Sandy Sponhauer

Kriegerin der gekreuzten Schwerter


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Dina, „nicht in dieser Konstellation. Sondern Gallier und Germanen gegen Kaßandhra, Ägypter und Kelten. Nun, es gibt zwei Punkte, die für diese Gruppierungen sprechen.”

      Dina tritt vor das Pult: „Und? Welche Punkte könnten das sein? Zum einen, der hohe Anteil von fast neunzig Prozent an germanischen und gallischen Fundstücken, also neun von zehn Helmen waren germanisch und gallisch und das zweite, dafür sehen Sie bitte mal zur Leinwand.” Dina aktiviert ein Video. „So“, beginnt sie. „Dieser Mann hat einen alteuropäischen Kampfstil studiert. Sehen Sie sich seine Bewegungen an und nun sehen Sie sich diese Aufnahme an.” Sie aktiviert das zweite Video. Auf der Leinwand ist Kaßandhra zu sehen, bei ihren ersten Angriff auf der A3.

      Ein anderer Student steht auf: „Aber ist der gleiche Stil.”

      „Richtig“, antwortet Dina. „Können Sie mir auch sagen, welcher Stil das ist?”

      Nach einigen Sekunden des Überlegens antwortet der Student etwas zögernd: „Ich glaube, keltisch?”

      „Ist das eine Frage?“, sagt Dina laut.

      „Es ist keltisch!“, antwortet der Student schließlich deutlich aussagend.

      „Exakt! Gut aufgepasst. Kaßandhras Stil ist ebenfalls keltisch.” Dina stützt sich mit dem Rücken an das Pult. „Nun“, fragt sie alle ansehend, „wie kann das sein?“ Der gleiche Student steht erneut auf: „Vielleicht ist sie bei einem keltischen Stamm aufgewachsen.”

      „Wäre möglich, da gibt es bloß einen kleinen Widerspruch. Wenn sie wirklich bei den Kelten aufgewachsen wäre, dann wäre sie nicht als germanische Bauerntochter in den Geschichtsbücher beschrieben worden, oder?”

      Ein weiterer Student meldet sich: “Dr. ich habe mal eine Frage zu einem anderen Punkt.”

      „Schießen Sie los.”

      „Dr., Die Teufelsreiterinnen waren doch etwa ein Jahr in Ägypten. Wäre es denkbar, naja, dass Kaßandhra und Neos ein Kind hatten?”

      Dina wirkt nachdenklich. „Durchaus denkbar“, streicht sie sich am Kinn, „aber ich glaube es ist nicht so.”

      Eine Studentin meldet sich und Dina winkt ihr zu: „Ja bitte.”

      „Könnte es sein, dass sie ein Kind hatten, es aber vor dem Volk versteckt hielten?”

      „Aus welchem Grund?”, fragt Dina.

      „Wenn uns die Geschichte doch eines gelehrt hat, dann das Thronfolger, besonders im Kindesalter, sehr gefährlich lebten.”

      „Interessante Theorie! Wie untermauern Sie ihre These?”

      „Also ganz ehrlich, das ist nur eine Vermutung.”

      „Genau, nur eine Vermutung. Aber wir arbeiten mit Fakten und Beweisen und für ein Kind gibt es nun mal keine Beweise.”

      Kurz vor Schluss macht Dina noch eine Ansage: „Nicht vergessen, wir fliegen in vier Wochen wieder nach Alexandria. In einer Woche liegen die Namen aus, wer mitfliegen wird.”

      „Dr.?“, fragt ein Student noch laut durch das Getöse im Saal, „warum ist das Museum eigentlich geschlossen worden?”

      „Das kann ich nicht sagen. Es sollte Sie auch nicht beschäftigen. Danke dann erstmal.”

      Während die Studenten den Hörsaal verlassen, bleibt Dina noch einige Minuten an ihrem Pult. Es stört sie doch ungemein, dass gerade sie die Gründe für die Schließung des Museums nicht erfährt. Das Schweigen ist seltsam!

       Kapitel 1.4

       („ Was ist denn damals bloß mit ihr passiert?” )

      27. Juni

      Es ist neunzehn Uhr sechzehn und Mark sitzt auf der Terrasse seines recht ansehnlichen Anwesens und genießt sein Wochenende. Eine Terrasse, die fünf Meter weit in den Garten ragt, stolze sieben Meter Länge misst und außerdem im ägyptischen Stil gehalten ist und mit weißen Marmorplatten belegt wurde. Eingefasst mit einigen weißen Säulen, auf denen Blumen ihre Ranken herunter hängen lassen. Ein traumhafter Anblick, der an die Terrasse eines Pharaos erinnert.

