Christl Vogl

Frühlingsmärchen


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Vergissmeinnicht

       Osterglöckchen

       Wo ist die Entenmutti?

       Das Sonnenfleckchen

       Mit Pauken und Trompeten

       Eine Herzensgeschichte

       Die Weidenkätzchen

       Das Tulpen-Elfchen

       Jonas holt den Frühling

       Keine Schneeglöckchen?

       Der Schneeprinz und das Schneeglöckchen.

      Ein Frühlingsläuten

      Da lagen noch vereinzelt Reste von Schneehäufchen in Wald und Flur herum. Es war, als wenn der Frühling mit seinem Sonnenbesen nicht ordentlich gekehrt hätte. Aber das störte die kleinen, vielen weißen Glöckchen nicht. Nein, denn die Schneeglöckchen wollen nun jetzt überall ihr feines Läuten und Klingeln verkünden.

      Also klingelten sie ganz fein, aber für die ersten Hummeln ganz deutlich. Ja, die hörten das Läuten der Schneeglöckchen, tingelinggeling hörten sie immer wieder.

      Da freuten sie sich, denn die Schneeglöckchen hatten herrlichen Blütenstaub und Pollen, und da sie meistens hungrig waren, flogen sie schnurstracks zu den Schneeglöckchen.

      Auch Hummi Hummel, eine Hummelkönigin, suchte fleißig nach Blütenstaub und Pollen und gar bald hatte sie die Schneeglöckchen entdeckt, die noch nicht durch die anderen Hummeln leer genascht waren. Sie hatte ein Körbchen umgehängt, das an ihren Hinterbeinchen befestigt war, so konnte sie gleich viel Blütenstaub auf einmal mitnehmen.

      Oh, wie viele Schneeglöckchen hier blühten, komisch eigentlich, dass diese gar nicht läuteten. Darum waren natürlich noch keine Hummeln hier gewesen. Na ja, ihr soll’s recht sein und ohne noch zu zögern füllte sie ihr Körbchen mit dem herrlichen Schneeglöckchenblütenstaub.

      Plötzlich hörte sie ein leises Schnarchen.

      Nanu, wer schnarchte hier denn so leise?

      Vorsichtig bog Hummi einige Blättchen auseinander und da sah sie zu ihrem großen Erstaunen ein wunderbares zartes Elfchen liegen. Es lag herrlich und entspannt auf einigen Schneeglöckchenblättern und schlief tief und fest.

      „Ach, wie lieb“, dachte Hummi, „ein Schneeglöckchen-Elfchen, soll ich es aufwecken, eigentlich müsste es ja die Schneeglöckchen läuten und ich müsste es auch fragen wegen des Blütenstaubs, ob es mir erlaubt ist. Ach was, ich lasse es einfach schlafen und das nächste Mal, wenn ich wiederkomme, dann erzähle ich ihm alles.“

      Doch da erwachte das Elfchen.

      Uaa, gähnte es, „ich hab so schön geschlafen, so schön.“

      Da entdeckte es Hummi Hummel.

      „Waaas“, rief das Elfchen, „ist es denn schon so spät?“

      „Wie meinst du das?“, fragte Hummi.

      „Na, ich meine halt, weil du schon hier bist, denn wenn die Hummeln kommen, dann hat der Frühling angefangen, dann muss ich meine Schneeglöckchen läuten. Verstehst du das?“

      Da lachte Hummi und sagte: „Natürlich versteh ich das, aber was soll’s, du hast eben verschlafen. Aber der Frühling ist dennoch gekommen, denn die anderen Schneeglöckchen haben schon sehr fleißig geläutet. Kannst du sie denn nicht hören?“

      Ja, das Elfchen konnte sie alle läuten hören, nur ihre eigenen nicht. Und dabei hatte es sich so gefreut, dass sie die erste wäre, die ihre Schneeglöckchen läuten wollte. Und nun? Nun war sie die letzte, na ja, besser spät, als gar nicht.

