Evi Huter

The magic of Love


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er immer sehr streng war, liebte sie ihn dennoch sehr. Doch für ein weiteres nachdenken war keine Zeit mehr. Jakob fuhr mit seinem Pferdegespann vor. Der Koffer stand bereits vor dem kleinen bescheidenen Häuschen. Während Jakob sich den Koffer schnappte, und auf die Kutsche lud, verabschiedete sich Lena von ihrer Mutter. Die beiden umarmten sich, und ihre Mutter sagte mit besorgter Stimme: " Bitte bleib anständig, und denk daran was wir dir beigebracht haben. Wenn du dich eingerichtet hast, dann schreib uns bitte." Lena antwortete: "Ja Mutter, das werde ich tun. Ich verspreche es. Lass Vater und meine Brüder schön von mir grüßen. Ich hab euch alle lieb. Ich werde euch nicht enttäuschen." Mit Tränen in den Augen stieg Lena in die Kutsche ein, und Jakob, der schon ungeduldig auf die Abfahrt wartete, gab den Pferden die Sporen. Äußerst rasant fuhren die beiden vom Gelände. Jakob hasste es immer derjenige sein zu müssen, der die jungen Amische zum Bahnhof führen musste. So bekam er immer die tränenreichen Abschiede mit. Das war ihm stets zu viel Gefühlsduselei. Umso mehr war er froh wenn er diese Aufgabe erledigt hatte.

      Als sie endlich am Bahnhof ankamen, drückte Lena Jakob an sich, und bedankte sich für die Fahrt. Sichtlich genervt nahm Jakob die Umarmung an, und sagte: " Ja, ja. Ist ja gut. Geh jetzt, sonst verpasst du noch den Zug." Lena lächelte, denn sie wusste, dass hinter dieser harten Schale ein ganz weicher Kern steckte. Er wollte es nur nicht zugeben. Sie stieg von der Kutsche, und sah sich um. Jakob reichte ihr den Koffer runter, und sprach: " Da, dein Koffer. Hey, pass auf dich auf, ok?" Dann fuhr er wieder weg, und ließ Lena am Bahnhof zurück. In ihrer Manteltasche hatte sie das Ticket nach Philadelphia verstaut. Sie holte es heraus, um heraus zu finden, an welchen Bahnsteig sie gehen musste. Während sie ganz vertieft in das Ticket sah, lief sie in zügigen Schritten den Bahnsteig 1 entlang. Plötzlich verspürte Lena einen heftigen Ruck, und sie stieß sich den Kopf. Sie zuckte zusammen, und hielt beide Hände an die Stirn. Als sie wieder aufsah, erkannte sie, dass sie in ein Mädchen mit feuerroten gelockten Haaren, welches ihr entgegen kam, gelaufen war. Auch das Mädchen hielt sich den Kopf. Lena war es sehr unangenehm, und sie entschuldigte sich. Sie fragte: " Oh, das tut mir sehr leid. Hab ich dir sehr weh getan?" Das andere Mädchen fing an zu lachen, und sprach: " Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Das kommt davon, wenn ich statt nach vorne, nur auf mein Ticket schaue. Ich muss unbedingt den Zug nach Phili erreichen." Lena antwortete erleichtert: " Na ja, ich bin auch nicht gerade mit offenen Augen hier entlang gelaufen. Ich fahre auch nach Philadelphia. Und ich suche auch den richtigen Zug." Daraufhin verglichen die beiden ihre Fahrkarten, und stellten fest, dass sie denselben Weg vor sich hatten. Das Mädchen lachte wieder, und sagte: "Na so ein Zufall. Dann haben wir beide das gleiche Ziel. Wollen wir nicht zusammen in ein Abteil sitzen? Ich reise ungern allein. Und so könnten wir uns unterhalten. Mein Name ist Roseanne Connor. Aber alle nennen mich Rosie. " Rosie streckte Lena die Hand entgegen. Lena dachte erst noch einen Moment nach, aber dann dachte sie, was soll´s. So wäre sie auch nicht ganz allein. Und sie würde schon jemanden kennen, bevor sie in Philadelphia ankam. Sie gab ihr also die Hand, und antwortete: " Ok, ich bin einverstanden. Mein Name ist Lena." Als die beiden endlich ihren Zug gefunden hatten, setzten sie sich in ein leer stehendes Abteil. Lena war etwas zurückhaltend, aber Rosie war genau das Gegenteil. Sofort und ohne Umschweife fing sie an zu erzählen wo sie herkam, und was sie in Philadelphia tun wollte. Sie war im selben Alter wie Lena, aber was Rosie in ihrer Vergangenheit erlebte, kannte Lena nicht. Rosie war so etwas wie eine Vagabundin. Es hielt sie nie lange an einem Ort. Sie hatte keine Familie. Um sich die Fahrkarten zu verdienen, jobbte sie mal hier und mal da als Kellnerin. Sie verdiente ihr Geld immer ehrlich. Das war so ein Motto von ihr. Sie wollte immer frei sein, aber nie kriminell. Sie schaffte es immer wieder, für eine kurze Zeit irgendwo Fuß zu fassen. Solche Menschen nennt man auch Überlebenskünstler. Und so ein Mensch war Rosie. Lena hörte ihr die ganze Zeit über nur zu, und war beeindruckt, was Rosie alles erlebt hatte. Ihr gefiel auch diese erfrischende Art dieser jungen Dame. Als Rosie plötzlich fragte, warum Lena unterwegs war nach Philadelphia, stockte Lena der Atem. Was sollte sie nun sagen? Was würde Rosie von ihr denken, wenn sie die Wahrheit sagt? Doch lügen konnte sie auch nicht, denn das ließ ihr Glaube an Gott nicht zu. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu sagen: " Ich bin Amisch, und ich gehe nach Philadelphia um mich selbst zu finden. Das nennt man bei uns rumspringa. Ich versuche mich in dieser euren Welt zurecht zu finden." Daraufhin folgte eine Minute des Schweigens. Dann sagte Rosie: " Was? Du bist Amisch? Wie cool ist das denn?" Lena war mehr als nur erstaunt über Rosie´s Reaktion. Rosie fragte weiter: " Stimmt es wirklich, dass ihr noch so lebt wie vor 100 Jahren, so ohne moderne Technik?" "Ja", antwortete Lena. Rosie war sichtlich begeistert von der Lebensweise der Amisch. Sie sagte: " Das muss Freiheit sein."

