Hermine Stampa-Rabe

"Take Care!"


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mit den anderen Sachen nach Hause nach Deutschland zurück. Zum Glück steckte ich in Kiel meine Stimlampe ein und konnte damit herrlich in meinem "Nylon-Konkon" im Schneidersitz sitzend, mein Tagebuch schreiben und war guten Mutes, diese große "Lebenstour" glücklich durchzustehen.

      Hin und wieder hörte ich auf der Straße ein Auto vorbeifahren. Von dieser kurzen Tagesetappe war ich eigentlich gar nicht müde geworden. Aber die frische Luft der freien Natur ließ mich bald einschlummern.

      4. Tag: Charles City - Americamps Richmond Nord (79 km) 413 km

      Schon früh ging ich in die Badestube und baute hinterher im Eiltempo mein Zelt ab, weil meine Radsportfreunde in der Zwischenzeit auch schon aufgestanden waren und ihre gerade zusammenlegten. Als ich das sah, ging mir durch den Kopf:

      „Muß ich mich aber langsam gewaschen haben. Wie haben die anderen das nur so schnell hinter sich gebracht?

      Bei Trockenheit und schön warmer Temperatur radelten wir nach dem Frühstück weiter Richtung Westen. Vor mir sah ich plötzlich meine Kameraden vom Rad steigen und stehenbleiben. Was war da denn passiert?

      Als Kal.-John und ich zu ihnen kamen, erkannte ich, daß sie mit sehr ängstlichen Augen vor sich auf die Straße sahen. Dort lag eine lange Schlange, die aussah, als hätte sie jemand vorher in eine schmale Zigarrenkiste gefaltet. Mit ihrem erhobenen Kopf beobachtete sie uns. Mit großem Respekt schoben wir in großem Bogen unsere Räder um sie herum, stiegen auf und machten, daß wir davon kamen. Eine Schlange lebt nie allein. Das bedeutete, daß wir jederzeit mit weiteren rechnen mußten. Ein leichtes Grausen stieg in mir auf.

      Heute wurde das Gelände welliger. Auch lag unsere heutige Kilometerleistung höher als gestern. An einem Einkaufsladen kauften wir uns Kakao und Kaffee. Als wir wieder losfahren wollten - es sah nach Regen aus - kam Sarah bei uns an. Gemeinsam radelten wir weiter.

      An dem "Sieben-Tage-Schlachtfeld" machten wir Mittagspause, während ich mir in Gedanken die Schlacht vorstellte und mich freute, daß ich in der heutigen Zeit lebte.

      Nach einiger Zeit fing es doch tatsächlich zu regnen an. Und was noch unangenehmer war, war, daß uns an einem Gebäude drei Hunde zähnefletschend begleiteten und anbellten. Zum Glück befand ich mich nicht am Ende der Gruppe. Gern hätten sie mal in unseren Fuß, die Packtaschen oder den Hinterreifen gebissen. Wir gaben Gas und wurden sie glücklich wieder los.

      Von einer autoreichen Straße kamen wir dann zu einem großen Einkaufscenter und kauften für heute abend alle Zutaten für das warme Abendessen, das Frühstück und das morgige Mittagsbrot ein. Jeder von uns transportierte davon etwas auf seinem Fahrrad. Schwer beladen erreichten wir unseren Campingplatz "Americamps Richmond Nord".

      Kal.-John und ich waren mit dem Essenkochen an der Reihe. John bereitete einen spanischen Salat und ich ein Bohnen/Reisgericht. Die Umstände waren ziemlich primitiv. Es wurde draußen unter einem großen Dach, unter dem viele Tische und Bänke standen, auf zwei kleinen Kochern gekocht. Und das Ergebnis fiel für uns ganz glücklich aus: Bis auf Sarah schlugen alle zu, als hätten sie zwei Tage nichts mehr zu essen bekommen.

      Erst spät in der Dunkelheit beendeten wir das Aufräumen und Abwaschen. Das Duschen fiel mal wieder aus Zeitmangel aus. Nur die Zähne wurden geputzt.

      Bei Autolärm, als nächtigten wir neben der Autobahn, saß ich schrecklich müde in meinem Zelt und schrieb dieses Tagebuch. Die Augen fielen mir laufend zu, so daß ich eben fast im Sitzen beim Schreiben eingeschlafen wäre.

      5. Tag: Americamps Richmond Nord - Lake Anna (78 km) 491 km

      In der Nacht konnte ich kaum schlafen, weil fast die ganze Zeit Regen auf mein Zeltdach prasselte.

      Sehr früh saß ich in meinem Zelt und schrieb Tagebuch, weil ich nicht nach draußen gehen mochte; denn dort herrschte ein Gewitter. Die Blitze erleuchteten kurzfristig das Zelt. Sie wechselten sich in dichter Reihenfolge mit dem Donner ab. Der Regen schüttete auf das Zeltdach.

