Patrick Ginkel-Weigel

Die Hexe von White Oaks


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McDowell: “Wie fühlen Sie sich mein Kind”?

      Hendrika: “Dankeschön. Ich fühle mich schwach, benommen”.

      Mrs. McDowell: “Und Ihr Kind”?

      Hendrika: “Balthasar. Er ist noch nicht ganz bei sich. Aber ich denke er berappelt sich wieder”.

      Mrs. McDowell: “Kommen Sie mit, setzen Sie sich mit Ihrem Sohn an den Kamin. Die Wärme wird Ihnen beiden sicher gut tun”.

      Kurz darauf kehrt Eric zusammen mit dem Richter der Stadt Trevor Jones zurück. Hendrika und ihr Sohn saßen nahe am offenen Feuer des Kamins, auf einer Holzbank um sich zu wärmen.

      Mr. Jones: “Guten Morgen zusammen. Mein Name ist Trevor Jones und ich bin hier das Gesetz. Wissen Sie wo sie sind

      Ms…. “?

      Hendrika: “Ms. Bokhoeven. Aber nennen sie mich ruhig Hendrika”.

      Mr. Jones: “Na gut Ms. Bokhoven. Sie befinden sich gerade in White-Oaks, Vermont. Wo kommen sie her”?

      Hendrika: “Wir kommen aus Grenault. Ein paar Tagesmärsche nördlich von hier”.

      Mr. McDowell: “Ich kenne diesen Ort nicht. Das klingt Französisch”.

      Mr. Jones: “Roger, ich darf doch sehr bitten. Aber er hat Recht. Sind sie Französin”?

      Hendrika: “Nein, ich komme aus den Niederlanden. Ich bin vor 9 Jahren mit einer Gruppe Siedlern in Grenault angekommen”.

      Mr. Jones: “Und der Junge, ist das ihr Kind”?

      Hendrika: “Ja. Das ist Balthasar. Mein Mann war Franzose. Er kämpfte gegen die Irokesen. Er ist vor 3 Jahren gefallen”.

      Mrs. McDowell: “Das tut mir leid mein Kind”.

      Mr. Jones: “In Beaver Grove wurden kürzlich 2 Männer ermordet. Was wissen Sie darüber”?

      Hendrika: “Ich kenne diesen Ort nicht”.

      Mr. McDowell: “Warum haben Sie dieses Grenault verlassen”?

      Hendrika: “Wir haben es nicht verlassen. Wir wurden vertrieben! Die Irokesen, sie kamen in der Nacht. Ich hörte Schreie, Kampfgeheule. Pfeile und Feuer flogen durch die dunkle Nacht. Häuser brannten. Sie machten die Nacht zum Tage. Der Tod ging umher in Grenault. Und ich wollte nicht das er die Hand nach meinem Kind ausstreckt. Ich schnappte mir meinen Jungen und ein Pferd. Wir ritten so schnell wir konnten durch die Nacht. Nach einiger Zeit hat uns das Pferd dann abgeworfen”.

      Trevor Jones wirft Roger und Cathy McDowell skeptische Blicke zu. Er zweifelt an Hendrikas Geschichte.

      Mr. Jones: “Und dann, wie haben Sie es durch die Wälder geschafft”?

      Hendrika: “Dann gingen wir zu Fuß weiter. Tag und Nacht, durch Kälte und Regen. Mehr als einmal dachte ich wir würden es nicht schaffen. Und irgendwann waren wir dann doch am Ende des Waldes angelangt. Ich sah die grünen Felder vor ihrer Siedlung. Und dann,.....”.

      Mr. McDowell: “Und dann”?

      Hendrika: “Wir traten aus dem Wald, aus der Finsternis die uns umgab und dann, dann sah ich Sie, bevor mich die Dunkelheit umfing. Und nun wachte ich hier auf”.

      Mr. McDowell und Mr. Jones gingen in das Esszimmer. Mr. Jones ging den kargen Holzboden auf und ab. Mr. McDowell lehnte auf seinem Stuhl.

      Mr. McDowell: “Was glauben Sie Richter”.

      Mr. Jones: “Ich denke nicht dass diese zierliche Person die zwei Männer in Beaver Grove getötet hat. Aber ich kann mir nur schwer vorstellen dass ausgerechnet diese beiden einen Angriff der Irokesen überlebt haben.

      Mr. McDowell: “Sie können die beiden nicht unter Arrest stellen”.

      Mr. Jones: “Das möchte ich auch nicht. Aber die Gemeinde kann die beiden nicht mit durchschleppen. Schon gar keine alleinstehende Frau. Und wer garantiert unserer Kirchengemeinde das Ms. van Bokhoeven tatsächlich verheiratet war, bzw. verwitwet ist. Die beiden kamen aus dem Wald Roger. Sie kennen die Ängste der Menschen hier. Und die Narben in meinem Gesicht, sie sind das Werk der Irokesen. Nur mit Mühe, Not und Gottes Hilfe habe ich überlebt.

