Vorzüge. Doch im Blick auf den rechten Wandel vor Gott haben die Juden keinen Vorzug. Denn Gott achtet nicht auf äußerliche Dinge beim Menschen, sondern auf die inneren Werte. Wer Ihm folgen will, ist Ihm angenehm, ganz gleich aus welcher Rasse er stammt. Daher ist Ihm jemand aus den Nationen, der seinen Willen tun will, lieber als einer aus Israel, der sein Wort verwirft.
Was lernen wir daraus? Hier wird einem aufs Deutlichste vor die Augen geführt, dass es bei Gott kein Ansehen der Person gibt. Der Professor hat neben einem Fabrikarbeiter keinen Vorzug bei Gott. Es zählt für beide das Tun des Willen Gottes. Gottes gerechtes Richten schließt mit ein, dass Er den Geringen wegen seinem Geringsein nicht bevorzugen, wie Er gleichwohl den gut ausgebildeten Menschen wegen seinem Wissen nicht voranstellen wird (3. Mose 19, 15).
Vers 10
Vor Gott ist kein Mensch ohne Sünde (Gesetzesübertretung, Zielverfehlung) und Schuld (Ps 14, 3).
Vers 11
Der Mensch ist sogar so weit gefallen, dass er sich nicht einmal bemüht, Gott zu suchen. Wäre das Gegenteil der Fall, hätte Jesus nicht gesagt, Er habe uns erwählt (Joh 15, 16), Er hätte dann gesagt, dass zumindest einige Ihn aus eigenem Antrieb erwählt hätten. Doch es verhält sich nicht so – der Mensch, der Christ werden darf, wird es durch das Ziehen Gottes: Gottes Güte ist es, die den Menschen zur Buße leitet, nicht der eigene Wille des Menschen (Röm 2, 4).
Vers 12
Dieser Vers sagt aus, dass der natürliche Mensch für Gottes Reich untauglich ist. Auch wenn der Mensch Kathedralen, geschwungene Brücken und hohe Türme bauen kann: Für Gottes Reich ist er untauglich, einfach nicht zu gebrauchen.
Spätestens an diese Stelle sollte der Mensch sein ach so stolzes Haupt neigen. Die aufgedeckten Charakterzüge des Menschen sollten ihn zutiefst demütigen. Daneben sollte er eine tiefe Dankbarkeit gegenüber Gott empfinden, dass Gott ihn von seiner aussichtslosen Situation in eine nützliche, herrliche und siegreiche Ausgangslage bringen will.
Verse 13–16
13»Ihr Schlund ist ein offenes Grab; mit ihren Zungen handelten sie trügerisch.« »Otterngift ist unter ihren Lippen.« 14»Ihr Mund ist voll Fluchens und Bitterkeit.« 15»Ihre Füsse sind schnell, Blut zu vergiessen; 16Verwüstung und Elend ist auf ihren Wegen, (Röm 3, 13–16)
Vers 13
Mit diesem Vers beginnt eine Aufzählung, welche die Charakterzüge des natürlichen Menschen beschreibt. Sie zeigt unverblümt auf, was wirklich im Menschen ist. – Vielleicht mögen da Humanisten sagen, es handle sich hier um unrechtmäßige Aussagen. Das Leben bestätigt jedoch deren Richtigkeit.
Wie oft handeln wir Menschen trügerisch mit unserer Zunge! Sogar David, der Mann Gottes, heuchelte im Tiefpunkt seines Lebens Gottesfurcht (2. Sam 12, 5), nachdem er Gottes Gebot verworfen hatte (2. Sam 12, 9). Mit der Zunge wird geheuchelt, gelogen, geprahlt und verwünscht – wer kann sagen, seine Zunge noch nie zum Bösen missbraucht zu haben? Welcher Mensch hat gar kein Otterngift unter seiner Zunge?
Vers 14
Seien wir mal ehrlich! Wer hat noch nie geflucht? Ich glaube dazu muss ich nichts weiter schreiben. Spätestens wenn uns was auf die Zehen fällt und es kurz heftig schmerzt – werden wir dann Loblieder singen?
Leider soll oft Gott in solchen oder ähnlichen Situationen die Schuld tragen. Mit den Fluchwörtern wird nicht selten auch der Name Gottes miteinbezogen und gelästert. So wird statt erquickenden nur bitteres Wasser ausgespien.
