Helmut Höfling

Kater Murr und die Mäuse


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hin, die sich vergeblich bemühte, doch noch ein Schlupfloch unter der Käseglocke zu finden. Knabberich aber wusste gleich, wie er Huscherinchen helfen konnte. Zusammen mit Flitzelinchen hob er die schwere Käseglocke an einer Seite etwas hoch, so dass Huscherinchen flink darunter schlüpfen konnte. Das kleine, käsegierige Mäuslein musste sich allerdings gehörig platt machen und rasch sein Schwänzchen mit hineinziehen, denn schon im nächsten Augenblick verließen Knabberich und Flitzelinchen die Kräfte: Sie mussten die Käseglocke loslassen, die mit einem leichten Knall auf die Glasplatte darunter fiel.

      „Guten Appetit, Huscherinchen“, rief Knabberich, dem vor Anstrengung schon das Blut zu Kopf gestiegen war.

      „Danke, danke“, klang es aus der Käseglocke. „Ich könnte vergehen vor Wonne bei so viel Käse!“

      „Ja, aber denk daran, uns zu rufen, wenn du wieder heraus willst, damit wir dir die Käseglocke hochheben.“

      „Vorläufig bringt mich so schnell nichts hier heraus“, antwortete Huscherinchen mit vollem Mund. „Ich futtere mich hier kugelrund.“

      Knabberich dagegen schnupperte überall herum, um ein Stück Speck aufzutreiben. Das war nämlich seine Leibspeise, während Flitzelinchen zur Abwechslung nach einem Stückchen Schokolade Ausschau hielt.

      Murrs rote Seidenschleife

      Während die drei Mäuse in der Küche an allen Leckereien naschten, schlichen sich Murr und Susi zur Wurstküche des Metzgermeisters Speckbäuchle. Sie waren schon eine Weile unterwegs, als der Kater plötzlich stehen blieb.

      „Komm doch weiter, lieber Murr“, bat Susi. „Was stehst du denn da herum und machst ein verärgertes Gesicht?“

      „Ich könnte mal wieder zerspringen vor Wut“, entfuhr es dem Kater. „Sieh dir doch mal die rote Seidenschleife an, die ich da um meinen Hals gebunden habe.“

      „Die trägst du doch immer.“

      „Ein Kater und eine rote Seidenschleife! Ich mache mich ja lächerlich, wenn mich die anderen Katzen damit sehn.“

      „Du hast sie dir doch nicht selbst umgebunden“, wandte Susi ein. „Das ist nun mal so ein verrückter Einfall von deiner Oma Paula, bei der du wohnst.“

      „Zu Hause, schön, meinetwegen, da laufe ich damit herum, damit sie ihre Freude daran hat. Aber hier draußen will ich so einen Firlefanz um meinen Hals nicht haben.“

      „Dann zieh die Schleife doch einfach aus und wirf sie weg“, riet Susi ihm.

      Aber der Kater schüttelte den Kopf. „Was meinst du wohl, was die Oma da für einen Krach macht, wenn ich ohne Schleife nach Hause komme. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als den ganzen Weg noch einmal zurückzulaufen und sie zu Hause hinterm Küchenherd zu verstecken. Später kann ich sie mir ja wieder umbinden, weil es ja nun mal unbedingt sein muss.“

      „Gut, aber beeile dich, lieber Murr, ich warte hier auf dich.“

      „Jaja, ich bin gleich wieder zurück, kleine Susi.“

      Und schon machte der Kater kehrt und rannte zurück.

      Huscherinchen in größter Gefahr

      Bald hatte Kater Murr das offenstehende Küchenfenster des kleinen alten Hauses von Oma Paula erreicht und sprang mit einem Satz auf die Fensterbank. Wie erstaunte er, als er da so unerwartet die Mäuse naschen sah, und wie erst erschraken die Mäuse, als plötzlich der Kater drohend vor ihnen auftauchte und seine Krallen vorstreckte!

      „Na wartet, ihr Diebesbande“, fauchte er mit gesträubten Nackenhaaren, „das war eure Henkersmahlzeit! Ihr habt hier zum letzten Mal gefressen, denn jetzt fresse ich euch.“

      Mit einem gewaltigen Sprung landete er direkt vor der Nase von Flitzelinchen, der starr vor Schreck das große Stück Schokolade, das sie gerade genüsslich abgeknabbert hatte, im Hals stecken blieb.

