Erik Kothny

Deutschland, es brennt


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durch den Erzengel Gabriel offenbart worden sein sollte, auch wenn das friedliche Muslime in Deutschland stets herunterspielen und nicht wahrhaben wollen.

      Puzzle 10: Die Gastfreundschaft

      Ich weiß nicht, ob es dem Islam zuzurechnen ist oder den afghanischen Sitten: Wo immer ich auch Quartier bezog, war ich herzlich willkommen. Man kredenzte die besten Speisen, gab mir Milch, Honig und Hammelfleisch, manchmal auch eine Apfelsine. Oft genug blieb für die Freiheitskämpfer nur Reis mit Huhn. „Im Mischungsverhältnis 1:1“, wie mein Begleiter einmal ironisch anmerkte: „Ein Kessel Reis, ein Huhn.“

      Nazikeule

      Oft wenn jemand in einen Kommentar die Asylpolitik von Angela Merkel und ihre Folgen kritisiert, wird von „Gutmenschen“ die Nazi-Keule ausgepackt. Viele Zeitschriften unterdrücken Leserbriefe, die sich gegen die ungezügelte Asylpolitik wenden, von vornherein.

      Hier stellvertretend eine der Nazi-Keulen von einem Österreicher auf einer Facebookseite.

      Es geht um die Behandlung von Flüchtlingen in Ungarn, deren Verhalten László Kiss-Rigó, Bischof von Szeged-Csanád, nicht als Flucht, sondern als Invasion bezeichnet hatte, weil Flüchtlinge mit „Allahu Akhbar“-Rufen die Grenze zu Ungarn überquert hatten. 17)

      Fritz Linzer 1): „Ja wir (in Österreich) winken durch, was sollten wir machen? Wir helfen und behandeln diese Menschen ordentlich nicht wie Ungarische Faschisten.“

      Gefällt mir · Antworten · 13. September um 15:23

      Joe Maier 1): „Öffnen Sie mal die Augen und schauen Sie genau hin, wie sich die "armen Flüchtlinge" in Ungarn verhalten. Ich sehe da sehr viel Gewalt und überwiegend ausgehend von denselben. Dürfen Polizisten & Hilfspersonal einfach angegriffen werden? Warum können (oder wollen) sich diese Leute bei der Essensausgabe nicht zivilisiert anstellen? Warum prügeln Sie sich untereinander, warum werden Frauen unter ihnen und von ihnen (systematisch?) vergewaltigt? Wahrlich eine andere "Kultur"! Gleichwohl wie, sie verhalten sich nicht wie Gäste (und Hilfsbedürftige), was das allerwenigste wäre, was zu erwarten ist.“

      Gefällt mir · Antworten · 13. September um 15:55 · Bearbeitet

      Fritz Linzer: „Am Wiener Westbahnhof hat (es) 7000 und in Salzburg 4000 (Flüchtlinge) gegeben ohne einen Zwischenfall; wie geht das denn???? Ihr Vorname sollte Adolf sein.“

      Auch auf meiner eigenen Facebook-Seite finde ich Beschimpfungen wie Nazi, Faschist, Rassist, ja sogar mit Goebbels werde ich verglichen. Ein bewährtes Vokabular, um Kritiker von Merkels Flüchtlingspolitik in die Schamecke zu stellen.

      Doch sind besorgte Bürger, die sich um ihre Zukunft Sorgen machen, wirklich Nazis, Faschisten, kleine Propagandaminister oder Adolfs? Durch meine journalistische Tätigkeit hatte ich mehrfach Kontakt mit Opfern des Nationalsozialismus. Alle, die die Nazi-Keule schwingen, so meine ich, schießen weit über das Ziel hinaus – und was noch schlimmer ist, sie verhöhnen mit ihren Vergleichen die Opfer des Nationalsozialismus.

      Juden

      „Da, was für dich, Erik“, hielt mir Barbara Harnischfeger einen Zettel hin, auf dem der Name Hein Wislicky stand und eine Telefonnummer. Barbara Harnischfeger war Studioleiterin des SWF in Koblenz. Obwohl ich noch bei der Bundeswehr war, durfte ich als freier Mitarbeiter bei dem öffentlich-rechtlichen Senders arbeiten.

      Der Job beim zivilen Radio war ja auch sehr artverwandt mit meiner Aufgabe als Redaktionsoffizier beim Bundeswehrradio. Der Armeerundfunk war allerdings mit dem Nachteil behaftet, dass er nur für den Papierkorb produzieren konnten, denn eine Sendelizenz gab es für Radio Andernach nicht.

