Monotonie der prosaischen normalen Welt, einer Welt der erdrückenden Langeweile, in der die Menschen in die Kinos fliehen, um ihr trübes, idiotisches Leben zu vergessen und eine Weile in einer Traumwelt zu schwelgen.
Wenn man das Gut des Marquis betrat, löste man sich von den Zuschauern und wurde ein Schauspieler des eigenen wirklichen Lebens. Es spielte keine Rolle, dass es eine Welt ganz für sich war; in ihren Mauern war man wirklich frei.
Das Bellen eines Hundes riss mich aus meiner Träumerei, und ich sah am Ende des Balkons eine riesige dänische Dogge an einer der Glastüren hochspringen.
Das reizte meine Neugier, und ich beschloss, zu erkunden, was hinter der Tür war. Alle anderen waren geschlossen, auch die Läden davor, und das machte mich noch neugieriger. Vielleicht war ich nicht der einzige Gast im Hause.
Die letzte Glastür stand offen, und vor ihr hatte ich den Hund gesehen. Ich spähte hinein und sah ein wahrhaft königliches Schlafzimmer mit einem großen reichverzierten Himmelbett. Der Hund lag auf dem Fußboden daneben und hob den Kopf, als er mich sah.
An einem Toilettentisch in einer Ecke saß eine Frau und frisierte sich, und bei meinem Erscheinen wandte sie mir den Kopf zu.
„Bonjour“, sagte sie. „Sie sind doch bestimmt Henri de Brissac.“
„Ja“, antwortete ich verwundert. „Aber wer sind Sie?“
„Ich bin Caroline“, lächelte sie, und als sie meinen verständnislosen Blick sah, fügte sie hinzu: „Die Schwester von Isabelle.“
„Isabelles?“
„Isabelle, Marquise de Rochechouart. Die Hausherrin.“
„Ach ja, die Marquise. Ich wusste gar nicht, dass sie eine Schwester hat.“
„Sie redet nicht darüber, nicht, weil sie sich meiner schämt, sondern weil sie das Leben, das ich führe, missbilligt.“
„Wirklich?“
„Ach, es ist nicht das, was Sie vielleicht denken. Ich bin das erste Mal hier zu Besuch. Jahrelang habe ich in einem Kloster gelebt, und jetzt habe ich beschlossen, den Schleier zu nehmen, und Isabelle ist wütend auf mich.“
„Ich glaube, ich kann sie verstehen“, sagte ich, während ich ein Paar Beine mit perfekt geformten Waden betrachtete.
„Gehört der Hund Ihnen?“
„Oh nein“, lachte sie. „Er heißt Lenny und gehört Isabelle. Ist er nicht süß?“
„Ja“, sagte ich in einem Ton, der andeutete, dass er auch noch etwas anderes sei, denn ich sah, dass er ein scheußlich aussehendes Glied hatte.
„Und er ist so sanft, so liebevoll.“
„Was Sie nicht sagen!“
„Oh doch, er würde keiner Fliege ein Leid antun. Nachts liebt er es, sich wie ein Baby an mich zu kuscheln. Man muss ihn streicheln und liebkosen, sonst wird er traurig und mürrisch.“
Lenny blickte mich wie ein missvergnügter alter Wüstling an.
„Er scheint nicht genug Schlaf zu haben, oder vielleicht braucht er Vitamine.“
„Das glaube ich auch“, sagte sie. „Vielleicht sind aber auch die fremden Leute im Hause daran schuld. Er ist nicht daran gewöhnt.“
„Sind denn so viele Gäste hier?“, fragte ich überrascht.
„Ja, Dutzende. Sie sind gestern Abend spät gekommen.“
„Lauter Gäste?“
„Sozusagen. Ich glaube, es wird hier so ein blöder Ball veranstaltet. Sie wissen schon mit dem gesamten französischen Hochadel. Meine Schwester liebt so etwas, aber mich lässt es kalt. Ich habe zu Isabelle gesagt, ich würde nicht daran teilnehmen, und da hat sie mir eine solche Szene gemacht, dass wir uns schließlich auf einen Kompromiss geeinigt haben. Ich habe mir von ihr die Erlaubnis geben lassen, während meines Aufenthalts hier einige der Nonnen einzuladen, sonst könnte ich vielleicht den Schleier nicht nehmen.“
Sie war mit dem Kämmen fertig, stand auf und zeigte eine Figur, die mein Blut in Wallung brachte. Die Art, wie ihre Hinterbacken hin und her schwangen, als sie durch das Zimmer ging, hätte viele Heilige zu Sündern werden lassen. Lenny beobachtete mich mit Falkenaugen.
