2015, Stettin (Polen)
Maria schaute aus dem kleinen Bullauge. Es war mitten am Tag. Wenn sie richtig gezählt hatte, dann war es der mittlerweile dreißigste Tag an dem sie hier eingesperrt war. Irgendwo im Bauch eines großen Schiffes.
Wann durfte sie hier endlich wieder raus?
30 Tage! Eine schrecklich lange Zeit ... wenn man eingesperrt war.
Sie hörte das Klappern von Schlüsseln. Vermutlich waren sie am Ziel. Ansonsten hatte man ihre Zelle nur geöffnet, wenn es etwas zu Essen gab. Und das hatte sie heute schon bekommen ...
Die Tür ging auf ...
«Wir sind da! Mach dich bereit!», meinte einer der Männer. Ein schmuddeliger Arbeiter. Vermutlich ein Matrose, der selten an Land war. Sein blauer Arbeitskittel war schmutzig, genauso wie seine Hände. Selbst in seinem Gesicht waren schwarze Flecken von Teer oder Ruß zu sehen.
Sie schaute ihn an: «Wo sind wir?»
«Stettin, Polen!» kam die Antwort auf spanisch. Kurz und knackig.
María hatte keine Ahnung, wo das war: «In Europa?»
«Ja! Komm mit!»
Sie folgte ihm nach draußen. Es war eiskalt. Ganz anders als in Chile.
«Wo geht es nun hin?», fragte sie. Sie hatte Angst. Am Liebsten wäre sie wieder in ihrer kleinen Kajüte.
Ja, sie hatte in den letzten Tagen sich nichts sehnlicher gewünscht als aus ihrem Gefängnis heraus zu kommen. Aber irgendwie wünschte sie sich wieder hinein. Es war zumindest warm dort drinnen gewesen.
Noch immer trug sie die Kleider, die sie bei ihrer Entführung getragen hatte. Ein Shirt, eine kurze Hose, eine Unterhose, mehr nicht. Nicht einmal Schuhe hatte sie angehabt.
Einen ganzen Monat hatte sie in diesen Klamotten in dieser Kajüte leben müssen. Einige Male hatte sie ihre Kleider im Waschbecken ausgewaschen und an die Heizungsrohre gehängt. Die waren einmal quer durch ihre Kajüte verlaufen und waren auch der Grund für die angenehme Temperatur tief im Bauch dieses Schiffes gewesen. Aber so richtig sauber waren sie nie geworden.
«Du gehst gleich in den LKW dort! Da findest du auch eine Decke!», sagte der spanisch sprechende Mann.
Sie nickte dankbar. Ihr war wirklich verdammt kalt und sie würde hier draußen nicht lange aushalten.
Was hatte er gesagt? Polen?
Wie weit war sie weg von Chile?
Wie weit weg von ihren Eltern, ihren Verwandten, Freunden?
Sie stieg in den LKW. Tatsächlich fand sie dort sogar zwei Decken.
Mariá erschrak als die Klappe sich mit einem lauten Knall schloss. Es wurde dunkel um sie. Hastig packte sie die eine Decke und hüllte sich damit ein. Dann setzte sie sich auf die Andere.
Wo brachte man sie hin?
Sie ließ ihren Gefühlen freien Lauf. Tränen liefen an ihren Wangen entlang und tropften schließlich auf die Decke. Sie schluchzte leise, während der Transporter sich in Bewegung setzte.
Die Fahrt kam ihr wie eine Ewigkeit vor, aber ihr Zeitgefühl war ohnehin nicht allzu gut. Es konnten drei Stunden sein oder zehn. Sie wusste es nicht. Mehrmals war sie eingenickt ...
Einmal hatten sie gehalten, hatten sie rausgelassen um zu pinkeln. Sie hatte sich beeilt und war dann schnell wieder in den LKW geklettert, um sich in ihre Decke einzuwickeln. Dann war die Fahrt weitergegangen.
Nun hielt der LKW endgültig, sie waren am Ziel. Die Klappe öffnete sich und ein Mann schaute sie an: «Komm raus!»
Sie verstand kein Wort: «Tut mir leid, ich verstehe sie nicht!»
