anders: er dehnte und streckte sich. Sybille hob den Hintern, wie für die Liebe einem unsichtbaren Galan entgegen, jedoch ihr Po platzte aus allen Nähten, er wurde prall und voll und bald geziert von einem langen Pferdeschweif. Sybilles Hände, Arme, Oberschenkel und Füße veränderten sich zu schlanken Vorder- und Hinterläufen und formten sich hinab zu vollendeten Fesseln und Hufen. Das Gesicht, die nunmehr traurig und hilflosen Augen, die Augenbrauen, die Nase, die Wangenknochen, Ohren, Haare kurz der ganze Kopf verlor die natürliche Schönheit des Mädchens, verlor alles Menschliche und wich unausweichlich einem Pferdekopf. Ihre (plötzlich wie im Milchfieber) angeschwollenen Brüste barsten und schoben sich zu einem mächtigen Brustkorb auseinander. Der zarte Flaum ihrer Haut, die Kopf-, Achsel- und Schamhaare schlossen und vereinigten sich auf ihrem Leib zu dem dichten Fell eines Pferdes. Doch das alles währte nur wenige Sekunden und es gab dieses Mädchen nicht mehr, das Mädchen, das sich gegen diesen Pferdeleib so gewehrt hatte. Alles hatte nichts geholfen; Sybille stand da stolz und makellos als wunderhübsche rehbraune Stute, mit Flanken, die schweißnass weißschaumig dampften, und die sich im Schein der heißen Augustsonne wiederspiegelten. Sie schnaubte wild durch die Nüstern, schlug mit wehender Mähne heftig mit den Kopf auf und ab, kratzte mit den Hufen tiefer Löcher in die Grasnarbe und stieg wild wiehernd steil in die Höhe. Siegfried beobachtete sie sichtlich zufrieden lächelnd und ließ sie einen Augenblick gewähren. Schließlich zog er sie sanft herab, nahm sie nah zu sich heran tätschelte ihr den Hals und flüsterte ihr ins Ohr: „Ruhig meine Sybille jetzt bist Du meine schöne Stute und ich kann Dir etwas zeigen, was Du noch nie zuvor gespürt oder erlebt hast. Wollen wir einen kleinen Ausritt machen?“ Das hatte Sybille bereits zweimal an diesem Tag gehört. Nun klang es jedoch, so ruhig und vertrauenserweckend vorgetragen, irgendwie befreiend; denn: sie besaß nur noch den Drang zu laufen, laufen und laufen - einfach wegzulaufen. Die Stute Sybille wirkte immer noch stark beunruhigt, warf den Kopf, schlug mit dem Schweif und schlug heftig mit der Hinterhand. Siegfried schwang sich auf ihren sattellosen Rücken, trieb seine Fersen sanft aber bestimmt in ihre Flanken und stob mit ihr über die saftige Wiese dem schattigen Wäldchen entgegen.
Sie warf sich unruhig auf ihrem Lager hin und her. Kopf, Armen und Beinen alles arbeitete in hektischer Betriebsamkeit und ihr Busen hob und senkte sich schwer, wie bei einem Kampf auf Leben und Tod. Das Laken ihres Bettes lag zerknittert am Fußende. Die Stirn von der jungen schönen Frau erschien mal zerfurcht, wie ein aufgewühltes Meer, mal glatt, wie ein See und trug zahllose Schweißperlen. „Siggi, was machst Du mit mir?" Erschrocken öffnete Sybille die Augen weit. Fassungslos regten sich stumm ihre Lippen. Sie lag allein in Ihrem Bett. Sybille war nackt. Sie schloß die Augen wieder, öffnete sie. Was ist geschehen“, dachte sie aufgewühlt. Können Träume so realistisch sein?“ Ihre Augen schlossen sich erneut und ihre Hände fuhren an den Konturen Ihres Körpers herab. Sie fühlte ihre Wangenknochen, strich über das volle braungelockte Haar, glitt herab vorbei an ihrem Mund, Nase, Ohren, Kinn, Hals, Schlüsselbein, Brüste, Bauch Hüfte, Oberschenkel...alles da. „Ich bin ein Mensch“, dachte sie verblüfft und gleichzeitig beruhigt, „aber was war das nur für ein seltsamer Traum gleichermaßen dramatisch, wie schön?“ Plötzlich ergriff sie eine riesengroße Furcht. Eine Furcht, die ihr jäh drohte das Herz abzudrücken: „Wenn ich jetzt reden will und ich kann es nicht. Wenn ich nun stattdessen wiehere wie ein Pferd?“ Nicht auszudenken, in ihrem Innerem lachte sie hysterisch.“Los trau Dich“, rief ihre innere Stimme laut gegen Hysterie und Furcht ankämpfend.