      Kal.-John und ich waren an der Reihe, Frühstück zu machen. Leider vergaß ich gestern, über meinen Fahrradsattel eine Plastiktüte zu stülpen. So stand mir ein "Wassersitz" zum Fahren zur Verfügung. Bald wollte ich duschen. Wie das alles so bei Dauer-Platzregen vor sich gehen sollte, das wußte ich nicht. Eine wichtige Frage drängte sich mir auf:

      „Wie bekomme ich mein Innenzelt eigentlich möglichst trocken in die Tasche? Wie will Sarah den heutigen Tag trocken ohne ihre gestern verlorene Regenjacke überstehen?

      Aber weiterfahren mußten wir, um unser Ziel in der vorgenommenen Zeit zu schaffen. Das erschien mir als der reinste Horror. Dagegen war der dauernde Autolärm überhaupt nichts.

      Der Donner kam in immer kürzeren Abständen. Das Gewitter stand genau über uns. Mein Thermometer zeigte 20 Grad Celsius an. Der Regen prasselte immer kräftiger auf mein Zeltdach. Die Blitze erleuchteten immer heller das Innenzelt. Sie überschlugen sich völlig. Gestern abend stellte ich mein Zelt unter hohen Bäumen auf, was wegen der Gefahr eines Blitzeinschlages eigentlich verboten war.

      Eben hatte ich beidseitig die Reißverschlüsse meiner Fliegeninnen-zelttüren aufgezogen und auf den Grasboden geschaut. Zum Glück suchte ich gestern abend einen erhöhten Platz aus. Die Packtaschen standen noch immer trocken. Noch wurde ich nicht unterflutet. Einen Regenschirm vergaß ich, auf diese Fahrt mitzunehmen.

      Ich faßte es nicht: Die Vögel fingen trotz des abziehenden Gewitters lautstark zu zwitschern an. Dann mußte es doch wieder trocken werden, oder?

      Aber es wurde es nicht. Kal.-John war schon am Wirken. Nach dem Duschen half ich ihm, das ganze Frühstück für unsere Freunde schön auszubreiten. Um uns herum schien alles im Regen zu ertrinken. Unsere Zelte wurden völlig naß zusammengerollt und in den wasserdichten Sack gesteckt. Jeder hatte aufgrund des Watens durch die weiträumigen Wasserflächen nasse Füße bekommen, weil der Zeltplatz zum größten Teil unter Wasser stand.

      Sarah verschob nach einer gemeinsamen Besprechung unsere Abfahrt auf 10.00 Uhr. Und was sollte ich sagen? Um 10.00 Uhr klarte es auf und die Sonne lugte zwischen den aufreißenden Wolken hervor. Zu fünft radelten wir los. Die anderen vier Kameraden starteten früher. Kurz nach dem Start stürzte Alex. Er kam aber mit dem Schrecken davon.

      „He, Alex, bist du verletzt?

      Er rappelte sich rasch wieder auf.

      „Alles OK. Es kann weitergehen.

      Heute konnten wir ruhigere Straßen befahren. Viel Wald gab es hier.

      Es blieb noch trocken. Ca. zwei Stunden vor unserem Ziel sahen wir Sarah rechterhand drüben bei einer Kirche unter einem großen Dach stehen und uns heranwinken. Wir setzten uns auf die dort stehenden Bänke und aßen unser mitgebrachtes Brot, den Apfel und die Apfelsinen. Lustige Gespräche flogen hin und her. Gemeinsam radelten wir weiter. Heute mußte ganz schön aufgepaßt werden, um sich nicht zu verfahren. Leider fing es wieder zu regnen an, wurde aber zum Glück kein Platzregen. Engl.-Bob und ich empfanden ihn für unsere mitteleuropäischen Verhältnisse als angenehm warm.

      Ca. eine Stunde vor unserem Ziel legten wir noch einmal eine Rast ein. Während wir hier saßen und Pfannkuchen aßen und etwas tranken, wurde Engl.-Bob gefragt:

      „Woher kommst du?

      „Aus England.

      Auf diese Antwort hin entspann sich ein angeregtes Gespräch. Als der Frager hörte, daß wir mit dem Fahrrad Richtung Pazifikküste unterwegs waren, staunte er sehr und sagte:

      „Paßt vor den Tornados auf; denn vorhin ist südlich dieses Ortes nicht sehr weit entfernt einer durchgezogen und hat zwei Häuser zerstört.

      Daraufhin meinte ich trocken:

      „Der Tornado hatte ganz bestimmt gewußt, daß wir uns gerade hier befinden und ist südlich vorbeigezogen.

      Alle lächelten.

      Dann kam der Endspurt. In der Feme grollte