Ludwig Brackmann

111 Skippertipps für den perfekten Segelurlaub. 2013


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Schiff kennenlernen: Skipper und Co-Skipper lernen das Schiff im Detail kennen. Das ist relevant für das Beherrschen des Schiffs und die Crew-Einweisung.

      - Alles bedienen können: Fragen zur Bedienung von Einrichtungen an Bord können gesammelt werden. Die Fragen werden dann mit dem Personal der Charterbasis durchgegangen.

      - Mängel reklamieren: Fehler und Mängel an Schiff und Ausrüstung können erkannt werden. Darauf hin wird deren Behebung zusammen mit dem Personal der Charterbasis angestrebt.

      Für die Yachtübernahme gibt es detaillierte Checklisten (siehe Yachtcharter-Checklisten und Charter-Logbuch Segeln im Anhang). Eine leere Logbuch-Seite „Fragen und Wünsche“ dient dabei der Sammlung von entdeckten Mängeln, Verständnisfragen sowie Wünschen nach zusätzlicher Ausrüstung. So lassen sich alle Punkte in einem Gespräch mit der Charterbasis klären. Zusätzlich können Mängel am Schiff fotografiert werden.

      Zu beachten: Relevant im Sinne des Chartervertrags ist die deutlich kürze „Checkliste des Vercharterers“. Alle Mängel sind hier ebenfalls zu dokumentieren.

      Aus Sicht des Skippers

      Diese Vorgehensweise schafft für den Skipper Sicherheit und Komfort, da er „sein“ Schiff nun besser kennt und Fehler nicht erst auf See findet. Gegenüber der Charterbasis dokumentiert man so auch überdurchschnittliche Sorgfalt und Fachkenntnis. In den folgenden Skippertipps sind einige „Highlights“ der Yachtübernahme aufgeführt.

      

      Mein Schiff – das unbekannte Wesen

      Gerade für den gelegentlichen Charter-Skipper ist die Yachtübernahme in der Charterbasis eine spannende Angelegenheit. Hierbei lernt er das schwimmende Urlaubsdomizil für sich und seine Crew das erste Mal kennen. Auch Mängel sollte er zu diesem Zeitpunkt melden oder – sie später unschuldigerweise bezahlen.

      27. Yachtübernahme: Kontrolle der Schäkel

      Rund um den Mastfuß und entlang der Großschot gibt es auf vielen Charteryachten Rollen, die mit Schraubschäkeln am Schiff befestigt sind. Durch diese Rollen läuft ein Großteil des Laufenden Guts (Schoten und Fallen). Im Laufe einer Saison löst sich augenscheinlich bei dem ein oder anderen Schäkel die Querschraube Stück für Stück. Zur Hälfte herausgedrehte Schäkelschrauben erlebe ich etwa einmal im Jahr, schraube sie mit Segelmesser oder anderem Werkzeug fest und informiere die Charterbasis.

      Kommt ein nicht sachgemäß montierter Schäkel unter hohe Last, kann die Querschraube ausbrechen und die gewünschte Verbindung löst sich schlagartig. Beispiel: Auf Am-Wind-Kurs bei Windstärke 6 löst sich der Schäkel einer Großschot-Rolle. Schäkel und Schäkelschraube können einzeln durch die Luft katapultiert werden und treffen hoffentlich nicht auf die Crew oder das Schiff. Der Schäkel ist weg – ein Ersatzschäkel in der richtigen Dimensionierung ist eher selten an Bord.

      Positiv aufgefallen ist mir eine Charterbasis auf Phuket (Thailand). Dort sind alle Schäkel mit einem kleinen Kabelbinder gesichert.

      28. Yachtübernahme: Sichtkontrolle Verschleiß des Laufenden Guts

      Vornehmlich die Fockschoten und die Großschot sind (bei unsachgemäßer Behandlung mit der Winsch) starken Materialbelastungen ausgesetzt. Hierzu kann auch beitragen, wenn der Durchmesser der Schot nicht zur Winsch passt. An der Oberfläche angeschmolzene Schoten oder für die Winsch nicht mehr ausreichend griffige Oberflächen der Schoten sind die Folge. Wenn Sie dieses bei der Schiffsübernahme erkennen und die Charterbasis informieren, schützt das vielleicht auch später vor dem Einbehalten der Kaution.