Im selben Augenblick glitten ihre Hände streichelnd unter die Zudecke...Sie hatte da etwas entdeckt. Wie ein Indiz in einem Kriminalfall? Liebevoll ließ Sie dieses Indiz sanft erschauern. Nun dachte sie angestrengt nach, zog ihre Knie ganz dicht zum Körper und die Stirn Graus. „Wie kann denn so etwas nur sein?“ So saß sie von Selbstzweifel und Ungewissheit geplagt eine lange Zeit und plötzlich schoss es ihr durch den Kopf: „Wenn es kein Traum war: wo ist Siggi. Wenn es ein Traum war: mit wem habe ich geschlafen?“. In dieser Sekunde kam die volle Erinnerung, die wie ein Lichtstrahl auf ihr Denken fiel. Sie hatte alles begriffen, was mit Ihr geschehen war. Alle Pein und alle Qualen waren vergessen. Was wogen die schon gegen dieses Abenteuer! War ich eine Stute?“ Sie lachte und begriff es nicht.„Siggi, bist Du auf mir davongeritten?“ Sie lachte erneut, doch es gab keine Antwort! „Ein Wahnsinn! Das gibt es doch gar nicht!“, zweifelte sie. „Waren wir an der Lichtung am Waldrand?“, sinnierte sie. „Hast Du mich dort weiden lassen?“ Sie grübelte. „Und der Hengst neben mir! Warst Du das etwa?“ „Ach das kann doch alles gar nicht wahr sein. Sag, dass das nicht wahr gewesen ist! Unglaublich! Ich habe doch verstanden, was der Hengst mir ins Ohr geschnaubt hatte?“. Aber ich weiß es nicht mehr, ich weiß es nicht mehr!, aber ich weiß noch und habe gespürt, wie dieser Hengst auf mich aufsprang und in mich eindrang! Immer und immer wieder.“
Sie schlug sich mit den Fäusten gegen die Stirn! So, als wolle sie mit Gewalt ihre Gedanken ordnen Dann lösten sich ihre Hände, um unter der Zudecke miteinander zu verschmelzen. „Was weiß ich überhaupt noch?“ Sybille resignierte. Jedoch ihre Gesichtszüge, ihr Körper und ihr Inneres begann sich langsam und zu entspannen. Wieder schüttelte Lachen ihren Körper. Irgendwie befreiend. Doch es schien so, als wolle es ihn zerreißen. Ohne dass sie es spürte begannen ihre Gedanken und Erinnerungen an diese unglaublichen Geschichten langsam, wie die fliehende Nacht vor dem erwachenden Morgen, zu verlöschen. Mit weit aufgerissenen Augen lag sie da. Sie dachte vollkommen ruhig über die Geschehnisse oder Nichtgeschehnisse nach. Doch alles entglitt ihr. Nichts wollte sich fortan klar und deutlich zu einem fassbaren Gedanken oder gar Satz fügen lassen. Ihre braunen Augen blickten unstet von einem Winkel des Zimmers zum nächsten, Augen und Mund verklärten sich. Sie dehnte ihren makellosen Körper, als ob sie ihn zerreißen und aus seiner Balance bringen wollte. Sie drehte sich blitzschnell und stützte sich auf Hände und Knie. So verharrte sie eine sehr lange Zeit. Bis sie eine maßlose und seltsame Sehnsucht befiel. „Gras schmeckt bestimmt gar nicht so übel!“. Sie hörte Ihre eigenen Worte, lauschte Ihnen nach und wunderte sich darüber. “Warum können Menschen eigentlich nicht wiehern, wie die Pferde“, enttäuschte sich Sybille und schnaubte gedankenverloren leicht durch die Nase, "Siggi..., Du verrückter, Du Edelmann, Du Hengst - wo bis Du, ich will Deine Edelfrau sein?“ Der Wind blähte von hinten leicht die Gardine im Zimmer.
Sie war so in ihren Gedanken gefangen, dass sie nicht die drei langen Rosshaare sah, die im Spiel des Windes leicht und geräuschlos am Kopfende ihres Bettes hin und her schwebten...
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