Tobias Frei

Tobias Frei – Erklärungen zum Römerbrief


Скачать книгу

1

      Jeder Mensch kommt zu kurz bei Gott. Die Messlatte Gottes ist für die menschliche Natur zu hoch. Wir sehen die Auswüchse dieser Natur im 1. Kapitel, in den Versen 29–31. Ein hohes moralisches Niveau wird jedoch vorausgesetzt, um mit Gott in enge Verbindung zu treten (Mt 5, 20).

      Vor Gott ist jeder natürliche Mensch schon verurteilt. Jener, der sich dabei noch über andere Menschen erhebt und Urteile abgibt, ist dazu nicht befugt, weil er im Halten der Moral Gottes selbst versagt. In diesem Zusammenhang ist ein Mensch, der richtet, nicht zu entschuldigen, wie hier geschrieben steht.

      Vers 2

      Gottes Gericht wird kommen (2. Petr 3, 10). Es wird gerecht sein (Ps 9, 9). Es wird mit Feuer kommen (2. Petr 3, 7). Natürlich kommt es über alle dem Evangelium Ungehorsamen, es kommt der Wahrheit entsprechend. Die Bibel ist die Wahrheit und darin ist angekündigt, dass es über jene kommt, die nicht nach Gottes Willen handeln. Menschen, die ohne Gott nach dem eigenen Willen leben, führen unweigerlich auch die Begierde des Fleisches aus, die im 1. Kapitel, in den Versen 29–31 beschrieben ist. Dass es gerecht ist, wenn jene gerichtet werden, ist offenbar (Eph 2, 3; Eph 5, 6; Kol 3, 6; Joh 3, 36).

      Vers 3

      Es ist logisch, dass man unter Gericht kommt, wenn man andere verurteilt und selbst genau das tut, was man beim anderen bemängelt. Menschen, die solches tun, werden dem kommenden Gericht ganz bestimmt nicht entrinnen.

      Vers 4

      Es ist nicht unsere Entscheidung, wenn wir zu Gott kommen dürfen (Joh 15, 16). Seine Güte und Langmut (2. Mose 34, 6) sind es, die uns zu Ihm ziehen und uns zur Einsicht bringen, Buße zu tun. Diese Einsicht ist sehr wichtig, denn ohne Buße gibt es keine Vergebung (Mt 13, 15; Mk 4, 12). Er wirkt also das Wollen und das Vollbringen, so dass sich kein einziger Mensch über die eigene Kraft rühmen kann, wie geschrieben steht: «Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen» (Phil 2, 13).

      Verse 5–8

      5 Nach deiner Störrigkeit und deinem unbussfertigen Herzen aber häufst du dir selbst Zorn auf für den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes,6der einem jeden vergelten wird nach seinen Werken: 7denen, die mit Ausdauer in gutem Werk Herrlichkeit und Ehre und Unvergänglichkeit suchen, ewiges Leben; 8denen jedoch, die von Selbstsucht bestimmt und der Wahrheit ungehorsam sind, der Ungerechtigkeit aber gehorsam, Zorn und Grimm. (Röm 2, 5–8)

      Vers 5

      Dieser Vers bezieht sich noch auf die Anrede im Vers 1 dieses Kapitels. Der Mensch allgemein ist angesprochen. Gottes Gericht ist unparteiisch. Für alle gilt derselbe Maßstab. Der Mensch soll wissen, dass, wenn er sich störrisch gegen Gott stellt, er sich selbst Zorn aufhäuft. Mit «Tag des Zorns» ist hier das kommende und sichtbare Gericht Gottes über die Welt gemeint (Jes 13, 9; Zef 3, 8).

      Vers 6

      Gott vergilt jedem nach seinen Werken, auch Christen. Wie das Gericht über die ungläubigen Völker ausfällt, sehen wir unter anderem deutlich im Gleichnis der Schafe und Böcke (Mt 25, 31–46), jenes über die Christen beispielsweise im Matthäusevangelium (Mt 25, 14–30) wie auch in anderen Schriftstellen der Bibel (1. Kor 3, 12–15; 2. Kor 5, 10; Röm 14, 10). Die Auflistung der Stellen ist nicht abschließend.

      Bei den Nationen ist es ausschlaggebend, ob sie einem Christen geholfen haben und so indirekt eine Berührung mit Christus hatten. Niemand kommt an Christus vorbei. Bei den Christen wird die Umsetzung des Glaubensgebotes (Lk 18, 8) gewogen. Es werden die Werke gesucht, die den Glauben zeigen sollten (Tit 3, 8; Jak 2, 14).

      Leider wird in vielen Gemeinden nicht mehr gelehrt, dass Christen auch gerichtet werden. So wird unter anderem der Lauheit Vorschub geleistet.

