhr gab es dann – Musik! Direkt hinter mir auf der Upper Terrace hatte sich ein Pianist ans Klavier gesetzt und spielte nun auf: „The Entertainer“ (ich liebe es!!!), „Für Elise“ oder „Fly me to the Moon“. Für Momente wie diese wollte ich nach New York, in diesem Moment wusste ich wieder, wofür ich mein Erspartes aufopfere und mich mit kaputten Fenstern rumschlage.
Direkt an den Bryant Park schließt sich die New York Public Library an, genauer gesagt das Schwarzman-Gebäude, das jeder mit der NYPL assoziiert. Da wollte ich hin, einen Büchereiausweis beantragen. Ich hatte im Internet gelesen, dass jeder, der in New York lebt, arbeitet oder studiert, kostenlos einen Ausweis erhält. Also hatte ich extra meinen Mietvertrag und meinen internship-Vertrag in der Tasche. Nachdem ich die mächtigen Stufen im Äußeren wie Inneren erklommen hatte, wurde ich von der Dame am Infoschalter an einen PC verwiesen, wo ich eine application ausfüllen könne. Gesagt, getan. Dann kam ein Mitarbeiter an, ich solle ihm folgen, er könne mir dann gleich den Ausweis ausstellen.