Ute Ebeil-Nehcam

Lady Godiva auf der Suche nach ihrem entlaufenen Pferd


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die Aufgaben, die hauptsächlich das Wurzelziehen betreffen, welches mir normalerweise nicht schwerfällt, mehr schlecht als recht gelöst. Mit voller Absicht allerdings! Wenige Aufgaben habe ich begonnen und größtenteils falsch gelöst. Mehrere dicke, rote „F“s von „Falsch“ prangen am Seitenrand. Einige Freiflächen sind mit einem roten Fragezeichen versehen.

      Ich werde richtig geil, als ich mit Rotstift eine große „Fünf“ unter die Arbeit setze. Helmuts Schrift ist einfach und nicht so kreativ wie seine Unterschrift, ist richtig leserlich und leicht zu fälschen. Ich nehme den roten Filzer erneut zur Hand und schreibe in Helmuts Handschrift:

      „Was ist los mit dir, Ute? Wirst du zum Faulpelz?“

      Das Schwierigste kommt jetzt: Helmuts Unterschrift. Obwohl er ja viele Arbeiten zu unterschreiben hat, nimmt er sich dazu Zeit, schreibt Vor- und Nachnamen in einem Stück und verziert das Ganze mit einigen Schnörkeln zu einem kleinen Gemälde. Ich brauche viel Papier und Geduld beim Üben seiner Unterschrift. Meine Linke, die sich immer mal in meine Spalte verirrt, bekommt von mir Fummelverbot, denn höchste Konzentration ist notwendig, als ich die Unterschrift nachmache.

      Vorsichtshalber schreibe ich eine Berichtigung für diese gefälschte Mathe-Arbeit, die Papa möglicherweise sehen will. Danach tausche ich meinen Rock in eine Nietenhose. Ich finde es einfach atemberaubender, die Hose runter lassen zu müssen, statt nur den Rock anzuheben, wenn es dann „so weit“ ist …

      Aufgewühlt und sexuell extrem erregt gehe ich am Abend nach unten und vermute, dass Papa in seinem Büro bald Feierabend macht. Ich decke den Tisch, koche Tee, stelle Butter, Wurst, Käse, Brot und meinen Lieblingsbelag, Thüringer Mett, auf den Küchentisch, schäle und schneide meine Zwiebeln statt in kleine Würfel in Scheiben, die ich mir, wie immer üblich, im Ganzen auf mein Mett legen werde. Meine „Fünf“ in Mathe habe ich dabei, jedoch noch etwas versteckt unter meinem Teller. Ich brauche nicht lange auf Papa zu warten, er hat mich in der Küche hantieren gehört.

      Fröhlich wünschen wir uns „Guten Appetit!“ und genießen unsere gut belegten Schwarzbrotscheiben. Wir quatschen ein wenig über Belangloses, und mir fällt es schwer, in Anbetracht meines Planes, mitzureden. Bewusst erwecke ich den Eindruck, dass ich etwas auf dem Herzen habe, und Papa ist sensibel genug, um es mir an der Nasenspitze anzusehen und fragt nach.

      „Es ist mir ganz schön peinlich, was mir widerfahren ist und was ich dir leider beichten muss“, fange ich an.

      „Dir ist doch sonst nie etwas peinlich! Unserem Postboten hast du splitterfasernackt ein Paket abgenommen, ohne schamhaft eine Hand vor deinen Schamhügel zu halten. Und vor gut einem Monat bist du gezwungen gewesen, beim Duschen nach der Sportstunde deinen in den Regenbogenfarben schillernden Allerwertesten präsentieren zu müssen und bist wahrscheinlich noch stolz drauf gewesen.“

      „Ok, du hast gar nicht so Unrecht, Papa! Die Geschichte mit dem Duschen stimmt haargenau. Alle Mädels haben sich schadenfroh meine Striemen auf dem Arsch angesehen, teils darüber gefasst, sie nachgezeichnet und mich ironisch gefragt, ob <es> denn wehgetan hätte. Das ist aber nicht zu vergleichen, mit dem, was heute in der Schule geschehen ist. Ich hab‘ eine Arbeit ganz doll versaut! Ausgerechnet in Mathe!“

      Gleichzeitig gebe ich Papa die gefälschten Papiere. Papa guckt sich alles in Ruhe an, lacht mich schließlich aus mit den mehrfach wiederholten Worten:

      „Meine Tochter hat eine <Fünf>! In Mathe! Ausgerechnet in Mathe! Das muss dir wirklich mehr als peinlich sein! In Mathe! Meine ehrgeizige Tochter! Eine <Fünf>!

      So geknickt, wie ich nur kann, spiele ich das <Häufchen Elend> am Tisch.