      Mr. McDowell: “Dann glaube ich, hat Gott auch diesen beiden Menschen geholfen”.

      Die kommenden Tage verflogen, die Nächte vergingen. Hendrika und Baltasar erholten sich unter dem Dach der McDowells allmählich von den Strapazen ihrer Flucht. Der Richter verfügte eine Ratsversammlung in der Schenke von Mr. Walker. Der Gastank schalen Bieres und frischen Erbrochenen durchdrang die spartanisch eingerichtete Schenke.

      Ein großer Bau, bestehend aus der Schenke selbst und einem Nebengebäude mit Schlafzimmern. Erbaut aus Findlingen und morschen Holz. Jedoch mit ausgezeichneter Küche und großer Feuerstelle.

      Der Gemeinderat diskutierte öffentlich im Beisein von Hendrika und Balthasar. Einige Bewohner waren zu der Debatte gekommen.

      Mr. Walker: “Meine Herren, ich darf doch bitten. Der ehrenwerte Richter Trevor Jones hat das Wort”.

      Mr. Jones: “Danke Mr. Walker. Ich möchte gleich anführen, dass es sich hier keinesfalls um eine Gerichtsverhandlung handelt, sondern um eine Gemeinderatssitzung. Die Frage ist, wie sollen wir mit Ms. van Bokhoeven und ihrem Sohn umgehen”?

      Mr. Blanchard: “Bei allem Respekt euer Ehren. Diese fromme Gemeinde hat keinen Platz für eine alleinstehende Hure die einfach so mit einem Balg aus dem Wald auftaucht. Unsere Vorräte sind knapp, wozu noch zwei Mäuler durchfüttern”?

      Mr. McDowell: “Mäßigen Sie sich William. Ich habe die beiden eine Woche lang beherbergt und es hat ganz gut geklappt. Und niemand möchte dass die beiden etwas umsonst bekommen.

      Mr. Blanchard: “Ich nehme an ihr beherbergt- und fütter dann auch weiterhin diese niederländischen Wilden”?

      Mr. McDowell: “Gewiss nicht, auf Dauer kann meine Familie das auch nicht stemmen. Zumal der Junge in die Schule gehen muss. Auch die möchte bezahlt werden. Welcher der edlen Herren hier würde denn seine Hilfe anbieten”?

      Großes Schweigen überkommt die nörgelnde Runde. Niemand meldete sich. Nur das flackern der Flammen im Kamin und das Knistern des Holzes erfüllen den Raum. Dann spricht plötzlich doch jemand.

      Mr. Blake: “Ms. van Bokhoeven kann auf meinen Feldern arbeiten. Ich kann ihr zwar nicht viel dafür bezahlen, aber es wird zum Essen reichen. Bedauerlicherweise ist mein Haus jedoch nicht groß genug dass die beiden bei mir wohnen könnten.

      Mr. Walker: “Sie können hier in der Schenke wohnen. Ich habe noch ein kleines Zimmer frei das ich nicht an reisende vermiete. Und wenn Ms. Bokhoeven dazu bereit ist mir in der Schenke gelegentlich zu helfen, kriegen wir das auch mit den Kosten für die Schule hin”.

      Mr. Barnes: “Ihr wollt ein ehrloses Weib in unsere Gemeinde lassen? Schande über euch Tölpel. Den Irokesen entkommen. Glaubt dieser Hure und ihrem Bastard kein Wort”.

      Mrs. Blumington: “Nikolas Barnes hat Recht. Denkt an den armen Theodor Smith. Böses wohnt in diesen Wäldern und nur böses passiert den Wald“.

      Die Tochter des Richters, May Jones ergreift das Wort. May ist 20. Eine schöne junge Frau, mit Liebe zum Glauben und zur Musik. Sie verkörpert idealistische Werte und kommt mehr nach ihrer verstorbenen Mutter als nach ihrem Vater.

      May: “Schande über euch Nikolas Barnes und Schande über euch Mrs. Blumington. Menschen abzuweisen die unsere Hilfe benötigen, das hat euch nicht unser Gott gelehrt”.

      Mr. Barnes: “Mein Gott hat mich gelehrt dass niemand den Irokesen entkommt, schon gar nicht kleine Frauen und Kinder”.

      Mr. Jones: “Schweigt Nikolas. Es ist beschlossen. Wenn es für Sie in Ordnung ist Ms. Bokhoeven, dann arbeiten Sie auf den Feldern von Elias Blake und wohnen in der Schenke von Mr. Walker”.

      Hendrika: