Rosa Ananitschev

Andersrum


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      Im Garten angelangt, bleibt Lisa stehen und holt überrascht Luft. Ihre Augen weiten sich und sie vergisst, den Mund zu schließen.

      Vor ihr ragt aus der Erde eine riesengroße Glühbirne, die matt leuchtet. Und es kommt noch besser – sie wechselt langsam die Farben von unterschiedlichem Gelb bis zu tiefem Violett.

      Lisa dreht sich zu Duh um, in ihren Augen spiegelt sich die Regenbogen-Pracht. „Wie hast du das gemacht?“, haucht sie.

      „Das ist noch nicht alles“, raunt Duh. „Hör mal.“

      Lisa wendet sich wieder der leuchtenden Birne zu und lauscht. „Musik! Ja, ich höre sie. Da spielt Musik innen drin!“ Sie verstummt, steht nur da und nimmt die Klänge in sich auf. „Das ist so schön“, sagt sie nach einer Weile und ihre Augen glitzern feucht. „Weißt du was, Duh? Ich bin so froh, dass du da bist.“

      Duh drückt sanft ihre Schulter: „Ich weiß. Und das ist wunderbar, Kleines. Das wollten wir doch beide – dich wieder fröhlich machen.“

      „Ja, und das ist dir gut gelungen“, sagt Lisa ernst wie eine Erwachsene. Dann will sie wissen: „Diese Zauberlampe … ist sie nur für heute da oder bleibt sie hier im Garten?“ Sie schaut flehentlich zu ihrem großen Freund auf.

      „Oh, sie bleibt“, versichert der Freund. „Und sie ist nur für dich allein. Nur du kannst sie sehen und hören. Wenn die Sonne aufgeht, verschwindet sie und kein anderer wird davon etwas wissen. Aber die Musik kannst du auch tagsüber hören, wenn du nah genug bist. Es wird auch nie die gleiche Melodie sein – das verspreche ich dir.“

      „Aber wie weiß ich denn, wo die Lampe steht, wenn ich sie nicht sehe?“, fragt Lisa zweifelnd.

      „Das ist einfach. Geh mal an die Lampe heran. Keine Sorge – sie ist nicht heiß.“

      Lisa nähert sich der großen Glühbirne und berührt vorsichtig die Oberfläche. Tatsächlich, sie ist kühl, hart und gleichzeitig auch weich, fühlt sich gar nicht wie Glas an.

      Die Kleine presst das Gesicht dagegen und schaut angestrengt ins Innere. Dann sieht sie es: Ein Bäumchen wächst darin! Ein richtiger Baum, nur sehr klein.

      Sie ist begeistert. „Ich werde das Bäumchen jeden Tag gießen, damit es nicht vertrocknet.“

      „Das glaube ich dir gern.“ Duh verstummt.

      Die beiden sehen sich eine Zeitlang an. Jedenfalls glaubt Lisa, dass auch Duh sie ansieht, obwohl sein Gesicht so dunkel und undurchdringlich ist. Ein Ahnen ergreift von ihr Besitz und trifft sie direkt ins Herz.

      Sie schaut von der Lampe empor zu dem fremden Stern und von dort auf Duh. Sein Schweigen bestätigt ihr – der Abschied steht ihnen bevor.

      Als der Schock des Verstehens vorüber ist, wird Lisas Herz von einem Gefühl erfüllt, das ihre Traurigkeit ein wenig verdrängt: Duh kann ja nicht für immer bei ihr bleiben. Auch er hat ein Zuhause, wo er spielt und Musik hört. Duh hat gewiss eine Tochter oder eine Schwester, die auf ihn wartet. Vielleicht die kleine Asil … Und sie bleiben doch Freunde! Freunde aber besuchen sich ab und zu. Diese Überlegung wirkt beruhigend.

      Lisa lächelt Duh tapfer an und er lächelt zurück – da ist sie sich sicher.

      „Ich habe noch etwas für dich.“ Duh hält Lisa auf der Handfläche einen glatten, ovalen Stein hin. Er ist etwas kleiner und flacher als ein Hühnerei und schimmert im Dunkeln in allen Farben. „Du sammelst doch Steine?“

      Das Mädchen nickt stumm, nimmt den Stein vorsichtig in die Hand. Er fühlt sich angenehm an und seine Wärme ist tröstlich.

      Lisa lächelt. „Der ist aber schön! Danke, Duh!“, sagt sie. „Ich werde den Stein immer bei mir tragen.“ Dann blickt sie wieder zu der Lampe und fragt leise: „Darf ich noch ein bisschen Musik hören, Duh?“

      „Selbstverständlich“, stimmt der Freund zu. „Ich bringe dich nachher auch wieder ins Bett.“

      Lisa ist erleichtert. Sie hat schon befürchtet, dass Duh jetzt, auf der Stelle, verschwinden werde. Sie widmet sich wieder voller Hingabe der leuchtenden, singenden Lampe und vergisst alles um sich herum.

      So merkt sie auch nicht, dass Duh ein paar Schritte zurückgetreten ist und eine andere Gestalt sich zu ihm gesellt hat, ebenfalls in Schwarz gehüllt, aber um einen Kopf größer.

      Die zwei unterhalten sich leise in einer eigenartig klingenden Sprache. Duhs Haltung drückt Traurigkeit aus. Der Andere legt den Arm um seine Schulter, als ob er ihn tröstete …

      Leider können wir nicht verstehen, worüber sie sprechen, denn das Kästchen an Duhs Brust ist diesmal nicht aktiviert. Das Lämpchen ist aus. Wir können bloß spekulieren und Vermutungen anstellen. Aber ob sie stimmen – das werden wir wohl nie erfahren.

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