Steffen Digeser

Chicago - L.A.


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Straßenkreuzer fehlte noch, trotzdem gönnten wir uns eine Sightseeing Tour. Das wortwörtliche Highlight dieser Tour war das John Hancock Center, von dem man einen fantastischen Blick über die Stadt hat. Übrigens ist der Blick um einiges schöner als vom bekannteren Sears-Tower, da das Hancock Center direkt am Ufer des Lake Michigan liegt. Beim Warten auf den Sonnenuntergang in etwa 340 Meter Höhe studierten wir, wie inzwischen zur Gewohnheit geworden, die einschlägigen Gebrauchtwagen-Journale und wurden fündig. Ein 82er Chevy Caprice Station Wagen in Weiß mit brauner Holzapplikation für schlappe 900 Dollar. Der Händler war im Großraum Chicago. Noch auf der Aussichtsplattform vereinbarten wir eine Besichtigung. Natürlich vom Münztelefon aus, Handys gab es noch nicht.

      Chicago bietet neben den wunderschönen Orten, die die Touristen besuchen und zuhauf fotografieren auch noch ein paar „interessante“ Ecken. Das erzählte uns Joe, der schon einige Monate in Chicago leben durfte. Da wir ja keine Touristen waren, sondern Abenteurer, mussten wir natürlich auch dieses andere Gesicht der Stadt sehen. Also los, ich am Steuer, Joe als Road-Captain neben mir und Fausti auf der Rückbank. So fuhren wir Richtung South Side. Die Häuser wurden niedriger, mit eisernen Feuertreppen, die außen an den Fassade herunter in dunkle enge Gassen führten. Zwischendurch immer wieder diese schwarzen auf Stelzen stehenden Wassertanks. Solche Kulissen konnte selbst Hollywood nicht besser bauen. Die Sonne ging unter und je weiter wir Richtung Süden fuhren, desto verwahrloster wurden die Häuser und die Straßen. Wo eben noch Straßenlaternen etwas Licht gaben, war nach der nächsten Abzweigung keine funktionierende Infrastruktur mehr zu erkennen. Auf der Kreuzung stand ein brennendes Ölfass, das die Umgebung etwas ausleuchtete. Man sah dunkle Gestalten die ihre schwarzen Kapuzen weit ins Gesicht gezogen hatten. Wir fuhren langsam an den Menschen vorbei. Als sie unsere helle Hautfarbe entdeckten, waren Unruhe und Aufregung zu spüren. Es folgten einige Pfiffe und Schreie. Das Ganze war uns unheimlich und wir versuchten diesen Ort zu verlassen. Einfach zweimal rechts abbiegen war die Anweisung von Joe. Da immer wieder Gerümpel und Einkaufswägen mitten auf der Straße auftauchten und der Straßenbelag große Löcher aufwies, kam ich nur im Schritttempo voran. An der nächsten „4-way-stop“ erkannten wir eine Menschenmasse, die so wie es schien, neben den brennenden Tonnen nur auf uns wartete. Obwohl es inzwischen dunkle Nacht geworden war, sahen wir, dass einige der Jungs Baseballschläger bei sich trugen. Plötzlich sprang eine dunkelhäutige Frau auf die Straße, direkt vor unser Auto, hob ihren Rock hoch und kreischte. Was sie uns zurief konnten wir beim besten Willen nicht verstehen. Etwa ein Dutzend der Männer bewegten sich jetzt aus der Masse direkt auf uns zu, einige drohten uns dabei mit ihren Baseballschlägern und versuchten unser Auto zu treffen. „Gib Gas, hau ab, halt an keiner Ampel an“. Das schrie mir in diesem Moment mein jetzt extrem aufgeregter Beifahrer zu, während er die Türen von innen verriegelte. Ich schob meinen rechten Fuß auf das Pedal und drückte es ganz durch. Der Automat reagierte sofort und sortierte sich zwei Gänge nach unten ein, der Motor heulte auf und wir beschleunigten los. Ich hielt auf die drohenden Gestalten zu, diese sprangen zur Seite, der Weg war frei. Ohne nochmals den Fuß vom Gas zu nehmen, folgte ich den Anweisungen und bog zweimal teils mit quietschenden Rädern teils im wilden Drift ab. Erst jetzt bemerkte ich, dass Joe im Beifahrerfußraum Deckung gesucht hatte und Fausti flach auf der Rücksitzbank kauerte. Mein Körper war so voll Adrenalin, dass ich die Situation gar nicht richtig begriff und auch keine Furcht verspürte. Trotz jahrtausendlanger Zivilisation hat unser Körper die Fluchtmechanismen noch nicht verlernt. Das hat uns wohl gerade das Leben gerettet. Nun haben wir auch die South Side von Chicago gesehen. So toll die Kulisse ist, kann ich weder den Touristen noch den Abenteurern empfehlen, diese „Sehenswürdigkeit“ zu besuchen.

