Helmut H. Schulz

Friedrich I.


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      Helmut H. Schulz

      Friedrich I.

      Ein Hofbericht

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       LEBENSDATEN

       KÖNIG FRIEDRICH I. VON PREUSSEN

       DER ERBPRINZ

       EBERHARD VON DANCKELMANN

       DOROTHEA VON HOLSTEIN-GLÜCKSBURG, DIE STIEFMUTTER

       ELISABETH HENRIETTE

       SOPHIE CHARLOTTE

       DAS TESTAMENT

       Impressum neobooks

      LEBENSDATEN

      König Friedrich I. von Preußen

      *11.7.1657 in Königsberg i. Pr., † 25. 2.1713 in Berlin

      1. Eheschließung:

      23.8. 1679 mit Elisabeth Henriette von Hessen-Kassel

      *18.11.1661 in Kassel, † 7.7.1683 in Cölln/Spree

       2. Eheschließung:

      8.10.1684 mit Sophie Charlotte von Braunschweig-Lüneburg

      *30.10.1668 in Schloss Iburg bei Osnabrück,

      † 1.2.1705 in Hannover

      3. Eheschließung:

      28.11.1708 mit Sophie Luise von Mecklenburg-Grabow

      *16.5.1685 in Schwerin, † 29.7.1735 in Berlin

       Nachkommen

      aus der Ehe mit Elisabeth Henriette von Hessen-Kassel

       Luise

      *29.9.1680, † 23.12.1705

      aus der Ehe mit Sophie Charlotte von Braunschweig-Lüneburg

       Friedrich August

      *6. 10.1685, † 13.1.1686

      Friedrich Wilhelm, der spätere König

      *14.8.1688, † 31.5.1740

      KÖNIG FRIEDRICH I. VON PREUSSEN

      Dieser Friedrich wurde am 11. Juli 1657 im Stadtschloß zu Königsberg keineswegs als König geboren, in der Schlosskirche, und zwar der lutherischen, obschon der Kurfürst Kalvinist war, getauft und also in die Sündenwelt entlassen. Seine Taufpaten waren ungeheuer erlauchte Herren und Herrschaften, nämlich der deutsche Kaiser Leopold I., mit dem ihn ein ambivalentes, ein wechselndes Verhältnis verbinden wird, Ludwig XIV, der von Frankreich, des späteren Friedrichs überlegener Gegenspieler, Johann Georg von Sachsen, ein Kollege des brandenburgischen Kurfürsten, der bald darauf im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation nach dem Sieg bei Fehrbellin über die Schweden der Große Kurfürst genannt wird, vorläufig bloß der Vater seines dritten Sohnes, eben jenes Friedrich, dessen Taufe wir gerade beiwohnen, eine immerhin erfreulichere Sache, als die ewigen Kriege. Ein Herr mit Namen Christian Ludwig von Braunschweig-Lüneburg vervollständigt die Reihe. Aus der Aufzählung dieser Paten ergibt sich folgendes: Sie alle waren miteinander so verwandt, ihre Interessen waren so verfilzt, dass sie sich dauernd in den Haaren liegen mussten. Der Große Kurfürst selbst war ein Sohn der Charlotte von der Pfalz, Schwester des Winterkönigs, der die wichtigste Schlacht seines Lebens verlor, weshalb man nur noch den Namen Winterkönig von ihm kennt. Onkel und Neffen, Großonkel und Großneffen, Nichten und Brüder sowie Schwestern waren sie alle irgendwie, was sie gleichwohl nicht daran hinderte, bei nächstbester Gelegenheit übereinander herzufallen, oder sich an einem fraglichen Tag nach der glücklichen Geburt des Prinzen im Stammland des Kurfürsten zu einer Kindstaufe freudig zu vereinen, zumindest symbolisch, wenn schon nicht in Person. Über einen solchen Winzling, wie das Prinzchen Fritz - als Erbprinzen dürfen wir ihn noch nicht bezeichnen, denn in diese Rolle muss er durch einen tragischen Todesfall, dessen Opfer sein älterer Bruder Karl Emil werden sollte (der allererste Thronprätendent Wilhelm Heinrich weilt bereits seit acht Jahren nicht mehr unter den Lebenden), erst noch hineinwachsen - ist naturgemäß wenig zu vermelden, nichts Gutes, aber immerhin vorläufig auch nichts Schlechtes. Es ist ein Wunder, woher die vielen großen Teufel kommen, da wir doch einmal solch kleine Engel gewesen sind. Ob das Kind bei der Zeremonie gelacht oder geweint hat und sich in die Hosen machte, ist nicht überliefert, obschon es wichtig wäre, hierüber Bescheid zu wissen. Wohl aber sind hier einige Sätze über die Eltern des Knäbleins einzuflechten. Des Großen Kurfürsten hatten wir schon oberflächlich gedacht. Zur Zeit des Tauffalles ist Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg und Chef des Hauses Hohenzollern, zur einen Hälfte deutscher Reichsfürst, zur anderen polnischer Lehnsmann; gerade wieder, muss es heißen, nach einem kriegerischen Zwischenspiel mit seinen lieben schwedischen Verwandten, worüber noch zu reden sein wird. Außerdem ist er eben siebenunddreißig Jahre alt. Geboren wurde er 1620 zu Cölln an der Spree, in einem heruntergekommenen Schloss. Dieser in den besten Jahren stehende Mann hat schon einiges hinter sich. Mit zwanzig Jahren, 1640, wurde er Kurfürst in Nachfolge seines Vaters, und falls der junge Mann vorgehabt haben sollte, sogleich zu regieren, so sah er sich kräftig daran gehindert. Er erbte nämlich einen energischen und streng katholischen Statthalter namens Schwartzenberg. Nach Otto Hintze, einer der Kenner, wenn nicht der Sachkundigste in brandenburgischer Geschichte, wollte jener Herr sogar ein märkischer Wallenstein werden, wozu es aus mancherlei Gründen nicht gelangt haben dürfte. Immerhin aber hielt Schwartzenberg den jungen Kurfürsten bei der kaiserlichen Stange. Ein Jahr später sah sich der neue Kurfürst von diesem Aufpasser durch den kalvinistisch gesinnten Gott befreit (das Wunder der Hohenzollern; es beruht darauf, dass sich das Schicksal im letzten Moment für die Dynastie entscheidet und gegen deren Feinde, ein in der Tat häufiger Fall und ein ausgemachtes und höchst wunderbares Mysterium) und trat in die europäische Politik ein. Das heißt, er schloss einen Waffenstillstand mit den Schweden und bewarb sich um die Hand der schwedischen Königin Christine, die gerade verwitwet war, aber er bekam einen Korb und unser Fritzchen infolgedessen eine andere Mutter.

      Der Große Kurfürst war ein Neffe des schwedischen Gustav Adolf, der 1632 gefallen war, und hatte als Heranwachsender die Überführung der königlichen Leiche nach Schweden bis Wolgast begleiten dürfen. Zwischen 1640 und 1643 hielt sich Friedrich Wilhelm in Preußen auf. Im letztgenannten Jahr kam er nach Cölln und an die Spree und fand eine halbe Ruine statt eines bewohnbaren Schlosses vor. Aber er ging mit Energie ans Werk, und schließlich war es ein wenig aufwärts gegangen, ein neues Heer wurde aus der kargen märkischen Erde gestampft, was auch bitter nötig war, denn nach dem großen Frieden dachten die fremden Truppen keineswegs daran, aus der Mark