Richard Hebstreit

DAS THÜRINGER DEKAMERON


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      Richard Hebstreit

      DAS THÜRINGER DEKAMERON

      KOMISCHE EROTISCHE GESCHICHTEN

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       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Auf´m Tisch

       Der Schliemer

       Werners Braut

       Loberstedts Frauen

       Tröpfchen

       Männertag Männertag

       Alfi

       Zum Fick auf die Zwick!

       Der Abtaucher

       Feuchte Pflaumen und Schnecken

       Der Rammler

       Tröpfchen

       Impressum neobooks

      Auf´m Tisch

      Ludger der Schneider aus Salzinge nähte manchmal um Mitte 1985 noch im Schneidersitz auf dem Tisch beim Heften der Stoffteile. Dreißig Stiche schaffte er in der Minute, wie sein alter Meistervater, von dem er sein Handwerk erlernt hatte. Obwohl schon seit ungefähr 1870 mehrere mechanische Nähmaschinen in der alten Werkstatt benutzt wurden, erhielt er sich diese Tradition, die einen einfachen Grund hatte, den heute kaum noch jemand kennt. Selbst bei Wikipedia steht nur die Vermutung,

      "...damit die bearbeiteten Stoffteile nicht auf den Fußboden hängen und die bei der Arbeit abfallenden Stoffteile nicht in den Staub fallen..."

      Es ging um´s Tageslicht. Weiches Tageslicht. Ein Schneider brauchte seit Jahrhunderten für seine exakte Arbeit gutes Licht. Das beste Licht in der Schneiderwerkstatt war nicht auf einem Stuhl vor dem Tisch am Fenster, sondern auf dem Tisch. Der Meister saß immer links am Fenster, der Altgeselle rechts neben dem Fenster und der Junggeselle saß in der Mitte mit dem Rücken zur Werkstatt, damit er schneller aus der Werkstatt neue Teile und Knöpfe holen konnte.

      Ludger saß gerne auf dem Tisch, auch damit er seine Kunden schon sehen konnte, wenn sie sich auf der Straße dem Geschäft näherten. Gesellen hatte Ludger schon lange nicht mehr. Er, der Schneider Ende der Vierzig arbeitete alleine und manchmal, wenn es viel zu tun gab, half seine Frau die Gusti. Auguste war zur Kur und seine Stammkundin Anette näherte sich dem Fenster, von dem Ludger schon eine stumme Begrüßungsverbeugung auf den Gehweg sendete. Anette ging nach der neusten Mode gekleidet in einem vom Ludger genähten eleganten, taillierten, sandfarbenen leichten Sommermantel, passend zum strohblondem Haar von Anette.

      Als sie die Werkstatt betrat, die von einem hohen Tresen geteilt war, lehnte sich Anette mit beiden Ellenbogen auf den Tresen, verschränkte die Hände unter dem Kinn und sagte zu Ludger "So könnt ich nicht den ganzen Tag sitzen, das ist ja viel zu unbequem, aber sie schau´n ja den lieben langen Tag nach den hübschen jungen Frauen auf der Straße aus!"

      Ludger grinste freundlich und meinte: "Das ist doch ganz leicht! Setzen sie sich doch mal auf den Tisch!" Anette zog das duftige Mäntelchen aus und begann flugs auf den Tisch zu klettern, von dem Meister Ludger inzwischen flink und behende gesprungen war. Das war nicht einfach. Der Tisch war hoch, Anette hatte einen engen kurzen blauen Rock an, der ihr ein wenig bei der Schneidersitzposition behinderlich war. Unter dem blauen Rock hatte sie halterlose blaue Strümpfe aus dem Westen an. Das Höschen hatte einen ähnlichen Spitzenbesatz. Sie saß nun mit dem Rücken zum Fenster. Zwischen der blauen Pracht leuchteten Anettes wohlgeformte Schenkel unter dem Rock dem Meister entgegen, die er schon mehrfach vermessen hatte. Er hatte ihr Alter und alle Maße im Kopf.