      Die Vögel singen in den Baumkronen und in seiner Hand hält er ein Glas Wein. Wieder ist er in seiner Gedankenwelt vertieft, während ihm eine warme Sommerbrise um die Ohren bläst. Er sieht auf sein Grundstück und denkt und denkt und denkt.

      Vor kurzem hatte Mark ein Telefonat mit einem japanischen Archäologieprofessor namens Dr. Jan Fing Shu, Direktor des Geschichtsmuseum in Kairo, der um einen Besuch bat. Diesem willigte Mark ein, doch der Grund des Besuches wollte Mister Shu nicht verraten. In einigen Tagen wird der Professor bei den Marinos eintreffen. Ins geheime hoffen Dina und Mark doch, dass Mister Shu die Gründe der Schließung offenbart.

      Dina kommt zu Mark und bemerkt die leichte Abwesenheit ihres Mannes, denn sein Glas hatte er noch immer nicht angerührt. Liebevoll fragt sie ihn: „Was hast du?”

      Mark schüttelt leicht den Kopf: „Sag mal Engel, was wissen wir eigentlich über Kaßandhra?”

      „Du und Doc wisst eigentlich alles und ihr seid weltweit die herausragendsten Experten von Kaßandhra! Wieso fragst du?”

      „Das Massengrab und das, wie die Menschen dort liegen. Das geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Das war nicht einfach nur eine Hinrichtung, das hatte einen spezielleren Hintergrund, nur welchen?“

      „Du solltest mal lernen abzuschalten, mein Schatz“, lächelt Dina ihren Mann an. Es klingelt an der Tür und Dina geht los. Mark bleibt auf seiner Terrasse sitzen und denkt weiter nach. Der Besuch betritt die Terrasse. Mark begrüßt diesen: „Hey Doc, wie war die Ausgrabung?”

      „Ganz gut. Aber du? Du siehst nicht gut aus“, sagt Doc zu Mark. Auch Ulrike ist dabei. Nach dem Verlust ihrer Wohnung, während der Schwarzen Woche in Berlin, hatte sie auch ihren Job gekündigt und ist schon vor längere Zeit wieder mit Doc zusammengezogen. Sie hat sich inzwischen mit dem zeitintensiven Beruf Docs abgefunden und mit ihm entsprechende Kompromisse geschlossen. Mit Dina hat sie sich in die Küche zurückgezogen. Freundlich bietet Mark Doc ebenfalls ein Glas Wein an, doch er winkt ab und möchte lieber ein kaltes Bier. Der Staub der Wüste sitzt ihm noch in der Kehle. Mark geht zur Küche und holt gleich zwei. Als er zurückkommt, bemerkt Doc allerdings schnell, dass sein Freund nicht so ganz bei der Sache zu sein scheint und so fragt er ihn: „Was ist denn los? Du wirkst, als wärst du in einer anderen Welt.“

      „So ähnlich. Sag mal, was wissen wir eigentlich über ihre Entstehung?”

      „Von wem genau reden wir gerade?”

      „Kaßandhra! Mal ehrlich, was wissen wir?”

      „Also, alles würde ich frech behaupten.”

      „Nein - das tun wir eben nicht! Wir wissen teilweise was sie getan hat, doch wer sie war, wissen wir so gut wie nicht. Es muss doch irgendein Ereignis gegeben haben, das ihr Leben so gedreht hat, von der Bauerntochter zu dem? Aber wie? So viele Jahre der Forschung und nie haben wir uns diese Frage gestellt.“

      „Ich verstehe, jetzt wo du es sagst. Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Wie kommst du jetzt darauf?”

      „Das Grab! Das Grab in Buraschus und die Hetzrede. Man fragt sich, welche Grausamkeiten wir noch alle finden und was war es, was sie trieb?“

      Docs Tochter Melissa kommt in den Garten gerannt und spielt mit Ramses, einem alten Schäferhund, den Mark von einem Nachbarn in seine Obhut nahm. In der Abwesenheit von Mark und Dina kümmert sich das Dienstmädchen um den liebevollen Hund. Mark beobachtet das gerade vierzehnjährige Mädchen, so wie auch Doc: „Jaja Mark, wie schnell sie erwachsen werden. Gestern war ich