      „Flieh, Flitzelinchen“, rief Knabberich ihr warnend zu, „nichts wie weg!“ Er selbst hatte sich schon ins Mauseloch geflüchtet. „Schnell hierher!“

      Gerade als Murr sie mit seinen Krallen packen wollte, löste sich die Starre, die Flitzelinchen gefangen gehalten hatte, und so schnell ihre Füßchen sie tragen konnten, flitzte sie zu Knabberich ins rettende Mauseloch. Dort durften sie sich sicherfühlen, denn der Kater konnte ihnen dorthin nicht folgen, dafür war er viel zu dick.

      In seinem Ungestüm war Murr bei seiner Jagd auf Flitzelinchen mit dem Kopf gegen die Fußleiste geprallt, in der sich das Mauseloch befand, und dieses Missgeschick ärgerte ihn fast noch mehr als sein Misserfolg. Während er am liebsten vor Schmerz gejault hätte, lachten ihn die Mäuse vor Schadenfreude aus.

      „Warum bleibst du denn draußen vor der Tür liegen, Kater Murr?“, stichelte Flitzelinchen. „Komm uns doch mal besuchen, wir würden uns sehr freuen.“

      „Euch wird noch das Spotten vergehn“, fauchte der Kater zurück. „Einmal erwische ich euch doch noch.“ Wütend wandte er sich ab, als sein Blick auf Huscherinchen unter der Käseglocke fiel. „Nanu“, knurrte er, „da ist ja noch einer von euch. Wie mir scheint, ist dies sogar die fetteste Beute, die mir jemals begegnet ist.“

      „Hilfe, Knabberich, Hilfe, Flitzelinchen, helft mir doch“, schrie Huscherinchen in ihrer Angst, als sie sah, wie der Kater sich ihr mit großen Schritten näherte. Diesmal war er sich seiner Beute sicher.

      „Die beiden können dir nicht helfen“, knurrte Murr und leckte sich genüsslich das Maul. „Denn wenn sie sich aus dem Loch herauswagen, dann schnappe ich sie mir und fresse sie mit Haut und Haar, so wie ich jetzt dich fresse.“

      „Ich hab dir doch nichts getan, großer Kater Murr“, stammelte Huscherinchen mit weinerlicher Stimme.

      Doch Murr blieb unerbittlich „Alle Mäuse sind meine Feinde, und außerdem seid ihr auch noch ein besonderer Leckerbissen für mich. Also füge dich in dein Schicksal. Du kannst sogar noch stolz darauf sein, dass du von mir gefressen wirst.“

      Huscherinchen bibberte vor Angst. „Knabberich, Flitzelinchen“, flehte sie erneut, „zu Hilfe!“

      In ihrer Freude, dem Kater noch rechtzeitig entkommen zu sein, hatten die beiden zunächst übersehen, dass Huscherinchen sich nicht auch hatte retten können. Doch spätestens mit den ersten Hilferufen war ihnen bewusst geworden, in welch großer Gefahr sie schwebte.

      „Ach, es geht mir jedes Mal wie ein Stich durchs Herz, wenn ich unser Huscherinchen so verzweifelt jammern höre“, seufzte Flitzelinchen mit weinerlicher Stimme. „Können wir ihr denn wirklich nicht helfen, Knabberich?“

      „Ich weiß auch nicht wie“, erwiderte der Mäuserich ratlos.

      Mit großer Sorge beobachteten sie, wie Murr die Käseglocke mit der einen Pfote oben am Griff hob und mit der anderen Huscherinchen zu packen versuchte. Doch die kleine Maus hatte sich flink in die äußerste Ecke geflüchtet und starrte voll Angst auf die ausgestreckten Krallen. Der Kater brauchte seine Pfote nur noch ein bisschen weiter vorzustrecken - und Huscherinchen war verloren!

      Knabberich weiß Rat

      In dieser höchsten Not hatte Knabberich den rettenden Einfall. Gemeinsam mit Flitzelinchen stürmte er aus dem Mauseloch heraus und biss sich im Schwanz des Katers fest.

      Mit diesem Angriff hatte Murr nicht gerechnet. „Au-auuuuu!“, schrie er auf vor Schmerz und ließ mit der einen Pfote die Käseglocke los. Mit ihrem ganzen Gewicht fiel sie nun auf die andere Pfote, die er ausgestreckt hatte, um Huscherinchen zu fangen. „Au-auuuuu!“, jammerte er erneut. „Wer beißt mich denn da in den Schwanz? Verflixte Mäusebande!“

      Heulend und fauchend vor Schmerz und Wut bäumte er sich auf und schlug wild mit dem Schwanz um sich, um die Plagegeister abzuschütteln. Da er sich dabei aber so ungestüm gebärdete, stieß er