Jessica Dreams

Mein Sklave


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      Jessica Dreams

      Mein Sklave

      Von der Schwierigkeit, einen perfekten Haussklaven zu finden

      HUMOR / SM

      Wenn ihr alles getan habt,

      was euch befohlen wurde,

      so sprecht:

      Wir sind unnütze Sklaven,

      wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.

      Lukas Kapitel 17, Vers 10

      Jana

      Für mich war Sklave ein abstrakter Begriff aus der Antike. Vorstellen konnte ich mir darunter wenig. Bis ich einen Sklaven kennenlernte – und meine negative Meinung über Sklavenhaltung revidierte.

      Jana lernte ich vor fünf Jahren kennen. Oder waren es nur zwei Jahre? Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, so innig waren wir uns mittlerweile. Wie Zwillinge im Geiste sahen wir die Welt mit den gleichen Augen. So offen und beredsam sie bei unseren ersten Begegnungen war, umso verschlossener war alles, was ihr Privatleben anging. Wenn man sie nach ihrem Beziehungsstatus fragte, prallte man gegen eine Mauer eisernen Schweigens. Selbst die entscheidende Frage, ob sie auf Frauen oder Männer stand, konnte niemand beantworten. Ihr Privatleben war ebenso nebulös wie die synthetischen Nebelwolken in diesem Gothic-Club, in dem ich ihr zum ersten Mal begegnete. Obwohl wir uns bald regelmäßig trafen, verging der erste Monat und der erste Winter nahm Abschied, der erste Frühling kam und der erste Sommer sagte mit einem goldrotem Gruß der Natur Lebewohl, ohne dass sie etwas über ihr wirkliches Leben preisgab. Jana hatte um ihr privates Dasein ein undurchdringliches Netz gesponnen. Sie bewahrte es wie ein dunkles Geheimnis, obwohl wir uns mittlerweile vertraut waren wie die besten Freundinnen, die diese Welt je gesehen hatte. Bis sie mich eines Tages einweihte. Ihr linkes Auge zuckte nervös.

      »Ich habe bisher niemandem davon erzählt. Aber wir kennen uns mittlerweile zu gut, sodass ich mein Geheimnis nicht mehr vor dir verbergen sollte. Jedenfalls weiß ich, dass ich dir wirklich vertrauen kann.« Vorsichtig sah sie mich an und fragte zaghaft: »Willst du sehen, was ich zuhause habe?«

      Noch nie hatte Jana jemanden zu sich eingeladen, meines Wissens noch niemals einen Menschen in ihr Privatleben eingeweiht. Bei jeder aufkommenden Neugier hatte sie sich vehement gewehrt. Sie wurde fast aggressiv, wenn jemand den Vorschlag wagte, ob man sich denn nicht einmal privat bei ihr treffen könnte. Oder wenn jemand anbot, sie zuhause abzuholen. Selbst einen Brief an ihre Adresse zu schicken war unmöglich, denn ihre Anschrift oder der Ort, an dem sie lebte, waren ein absolutes Tabu.

      Ich hatte mir häufig den Kopf darüber zerbrochen. Was könnte es sein, das keiner sehen darf? Eine heruntergekommene und verwahrloste Wohnung – war sie ein Messie? Besaß sie vielleicht gar keine Wohnung und schlief unter einer Brücke? Oder im Zelt, vielleicht auch in einem Campingwagen am Straßenrand? Lebte sie womöglich in einer Hütte im Schrebergarten? Hatte sie häusliche Probleme, war sie verheiratet mit einem aggressiven Ehemann und schämte sich, dies jemandem zu offenbaren? Vielleicht hatte sie zuhause einen schweren Pflegefall, den sie ständig versorgen musste? Das täte mir leid. Ich habe großen Respekt vor Menschen, die so etwas leisten. Alles war möglich, ich tappte völlig im Dunklen. Was war ihr Geheimnis? Endlich würde ich die Wahrheit erfahren. Jetzt wollte sie sich mir offenbaren und mich einweihen.

      »Ja, gerne«, antwortete ich und versuchte zu verbergen, wie neugierig ich wirklich war. Offensichtlich gelang es mir nicht, da sie grinste.

      »Es ist ein wenig ungewöhnlich. Jemand, der diese Passion nicht in sich trägt, wird das niemals verstehen.«

      Wo wir uns das nächste Mal getroffen hatten, das weiß ich nicht mehr. Waren wir uns in einem Park begegnet? In einem Café, in einem Modeshop oder in irgendeinem Restaurant? Ich kann mich nicht mehr genau erinnern. So seltsam und merkwürdig war alles, was ich danach erlebt hatte. Jedenfalls war es Nachmittag und sie bat mich zum ersten Mal, seit wir uns kennengelernt hatten, zu sich nach Hause in die Weststadt. Ein gutes Wohngebiet, in dem die Mieten astronomisch hoch waren und in dem das gehobene Bürgertum residierte. Mit gepflegten Parks und mächtigen Hausfassaden in einer Umgebung, über die man stolz sein dürfte. Keinesfalls musste man Bedenken haben, jemanden zu sich nach Hause …

      »Wir sind gleich da!«, unterbrach Jana meine Gedanken und drückte den Halteknopf der Straßenbahn.

