Friedrich von Bonin

Rudolf Mittelbach hätte geschossen


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Kollegen, wurde aber beruhigt.

      „Mit meinem Vorschlag beim Kanzler habe ich nicht auf das Eigenkapital gezielt, sondern auf die Beurteilung von Krediten, um mit ihnen handeln zu können. In den USA gibt es enorme Gewinnchancen, wenn Sie in einen schlecht beurteilten Kredit investieren und bei diesem Kredit ein Turnaround stattfindet.“

      „Turnaround?“, ließ sich Hausmann mit seinem Hamburger Dialekt vernehmen, „Können Sie nicht Deutsch reden? Was ist das?“

      „Es kann sehr lukrativ sein, einen Kredit zu erwerben, der schlecht geratet ist, wenn Sie Informationen haben, dass sich bei dem Kreditnehmer die Verhältnisse ändern werden. Sie können einen solchen Kredit zu einem geringen Preis erwerben und nach dem Turnaround, nach der Besserung des Schuldners also, mit einer gewaltigen Gewinnspanne verkaufen. Dazu ist allerdings ein standardisiertes Rating erforderlich, das es hier noch nicht gibt. Stanley und Morgan, eine der großen Ratingagenturen in USA, haben bei uns angefragt, ob wir nicht Interesse an Rating von bestimmten Krediten haben. Denken Sie doch nur, was für Geschäfte wir machen können allein mit dem standardisierten Kredithandel.“

      Hausmann brummte. Er war von seinem Aufsichtsrat, der ausschließlich mit Parteipolitikern besetzt war, zu konservativem Handeln gezwungen, er konnte sich ausmalen, was diese Feierabendbanker zu einem solchen Modell sagen würden. Aber man würde sehen.

      „Nun gut, meine Herren, ich habe Sie zu lange von Ihren Frauen ferngehalten, lösen wir diese kleine Sitzung auf, wir bleiben in Verbindung“, damit stand Alpers auf, nickte den anderen zu und mischte sich wieder unter seine Gäste.

      2.

      „Was hat er denn von euch gewollt?“, fragte Maritta Hausmann ihren Mann, als sie spät am Abend in ihrer Limousine saßen, die von John, ihrem Chauffeur, über die Autobahn nach Hamburg gesteuert wurde. Sie hatten die Trennscheibe hochgefahren, damit sie unter sich waren.

      „Er will Geld verdienen“, antwortete Hausmann, „wir haben über die Zinspolitik gesprochen und über das Ausmaß der Transferleistungen nach Osten in die neuen Bundesländer. Ich glaube, es kommen Zeiten auf uns zu, in denen das Geld, wenn man klug ist, reichlich sprudeln könnte.“ Hausmann sah seine Frau an. Sie war immer noch attraktiv, seine Maritta, mit ihren blonden Haaren, die sie kaum nachfärben musste, es waren wenig graue Strähnen darunter. Maritta hatte sich trotz der Geburt ihrer Tochter Charlotte eine schlanke, fast knabenhafte Figur erhalten, die sie auch gerne mit ihrer Kleidung betonte. So hatte sie heute zu dem Empfang ein Kleid gewählt, das kurz über dem Knie endete, „ich kann es mir schließlich leisten“, hatte sie auf die schwachen Einwände ihres Mannes geantwortet. Hausmann war nach all den Jahren immer noch etwas verliebt in seine Frau, obwohl sie längst ihre eigenen Wege ging, seit ihre Tochter aus dem Hause war. Sie brachte ihm Kameradschaft entgegen und beriet ihn, wann immer er sie fragte. Maritta war klug, ehrgeizig für ihn und achtete bei ihren eigenen Wegen peinlich genau darauf, ihn nicht zu kompromittieren. In Hamburg wäre ein Skandal sein Ende als Chef der Nordlandbank gewesen, die Hamburger Gesellschaft verstand da auch heute noch keinen Spaß. Hausmann wendete sich ab und hing seinen Gedanken nach, während sie mit hoher Geschwindigkeit nach Hamburg rauschten.

      „Du wirst deine Geschäftspolitik ändern müssen“, ließ sich Maritta wieder leise vernehmen, „ich fand schon immer, dass die Nordlandbank mehr kann als Kundenkonten zu verwalten, Immobilien und Schiffe zu finanzieren. Ich finde, du solltest dich mit Richard Leibherz in Verbindung setzen. Was du brauchen wirst, sind Mitarbeiter mit Erfahrung im Anlagegeschäft.“ Richard Leibherz war einer der prominentesten Unternehmensberater in Deutschland, der berühmt für seine Qualitäten war, wenn es galt, hochrangige Manager zu finden.

      „Ich werde es mir überlegen“, brummte Hausmann, bevor er einnickte, von dem sonoren Summen der Limousine in den Schlaf gewiegt.

      Der Weg

      Am Abend kam er aus der Stadt heraus. Es herrschte warmes Sommerwetter, er war durch die Innenstadt nach St Pauli gegangen, hatte den alten Tunnel unter der Elbe zum Hafen genommen, hier kannte er sich kaum aus, hatte die Containerbrücken sich gegen den strahlend blauen Himmel recken sehen, das bedeutete, dass sie nichts zu laden und entladen hatten, das wusste er, Ausfluss der Krise. Mit der Krise waren jäh die Transportwege unterbrochen worden, es bestand kein Bedarf mehr, irgendetwas zu transportieren. Imposant sahen sie aus, die Containerbrücken, wie sie, stählernen Armen gleich, in den Himmel ragten. Unter der Köhlbrandbrücke war er durchgegangen, diesem Bauwerk von unvorstellbarer Größe, wenn man darunter stand und hochblickte, an Riesenträgern aufgehängt und befahren von Strömen von Lastkraftwagen und Personenkraftwagen, deren Strom selbst in der Krise nicht abgerissen war. Er bemerkte die zunehmende Hitze der Sonne nicht, war dem Hafenbecken ausgewichen, hatte immer wieder den Weg nach Süden gesucht, geleitet von seinem eisernen Willen und angetrieben durch das Stakkato der eigenen Schritte. Er war an die Kirche gelangt, die am Rande des Hafens über geblieben war, einst ein ganzes Dorf krönend. Längst waren die Häuser verlassen und abgerissen worden, sie hatten dem Wachstum des Hafens weichen müssen. Der Kirchturm war flankiert von zwei riesigen Windrädern, die den unendlichen Energiedurst der Stadt stillen helfen sollten. Oft hatte er dieses Ensemble von der Autobahn aus gesehen, wenn er sich von Süden der Stadt näherte, der ehemals mächtige Kirchturm zusammengeschmolzen zu einer winzigen Nadel zwischen den ihn wohl um das zehnfache an Höhe überragenden Windrädern, Zeichen der menschlichen Hybris, Zeichen für den Glauben an immer mehr Energie und immer weniger Gott. Hinter sich ließ er Kirche und Windräder und die riesige Stadt, ging hinaus in das Land, folgte dem Sog seiner Schritte und seinem Wissen über den Weg, der vor ihm lag.

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