      Und ein wenig später läuteten auch ihre Schneeglöckchen dem Frühling ein Willkommen.

      Tingelinggeling, willkommen, tingelinggeling …

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      Die Winterlinge

      Oben auf der Almwiese blühten die Winterlinge. Wie kleine gelbe Butterblumen strahlten sie aus der harten braunen Erde heraus. Da kamen auch schon die ersten Hummeln, denn der herrliche Duft der Winterlinge hatte sie herbeigelockt.

      „Es wird Frühling,“ summten sie, „herbei, herbei, ihr Hummeln und Bienchen, hier gibt es was zu naschen.“

      „Oh ja, sicher!“, rief das Winterling-Elfchen, „kommt nur und nascht, so viel ihr nur wollt. Vorbei ist die Winterzeit, vorbei der Hunger, vorbei die Kälte. Meine Winterlinge sind ja die ersten Frühlingsboten vor dem Kleinen Hufblatt und dem Schneeglöckchen.“

      „Ja, ja, sicherlich“, summten wieder die Hummeln, „wir sind ja alle froh, dass deine Blümchen schon da sind, unsere erste Speise. Es wird wirklich Frühling.“

      „Na, ich weiß nicht“, piepste eine Stimme irgendwo im Unterholz.

      „Nanu“, rief das Elfchen, „wer ist denn da so misstrauisch?“

      „Ich, ja ich, ich bin Benjamin Maus und ich komme gerade aus meinem unterirdischen Kämmerlein“, sagte das Stimmchen und kroch heraus aus dem gelben Blütenmeer der Winterlinge.

      Da lachte das Elfchen und sagte: „Aha, du bist also Benjamin. Na ja, ich muss schon sagen, du bist ein ganzer Mausekerl. Aber was trägst du da über deinem Rücken?“

      „Das ist meine warme Blattdecke, die habe ich im Herbst gefunden und die hält mich schön warm, den ganzen Winter über. Da hab ich mich reingekuschelt und ich will sie auch behalten, denn mich friert“, sagte Benjamin und zog das braune Blatt noch enger um seine Schultern.

      Da hielt das Elfchen der kleinen Maus eine schöne gelbe Winterlingsblüte entgegen und sagte: „Aber Benjamin, du brauchst das Blatt jetzt nicht mehr. Der Frühling hat angefangen und es wird nun jeden Tag ein bisschen wärmer. Die Sonne wird jeden Tag kräftiger, glaube mir. Gib nur das verdorrte Blatt her, es fällt ja auch schon beinahe auseinander.“

      Erschrocken schaute die Maus die Elfe an und wich einen Schritt zurück und rief: „Auf keinen Fall, da kann jeder sagen, der Frühling hat angefangen. Aber so dämlich bin ich nun auch wieder nicht, dass ich alles so mir nichts dir nichts glaube. Und überhaupt, kannst du es beweisen?“

      „Aber Benjamin“, lachte die Elfe, „was soll ich dir denn beweisen? Dass meine Winterlinge blühen und strahlen wie kleine unzählige Sonnen? Dass ihr Duft sich über der ganzen Wiese verbreitet und dadurch die Hummeln und Bienchen erwachen? Dass der Schnee schon geschmolzen ist? Benjamin, schau mich an. Würde ich hier sein mit meinen Blümchen, wenn es noch Winter wäre? Ich glaube nicht, da würden ja meine Winterlinge alle erfrieren, und so etwas würde ich auch nicht überleben. Also sei gescheit und schüttle das braune verwelkte Blatt ab und nimm dafür meine kleinen sonnigen Frühlingsblümchen.“

      Doch Benjamin sagte nichts, stattdessen hob er sein Schnuppernäschen in die Luft, schnupperte ein paarmal tief, warf das braune Blatt von seinen Schultern und rief: „Lass nur, ich muss