      Also war ich froh über jeden Auftrag, den ich vom SWF in Koblenz erhielt, denn diese Produktionen wurden über den Sender in Waldesch bei Koblenz im nördlichen Rheinland-Pfalz ausgestrahlt. Besonders gute Beiträge gingen nach Mainz und wurden landesweit gesendet. Dass dieser Beitrag später auch noch als „Reportage des Jahres“ ausgezeichnet wurde, konnte ich nicht ahnen, als ich mich mit dem Zettel zu Hein Wislicky nach Andernach aufmachte.

      Aufträge für den SWF konnte ich natürlich nur nach dem Dienst wahrnehmen, und so fuhr ich gegen Abend mit meinem Tonband Uher Report und Sennheiser Mikrophon zu Hein Wislicky. Er war nicht weit von meiner Wohnung entfernt bei Freunden untergebracht.

      Hein Wislicky war Mitte November 1978 wieder mal von Israel nach Andernach gekommen. Er tat es immer in der Karnevalszeit, weil er das närrische Treiben der Andernacher Jecken liebte.

      Wie er denn nach Israel gekommen sei, wollte ich wissen. Hein antwortete nicht sofort. Er machte eine Pause und schluckte, ehe er in Andernacher Platt die Episode erzählte, die sein Leben geprägt hat.

      „Ich war ein junger Kerl, als Hitler in Deutschland die Macht ergriffen hatte. Für mich war das nicht von besonderer Bedeutung, denn keiner in unserer Familie hatte was mit Politik zu tun. Ich ging zur Schule wie immer und spielte Fußball wie immer; sogar in einer Jugendauswahl von Andernach. Doch eines Tages änderte sich die Welt für mich mit einem Schlag:

      Es war in der Halbzeit, als mein Trainer zu mir kam und sagte: ‚Hein! Du kannst nit mehr zurück aufs Spielfeld. Der Schiedsrichter hat es verboten.‘

      ‚Ja, warum denn?‘

      ‚Weil Du ein Jud bist.‘

      Da brach für mich eine Welt zusammen, ich habe Rotz und Wasser geheult.“

      Daheim sagte dann sein Vater:

      „Hein, du gehst nach Palästina. Hier wird es zu gefährlich für Dich.“

      Hein ging nach Palästina. Das hat ihm wahrscheinlich das Leben gerettet. Aber im Herzen ist er Andernacher geblieben, opponierte sogar bei seinen Besuchen in der alten Heimat gegen die Stadtverwaltung: Die hatte bei der Altstadtsanierung das im Freien stehende Leuff-Kreuz in einen Seitenflügel ins Innere der Christus-Kirche verbannt:

      „Das Kreuz hat den 30-Jährigen Krieg überstanden, hat den ersten Weltkrieg überstanden, den zweiten, und jetzt kommt die Verwaltung und tut es weg.“

      Das war meine erste Begegnung mit einem Zeitzeugen des Nationalsozialismus. Es sollten weitere folgen.

      *

      Dr. Heinz Kahn

      Ich besuchte ihn in Polch bei Koblenz, wo er bis ins hohe Alter noch eine Tierarztpraxis unterhielt. Er war nierenkrank und schloss sich daheim drei Mal in der Woche selbst ans Dialysegerät an. Er starb 2014 im Alter von 91 Jahren.

      Für den Privatsender TV-Mittelrhein dokumentierte ich, wie er als Kind in der Schule von seinen Mitschülern ausgegrenzt und erniedrigt worden war. In der Klasse verbannte ihn der Lehrer auf die letzte Bank, seine Arbeiten wurden nicht benotet. 1936 musste Heinz die Schule verlassen, damit sie „judenrein“ wurde.

      Obwohl Vater Moritz im Ersten Weltkrieg zahlreiche Orden und Auszeichnungen erhalten hatte, wurde er zur Zwangsarbeit verpflichtet, ehe die Familie nach Ausschwitz-Birkenau deportiert wurde.

      Auf der Rampe wurde Heinz von der Familie getrennt. Zum Abschied sagte sein Vater:

      „Heinz, Du bekommst Arbeit, Du musst überleben.“

      Es waren die letzten Worte, die Heinz von seinem Vater hörte. Die Familie wurde vernichtet. Insgesamt verlor Heinz über 100 Verwandte.

      Er selbst hatte „Glück“: Wegen seiner Geschicklichkeit erhielt er im KZ als „Funktionshäftling“ Privilegien und konnte so anderen Häftlingen helfen.

      Auch hatte er durch seine Position Gelegenheit, Dokumente beiseitezuschaffen, indem er sie in Marmeladeneimer einschweißte und im Wasser versenkte. Später dienten diese Belege im Frankfurter Ausschwitz Prozess als Beweismittel.

      Nach dem Krieg blieb Heinz im „Land der Täter“ und wurde nimmer müde, in Vorträgen die Gräuel der Nationalsozialisten lebendig zu erhalten. Dabei trat er aber immer aktiv für die Aussöhnung zwischen Juden und Christen