      Verse 7. 8

      Der Mensch erntet, was er sät. Das ist ein Gesetz für den Menschen (Gal 6, 7). Wer Unrecht sät, wird Unheil ernten (Spr 22, 8), wer Barmherzigkeit sät, wird Barmherzigkeit empfangen (Mt 5, 7). Vers 7 zeigt die positive, Vers 8 die negative Seite.

      Verse 9–12

      9 Bedrängnis und Angst über die Seele jedes Menschen, der das Böse vollbringt, sowohl des Juden zuerst als auch des Griechen; 10Herrlichkeit aber und Ehre und Frieden jedem, der das Gute wirkt, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen. 11Denn es ist kein Ansehen der Person bei Gott.12Denn so viele ohne Gesetz gesündigt haben, werden auch ohne Gesetz verlorengehen; und so viele unter Gesetz gesündigt haben, werden durch Gesetz gerichtet werden (Röm 2, 9–12)

      Verse 9. 10

      Die Verse 9 und 10 zeigen in einer vertieften Form nochmals das, was die vorangegangenen beiden Verse aussagen. Wer Böses sät, wird Bedrängnis und Angst ernten, wer das Gute wirkt, wird Herrlichkeit, Ehre und Frieden ernten.

      Der Heilige Geist lässt hier noch eine weitere Wahrheit durchblicken, indem Er «dem Juden zuerst» niederschreiben lässt. Der Allmächtige ist ein fürsorglicher Gott. Wie ein Vater kümmert Er sich zuerst um die am nächsten stehenden Personen. Die Juden waren Gott am nächsten bis zum Zeitpunkt, wo sie die gute Botschaft verwarfen und Gott sich in der Folge an die Nationen wandte (Apg 13, 46). Bei den Nächsten Gottes treffen Segnungen und Zurechtweisung als Erstes ein, weil Er sich um die Seinen kümmert.

      Währenddessen das Volk Israel Gott am Nächsten war, wurde es zeitlich an erster Stelle, vor anderen Völkern, gesegnet oder gezüchtigt. Jetzt, wo Israel für eine gewisse Zeit beiseite gesetzt ist und die Gemeinde Christi das Volk Gottes repräsentiert, gilt der gleiche Grundsatz für die Gemeinde. Sie ist die erste Volksgruppe, die den Segen empfängt, jedoch auch an erster Stelle, wenn gerichtet wird (Eph 1, 3; 1. Petr 4, 17).

      Vers 11

      Dass Gott gerecht ist, braucht an dieser Stelle wohl nicht mehr speziell erwähnt zu werden (Joh 5, 30). Dazu gehört natürlich auch eine Parteilosigkeit und Unvoreingenommenheit. Weder ein reicher noch armer, weder ein dicker noch dünner, weder ein junger noch alter Mensch hat einen Vorzug bei Gott. Im Gericht zählt weder die Herkunft, Rasse oder Hautfarbe etwas, sondern wer den Willen Gottes getan hat (Mt 7, 21).

      Vers 12

      Da sind die einen, die das mosaische Gesetz nicht kennen, Menschen, an die das Gesetz noch nie herangetragen wurde. Sie werden, wenn sie gesündigt haben, auch ohne Kenntnis bzw. Anwendung dieses Gesetzes verloren gehen. Die darauffolgenden Verse erklären uns warum. Dann sind da noch die anderen Menschen, denen das Gesetz gegeben wurde: Wenn sie Unrecht tun (sündigen), werden sie aufgrund dieses Gesetzes verurteilt werden.

      Verse 13–16

      13 – es sind nämlich nicht die Hörer des Gesetzes gerecht vor Gott, sondern die Täter des Gesetzes werden gerechtfertigt werden.14Denn wenn Nationen, die kein Gesetz haben, von Natur dem Gesetz entsprechend handeln, so sind diese, die kein Gesetz haben, sich selbst ein Gesetz. 15Sie beweisen, dass das Werk des Gesetzes in ihren Herzen geschrieben ist, indem ihr Gewissen mit Zeugnis gibt und ihre Gedanken sich untereinander anklagen oder auch entschuldigen – 16an dem Tag, da Gott das Verborgene der Menschen richtet nach meinem Evangelium durch Jesus Christus. (Röm 2, 13–16)

      Vers 13

      Äußerliche Religiosität und das Vorgeben von Glauben an Gott nützen dem Menschen nichts, wenn er sich nicht wirklich an den Willen des Vaters hält (Mt 7, 21; 1. Joh 4, 20). Wirklicher Glauben zeigt sich in den Glaubenswerken. Glauben, dem keine Taten folgen, ist kein Glauben. Wenn ich behaupte, ich sei im Willen