      „Bitte lach‘ nicht drüber! Und sei nicht so ironisch! Noch nie in meinem Leben ist mir etwas so peinlich gewesen, wie dieses <Mangelhaft> in Mathe.“

      Mein Dad lacht weiter, brummelt erneut dauernd die Worte „peinlich“ und „Mangelhaft“ in seinen Bart, statt fuchsteufelswild aufzuspringen und mir die Leviten zu lesen. Noch immer nicht ernst sagt Paps zu mir:

      „Dafür bekommst du keine 100 DM Belohnung!“

      „Das weiß ich selbst, du Arsch! Dafür setzt‘s was hinten drauf!“, erwidere ich flegelhaft.

      „Etwas hinten drauf? Ute, das wär‘ zu wenig! Diese <Fünf> ist mehr wert, als ein paar hinten drauf! Eine anständige Tracht Prügel ist meines Erachtens fällig!“

      „Da hast du Recht, Papa! Ein anständiges Fellvoll ist das Mindeste, was mir zusteht und wird eine Wiederholung so eines Ausrutschers verhindern“, bestätige ich theatralisch seine Ankündigung.

      Papa wird ernst, sieht meine <Fünf> in Mathe deutlich anders als ich und wirft mir zum ersten Mal richtig vorwurfsvoll meine ausschweifenden Disco-Besuche, welche er mir bisher gegönnt hatte, vor:

      „Meine Tochter! Das ist in meinen Augen kein einfacher Ausrutscher! Das ist eine gigantische Entgleisung, verursacht durch extreme Arbeitsscheu und übertriebene Sucht nach Ablenkung in der Disco, die man hoffentlich nicht Herum-Hurerei nennen muss!“

      Papa setzt fort: „Ich hab‘ noch zwei wichtige Telefonate zu erledigen. Und du, Ute, bist pünktlich um <Halb-Acht> wieder unten in der Stube! Verstanden?“

      Mit einem „Ja-ja“, welches Papa in dieser Doppelform üblicherweise als eine freche „Leck-mich-am-Arsch“-Aufforderung interpretiert, räume ich, beleidigt über das Wort „Hurerei“, den Tisch ab, spüle schweigend das Geschirr, verstaue die Lebensmittel unwirsch im Kühlschrank, verdufte in mein Zimmer in der oberen Etage, lege mich auf mein Bett, schwelge, ohne an meiner Möse zu spielen oder die Finger hineinzustecken, in SM-Fantasien und habe mit einem Mal gemischte Gefühle in Erwartung der auf mich zukommenden, selbst initialisierten Spanking-Session.

      Pünktlich zur vereinbarten Uhrzeit gehe ich mutig und sexuell grenzenlos erregt nach unten, schleiche in Papas Arbeitszimmer, suche und finde den Rohrstock und begebe mich, splitternackt, wie ich heruntergekommen bin, unsäglich gespannt, neugierig und unruhig, ungeduldig und erwartungsvoll in die Stube. Papa blickt von seiner Zeitung auf, nippt an seinem Rotwein, nimmt mir den Stock ab, sieht auf die Uhr und lobt mich:

      „Pünktlich auf die Sekunde! Das kenn‘ ich gar nicht bei dir!“

      Einen Kommentar der Form „Deine Tochter kommt zum Strafvollzug!“ unterdrücke ich, will die Angelegenheit nicht ins Lächerliche ziehen.

      Noch immer ohne Worte lege ich mich von hinten über eine Sessellehne. Meinen Hintern deponiere ich fast ganz oben. Mit leicht gespreizten Schenkeln beobachte ich aus den Augenwinkeln meinen Dad, harre seiner Reaktion. Papa lässt mich schmoren, bleibt vorerst sitzen, nimmt einen weiteren Schluck aus seinem Glas, faltet umständlich die Zeitung zusammen und legt sie ordentlich zur Seite. Langsam steht er auf, kommt zum Sessel, legt den Rohrstock nicht wie das letzte Mal zum Maßnehmen auf die Backen. Er schlägt auf der Stelle mit einem ernsten „Schäm‘ dich!“ kräftig zu.

      „Eins!“, zähle ich.

      Keine fünf Sekunden später ruft er wieder: „Schäm‘ dich!“, und der Rohrstock schneidet schwunghaft in mein Hinternfleisch ein. Einen Schmerzensschrei vertusche ich, indem ich aus vollem Hals schreie:

      „Zwei!“

      Papa nimmt keine Rücksicht. Skrupel kennt er im Moment offensichtlich nicht im Geringsten.

      „Mir soll’s recht sein!“, denke ich nach dem Motto „Nach-mir-die Sintflut“. Heute will ich etwas Neues erleben. Vorerst geht es kraftvoll weiter. Papa brummelt nichts mehr in seinen Bart, er sagt es laut und deutlich und immer und immer wieder:

      „Schäm‘ dich, Ute!“

      „Ute, du bist ein Faulpelz ohnegleichen!“