Jessica Dreams

Mein Sklave


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ihrer Wohnung mich konfus machte. Alles war blitzblank. Nirgends war ein einziges Staubkorn zu sehen, ganz anders als in meiner eigenen Wohnung.

      »Du bist wahrscheinlich noch nie einem echten Sklaven begegnet und weißt nicht, was du davon halten sollst.« Jana sah mich direkt an. »So ging es mir auch, als ich ihn kennengelernt habe. Es war anfangs sehr seltsam, so einen Haussklaven zu haben. Außer mir bist du die Einzige, die ihn gesehen hat.«

      »Wie heißt er denn?«, fragte ich. Es meldeten sich zwar viele andere Fragen im meinem Hinterkopf, von denen ich aber nicht sicher war, ob ich sie in dieser Situation stellen durfte.

      »Ich nenne ihn Sklave.« Sie grinste. »Es ist sein Name. So will er genannt werden. Es ist seine Identität.«

      Nervös umklammerte ich meine Tasse. Das Ganze war noch merkwürdiger, als es im ersten Augenblick erschienen war. Die Frage, die sich mir am meisten aufdrängte, war: warum tat er das?

      »Ist er das freiwillig – ein Sklave?«

      In diesem Moment kam er mit einem Staubwedel herein und schwenkte mit demütiger Miene über die Bilderrahmen.

      »Es ist sein größter Wunsch, Sklave zu sein.« Offensichtlich hatte er keine Probleme damit, dass Jana in seiner Präsenz so offen über ihn redete, während er im Hintergrund das Inventar reinigte. Was nach meinem Eindruck absolut nicht nötig war. »Ich musste mich erst mit der Zeit daran gewöhnen, dass er mir jeden Wunsch erfüllen würde und hatte Hemmungen, mir alle Hausarbeiten aus der Hand nehmen zu lassen.«

      Ich warf einen kurzen Blick zu dem nackten Mann und den Eisenketten, die um seine Hände geschlungen waren. Und betrachtete seinen eisernen Halsschmuck.

      »Warum trägt er Fesseln?«

      »Das gehört zu seiner Identität. Es fiel mir anfangs sehr schwer, seinen Wunsch zu erfüllen und ihm diese Ketten anlegen zu lassen. Erst hatte ich mich vehement geweigert, aber er bat mich immer wieder darum und kniete stundenlang vor mir. Er war so todtraurig darüber, dass er kein echter Sklave sein würde. Bis ich mich dazu überwinden konnte, ihm diese Fesseln anzulegen. Danach war er glücklich wie ein Schneekönig und hatte sich völlig gewandelt. Jemand, der dies nicht erlebt hat, kann sich das kaum vorstellen.«

      »Er ist sehr fleißig.« Ich hatte laut gesprochen, damit der Mann dieses Kompliment auch hören konnte. Was eigentlich keines war, sondern eine Feststellung. Ohne eine Regung zu zeigen, setzte er seine Arbeit fort.

      »Außerordentlich fleißig! Er übernimmt meine ganze Hausarbeit. Putzen, kochen, waschen, aufräumen, bügeln. Speisen und Getränke servieren. Den ganzen Tag. Jede Anweisung, die ich ihm gebe, führt er sofort aus, ohne ein Wort zu sagen. Niemals ein Wiederwort oder eine Ausrede. Im Gegenteil: Er ist froh, wenn ich ihm Befehle erteile, die er ausführen kann. Es macht ihn glücklich.«

      Ich nickte. Nein, ich verstand es ganz und gar nicht. Mein Nicken war in dem Moment nur mein Ausdruck der Sprachlosigkeit. Unglaublich! Warum tat dieser Mann das? Ich trank den Rest Kaffee in einem Zug leer und betrachtete diesen seltsamen Menschen. Dieser schien meinen Blick als eine Anweisung aufzufassen, denn er eilte in die Küche, kam mit einer Kaffeekanne zurück und füllte meine Tasse.

      »Er ist sehr einfühlsam.« Jana lächelte mich an. »Die Bezeichnung jemand würde jeden Wunsch von den Augen ablesen ist bei ihm wortwörtlich zu nehmen. Das beherrscht er aus dem Effeff. Du hast sicher gerade gedacht: ich hätte gerne noch etwas Kaffee. Er hat es gefühlt und sofort reagiert.«

      Tatsächlich hatte ich dies gewünscht. Aber genauso hätte es auch sein können, dass er zuvorkommend und höflich war … Wenn es jedoch stimmte, was sie behauptete, war seine Reaktion spektakulär. Ich beschloss, genau darauf zu achten und die Dinge für mich selbst einzuordnen.

      Wir plauderten noch eine Weile in ihrem Wohnzimmer, während der Exot im Hintergrund sich völlig zurückhielt und still vor sich hin werkelte. Zum Abschied versicherte ich ihr, keinem von ihrem Geheimnis zu erzählen und verließ die Wohnung mit gemischten Gefühlen.