      So ganz konnte Lena die Begeisterung von Rosie nicht teilen. Lena erzählte ihr von den langen und sehr harten Arbeitstagen. Mit Romantik hatte dies in ihren Augen nicht viel zu tun. Die beiden Frauen waren nun schon fast 2 Stunden unterwegs, und sie hatten noch eine Stunde Fahrzeit vor sich. Rosie lehnte sich in ihren Sitz zurück, und schloss für einen Moment die Augen. Lena, die ihr gegenüber saß, sah sie an, und dachte sich, was für eine außergewöhnliche Frau Rosie doch ist. Irgendwie fühlte sie sich zu ihr hingezogen. Rosie bemerkte, dass sie von Lena beobachtet wird, und öffnete ihre Augen wieder, und sah sie an. Sie fragte: " Hey Lena, was hältst du davon, wenn wir in Phili uns eine Bude teilen? Ich hab bereits eine Wohnung dort angemietet. Du kannst mit einziehen, wenn du willst. Und wir könnten uns die Miete teilen. So sparen wir beide Geld. Was hältst du davon?" Lena staunte, und antwortete: " Du willst, dass ich bei dir einziehe? Du kennst mich doch noch gar nicht. Außerdem hab ich eine Unterkunft in einem Hostel bereits organisiert." Rosie rümpfte die Nase und sagte: " In einem Hostel? Da willst du wohnen? Wo du mit mehreren fremden die Toilette teilen musst. Wohne doch bei mir. Du hast dort dein eigenes Zimmer, und auch ein eigenes Bad. Außerdem bin ich nicht gern allein. So könnten wir immer nette Gespräche führen, und ich kann dir auch was von meiner Welt zeigen. Du würdest mir damit auch einen Gefallen tun. Komm schon, gib dir einen Ruck. Und vertraue mir. Ich beiße schon nicht." Lena dachte noch kurz darüber nach. Das Geld für das Hostel könnte sie sich sparen, und sie müsste sich nach einer Woche nicht nach einer neuen Bleibe umsehen. Als ihr diese positiven Aspekte des Vorschlages bewusst wurde, war sie damit einverstanden. Als Rosie die Zustimmung von Lena hatte, lehnte sie sich wieder zufrieden zurück, lächelte und sagte: " Na, also. Dann ist es abgemacht. Wir gründen eine Wohngemeinschaft." Sie atmete noch einmal tief durch, und dann schlief sie ein. Schlafen, dachte Lena, das ist eine gute Idee. Daraufhin kuschelte sich auch Lena in ihren Sitz, und schloss langsam die Augen, und schlief dann ein.

      Kapitel 2:

       Ankunft in Philadelphia

      Das laute Tuten des Zuges riss die beiden Frauen aus ihrem seligen Schlaf. Beide schreckten gleichzeitig auf, und als sie aus dem Fenster sahen, bemerkten sie, dass sie den Bahnhof in Philadelphia erreicht hatten. Lena rieb sich die Augen, und gähnte. Noch etwas verschlafen, sah sie auf die Uhr, die in ihrem Abteil an der Wand hing. Es war kurz vor 2 Uhr nachmittags. Rosie´s Rotschopf war durch den eher unbequemen Sitz total zerzaust, und die Haare standen ihr zu Berge. Sie versuchte ihre Frisur irgendwie zu formen, indem sie mit ihren Händen wie wild in den Haaren herumfuhr. Dadurch machte sie das Chaos aber eher noch schlimmer als besser. Lena musste sich das Lachen verkneifen, weil Rosie mit ihrer Sturmfrisur einfach nur komisch aussah. Natürlich entging Rosie Lena´s Lachen nicht, und fing darauf hin selbst an über sich zu lachen. Gut gelaunt verließen die beiden den Zug. Rosie kramte in ihrem Rucksack, nach der Adresse der Wohnung, die sie nun beziehen sollten. Als sie den kleinen Zettel endlich gefunden hatte, sagte sie: " Ich hab ihn. Zu dieser Adresse müssen wir hin, der Vermieter wohnt gleich nebenan. Dort können wir die Schlüssel abholen. Los, Lena. Lass uns gehen. Es ist von hier aus nicht mehr weit." So machten sich die zwei jungen Frauen auf den Weg in ihr neues Domizil. Als sie dort angekommen waren, fanden sie zwei kleine Häuser aus Holz nebeneinander stehend vor. Beide Häuser hatten, wie es in Amerika so üblich ist eine Veranda, und einen kleinen Vorgarten. Die Häuser befanden sich am Stadtrand von Philadelphia. Die Häuser hätten eher zu einer ländlicheren Gegend gepasst, als zu einer Großstadt wie Philadelphia. Aber genau das gefiel Rosie sehr. Sie mochte die Norm nicht. Alles was außergewöhnlich war liebte sie. Lena hingegen fand diesen Kontrast eher etwas skurril. Zielstrebig ging Rosie zum Haus des Vermieters und klingelte. Lena folgte ihr. Die Tür ging auf, und ein älterer Mann