sie. Wir lachten beide.
Da stand sie plötzlich vor mir. Meine Highschool Liebe. Ihre unbändigen dunklen Locken umgaben immer noch ihr hübsches Gesicht und sie versuchte wie früher, mit den Fingern ihre Lockenpracht zu bändigen, indem sie einige Locken, die ihr ins Gesicht fielen, mit anderen Locken zusammendrehte.
„Was machst du hier?“, fragte ich Jill, „ich dachte du wärst in San Francisco.“
„Das war ich auch, doch nun habe ich hier einen neuen Job angeboten bekommen und bin wieder in San Diego. San Francisco hat mir sowieso nicht so gut gefallen. Ja, und heute ist mein erster Tag in der Werbeagentur.“
Sie schaute wieder auf ihren Blazer.
„Es tut mir so leid Jill. Auch das mit den Falten in der Strumpfhose. Das war natürlich nur als Scherz von mir gemeint.“
Ich hoffte so sehr, dass sie mir das glauben würde. Die ganze Situation war schließlich schon unangenehm und peinlich genug.
„Schon gut. Ich ziehe den Blazer einfach aus und die Strumpfhose auch.“ Jill lächelte und ich war froh, dass sie noch immer denselben Humor wie damals hatte.
Wir blickten uns erneut an, da wir immer noch nicht glauben konnten, dass wir uns nach so langer Zeit wiedersahen. Die Tür ging auf und zwei Polizisten traten ein. Jill und ich entfernten uns von der Theke und stellten uns in die Nähe eines Tisches, der vorne an der Tür stand.
„Wow, ich kann es immer noch nicht glauben Jill.“ Ich war so freudig überrascht sie zu sehen.
„Geht mir genauso.“ Sie lächelte mit diesem bezaubernden Lächeln, das ich immer so an ihr gemocht hatte und zwirbelte an einer widerspenstigen Locke.
„Hast du wirklich Marketing studiert als du nach San Francisco gegangen bist?“, fragte ich sie.
„Ja, ich habe Marketing an der Golden Gate University studiert.“
„Klingt sehr interessant und wo hast du nun hier einen Job bekommen?“
„In einer Werbeagentur, gar nicht weit weg von hier. Was hast du nach der Highschool gemacht? Du warst dir ja noch bis zum Ende unsicher, was du machen wolltest“
„Ja, ich habe Journalismus angefangen zu studieren, doch das hat mir nicht so zugesagt. Ich habe es nicht beendet und mein erstes Buch veröffentlicht.“
„Ehrlich? Davon habe ich nie etwas gehört. Dann arbeitest du als Autor?“
„Ja, so könnte man es nennen.“
„Toll“, sie lächelte mich an.
Ich konnte nicht aufhören sie anzusehen. Sie sah immer noch so hübsch wie damals aus. Jill und ich waren „das Liebespaar“ in der Highschool gewesen. Sie war meine erste große Liebe, meine einzige bisher. Und es war klar, dass wir zum Ballpaar auf dem Abschlussball gekrönt wurden.
„Wie lange ist es her, seitdem wir uns nicht mehr gesehen haben?“, wollte ich wissen.
„Es sind jetzt etwas mehr als fünf Jahre.“
„Fünf Jahre“, ich schwelgte kurz in Erinnerungen. „Du hast dich kaum verändert.“
„Danke. Du auch nicht.“
Mittlerweile wurde es voller im Starbucks und wir standen eindeutig im Weg. Somit gingen wir nach draußen. Auf der Straße legte sie sich ihren Blazer so über den Arm, dass man den Fleck nicht mehr sehen konnte.
Dann schaute sie auf ihre Uhr.
„Oh, so spät schon. Finley ich muss los. Ich will ja nicht an meinem ersten Tag zu spät kommen. Ich habe mich gefreut dich wiederzusehen.“
„Ich mich auch Jill und viel Glück heute.“
„Danke. Bye.“
„Bye.“
Sie drehte sich um und ging schnellen Schrittes davon.
