Michael Tycher

24 Tage


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      „Heute hat der VfL Wolfsburg ein Heimspiel“, erklärt sie und alle verstehen jetzt, warum die Nelly hier zwei Tage bleibt. Steffen ist auch nicht so begeistert. Aber nachdem Franzi im Internet noch freie Tickets gefunden hat, marschieren die beiden nach einem Pott Kaffee wieder los. Weit laufen müssen sie nicht. Die Volkswagen-Arena liegt ganz nahe bei der Nelly am Mittellandkanal.

      Wonny und seine Truppe üben die Schifffahrtssprache, zwischendurch sind Torschreie aus der Arena zu hören.

      „Ob da gerade Franzi gebrüllt hat?“ möchte Dumm-Mausi wissen.

      „Hast wohl zu viel Salz gegessen“ kommentiert Schlau-Mausi die Bemerkung. Immer was los, wenn kein Mensch da ist. Plötzlich wird es richtig laut. Da poltert jemand auf dem Steg. Neben der Nelly liegt auch ein Schiff, etwas größer als die Nelly. „Birgit“ soll es heißen, hat Steffen vorhin gesagt. Und wieder laute Schritte.

      Alle sind mucksmäuschenstill so wie es die Mäuse vormachen, und lauschen.

      „Das hat super geklappt, die Bullen sind alle mit dem blöden Fußballspiel beschäftigt und wir drehen ganz locker das Ding“, sagt eine Stimme.

      Ein zweite Stimme, die viel tiefer klingt: „Man hat der Typ geglotzt als er die Knarre gesehen hat.“ Jetzt lachen beide und öffnen ihr Boot. Hasi kann durch einen Spalt etwas beobachten.

      Er flüstert: „Die haben einen dicken Sack dabei! Wow!“

      „Der Plan ist perfekt, keiner ahnt, dass wir bequem mit dem Boot türmen“, stellt der mit der tiefen Stimme fest.

      „Ja ja“, sagt der andere. „Die haben bestimmt schon alle Zugangsstraßen gesperrt!“

      „Da stimmt was nicht“ stellt Wonny fest und alle stimmen zu. Hasi schaut aus der Luke raus.

      „Jetzt haben sie ihr Schiff verschlossen, wir warten auf Steffen und Franzi.“

      Nach einer Weile geht der Motor von der „Birgit“ an und das Schiff legt ab. Es fährt in den Mittellandkanal und dann in die Richtung, wo morgen auch Franzi und Steffen weiter wollen. Endlich kommen Franzi und Steffen wieder. Die beiden haben richtig gute Laune, weil es ein spannendes Fußballspiel war. Kaum sitzen die beiden, rufen alle durcheinander. Keiner versteht sein eigenes Wort.

      Franzi ruft laut: „Ruhe! Und jetzt mal langsam. Was ist passiert?“ Wonny berichtet von dem seltsamen Vorfall. Steffen, der gerade eine Flasche Wein entkorkt, nachdem er das Spaghettiwasser erhitzt hat, glaubt, dass Wonny und seine Freunde spinnen. Doch Franzi denkt schon, dass da was dran sein könnte. Steffen lenkt nun auch ein. Offenbar wirken die Tiere nicht so, als wenn sie Späße mit so etwas treiben würden.

      „Okay“ sagt Steffen, „wir machen mal das Radio an und hören, ob hier in Wolfsburg etwas passiert ist.“ Alle nicken und schon dreht Franzi an den Reglern.

      „Hier ist ein Sender aus der Region. BWR Radio auf der Frequenz 90,5 MHz. Im Stadion haben die diesen Flyer verteilt.“ Alle hören gespannt zu. Steffen rührt die Soße um, Kröti assistiert. Eine Frau erzählt etwas über ein Mega-Konzert dann dudelt Musik.

      „Also Leute, wenn das mal keine Ente ist, was ihr da erzählt“, ruft Steffen.

      „Erstens stimmt das, was Wonny berichtet und zweitens was hat eine Ente damit zu tun?“ plustert sich Dumm-Mausi auf. Irgendwie ist es nicht so gemütlich, Franzi schenkt sich etwas Wein ein.

      „Wir unterbrechen unser Programm wegen einer Sondermeldung der Polizei Wolfsburg. Heute wurde in den Nachmittagsstunden das Juweliergeschäft Raabe in der Innenstadt von zwei maskierten Tätern überfallen. Dabei wurden wertvoller Schmuck und Uhren entwendet. Die Polizei bittet um Ihre Mithilfe. Wer hat zwei männliche Personen gesehen. Die erste Person ist etwa 1,90 Meter groß und trägt eine schwarze Allwetterjacke. Die zweite Person ist untersetzt, höchstens 1,70 Meter groß, trägt eine helle Jeansjacke und ist wahrscheinlich Brillenträger. Zweckdienliche Hinweise richten Sie bitte an jede Polizeidienststelle.“

      Als erster findet Steffen wieder Worte: „Wow und die beiden sollen neben uns im Boot gewohnt haben und jetzt sind sie auf der Flucht mit einem Kajütboot?“

      „Ja, ja, wir haben es euch doch erzählt. Das sind die beiden von vorhin. Ihr könntet uns ruhig was glauben“ entrüstet sich Pauly, der Delphin.