      Was ich danach tat, dessen kann ich mich nicht recht entsinnen. Ging ich durch die Altstadt und blickte in verschiedene Schaufenster oder wanderte ich einfach nur ohne irgendein Ziel umher? Jedenfalls bestieg ich nicht die Bahn zu meiner Wohnung, trotz der Distanz von mehreren Kilometern. In meinem Kopf fand ein wahres Feuerwerk zielloser Gedanken statt. Mein durch die bürgerliche Erziehung geprägtes Verständnis für zivilisiertes Leben, die ganze Weltordnung, an die ich bisher geglaubt hatte und meine Ansicht, das große Ganze halbwegs verstanden zu haben, war vollkommen infrage gestellt. In meinem Zustand der Verwirrung nahm ich meine Umgebung kaum noch wahr, so sehr war mein Geist beschäftigt, diese merkwürdigen Eindrücke zu verarbeiten und ein neues Verständnis für die Ordnung der Welt zu entwickeln. Es gelang mir nicht.

      Ein paar Tage darauf ergab sich die Gelegenheit, dass ich Jana zu einem Treffen in ein Eiscafé einladen konnte. Es drängten sich Fragen in meinem Kopf, die ich ihr unbedingt stellen wollte, die ich aber auf keinen Fall in Anwesenheit ihres unterwürfigen Mitbewohners ansprechen wollte. Zu intim war, was ich über ihr Privatlaben erfahren wollte, es könnte vielleicht seine Würde verletzen – hatte ein Sklave überhaupt so etwas wie Würde?

      »Jessica, ich bin mir sicher, dass du noch ein paar Dinge wissen willst«, wechselte sie nach unserem eingangs belanglosem Smalltalk das Thema. »Wegen des Sklaven. Prinzipiell könnten wir uns frei und offen vor ihm unterhalten, ohne dass er Anstoß daran nehmen würde. Es ist sein wahres Wesen, demütig zu sein und alles so hinzunehmen, wie es kommt. Das einzige, wovor er sich fürchtet, ist, dass ich ihn aus seinem Dienst als Sklave entlassen könnte. Aber für dich wäre es wohl zu befremdlich, wenn wir uns in seiner Anwesenheit so intensiv über ihn unterhalten würden. Also: was willst du wissen?«

      »Ich bin ausgesprochen neugierig. Was denkst du denn, könnte ich über euch beide wissen wollen?« Mit der Frage hatte ich den Ball auf ihre Seite gespielt. Ich wollte mich absichern und wissen, wie weit ich gehen durfte. Was wäre zu intim? Was würde vielleicht zu vorwurfsvoll wirken?

      »Du darfst mich alles fragen. Mein größtes Geheimnis kennst du ja bereits.« Sie schlürfte an ihrem Eiskaffee, blickte kurz zu mir und betrachtete nun den Zuckerstreuer zwischen uns, als wäre er ihr Gesprächspartner. Sie senkte die Stimme. »Wie ist unser Sexleben – würde ich an deiner Stelle wissen wollen.«

      »Das wäre nur eine von vielen Fragen gewesen.« Ich fühlte, dass ich rot wurde. Vielleicht war diese Befürchtung auch unbegründet, denn bei meinem Spiegelbild sah ich nichts Auffälliges. Wir hatten uns die etwas abgesonderte Ecke mit dem spiegelnden Hintergrund ausgesucht, in der keiner mithören konnte, wenn wir uns nicht zu laut unterhielten. Meine Anspannung legte sich wieder und vorsichtig ging ich auf das Thema ihres Intimlebens ein. »Wenn die Frage Okay ist, dann würde ich diese gerne gestellt haben.«

      »Zwischen uns läuft nichts. So ist es zwischen einer Herrin und ihrem Sklaven. Zumindest in unserem Fall. Ich könnte sogar einen fremden Mann mit nach Hause nehmen und mit ihm das machen … was, kannst es dir sicher denken. Mein Sklave würde sich zurückziehen und es nicht wagen, uns zu stören.«

      Es knisterte, als wäre unsere Sitzecke elektrisch aufgeladen. Sicher war es nur meine psychische Anspannung, die mir etwas vorgaukelte, was nicht vorhanden war. Ich nippte an meinem Milchkaffee. Das war nicht normal. Absolut nicht. Ein Mensch, der ohne irgendwelche emotionalen Gefühle etwas ertragen konnte, was mich in rasende Eifersucht getrieben hätte!

      »Das würde ihn nicht stören?«

      »So wäre es. Aber bisher hatte ich Hemmungen, einen zu mir nach Hause mitzunehmen. Obwohl mein Sklave absolut nichts dagegen hätte. Unser Verhältnis ist ein spezielles und ich habe einige Zeit benötigt, bis ich es wirklich verstanden hatte. Einmal hatte ich ihm angeboten, eine Gesellin mitzubringen: eine Sklavin, die ihm in meinem Haushalt Gesellschaft leisten würde. Nur dieses eine Mal wurde er eifersüchtig. Er wollte nicht, dass ich jemand anderen in meine Dienste nehmen würde. Eine ganze Woche saß er in seinem Körbchen und weinte. Erst als ich ihm versichert habe, dass er auf immer und ewig mein einziger Sklave sein würde, kam er wieder heraus.«

      »Sein Körbchen? Hat er nicht ein eigenes