K. D. Beyer

Schneckenpost


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      K. D. Beyer

      Schneckenpost

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

       Kapitel 18

       Kapitel 19

       Kapitel 20

       Kapitel 21

       Kapitel 22

       Kapitel 23

       Impressum neobooks

      Kapitel 2

       Kapitel 1

      Der immer lauter anschwellende Klang der Kirchenorgel verzauberte die Kirche mit ihrer ganz eigenen Kraft und Magie. Die Schwingungen erzeugten Ruhe und Frieden bei den Besuchern, die andächtig auf den Kirchenbänken saßen und das Licht, das bunt durch die Glasfenster fiel, wie in Trance beobachteten.

      Niemand bekam etwas von dem grausamen Verbrechen mit, das sich in der Sakristei, also ganz in der Nähe des Altars, in dem Moment ereignete, als der leidenschaftliche Schussakkord des Organisten die Luft zum Vibrieren brachte und allen Beteiligten den Atem raubte.

      Erschöpft brach der Musiker auf seinem Hocker in sich zusammen und die Zuhörer verharrten in andächtigem Schweigen, ehe frenetischer Applaus durch die Reihen wogte.

      Der schwarze, kleine Kater in der Sakristei spitzte seine neugierigen Ohren und legte sich erneut auf die Lauer. Vielleicht hatte er Glück und würde noch so einen interessanten blauen Schmetterling erlegen, wie diesen, dessen rechter Flügel noch aus dem Maul des kleinen Räubers ragte. Dieses Prachtexemplar war bestimmt nicht der einzige Falter, der in diesem heiligen Raum überwintert hatte.

      Verwundert betrachtete Nora das weiße Hemd mit den dunklen Flecken. Sie hatte es noch nie gesehen und konnte sich nicht erklären, wie es in ihr Haus, in ihren Keller und in ihre Waschmaschine gelangt sein konnte.

      Nora spürte eine seltsame Übelkeit in sich hoch steigen. Langsam und bedächtig zog sie ein Wäschestück nach dem anderen aus der Wäschetrommel. Ein trauriges Einhorn mit riesengroßen Augen starrte sie verwundert von der Vordersite eines T-Shirts an. Noras Nacken schmerzte und die riesengroßen Augen lösten Beklemmungen in ihr aus.

      Schweißperlen wuchsen wie Knospen auf Noras Stirn.

      Sie keuchte atemlos.

      Fremde Unterhosen, fremde Socken und dann noch dieser enge, kleine BH – was hatte all das mit ihr ihrem Leben zu tun?

      Was hatte all dies Fremde zu bedeuten?

      Was zum Teufel ging hier vor?

      „Stell – dich – nicht – so – an!“ schimpfte Nora murmelnd mit sich selbst und wühlte hastig durch die kalte, feuchte Wäsche.

      Ätzender Schweiß tropfte auf den blumig duftenden Wäscheberg.

      Sie fand ihre Jeans, erkannte ihre Seiden-Unterwäsche und brauchte erschreckend lange, bis sie ihre drei Paar Söckchen zusammengepuzzelt hatte. Ihre Lieblingsbluse hatte sich in der Kopfkissenhülle versteckt und war so zerknautscht, dass sie sie noch einmal würde waschen müssen.

      Nora lauschte.

      Es war still im Haus – mucksmäuschenstill.

      Draußen zwitscherten die Vögel lautstark um die Wette.

      Und dann vernahm Nora noch ein weiteres Geräusch. Es hatte seine Quelle weder im Garten noch im Haus.

      Es wurde immer dominanter und Nora stellte mit Entsetzen fest: es war ihr eigener Herzschlag.

      Nora seufzte und ließ sich erschöpft, dennoch sehr kontrolliert mit ihrer erbeuteten Wäsche, die sie mit eisernem Griff umklammerte, auf die unterste Kellerstufe sinken.

      Doch sie gönnte sich nur eine kurze Pause.

      Mühevoll stand sie wieder auf, schleppte sich die Treppe hoch und taumelte ins Wohnzimmer, wo sie sich auf die große, breite Couch fallen ließ.

      Sie fühlte sich völlig überfordert mit ihrem Schwächeanfall.

      Nora beschäftigte sich weit mehr mit der Frage: „Wieso muss ausgerechnet mir und ausgerechnet jetzt passieren?“ als mit dem überaus besorgniserregenden Ereignis selbst.

      Ihr Atem wurde immer flacher und sie wurde erst wieder wach, als Frodo, der fette Kater von nebenan, wild auf ihrer Brust umher hüpfte und ihr wieder ein bisschen Leben einhauchte.

      Nora musste lachen.

      Frodos lange, weiße Haare kitzelten sie im Gesicht.

      Aufmerksam hielt der Kater inne und starrte sie mir seinen großen blauen Augen prüfend an. Nora fühlte sich wie eine kleine, hilflose Maus, die in diesem Moment nichts dagegen gehabt hätte, von diesem betörenden Wesen aufgefressen zu werden und ihrem Leben ein würdiges Ende zu bereiten.

      Doch Nora war keine Maus und Frodo ein leidenschaftlicher Schmusekater. Beide waren in die Jahre gekommen und hatten nur noch ein Ziel: stressfrei und elegant ihre letzten Runden auf diesem Planeten Erde zu drehen.

      Frodo