      „Okay, aber was machen wir jetzt?“ fragt Franzi.

      „Na ist doch klar. Die Polizei anrufen und sagen, dass die mit dem Schiff ‚Birgit’ den Mittellandkanal in Richtung Westen unterwegs sind.“ Das war Schlau-Mausi, wer sonst? So einfach scheint die Sache aber nicht zu sein.

      „Beim besten Willen, wir können doch nicht die Polizei anrufen und sagen unser Teddy, ein Hase, Kröti, Pauly und zwei Mäuse sind Zeugen einer Flucht. Vermutlich handelt es sich um die Räuber von heute. Die lachen uns aus“, stellt Franzi klar.

      „Typisch, nur weil wir keine Menschen sind, glaubt uns keiner. Dann sagt ihr beide doch, dass ihr die Gauner beobachtet habt“, erklärt Hasi.

      „Das geht doch nicht, die waren im Fußballstadion und können nicht lügen“, denkt Wonny recht laut.

      Als alle in die Kojen gehen, ist die Stimmung gedrückt. Franzi und Steffen sind ratlos und der Rest ist beleidigt, weil Stofftieren kein Glauben geschenkt wird. Und nachts schlägt dann noch ein Seil mit einem Haken so laut gegen eine Takelage eines Segelboots, dass alle einen unruhigen Schlaf haben.

       10. Tag: Sehnde

      Die Stimmung ist trübe, das Wetter ist trübe. Es nieselt, dabei soll der Frühling jetzt mit voller Wucht kommen. Die Nelly legt ab und kaum ist sie wieder auf dem Mittellandkanal, erreicht sie eine Schleuse, die zweite auf dem Kanal. Die Schleuse Sülfeld, benannt nach dem Wolfsburger Stadtteil Sülfeld. Eigentlich sind es zwei Schleusen, eine alte und eine große neue. Steffen steuert die alte Schleuse an, weil sie ausreicht für die Nelly.

      Drinnen geht es turbulent zu. Ein Lastenkahn machte ganz schön Strömung. Das Boot muss kräftig festgehalten werden. Dafür steht nur eine Stange bereit. Schließlich wird die Nelly mittschiffs, so heißt das, festgemacht. Die Schleusen auf dem Mittellandkanal sind wohl für viel längere Schiffe gebaut worden.

      Danach wird es wieder ruhiger auf dem Wasser. Steuerbord, also rechts, damit es Dumm-Mausi nun auch begriffen hat, zweigt der Elbe-Seiten-Kanal ab. Schleppend kämpft sich die Sonne durch. Franzi ist draußen auf dem Vorschiff und sortiert die Fender. Was Fender sind? So große Gummiballons. Die werden an der Schiffsseite ins Wasser gehängt. Damit kann das Schiff geschützt werden. Zum Beispiel in der Schleuse, damit der Schiffskörper nicht gegen die Schleusenmauer kracht. Gummiballon klingt besser als Fender, aber alle sagen Fender dazu.

      Plötzlich ruft Franzi von draußen laut: „Da, da seht ihr?“ Sie zeigt dabei nach vorne auf die Motoryacht, die seit kurzem vor uns fährt.

      Steffen nimmt das Fernglas. „Tatsächlich! Die ‚Birgit’ fährt da vor uns.“ Alle sind hellwach und aufgeregt. Franzi ist wieder ins Boot gesprungen.

      „Wir halten erstmal den Abstand zu dem Schiff“, erklärt Steffen. Was ist zu tun? Dumm-Mausi möchte Piraten anheuern. Die sollen das Schiff entern und die beiden Gauner festnehmen. Woher hat er das bloß?

      „Erstmal Ruhe bewahren! Wir wissen ja nicht, ob die beiden Räuber noch auf dem Schiff sind. Vielleicht sind die schon längst an Land“, sagt Wonny.

      Kröti überlegt leise: „Wir könnten uns doch etwas anschleichen und gucken, ob wir wenigstens einen der beiden Lümmel erkennen, oder?“

      „Klar, und wenn es einer von den beiden ist, dann könnten Steffen und Franzi die Polizei anrufen. Es gibt doch eine Personenbeschreibung, wenn die stimmt, bräuchten die beiden nicht mehr lügen.“ Das war Schlau-Mausi, eben eine sehr schlaue Maus.

      Ganz vorsichtig nähert sich die Nelly der Birgit. Aber es ist niemand zu sehen. Die beiden sind wohl unter Deck.

      „Wir könnten sie