Arik Steen

Hunting Prey


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      Er fühlte sich deplatziert, als er die lang gestreckte Allee aus Palmen entlangging und dem Personal folgte. Noch immer hatte er nicht ganz verstanden warum man ihn hier her eingeladen hatte. Ein derartiges Luxushotel hatte er definitiv noch nie gesehen oder gar darin als Gast genächtigt.

      «Wenn Sie mir bitte folgen würden!», meinte der Bedienstete und ging durch die große automatische Glastür.

      Florian zögerte einen Moment und ließ den anderen Gästen den vortritt. Dann ging er ebenfalls hinein.

      Florian schaute sich um. Die Eingangshalle war überwältigend. Sofort fiel ihm auf, dass die gesamte Hotellobby so aufgebaut war, dass kaum etwas irgendwelche Kanten oder Ecken hatte. Die gesamte Halle hatte eine ovale Form. In ihrem Zentrum war ein rundes Aquarium, das bis zur Decke reichte. Es hatte sicherlich einen Durchmesser von gut vier Metern und war bestimmt an die zehn Meter hoch. Exotische Fische in unterschiedlichsten Farben und Formen schwammen in dem klaren Wasser und zogen einzeln oder in kleinen Schwärmen ihre Runden. Die einen schnell und wieselflink, die anderen eher gemächlich. Ein prächtiges Farbenspiel lebender Tiere.

      «Willkommen im Hotel!», meinte eine Stimme von der Rezeption.

      Florian schaute vom Aquarium hinüber zur Empfangstheke die ebenfalls keine Kanten aufwies und wie eine Welle aus Marmor aussah.

      Die Stimme gehörte einer vielleicht fünfundzwanzigjährigen schwarzhaarigen Frau, die vor der Rezeption stand. Sie trug lediglich einen ledernen Minirock, High Heels und ein schwarzes Halsband. Ihre üppigen Brüste waren nackt und streckten sich den Gästen aufreizend entgegen. Sie senkte den Kopf ein wenig und meinte: «Ich bin Dienerin Anja. Ich wünsche Ihnen allen einen schönen Aufenthalt! Für Fragen stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung!»

      Die einzige Frau unter den Gästen ging näher an die junge Frau heran. Sie grinste und schaute sich die schwarzhaarige Bedienstete an. Dann wand sie sich an ihren Mann, den Russen: «Wäre sie nicht was für dich?»

      «In jedem Fall ein netter Empfang!», grinste dieser, ging zu seiner Frau und schaute der jungen Lady auffallend direkt auf die Brüste: «Wo kann man hier was trinken?»

      «Auf ihrem Zimmer, Sir, finden Sie in der Minibar Getränke. Ansonsten natürlich in der Hotelbar und an der Strandbar!»

      «Bist DU im Preis inbegriffen?», grinste die Russin.

      «Tut mir leid, Mylady!», erwiderte die Hotelangestellte: «Ich bin lediglich für den Empfang zuständig!»

      «Was für eine Verschwendung!», lachte der Russe und haute seiner eigenen Frau auf den Po. Die schaute ihn empört an, aber es wirkte bewusst künstlich und aufgesetzt.

      «Willkommen im Hotel Resort Pleasure Beach!», sagte eine männliche Stimme.

      Florian schaute sich um und erblickte einen älteren Mann im Rollstuhl. Das musste Richard Pope sein. Der milliardenschwere ehemalige Pornoproduzent, dem dieses Hotel gehörte.

      «Mr. Pope!», sagte der Russe: «Ich habe gerade ihre Angestellte bewundert! Wunderbar!»

      «Sie kennen die Regel!», grinste Pope. Die Altersflecke auf seinem Kopf erinnerten Florian ein wenig an eine Mondlandschaft aus weiter Ferne betrachtet. Pope wirkte nicht nur müde, sondern sogar kränklich: «Wann welche Frau angefasst werden darf ist genau festgelegt. Von mir persönlich!»

      «Ich weiß schon!», seufzte der Russe: «Ihr Spiel, ihre Regeln!»

      «Sie müssen Dimitri sein?», fragte Pope: «Aus Moskau?»

      «Das ist richtig!», meinte der untersetzte Russe und gab dem alten Mann die Hand: «Und diese hübsche Dame ist meine Frau Natascha!»

      «Es freut mich!», meinte Pope: «Sie müssen verzeihen, Natascha, dass ich so unhöflich bin und nicht aufstehe!»

      Der Russe lachte auf und es klang fehlplatziert. Auch wenn jeder wusste, dass Pope einen Witz gemacht hatte.