      Noch geschockt von unserem Streifzug durch die Slums der Stadt, machten wir uns wieder auf den Weg zurück in die aufgeräumte Innenstadt. An der Ecke Ontario Street / Clark Street befinden sich die bekannten Touristen-Kneipen Rainforest Cafe, Hard Rock Cafe und Planet Hollywood aber auch der Rock´n´Roll McDonald`s. Auch wenn man, wie wir, kein Freund dieser Fast-Food Kette ist, so ist ein Besuch dieser speziellen Filiale doch zu empfehlen. Die Ausstattung ähnelt einem 50er Jahre Diner, an den Wänden hängen Relikte aus den „good old days“ und aus den Lautsprechern klingt Rock´n`Roll-Musik vom Feinsten. An diesem schönen Abend hatte wohl ein Navy Schulschiff am Pier angelegt und die jungen Kadetten, in ihren schnieken blau-weißen Popeye Uniformen, belagerten zu Hunderten den Platz zwischen Hard Rock Cafe und diesem besagten Mc. Die strammen Jungs waren offensichtlich auf der Suche nach etwas Amüsement während ihres Landgangs. Sie, aber auch wir, die gerade zufällig zur Stelle waren, sollten nicht enttäuscht werden. Vier junge, gut gebaute und zugegebenermaßen sehr kokette Mädels, Marke Chicago Bulls Cheerleaders, stiegen in einen offenen Ford Mustang ein. Schon diese Aktion wurde von den soldier boys mit Applaus belohnt. Angeturnt von der erhaschten Aufmerksamkeit, setzte die etwa siebzehnjährige blonde Fahrerin lässig den Wagen zurück, ohne dabei nur einen Blick über die Schulter oder gar in den Rückspiegel zu werfen, denn ihre glänzenden Augen hingen an den pfeifenden Jungs wie der Säugling am Schnuller. Deshalb entging ihr, dass sie gerade eine Begrenzungs-Pylone überfuhr. Nun hätte dieser Vorgang allein kein größeres Aufsehen erzeugt, das Interessante dabei war die Tatsache, dass sich diese Pylone zwischen der Stoßstange und der Rückleuchte des Cabrios verklemmte. Dazu kam, dass diese mit einem Seil mit weiteren Pylonen verbunden war, die so die Einfahrt des Parkplatzes markierten. Die Matrosen schrien und winkten um auf das Problem aufmerksam zu machen. Ja hundert Punkte, jetzt waren die vier Teenager im siebten Himmel! Zirka fünfzig herausgeputzte potentielle boyfriends winkten ihnen zu. Da gab es kein Halten mehr, sie setzten ihr schönstes Lächeln auf, warfen die langen Haare nach hinten und winkten wie wild zurück. Dabei trat die Fahrerin aufs Gas und fuhr zwischen den tobenden Jungs hindurch. Hinter dem Sportwagen hingen jetzt etwa Dreißig Pylonen aufgereiht wie eine Perlenkette, die über den Parkplatz gezogen wurden. Dabei hüpften sie wie Gartenzwerge auf LSD auf und ab. Die Warnrufe der Anwesenden gingen nun in schallendes Gelächter über. Die Szene war zu skurril. Je mehr die Menge johlte, desto besser fühlten sich die Mädels und winkten wie beim Karnevalumzug in Köln aus ihrem mit der Pylonenkette geschmückten Festwagen. Zur Krönung setzten sich die im Fond befindlichen Girlies noch auf die Lehne der hinteren Polsterung, um sich besser in Szene zu setzen. Das Spektakel endete schlagartig, als sich die letzte Pylone an einem Laternenpfahl verfing und mit einem Ruck die Stoßstange aus der Verankerung gerissen wurde. Jetzt erst begriffen die vier Schönheiten, warum sie im Mittelpunkt dieser Szenerie standen.

      Zu dieser Zeit gab es leider noch keine Smartphones mit Videofunktion und YouTube war auch noch nicht am Start, ansonsten hätten wir mit dem Video über eine Million Klicks ergattert.

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