„Meinen Sie nicht, dass er etwas Bewegung braucht? Ein großer Junge wie er muss auf dem Rasen herumtollen, sonst verkümmern seine Muskeln.“
„Ja, da haben Sie wohl Recht. Ich werde den Butler rufen.“
Lenny ließ sich von einem noch widerwilligeren Albert nur widerstrebend hinausführen, und als er draußen war, atmete ich auf.
„Sie haben also eine Heimat im Kloster gefunden?“
„Ich bin dort sehr glücklich“, antwortete sie.
„Und denken Sie nie mehr an Männer? Nur ein ganz klein bisschen?“
„Ach“, sie wurde rot, „wissen Sie, das dürfen wir nicht.“
„Aber trotzdem hin und wieder einmal...“
„Manche der Mädchen tun es, aber dann müssen sie es beichten und werden natürlich ausgepeitscht.“
„Wie furchtbar“, rief ich. „Solche zarten Geschöpfe werden wirklich ausgepeitscht?“
„Ach, das ist nicht so schlimm. Einige der Mädchen behaupten nur, sie hätten unzüchtige Gedanken gehabt, um geschlagen zu werden.“
„Vielleicht verstehe ich das nicht richtig“, murmelte ich. „Wenn sie das selber wollen, dann muss es wunderbar sein.“
„Sind Sie noch nie geschlagen worden?“, fragte sie erstaunt.
„Seit meiner Kindheit nicht, aber damals fand ich das alles andere als schön.“
„Ach, dann ist es wahrscheinlich nicht richtig gemacht worden“, lachte sie.
„Gibt es da eine besondere Methode?“, fragte ich.
„Ja, natürlich. Es kommt nur auf die Methode an.“
„Nun“, seufzte ich, „ich werde es wohl nie erleben, was für ein köstliches Gefühl es ist, eine Tracht Prügel zu bekommen.“
Das Kindergeplapper begann mich zu langweilen. Jeder Kenner hätte einem sofort gesagt, dass es um das Mädchen jammerschade war. Sie lernte, ihre natürlichen Triebe unter der heuchlerischen Laszivität des Klosters zu verbergen. Man musste dieses Mädchen unbedingt retten, und zwar schnell.
Wir verbrachten den Rest des Vormittags in sinnlosem Geplauder, und ich ging unzufrieden weg und schwor mir, dass ich sie umkrempeln würde.
Man kann sich mein Missvergnügen vorstellen, als ich in die Bibliothek des Marquis kam und dort zwei Nonnen fand, die in den Büchern stöberten.
Sie verneigten sich respektvoll und lächelten kühl, und als ich sie mir genauer betrachtete, sah ich zu meiner Überraschung, dass sie gar keine getrockneten Feigen waren, sondern einen zarten rosa Teint und schön geformte Lippen hatten.
Und so sagte ich mir, dieser Tag müsse offenbar religiösen Fragen gewidmet werden, und begann ein Gespräch mit ihnen. Wie sich herausstellte, waren es Schwester Élise und Schwester Philine, zwei von denen, die Caroline überwachen sollten.
Wir unterhielten uns eine Weile, und dann erbot ich mich, sie durch das herrliche Haus zu führen. Das freute sie sehr, denn diese stickige Bibliothek langweilte sie sichtlich.
Ich kannte das Haus ebenso wenig wie sie, und so führte ich sie in mein Zimmer.
„Ich dachte, es wäre nett, wenn wir vor unserem Rundgang eine Tasse Tee trinken“, sagte ich.
Dann klingelte ich nach Albert.
„Nun, ich muss sagen“, fuhr ich fort, „ich bewundere das Opfer, das ihr Mädchen gebracht