Karlotta Jung

Plazenta, -18°


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meine Schulbücher, meine Möbel, ich sehe das alles, und es bedeutet mir nichts, nichts davon gehört mir noch, ich bin nur noch ein glückliches, atemloses Schweben in luftleerer Stille. Dennoch gibt es irgendwann einen Widerstand in mir, irgendetwas lässt mich plötzlich nicht weiterziehen, sondern nachgeben, das Seil wieder lösen, ich verstehe es nicht, ich bereue mein Schwanken und fange an zu weinen, weil ich es vollenden will und nicht kann, was bin ich nur für eine elende Versagerin.

       Als ich in den Spiegel sehe, in mein verweintes, gerötetes Gesicht, erschrecke ich, um meine Augen und meinen Hals haben sich rot gesprenkelte Spuren hineingefressen, ich sehe aus wie die Trägerin einer seltenen Krankheit. Doch bevor ich etwas dagegen unternehmen kann, klingelt es bereits, meine Mutter steht vor der Tür, irritiert darüber, dass sie nicht herein kommt, drückt sie ihren Finger auf die Klingel, bis ich schließlich öffne. Sie kommt herein, schwer beladen mit ihren Tüten und Taschen, und erst als sie alles abgestellt hat, fallen ihr die Verfärbungen in meinem Gesicht auf, was hast du denn gemacht, was ist das denn, sie drückt an meinen Lidern herum, das sieht aus wie eine Allergie, hast du etwas Falsches gegessen? Ich schüttele den Kopf, ich weiß auch nicht, was es ist, aber es wird schon wieder weggehen, wispere ich, ich werde alles tun, aber nicht auch noch ihr gegenüber meine Schmach eingestehen, dass ich es nicht geschafft habe, ich will in mein Zimmer gehen, die Tür hinter mir schließen, weinen, doch meine Mutter insistiert, wir müssen zu einem Arzt, bevor es schlimmer wird, sofort.

       Und so sitzen wir wenig später vor einem Hautarzt, der sich mein Gesicht genau ansieht, ratlos ist, bei der Frage nach einer Diagnose nur die Schultern zuckt und eine Salbe aufschreibt, dreimal täglich, obwohl die Flecken vollkommen offensichtlich sind, kleine Blutergüsse unter der Haut, und nichts anderes illustrieren können als meinen hilflosen Versuch, mir das Leben zu nehmen, mit einem erbärmlichen Strick aus der Abstellkammer. Meine Mutter ist unzufrieden, als wir die Praxis verlassen, was sollte denn das, wieso hat der nicht gesagt, was es sein könnte, der hatte ja überhaupt keine Ahnung, und sie zerrt mich ins nächste Wartezimmer, unter das nächste Vergrößerungsglas. Als der zweite Arzt sich nach der Untersuchung wieder hinter seinen Schreibtisch setzt, sieht er meine Mutter ernst an, eine Salbe hilft hier nicht, das wissen Sie wahrscheinlich selbst, wenn ich ehrlich bin, sollten Sie dringend mit Ihrer Tochter sprechen, so bald wie möglich, sein Blick liegt wie festgenagelt auf meiner Mutter, obwohl ich keinen Meter von ihr entfernt sitze, sieht er mich kein einziges Mal an. Meine Mutter nickt, sie wirkt, als habe sie verstanden, und dann nimmt sie mich an der Hand und tritt mit mir auf die Straße, aber wir gehen nach Hause, ohne ein Wort zu wechseln, und so vergeht der Rest des Tages, wir essen schweigend zu Abend, wir gehen stumm zu Bett, wir sprechen nicht über die Worte des Arztes, reden Sie mit Ihrer Tochter, schnellstens, nein, wir erwähnen unseren Besuch bei ihm mit keiner Silbe, weder an diesem Tag noch an einem anderen, nie mehr, kein einziges Mal, und als die Flecken in meinem Gesicht irgendwann heller werden und schließlich ganz verblassen, ist es, als habe es ihn nie gegeben.

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