Vers 15
Auch dieser Vers trifft leider voll auf den natürlichen Menschen zu, ob wir es glauben wollen oder nicht. Wenn es gesetzlich erlaubt würde, gewisse Menschen ohne Konsequenzen töten zu dürfen, wird der Mensch schnell zur Bestie, auch der brave Buchhalter von nebenan. Die Geschichte zeigt es uns auf, wenn wir es nicht wahrhaben wollen. Brave deutsche Bürger wurden zum wahllosen Morden außerhalb des Kriegsgeschehens fähig, als die Juden von der damaligen Obrigkeit zu Freiwild erklärt wurden. Viele schalteten da das Gewissen aus und töteten Menschen grundlos und ohne Gerichtsverfahren, die erstens nicht im Krieg mit Deutschland standen und zweitens keine todeswürdigen Vergehen begangen hatten. Dieses Beispiel aus dem Nationalsozialismus erwähne ich an dieser Stelle nur, weil es vielleicht das bekannteste in der deutschsprachigen Region ist und nicht, um speziell die Deutschen zu kritisieren. Die Menschen allgemein sind zu solchem fähig, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Der Mensch ist fähig, jemanden für einen einzigen Euro zu töten. In Entwicklungsländern geschehen gar Morde wegen ein paar lausigen Cents.
Vers 16
Verwüstung und Elend sind die Folgen der Selbstsucht, Mordlust und Profitgier. Unternehmen werden finanziell ausgehöhlt, weil die Geldliebe der Manager unersättlich ist; Völker werden ermordet, weil die Machtgier der Regenten keine Grenzen kennt und so fort. Verwüstung und Elend sind auf den Wegen des Menschen. Um es kurz zu sagen: Aus der Sicht des vollkommenen Gottes ist jeder Mensch nur dazu fähig, sein erhabenes und menschenfreundliches Gesetz zu brechen. Die einen tun es auf subtile, nicht auf den ersten Blick erkennbare Weise, die anderen vollbringen es offensichtlich.
Dabei ist zu beachten, dass die kleinste Gesetzesübertretung eine Verwerfung seines Wortes darstellt. Nicht nur Schwerverbrecher sind Gesetzesübertreter. Wir alle, alle natürlichen Menschen, haben Gottes Gesetze mehrfach gebrochen, auch wenn wir daneben viele gute Projekte im Herzen hegen. Letztere machen das Erstere nicht ungeschehen. Machen Sie sich bitte nichts vor, liebe Leserinnen und liebe Leser!
Verse 17. 18
17und den Weg des Friedens haben sie nicht erkannt.« 18»Es ist keine Furcht Gottes vor ihren Augen.« (Röm 3, 17. 18)
Vers 17
Kein natürlicher Mensch läuft auf dem Weg des Friedens. Auch wir Christen gingen nicht diesen Weg, denn nicht hat uns Gott aufgrund eines guten Wandels erwählt. Er hat uns aus Gnade erwählt. Dazu kommt, dass Er uns gerufen hat, nicht wir Ihn (Joh 15, 16).
Vers 18
Wäre Furcht Gottes beim Menschen, würde er sich nicht täglich befleißigen, Gottes Gesetz zu übertreten. Es sind nicht die einzelnen Individuen, die das tun. Auch die Nationen verwerfen Gott in ihrer Gesamtheit. Es werden frisch und fröhlich gleichgeschlechtliche «Ehen» bewilligt und Kinder im Mutterleib getötet. Und das alles völlig legal, obschon der Herr dagegen gesprochen hat (3. Mose 20, 13; 4. Mose 35, 30*).
*Das Gebot «Du sollst nicht töten» gilt auch bei ungeborenem Leben. Gott spricht am Tag der Zeugung von seinem Sohn (Ps 2, 7; Apg 13, 33; Hebr 1, 5; Hebr 5, 5). Er wurde nicht erst nach der Geburt sein Sohn. – Wehe, wer ungeborenes Leben antastet!
Verse 19. 20
19 Wir wissen aber, dass alles, was das Gesetz sagt, es denen sagt, die unter dem Gesetz sind, damit jeder Mund verstopft werde und die ganze Welt dem Gericht Gottes verfallen sei. 20Darum: aus Gesetzeswerken wird kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden; denn durch Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde. (Röm 3, 19. 20)
Vers 19
Das Gesetz spricht zu den Juden. Folglich können sich die Juden nicht des Gesetzes rühmen, denn sie müssen einsehen, dass sie es in der Gesamtheit nicht halten können. Es gibt keinen, der nicht gefehlt hat. Somit wird auch der Mund der Juden verstopft – sie schaffen es genauso wenig aus eigener Kraft durch Gott gerecht gesprochen zu werden, wie es jene aus den Nationen nicht schaffen (Röm 1, 18–22). Die ganze Welt ist dem Gericht verfallen.
Vers