Ernst-Darwin Wallace

Kutscherania oder Naturformen der (Schreib-)Kunst


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Wie bereits 2007 und 2008 standen die Harvard University (Cambridge, Massachusetts) und die Stanford University (Palo Alto, California) auf den Spitzenplätzen 1 und 2 (...).“

      Also, verehrter Leser – nur damit Sie spätestens jetzt wissen, womit Sie es zu tun haben: Die Universität Kassel mag bessere Provinz sein, aber Stanford/USA, das ist schon was! Und wer diese Ranking-Höhen erklommen hat – wenn auch nur als Visiting Professor – der darf speziell den deutschen Kollegen gegenüber mal so richtig Tacheles reden (DF S.22):

      „Obwohl derartige »Universitäts-Hitparaden«, die im Wesentlichen auf den Forschungsleistungen und der internationalen Reputation der dort tätigen Professoren basieren, nicht unproblematisch sind (die Qualität der akademischen Lehre bleibt z.B. weitgehend unberücksichtigt), wirft dieses jährliche Ranking dennoch ein trauriges Licht auf die deutschen Hochschulen. Die beiden hier zu Lande als »Elite-Institutionen« geführten beiden Münchener Universitäten waren in der »Mitte der 50er« eingereiht – diesen beschämenden Tatbestand hat man aber bundesweit ignoriert.“

      Man beachte vor allem die abschließende Feststellung, dass wir Deutschen (wieder einmal) Grund haben, uns zu schämen. Dies mag erstmal deprimierend wirken, doch die frohe Botschaft sei sogleich verkündet: jemand wie Kutschera belässt es nicht bei Vorwürfen, sondern er kämpft mit all seinen Kräften dafür, dass in der hiesigen Bildungslandschaft einiges (bedeutend!) besser wird!

      Bevor Sie sich davon Kapitel für Kapitel überzeugen können, wollen wir aber eine kleine Ungerechtigkeit – oder genauer, etwas, das man fälschlich dafür halten könnte – nicht verschweigen. Denn auch wenn Kutschera als Erstem Vorsitzenden der „mal AG, mal AK“-Evolutions- biologenvereinigung im Folgenden unser zentrales Interesse gelten wird, so ist die Frage doch berechtigt, ob er allein, aus eigenen Kräften, dahin hätte kommen können, wo er heute als vielbeschäftigter Forscher und Buchautor steht. Auszuschließen ist dies bei seiner extraordinären Begabung nicht, aber man muss doch festhalten, dass er in der starken „mal AG, mal AK“-Gemeinschaft sehr engagierte Mitstreiter hatte – pardon, natürlich immer noch hat! – die ihm gegen die üblichen Bedenkenträger und Neider ein äußerst wertvoller Rückhalt waren bzw. sind. Gerade in den Anfangsjahren des „mal AG, mal AK“-Gremiums sind hier wahre Juwelen der Kutschera-Apologie sowohl im Internet als auch gedruckt in die Welt gesetzt worden, welche allesamt Erhaltung verdient gehabt hätten – viel zu viel ist leider in den undurchschaubar komplexen AG-AK-Umwandlungsprozessen, die faszinierenderweise im „Darwin-Jahr“ 2009 ihren Höhepunkt erreichten2, verloren gegangen bzw. von ungeschickter Hand gelöscht worden. Aber immerhin kann man die ganz unvergleichliche intellektuelle und sprachliche Qualität der „mal AG, mal AK“-Vereinigung angemessen würdigen, wenn man nicht nur die alles überragende Gestalt Kutscheras, sondern noch drei andere wichtige Mitglieder erwähnt, auch wenn es hier nur in sehr kurzer Form geschehen kann: Professor Dr. Hans-Jörg Jacobsen (Hannover), Vertretungsprofessor/Professor Dr. Andreas Beyer (Recklinghausen) und „leider weder Professor noch Dr.“ Dipl. Chemie-Ingenieur Martin Neukamm (München-Garching). Werfen wir also einen kursorischen Blick auf diese drei bedeutsamen AG/AK-Säulen, bevor wir uns – sein intellektuelles Umfeld danach besser einschätzen könnend – wieder ganz der Gestalt des Großen Vorsitzenden zuwenden.

      Erstaufgezählter Professor Jacobsen kam unter anderem in dem von Kutschera herausgegebenen Sammelband „Kreationismus in Deutschland“ (2007) zu Wort – zwar nur über längere Zitate aus einem Manuskriptentwurf, aber der hatte es dafür ganz schön in sich: War dieser doch frank und frei mit „Was haben Kreationisten, Gentechnikgegner und Taliban gemeinsam?“ betitelt (KD S.363). Der bestechenden Logik dieses Artikels folgend hat sich der Talibanismus in Deutschland schon erstaunlich weit ausgebreitet, sogar bis ins Technikfolgenabschätzungsbüro (TAB) des Deutschen Bundestages (vgl. KD S.358). Allein, man müsste schon das geistige Format eines Professor Jacobsen oder eines Professor Kutschera besitzen, um die drohende Gefahr wahrzunehmen – und das trifft mangels fundierter realwissenschaftlicher Ausbildung eben nur auf die wenigsten zu! Wie auch immer, wenn Jacobsen in besagtem „Taliban“-Manuskript (KD S.360) folgendes schreibt...