Da stand ich nun und blickte ihr nach. Damals hatte sie sich entschieden nach San Francisco zu gehen, anstatt mit mir in San Diego zu bleiben. Als sie fort war, brach sie den Kontakt ziemlich abrupt ab und ich dachte in der ersten Zeit noch sehr viel an sie. Eigentlich hatte ich sie nie wirklich vergessen können. Ach, damals war es sehr schön mit ihr gewesen und ich hätte nicht gedacht, dass ich sie wiedersehen würde.
Ich beschloss abermals ins Starbucks zu gehen und mir einen neuen Kaffee zu besorgen, bevor auch ich mich auf den Weg zurück zu meiner Wohnung machen würde.
„Du schon wieder?“, fragte Susan mich überrascht. Sie hatte unser kleines Malheur wirklich nicht mitbekommen und ich hatte auch nicht vor, es ihr zu beichten.
„Ja, ich habe meinen Kaffee verschüttet und brauche nun einen neuen.“
„Kein Problem, wird sofort erledigt.“
Schließlich reichte sie mir meinen Kaffee und ich hielt ihr wieder einen fünf Dollar Schein hin.
„Das ist schon in Ordnung. Verschütte ihn nur nicht noch einmal.“
„Danke, ich werde aufpassen.“
Ich ging auf die Straße. Als ich fast an der Straßenecke angelangt war, fiel ein Schuh vor mir auf den Gehweg. Ich blickte nach oben und sah eine junge Frau am Rand des Hausdaches stehen.
Oh nein, dachte ich. Die will doch wohl nicht springen?
„Springen sie nicht“, rief ich zu ihr nach oben, „Ich komme hoch zu ihnen.“
Ich ließ meinen Kaffee fallen, suchte nach der nächsten offenen Tür und rannte die Treppen hinauf. Oben angelangt hoffte ich nur, dass sie noch nicht gesprungen war. Als ich auf das Dach stieg, blickte ich mich um und entdeckte die Frau am Rand des Hausdaches stehen.
„Bitte springen sie nicht“, keuchte ich und ging langsam auf sie zu.
„Bitte bleiben sie ganz ruhig stehen. Ich bin gleich bei ihnen.“
Die junge Frau drehte sich um: „Kommen sie nicht näher oder ich springe.“
Ich blieb sofort stehen.
„Gut, ich bleibe hier stehen, aber springen sie nicht.“
„Wen interessiert das schon?“
„Mich“.
Die Frau blickte mich überrascht an und fragte: „Warum?“
„Weil nichts so schlimm sein kann, dass eine so wunderschöne Frau wie sie es sind, sich von einem Haus stürzen sollte.“
Es war nicht ganz die Wahrheit, denn diese Frau war nicht das, was ich als wunderschön bezeichnen würde. Sie hatte schwarze Haare, die sie zu zwei dünnen Zöpfen geflochten hatte und erinnerte mich ein wenig an die Abby aus der Serie Navy CIS. Sie trug eine enge schwarze Jeans, ein langarmiges, schwarzes Hemd und ein T-Shirt darüber, welches vorne einen Totenkopf zeigte, der silbern funkelte. An den Füßen hatte sie nur einen schwarzen Sneaker an, denn der andere lag ja unten auf der Straße. Das Auffälligste jedoch waren ihre Augen. Diese waren so schwarz und extrem glitzern geschminkt, dass sie mich irgendwie an Adam Lambert erinnerten. Allerdings hatte er ein hübscheres Gesicht als sie, denn diese junge Frau trug roten Lippenstift und ihr Gesicht war rund wie ein Pancake.
Sie blickte mich mit ihren großen, schwarz umrandeten Augen und mit offenem, rotem Mund an.
„Ehrlich?“, fragte sie nach, „aber sie kennen mich doch gar nicht.“
„Richtig. Und deshalb mache ich ihnen einen Vorschlag. Sie geben mir ihre Hand, wir gehen hier runter und zusammen noch einen Kaffee trinken. Ich hatte heute Morgen noch nicht die Möglichkeit dazu und dann können wir uns kennenlernen.“
„Das gefällt mir.“
Sie trat vom Dachvorsprung zurück, kam auf mich zu und fiel mir sogleich um den Hals.
„Danke. Sie sind mein Retter. Sie können sich gar nicht vorstellen wie froh ich