      Fünfunddreißig, 92-63-89 auf einen Meter und vierundsiebzig Zentimeter. Ludger bedeutete Anette die Wichtigkeit des Schneidersitzes. "Es entspannt bei Beibehaltung des Sitzes den Beckenboden, weitet den Querbeckendurchmesser und den Beckeneingang und ist in der Lage zur Korrektur der Neigung und Stellung des Beckens beizutragen. Beim Schneidersitz sollten sie auf einen aufrechten Rücken zur Entspannung der Hüftgelenke achten! Der Schneidersitz können sie auch bei einer Meditation einnehmen. Wenn man das alles richtig kann, ist der Lotossitz eine Steigerung dieser Sitzposition, mit der sie mit geschlossenen Augen leicht ins Nirwana gelangen können!"

      "Ins Nirwana - echt?" murmelte sie leis vor sich hin.

      Ludger klickte auf den alten Plattenspieler unter dem Tisch, ohne zu versäumen nochmal unter den Rock zu schielen. Musik der Beefeaters waberte durch den Raum, Psychedelic Blues aus Dänemark von 1968. Anette schloss die Augen und Ludger fing an vorsichtig Anettes Knöchel zu massieren. Sie hielt die Augen weiter geschlossen und Ludger massierte zart in Richtung Anettes Knie. Sie wiegte sich im Rythmus des Blues, schauckelte langsam seitlich hin und her. Als Ludger am Spitzenbesatz der Strümpfe anlangte, öffnete sie die Augen und sprang vom Tisch. "Mach die Vorhänge zu!" sagte sie gurrend und Ludger machte nicht nur die Vorhänge zu, sondern hing an die Werkstatttür das Schild "KOMME GLEICH WIEDER!".

      Ein Schneider kann sehr schnell Knopfleisten auf und zu knöpfen. Seine eigene konnte Ludger noch schneller jetzt aufknöpfen. Er brauchte nicht hin zu sehen, er sah zu Anettes Beckeneingang, die schon wieder auf dem Tisch saß. Nicht im Schneidersitz, ihre Beine baumelten links und rechts an den Enden einer in der Tischkante eingelassenen Elle. Sie entspannte ihre Hüftgelenke auch ohne Schneidersitz. Weitete den Querbeckendurchmesser und den Beckeneingang und schlang ihre Beine um Ludgers Hüften. "Sie..............sind.................ja..............ein.............er..................ma...................chen................sie...........das............mit..............je..............der" keuchte sie und Ludger keuchte dabei ohne Silben zu nennen. Er sah rechts hoch zum Stoffschrank neben dem Fenster, wo oben ein altes Buch von 1914 lag. "Mann und Frau", 1914 Verlagsbuchhandlung Max Otto Groh, Dresden, und dachte dabei an ein Zitat aus der Seite 233 "Das Reiben des Gliedes in der Scheide erhöht das Glücksgefühl". Lange brauchte er nicht zu reiben. Das Glücksgefühl war zu groß und er dachte an das erste Wort seines Schildes draußen an der Türe "Komme!"

      Macht nichts!", sagte Anette, als er das Schild wieder abhing. "Ich komme morgen wieder!" Anette kam fast jeden Tag, bis Ludgers Frau aus der Kur zurück war. Nach mehreren Wochen, in denen sich Anette nicht bei Ludger meldete, bekam Ludger einen Telefonanruf mit dem folgenschwerem Inhalt, das Anette schwanger von Ludger wäre und für einen Betrag von Fünfundzwanzigtausend DDR-Mark auf alle weiteren alimentarischen Ansprüche verzichte.

      Besonders seine Frau, die Gusti, würde nie etwas von dem Geschehen auf dem Schneidertisch erfahren. Ludger ging zur Staatsbank am Markt, holte bündelweise Bargeld und zahlte. Monate gehen ins Land und Anette bleibt fast bei ihren Maßen. 92-65-89. In der Taille zwei Zentimeter mehr wegen fast täglich Konditern von Erxlebens Kuchen und nicht wegen einer Schwangerschaft. Anette hatte ja jetzt Geld über für sowas.... Die Haarfarbe änderte sich leicht ins Brünette, Klamotten kaufte sie, um