      „Je länger man an einer Idee festhält und sie offensiv propagiert, desto immuner wird man gegen kritische Gedanken, denn würde man diese zulassen, müsste man sich und seiner Umwelt ja eingestehen, dass man bislang Müll geredet hat“

      ... dann sollte klar sein, dass er mit den offensiven Müllrednern nicht etwa sich oder seine Kollegen aus der „mal AG, mal AK“-Vereinigung meint, sondern selbstredend alle, die in gewissen wichtigen Dingen – wie z.B. dem äußerst wünschenswerten Einsatz gentechnisch veränderten Saatgutes – eine andere Meinung vertreten als er3.

      Falls Sie, geneigter Leser, sich jetzt ein wenig darüber wundern, mit welch gewöhnlicher (oder gar gewöhnungsbedürftiger) Sprache Herr Professor Jacobsen hier vorgehen zu müssen meint, dann seien Sie an dieser Stelle nochmals daran erinnert, dass es unseren AG/AK-Realwissenschaftlern ja um das Erreichen auch nicht-akademischer Bevölkerungsschichten geht: gerade diese sollen vom eminent aufklärerischen Segen moderner Forschungstätigkeit profitieren – aber letztere muss sprachlich dann eben auch passend vermittelt werden! Bei dieser Gelegenheit erwähnen wir gerne den nächsten Professor (bzw. damals noch Vertretungsprofessor) Andreas Beyer (Recklinghausen), der hier regelmäßig ganz besondere Fähigkeiten4 beweist, u. a. wenn er in einem seiner zahlreichen, speziell für die Arbeit der AG/AK-Vereinigung geschriebenen Internet-Artikel ein fiktives Beispiel für kulturbedingte, totale Unbildung wie folgt ersinnt5:

      „Nein, echtes Offenbarungswissen wäre es gewesen, wenn, sagen wir, der kleine Hirtenjunge Owamba Habumbu Mula-Mula in der Steppe von Oberlambobumbistan 7mal in 7 Nächten träumt »Owamba, höre, E gleich m mal c-Quadrat, und nun gehe nach Europa und sag das Dr. Einstein!«.“

      Kein Zweifel, mit solchen bis dahin nie vernommenen didaktischen Preziosen vermögen Akademiker ganz neue Rezeptionsräume zu erschließen – bis hin zu den Wohnzimmern typischer RTL2-Konsumenten. Diesbezügliche Berührungsängste scheinen jedenfalls auch dem dritten relevanten Akademiker, der in der kurzen, aber äußerst bewegten Historie der „mal AG, mal AK“-Vereinigung eine zentrale Rolle spielte, ziemlich fremd zu sein: die Rede ist vom Dipl. Chemie-Ing. Martin Neukamm (München-Garching). Genauer gesagt, wollen wir das Reden über Neukamms bemerkenswertes Wirken an dieser Stelle einer anderen Person überlassen, nämlich einem Blogbetreiber, der im März 2007 seine ganz eigenen AG/AK-Erfahrungen der Öffentlichkeit mitteilte6 (Hervorhebungen im Original):

      „(...) flugs wurde dieses Weblog von dem Gremium der Evolutionswissenschaftler zu einer »antievolutionistischen Homepage« und ich gar zum »Evolutionsgegner« erklärt. Irgendwann schnallte man dann aber, dass ich zumindest kein christlicher Fundamentalist sein kann und erklärte daraufhin, daß man mit mir »keinen Dialog anstrebe« (...). Das war lustig und ich habe mit Laune verbal auf dieses Gremium eingeprügelt – ein besserer Beleg, daß wir hier Leuten mit offenkundig ideologisierter Wahrnehmung die Verteidigung des wissenschaftlichen Betriebes überlassen, schien mir kaum möglich. Bis ich feststellen musste, daß der Geschäftsführer der AG Evolutionsbiologie im Verband der deutschen Biologen unter dem Titel »Pain in the Ass« ein vermeintliches anonymes Posting hier absetzte, in dem meiner Person gegenüber mal so richtig vom Leder gezogen und die Sau rausgelassen wurde (...). Sein Pech, dass es lediglich drei Klicks benötigte um ihn zu identifizieren. Martin Neukamm tanzte also hier den Jamba, wie man vielleicht unter Bloggern sagen würde. Kurz darauf schaltete sich der Mann unter seinem wirklichen Namen hier noch einmal in die Diskussion ein, tat so als wenn nichts gewesen wäre und unterstützte »ganz sachlich« die Argumentation von »Pain in the Ass.«

      Nach ein paar Recherchen stand fest: das war kein Einzelfall aus jenem akademischen Institut in München. Ich habe mir z.B. auf einer einschlägigen Diskussionsplattform zu einer ganzen Reihe von Diskussionsbeiträgen die immergleiche IP dieser Institution zeigen lassen, die sich hinter zig ganz unterschiedlichen Namen vermeintlicher Privatpersonen verbarg. Letztere teilweise auch noch mit wechselnden Ortsangaben etikettiert – damit es wohl authentischer wirkt.“

      Authentisch – ja, das ist hier zweifelsohne das Stichwort.