beschäftigt waren. Deshalb fügte sie hinzu: „Wer von euch schon mal so ein Wagenrad gesehen hat, der weiß, dass sie groß sind.“ Erst jetzt nickten einige und blickten verstehend auf Oma Hanna, die bereits fortfuhr.
„Durch die Kerzen wollte Herr Wichern seinen Kinder zeigen, wie lange sie noch auf Weihnachten warten mussten und gleichzeitig sollten die hellen Lichter der Kerzen den Kindern Hoffnung geben. Wichern nahm vier weiße Kerzen, für jeden Sonntag eine und 20 rote Kerzen für die Werktage. An Weihnachten erleuchteten so 24 Kerzen den Raum. Diese Idee gefiel den Menschen und sie begannen, ebenfalls einen Adventskranz aufzustellen.
Erst 20 Jahre nach Wicherns erstem Adventskranz kamen die Menschen auf die Idee, einen Kranz aus Tannengrün zu binden und statt 24 Kerzen nur vier, für jeden Sonntag eine, auf dem Kranz zu befestigen. Die 24 Kerzen ließen sich einerseits aus Platzgründen nicht erhalten, wer hatte schon Platz, ein ganzes Wagenrad aufzustellen und außerdem begannen die Menschen, ihre Adventskränze aufzuhängen, das Wagenrad wurde einfach zu schwer.
So, und jetzt wisst ihr, warum wir bis heute Adventskränze binden und Kerzen auf ihnen befestigen, damit auch wir sehen, dass Weihnachten näher rückt und damit wir die Hoffnung niemals aufgeben.“
2. Beim Weihnachtsbaumverkauf
Auf einem Weihnachtsbaumverkauf, irgendwo in unserem Land. „Heinz, guck mal: DER da.“ Doch Heinz guckt nicht, der sieht den Baum vor lauter Bäumen nicht. Ich, als Eigentümer des Weihnachtsbaumverkaufs, eile zu Hilfe, doch bis ich da bin, bleibt Heinz hilflos.
„Heinz, nein, nicht den, Mensch, DER!“ Heinz versucht sein Bestes und wühlt in den Bäumen. Ich erreiche das Paar und kann Heinz endlich zur Seite stehen. „Ich glaube, Ihre Frau meint diesen hier“, sage ich und greife einen der Bäume heraus. „Ja, genau DER!“, bekomme ich erleichtert zur Antwort, „können Sie den mal gerade halten?“ Ich versuche mein Bestes. Die Frau umrundet den Baum. „Hmm, naja, eigentlich ganz schön. Außer hier.“ Sie deutet missbillig auf einige abgeknickte Äste. Jetzt ist meine Diplomatie gefragt. „Da haben Sie recht. Wo stellen Sie denn ihren Baum hin?“ frage ich, „wenn er mitten im Raum stehen soll, dann geht das natürlich nicht.“
„Nein, nein, der steht in der Ecke im Wohnzimmer“, erfahre ich von der Frau, „Heinz? Was meinst du?“ Meiner Meinung nach meint Heinz gar nichts, denn er hat den Glühweinstand entdeckt.
„Ähh, was ist?“, fragt Heinz sichtbar abgelenkt.
„Na den Baum hier!“
„Jaaahhh?“ Hilfesuchend sieht Heinz mich an. „Ihre Frau hat gesehen, dass ein paar Äste abgeknickt sind“, springe ich helfend ein. „Ach so.“ Heinz scheint erleichtert und hat den Gesprächsfaden wieder gefunden. „Nicht schlimm, den Baum stellen wir in die Ecke.“
„Habe ich doch auch gerade gesagt.“ Die Frau klingt langsam genervt. Ich schreite ein. „Wissen Sie was? Ich gebe Ihnen den Baum ein bisschen billiger und ihr Mann sägt die Äste einfach ab.“ Ein Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht. „Oh, na dann nehmen wir ihn.“
Heinz muss den Baum tragen, ich packe ihn ein, beide ziehen von dannen, ohne Glühwein.
Als nächstes eine Familie mit zwei Kinder im Alter von ca. 9 und 5 Jahren. „Einen großen Baum, einen großen Baum“, ruft das Mädchen schon von Weitem.
„Ein großer Baum ist bestimmt sehr teuer, den können wir uns nicht leisten“, versucht der Vater bereits im Voraus abzuwiegeln. „Aber er MUSS groß sein“, besteht die Kleine. Der ältere Bruder schaltet sich ein: „Ja, einen großen Baum.“
Auch hier kann ich helfen. Ich lotse die Familie zu den nicht ganz so teure Bäume und zeige ihnen ein paar.