Das grobklotzige Tier von einem Mann schaute sie von oben bis unten an. Er trug eine Baseballkappe, hatte eine Narbe quer über die linke Wange und männlich ausgeprägte Gesichtsknochen. Er war Mitte Dreißig und hieß Lu Manson. Er führte die sogenannte «Einheit» an. Die Mitglieder der Einheit waren im Endeffekt nichts weiter als Handlanger des Milliardärs Richard Pope.
Insgesamt sechs Männer gehörten ihr an. Sie waren die Männer für das Grobe. Manson war unter ihnen vermutlich noch der Intelligenteste und deshalb auch der Leader dieser Einheit.
Manson sprach kein Spanisch. Er konnte Französisch, Englisch und Deutsch. Er wiederholte seinen Befehl sowohl auf Französisch als auch auf Englisch. Doch sie schüttelte nur den Kopf.
Er war nicht dafür bekannt lange zu Fackeln. Deshalb packte er sie am Arm und zog die junge Chilenin aus dem LKW. Mariá schrie erschrocken auf ...
Sie schaute sich um.
Wo war sie?
Es sah aus wie ein ... Gefängnis. Hohe Zäune und Mauern, Wachtürme, vergitterte Fenster: Das war definitiv ein Gefängnis. Was hatte sie getan?
Warum tat man ihr das an?
Der Gorilla von einem Mann führte sie hinein. Sie war froh, dass es im Gebäude einigermaßen warm war. Barfüßig und nur mit ihren Shorts und ihrem Shirt bekleidet, folgte sie dem grobschlächtigen Entführer.
Manson holte das Telefon heraus. Auf der Straße hätte man ihn damit sicherlich ausgelacht. Es sah aus wie ein Handy aus dem letzten Jahrhundert. Groß und klobig. Allerdings war es auf dem neusten Stand der Technik und das Zehnfache wert von einem heutigen IPhone. Es war ein Satellitentelefon.
Er wählte eine Nummer und als er ein «Ja?» hörte sprach er laut und deutlich auf Englisch: «Sie ist jetzt hier. Damit haben wir die letzte Kandidatin endlich und können die ganze Sache beenden!»
«Gut!», sagte Pope: «Halten wir uns nicht lange auf. Bringen Sie die Kleine gleich in den Präsentationsraum!»
«Sie stinkt!», meinte Manson: «Es wäre vielleicht ganz gut, sie erst einmal duschen zu lassen!»
Unsere Kunden sehen sie nur, sie riechen sie nicht!», erwiderte Pope: «Aber meinetwegen! Verpassen sie ihr eine Dusche!»
«Wie wäre es, wenn er das direkt vor unseren Kameras macht?», schlug Johnson vor, der neben Pope in der Jacht saß. Er war der Sicherheitsbeauftragte und engste Berater des Milliardärs: «Der Präsentationsraum ist mit Schläuchen ausgestattet um ihn auszuspritzen!»
Pope nickte: «Das ist eine gute Idee.»
«Die Fragen muss jemand anders stellen!», meinte Maier, der IT-Experte von Pope. Er war mit dem Milliardär und Johnson ebenfalls auf der Jacht: «Ich kann kein spanisch!»
«Sie wollen doch nicht, dass ich sie stelle, oder?», fragte Pope.
Maier schüttelte den Kopf: «Natürlich nicht! Aber ich kann nun mal kein Spanisch!»
«Dann lassen Sie es mich machen!», sagte Johnson und setzte sich ans Mikrofon.
In dem Augenblick wurde María gerade in den Raum hineingeführt. Sie trug noch immer die gleiche Kleidung.
In Mariás Augen spiegelte sich Panik wieder. Kameras zeigten auf sie. Mit wem auch immer dieser Gorilla telefonierte, sie beobachteten sie ...
Was war das für ein Raum?
Manson führte sie an die Wand, fesselte dann ihre Handgelenke an den beiden Armfesseln, die an Ketten von der Decke hingen. Sie zitterte vor Angst, wusste nicht wie ihr geschah ...
Dann zog er sie nach oben. María schrie und heulte als sie plötzlich in der Luft schwebte.
Der grobschlächtige Gorilla grinste sie an. Sie wich seinem lüsternen Blick aus ...
Oh Gott, warum nur?
Dann packte er ihr Shirt am Halsausschnitt und riss es mühelos entzwei.
Mariá schrie erschrocken auf ...
Ihr Oberkörper wurde dadurch entblößt und ihre kleinen spitzen Brüste kamen zum Vorschein.
Schließlich