      Während eines Yacht-Ceck-Ins in der Hochsaison war das Erneuern der verschmorten Schoten nicht möglich. Die Charterbasis löste das Problem, indem die beiden (einzelnen) Fockschoten an der Fock losgeknotet und in entgegen gesetzter Richtung wieder eingezogen wurden. Zumindest konnten die Winschen nun wieder greifen. In welchem Umfang die Bruchlast der Schoten reduziert war, blieb glücklicherweise im Ungewissen.

      29. Yachtübernahme: Sicherungsleinen an Deck

      Lifebelts und Lifelines sind ein wesentliches Element zur Steigerung der Sicherheit der Crew-Mitglieder. Ein häufiger Einsatzfall sind Arbeiten auf dem Vorschiff, z.B. während des Segelbergens und das eher in einer schwierigen Situation bei viel Wind, als bei wenig Wind.

      Somit ist der Bereich an Deck vom Verlassen des Cockpits bis zum Bugkorb der Haupteinsatzbereich für Lifebelt und Lifeline. Um sich hier schneller bei permanenter Verbindung zum Schiff bewegen zu können, gibt es Sicherungsleinen, die auf dem Deck entlang der Reling beidseits von Achtern bis zum Ankerkasten gespannt werden können. Diese sind beispielsweise wie ein plastikummanteltes Relingseil ausgeführt oder als Spanngurt.

      Auf manchen Schiffen sind diese Sicherungsleinen permanent installiert. Bei anderen erhält man sie auf Anfrage zur optionalen Installation. Es kommt auch vor, dass werksseitig keine Beschläge (Augbügel) zur Befestigen der Sicherungsleinen vorgesehen sind. Das ist dann unschön.

      30. Yachtübernahme: Hat das Schiff eine Mittelklampe?

      Bislang bin ich davon ausgegangen, dass alle Segelyachten sechs Klampen oder mehr hätten, da alle meine Charteryachten bis hinunter zu einer Länge von 32 Fuss drei Klampen auf jeder Seite hatten. Kürzlich wurde ich eines Besseren belehrt. Es gibt eine deutsche Werft, die 42 Fuss-Yachten mit nur vier Klampen ausliefert. Die beiden Klampen mittschiffs backbord und steuerbord gibt es einfach nicht. Ich fand und finde das an der falschen Stelle gespart. Beim längsseits Anlegen bevorzuge ich das Anlegen mit einer Mittelspring (siehe Skippertipp 73: Eindampfen in die Mittelspring). Das lässt sich ohne Mittelklampe nicht realisieren. Beim Festmachen im Päckchen ist auf einem der benachbarten Schiffe eine Mittelklampe essentiell zum Ausbringen von Vorspring und Achterspring. Auch ein Bullenstander lässt sich einfacher mit als ohne Mittelklampe realisieren.

      31. Yachtübernahme: Ist der Zweitanker an die Ankertrosse geschäkelt?

      Mehr als einmal erlebt: Da schlummert der Zweitanker in der Backskiste und wartet auf seinen Einsatz oder, dass die Saison vorüber geht. Mal mit, mal ohne Kettenvorlauf. Daneben liegt die kräftige Ankerleine, auch Ankertrosse genannt. Aus unerklärlichen Gründen sind beide jedoch nicht zusammengeschäkelt. Der Skipper kann sich dann glücklich schätzen, wenn der passende Schäkel an der Kette oder Ankerleine befestigt ist und sich problemlos montieren lässt.

      Als einer unserer Skipper im folgenden Jahr wieder auf der selben Basis das selbe, ansonsten erstklassige Schiff übernahm, fragte er scherzhaft das Basispersonal, ob denn der Zweitanker nun (ein Jahr später!) angeschäkelt worden sei. Man begab sich auf das Schiff – und brachte zusammen, was zusammen gehört.

      32. Yachtübernahme: Funktionskontrolle der Notpinne

      Jahrelang hatte ich zu Beginn jedes Segeltörns ausprobiert, ob die Notpinne aus der Backskiste auf die Ruderwelle passt. Dieses habe ich jeweils während der Sicherheitseinweisung exerziert. Damit lassen sich gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die Crew weiß, wie die Notpinne aussieht und wo sie verstaut ist. Es ist bekannt, an welchem Ort die Notpinne anzubringen ist und wie man Klappe oder Deckel zu diesem Ort öffnet. Letztlich ist klar, ob bzw. dass die Notpinne auf das Vierkantende der Ruderwelle passt und wie die Notpinne bedient werden kann.

      Einmal habe ich mich während der Schiffsübernahme nur vergewissert, dass die Notpinne in der Backskiste vorhanden war. Und prompt