„Die Kinder sollen sich den Baum aussuchen“, erklärt mir der Vater, „ihnen soll er gefallen, es ist doch Weihnachten. Nur mit dem Preis müssen wir halt schauen.“
Ich verspreche, das im Auge zu behalten. Doch kein Baum gefällt den Kindern so richtig. Der eine ist zu klein (war zu erwarten), der andere nicht dicht genug, der nächste zu dicht („Wir haben nämlich richtige Kerzen“, erfahre ich von den Kindern), ein weiterer ist auf der einen Seite eingedrückt, auch das gefällt nicht. Die Nerven der Eltern werden kürzer. Doch auf einmal sieht das Mädchen einen Baum, ganz hinten in der Ecke steht er. Sie saust auf ihn zu, schaut ihn an und sagt: „Den oder keinen.“
Vorsichtig stelle ich den Baum auf und frage mich, was dieser Baum hier hinten verloren hat. Der Baum ist wirklich schön, grün, dicht, aber nicht zu dicht, allerdings ein bisschen klein, doch das scheint diesmal nicht zu stören. Auch der Junge stimmt zu. Die Eltern dagegen stimmen dem Preis zu, der Baum bekommt einen neuen Besitzer.
An diesem Tag verkaufe ich noch eine Menge Bäume an viele Leute, mit wenig und mit zu viel Geld, an Leute, die nur einen kleinen Baum wollen oder brauchen, aber auch an Leute, die einen 3-Meter-Baum wollen und auch bekommen, auch wenn die Auswahl hier nur klein ist.
Eines haben sie aber alle gemeinsam: Sie wollen Weihnachten feiern und am 24. Dezember werden alle meine verkauften Bäume geschmückt in ihren Wohnungen stehen und sie werden sich daran erfreuen, das hoffe ich.
3. Mit Rex im Schnee
Hüpfend und schwanzwedelnd steht, nein, hüpft er vor mir. Der Hund meiner Schwester. Rex. Ein wirklich großer Dalmatiner, ganz klassisch, weiß mit schwarzen Punkten und einem schwarzen Ohr. Rex liebt Gassi gehen, vor allem im Schnee. Er weiß genau, dass er darin mit seinem größtenteils weißen Fell weniger auffällt und deshalb logischerweise mehr Unsinn machen kann.
Ich stehe mit meiner Schwester vor der, zum Glück noch geschlossenen, Haustür. Rex hat dummerweise schon klar erkannt, dass es geschneit hat und will raus. Wie ist egal, mit allen Mitteln. Während meine Schwester bemüht ist, ihm sein Geschirr anzuziehen, saust er mir zwischen die Beine, macht den Rücken krumm und ich sitze fest, bzw. sitze auf ihm wie auf einem sehr kleinen Pony. Rex findet das lustig und läuft den Flur entlang. Ich auf ihm drauf, laufe halb mit und werde halb mitgezogen, sitze einfach fest.
Meine Schwester ist keine große Hilfe, sie lacht sich schlapp und kann zu ihrem großen Ärger vor Lachen das Smartphone nicht stillhalten um ein Foto zu machen, was sie noch mehr lachen lässt. Zum Glück bleibe ich in dem Moment mit den rechten Knie im Türrahmen hängen, Rex hat die Kurve zu klein berechnet, kein Wunder, Reiter hat er ja normalerweise nicht. Das Knie bekommt einen blauen Fleck und Rex endlich sein Geschirr. Wir können los.
Die Tür geht auf, Rex schießt raus, die Leine spannt sich und meine Schwester fliegt hinterher. Das ist absolut wörtlich zu verstehen, da sie auf dem Treppenabsatz nämlich ausrutscht und hinfällt. Diesmal habe ich was zu lachen.
Zum Glück ist es von ihrem Haus nicht weit bis zum Feld, wo wir ihn laufen lassen können. Kaum ist die Leine ab, stiebt er davon quer übers Feld. Zunächst noch gut zu sehen, plötzlich nicht mehr. Auf Rufen reagiert er gerade mal nicht, also meine Schwester und ich hinterher, Hund suchen.
Wir finden ihn, bzw. eigentlich seine Schwanzspitze. Die schaut ganz keck oben aus dem Gebüsch heraus, indem Rex gerade auf Mäusejagd ist, vielleicht hat er auch einen Kaninchenbau oder ein Maulwurfsloch gefunden, ihm ists egal, er gräbt dass die Schnee- und Erdbrocken fliegen. Meine Schwester schimpft, doch Rex schaut sie mit diesem unwiderstehlichen Blick an, den alle Hunde haben, wenn sie uns sagen wollen „Ich weiß ja, dass du gerufen hast, aber es ist grad soooooo spannend und guck mal, was ich gefunden habe.“
Tja, das hat er tatsächlich. In Rex Fall ist das eine alte Rübe, vielleicht ist sie auch schon uralt, das lässt sich nicht so genau sagen. Freudig schleppt er sie aufs Feld um sie dort zu verspeisen. Dass sie tiefgefroren ist, scheint ihn nicht zu stören. Meine Schwester weiß nicht, ob sie das gut oder schlecht finden soll. Entschließt sich für schlecht („Er bekommt nur wieder Durchfall“) und will ihm die Rübe abnehmen. Rex hat allerdings schon von alleine festgestellt, dass eine tiefgefrorene Rübe sich doch nicht so gut verspeisen lässt. Kurzerhand oder besser kurzerpfote erklärt