      Von der Haltestelle ›Am Konzerthaus‹ lief sie voraus und ich folgte ihr ohne zu fragen, was das Ziel wäre. Ich war unheimlich gespannt, wo sie mich hinführen würde. Wir gingen an vor Rosen strotzenden Vorgärten vorbei, ich bewunderte die mächtigen Villen mit Jugendstil-Fassaden und die kostspieligen Luxuskarossen am Straßenrand, für die manche ihr Leben lang sparen mussten. Darüber konnten die Bewohner dieser exklusiven Wohngegend sicherlich nur lächeln, wenn sie alle zwei Jahre ihr Fahrzeug durch ein neues ersetzten. Vielleicht war meine Vorstellung über die Menschen, die in diesem Stadtteil wohnten, etwas übertrieben. Jedenfalls war es eine Wohngegend, wegen der sich keiner schämen musste.

      Nachdem wir durch die Eingangstür gegangen waren, die ein stabiles Portal aus massivem Eichenholz war, traten wir in einen bunt gekachelten Hausflur, überquerten einen originellen Mosaikboden und stiegen hinauf. Auf dem Treppenabsatz vor dem zweiten Stock drehte Jana sich um und bat:

      »Warte bitte kurz hier, ich will ihn vorwarnen.« Meine Freundin eilte die letzten Stufen hinauf, öffnete ihre Wohnungstür und verschwand.

      Das Ganze war wirklich mysteriös. Wen würde sie vorwarnen? Hatte sie einen wilden Kater – der jeden, der einen Schritt in ihre Wohnung setzte, angreifen würde? Einen Wachhund, der abgerichtet war, jeden mit unbekanntem Geruch zu verjagen? Hielt sie in ihrer Wohnung eine riesige Pythonschlange, die sie erst zurück ins Terrarium setzen musste? Lauerte in ihrer Wohnung ein wildes Krokodil?

      Meine Vermutungen wurden unterbrochen, als ich meinen Namen hörte. »Jessica! Komm herauf!«

      Als ich eintrat, schaute ich erst geradeaus, aber entdeckte im gleichen Moment zu meiner rechten Seite jemand, der seinen Kopf demütig senkte. Es war ein Mann mit kahl rasiertem Haupt. Und nackt. Nicht ganz, denn um seinen Hals war ein Ring aus Eisen gelegt und an seinen Handgelenken trug er Ketten. An seinem Fuß hing eine dicke Kugel, die ihn mit Sicherheit in seiner Bewegung stark einschränkte. Wie schon gesagt, er war vollkommen nackt, bis auf diese merkwürdigen Dinge aus Metall.

      Jana kam in den Flur und lächelte mich breit an.

      »Er ist zum Schweigen verpflichtet. Außer, ich gebe ihm den Befehl, etwas zu sagen. Nun komm herein und nimm Platz.«

      Ich folgte ihr durch einen Flur mit Biedermeier-Möbeln, die zwar stilvoll, aber recht protzig wirkten. Danach betraten wir einen großzügigen Saal, dessen Zimmerdecke meiner Einschätzung nach vier Meter hoch war. Es war eine fein gearbeitete Stuckdecke, wie man sie in Altbauten der gehobenen Bürgerklasse findet. In der Mitte des Zimmers hing ein mächtiger Kronleuchter. Dies musste ihre Residenz sein, in der sie ihre seltenen Gäste empfing. Vielleicht war ich sogar der erste Gast überhaupt. Nun wies sie mir einen Sessel zu, der so antik wirkte wie die gesamte Einrichtung des Zimmers. Als ich mich umsah, kam ich aus dem Staunen fast nicht mehr heraus und bewunderte die vielen Kunstwerke, Holzschnitzereien und großformatigen Ölgemälde im Raum, als sie mir gegenüber Platz nahm und mich neugierig anschaute.

      »Und? Wie gefällt dir mein Diener?«

      Ich musste kurz schlucken und erst die ganze Situation auf mich wirken lassen. Die neuen Eindrücke analysieren und interpretieren. Ich war noch überwältigt von dieser prunkvollen Residenz, als der merkwürdige Mann eintrat und ein Tablett mit zwei dampfenden Tassen Kaffee in unserer Mitte abstellte. Er verbeugte sich und verschwand. Er war seltsam, aber irgendwie interessant. Genau das sagte ich:

      »Interessant.«

      »Er ist mein Sklave«, sagte Jana und lächelte mich an. »Mein treuer Hausdiener.«

      Ich griff nach der Tasse und nippte am Kaffee. Das Ganze zu verstehen war mir in diesem Moment unmöglich. Genauer darüber nachzudenken und ein Urteil zu fällen, hob ich mir für eine spätere Gelegenheit auf. Ich entschied mich, die Situation mit dem seltsamen Diener vorläufig