      «Bleiben Sie ruhig ...!», fing Natascha an, korrigierte aber dann ihren Gedankengang recht schnell: «Es freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Pope!»

      Florian musste schmunzeln. Das ganze Szenario kam ihm ein wenig wie in einem billigen B-Movie vor. Alles wirkte so unreal und der Small Talk irgendwie aufgesetzt. Er erwartete in jedem Moment ein lautes «Cut!» und dass dann ein wildgewordener Regisseur auf sie zukam. Unzufrieden über die Leistung der Schauspieler.

      Aber es war real!

      «Nun, wir haben insgesamt vier Kategorien von Frauen und Männern. Die Freien, zu denen sie als Gäste gehören, die Dienerinnen und Diener, zu denen mein Personal gehört wie auch die hübsche Anja ...», Pope nickte seiner Angestellten zu: «Dann die Sklavinnen und Sklaven die sie vor allem in den Shows bewundern dürfen und das Freiwild!»

      «Das Freiwild?», fragte Florian interessiert. Jeder schien ihn anzustarren. Er hatte mit zwei Worten die komplette Aufmerksamkeit auf sich gelenkt.

      Pope drehte seinen Rollstuhl in die Richtung des Fragenden: «Und Sie sind?»

      «Florian!», erwiderte dieser: «Aus Hamburg!»

      «Ah ja!», grinste Pope: «Sie kommen aus einer interessanten Branche. Wir sollten uns vielleicht baldmöglichst unterhalten.»

      «Nun, vielleicht ist da ein Missverständnis aufgekommen. Ich komme nicht aus einer Branche wie die Anderen, ich ...!», wehrte Florian ab, wurde aber unterbrochen.

      Pope nickte: «Oh, ich weiß schon. Glauben Sie mir, Florian. Ich habe mich eingehend über alle unsere Gäste informiert. Das gehört zu meinem Geschäft!»

      «Das denke ich mir!», sagte Florian. Dennoch wusste er noch immer nicht, was er hier eigentlich tat. Er war in Hamburg angesprochen worden. Man hatte ihn eingeladen. Ihn, den mehr oder weniger guten Erotikautor. So richtig kapiert hatte er damals nicht, warum Pope ihn eingeladen hatte.

      Um eine Story zu schreiben?

      «Um auf ihre Frage zurückzukommen. Auch wenn wir mit unserem Hotel, unseren Shows und dem ganzen Angebot zahlreiche Highlights haben, so ist unsere Jagd, die wir ja schon einmal veranstaltet haben, immer noch unser zentrales Thema. Freiwild, das sind diejenigen, die irgendwo da draußen auf der Insel sind. Bereit gejagt zu werden.»

      Dimitri, der untersetzte Russe, grinste: «Ich habe die Frauenjagd geliebt und jeden Tag am Bildschirm genossen. Jetzt einen Steinwurf davon entfernt zu sein, das ist noch mal ein ganz anderes Ding! Wer ist der Jäger?»

      «Oh, es wird mehrere Jäger geben!», sagte Pope: «Lassen Sie sich überraschen. Und falls es ihre Frau interessiert, wir denken auch darüber nach, Männer als Freiwild einzusetzen.»

      Natascha, die russische Frau, grinste: «Das hört sich gut an!»

      «Moment!», meinte Florian. Vor ihm lief alles ab wie ein Film: «Habe ich das richtig verstanden? Sie jagen Menschen?»

      «Nicht so wie sie denken!», grinste Pope: «Aber das werden Sie noch früh genug erfahren. Nun müssen Sie mich entschuldigen. Es sind noch einige Sachen zu erledigen. In jedem Fall herzlich willkommen auf meiner Insel!»

      Golden Beach

      Mariá hatte Angst davor, was mit ihr passieren würde. Würde sie wirklich jemand jagen und dann ...? Sie wollte es sich gar nicht vorstellen.

      Aber noch war sie frei.

      Sie stand auf und ging aus der Hütte. Wo sollte sie die Nacht verbringen? Es war klar, dass man sie hier in dem kleinen Verschlag wohl am ehesten vermutete.

      Also in den Wald?

      Alleine der Gedanke daran, machte ihr Angst. Hier am Strand fühlte sie sich sicher. Sie hatte keine Ahnung wohin es dort in den Wald ging.

      Warum schwieg eigentlich der Vogel plötzlich?

      Die junge Chilenin schaute an ihrem nackten Körper herunter. Man hatte ihr die Pussy rasiert. Vor laufender Kamera ...

      Sie erinnerte sich an das