trüber Flüssigkeit. Nun wollte sich der mutige Tierarzt der Behandlung des armen Muttertieres widmen, um wenigstens einen Erfolg zu haben. Und da hört er: Bitte keine Medikamente, wir wollen die Kuh schlachten und zu Weihnachten essen. Nun kann er den Brechreiz nicht mehr unterdrücken und muß sich übergeben. Sofort muß ich an die Einladung zum Essen denken und was uns erspart geblieben war. Und dann denke ich, ob der Bauer noch nichts von einer Fleischbeschau gehört hat.
Wir besprechen in der Praxis das Erlebte. Ich entschließe mich, das Veterinäramt zu kontaktieren. Schließlich ist es unsere Aufgabe als Tierarzt Leiden von den Tieren abzuwenden.
Wer nun denkt, die Sache wäre erledigt, der irrt gewaltig. Zwei Tage später kam ein erneuter Anruf, dass es der Kuh so schlecht geht. Der Fleischer kann erst in einer Woche. Außerdem ist erst der 14. 12. und bis Weihnachten ist noch lange. Die wollen wirklich dieses kranke Tier essen. Entweder sie haben eine sehr starke Magensäure oder sie sind schon resistent gegen Fäulniskeime. Die ständigen Diskussionen über Gammelfleisch werden so ad absurdem geführt.
Mein Assistent fährt nun zum zweiten Mal zu dieser bedauernswerten Kuh. Was er dort soll, ist fraglich. Fast alle Medikamente haben eine Sperrfrist. D.h. es muß eine gewisse Zeit zwischen der Applikation der Arzneien und dem menschlichen Verzehr eingehalten werden. Das gilt sowohl für Milch als auch für Fleisch.
Gespannt warte ich auf den Bericht über erneute Katastrophen. Die Kuh lag allein auf der matschigen Koppel und der Bauer stand daneben. Zum Festhalten hatte er nur eine Paketstrippe. Die Kuh war so sehr widerspenstig, dass die Behandlung nicht möglich war. Nun verschwand der Bauer für eine Stunde um einen geeigneten Strick oder ähnliches zu holen. Dann konnte der Kuh ein orales Stärkungsmittel eingegeben werden. Wir wollen hoffen, dass der Schlächter diesem Spuk bald ein Ende bereiten kann.
Drogensucht
Es ist vier Uhr früh. Meine Frau fährt zur Arbeit. Ich genieße es noch bis 7,30 Uhr schlafen zu können. Ich höre, wie meine Frau das Haus verlässt. Gleich fährt sie vom Hof und ich kann mich in Morpheus Arme begeben. Und da steht sie plötzlich wieder neben meinem Bett. Erschreckt fahre ich hoch. Ist etwas mit dem Auto oder schlimmer, ist sie krank? „Da sind so komische junge Leute vor der Pforte mit einem sehr kranken Hund!“ Oh je, also nichts mit Morpheus. Ich schäle mich aus dem Bett, werfe meinen üblichen Bademantel über. Diesen ziehe ich immer an, wenn nachts jemand in die Praxis kommt. Meine, auf das Aussehen bedachte Frau, ist da ganz anderer Meinung. „Du läufst rum wie ein Obdachloser und nicht wie ein Arzt!“ Meine Antwort ist lakonisch: „Wem das nicht passt, kann ja wo anders hin gehen.“ Bisher hat sich auch noch niemand darüber mokiert. Die meisten nächtlichen Besucher sind nach einer endlosen Suche nach einem Tierarzt froh, daß ich auch ohne Notdienst zu haben, für sie zur Verfügung stehe.
Also runter in die Praxis. Meine Frau hat sie schon in die Praxis gelassen. Vor mir stehen zwei junge Leute. Über und über tätowiert und lustig bunt angezogen. Sie sehen völlig übermüdet aus. Der Hund ist ein dackelgroßer Mischlingsrüde. Er hängt wie ein nasser Sack über dem Arm der jungen Frau. Der Hund hat Untertemperatur, ist sonst aber unauffällig. Nichts festzustellen. Ich gebe zu, ich bin ratlos. Und wie ich so grüble und dumm rum stehe, fällt mir ein Parallelfall ein. Vor einiger Zeit erschienen Kinder in der Praxis mit einer kleinen Katze. Die Katze hatte die Beckengliedmaßen gelähmt. Der vordere Teil des Kätzchens war recht normal nur die Hinterbeine hängen leblos runter. Na, da ist jemand von euch hinten drauf getreten. Ich werde eine Röntgenaufnahme machen und dann sehen wir, was wir machen. Als das Röntgenbild fertig ist und ich einen Blick darauf werfe, bin ich verwirrt. Keine Frakturen! Was nun? Ich nehme mir die Kinder noch mal vor, um meine Anamnese zu vervollständigen. Nach einigem Umhergedruxe bekomme ich folgende überraschende Antwort. „ Wir haben uns Drogen besorgt und uns nicht getraut sie einzunehmen. Da haben wir sie an der Katze ausprobiert.“ Welche fatale Wirkung solche Stoffe haben, zeigte sich nun deutlich. Die arme Katze! Aber wenn dieser heroische Versuch den Erfolg hat, dass die Kinder von nun an die Finger von solchem Zeug lassen, hat die ganze Sache einen Sinn gehabt. Nun weiß ich, was ich tun muß. Eine Spritze und die Katze ist wieder auf dem Damm.
Eben diese Geschichte fiel mir zu der morgendlichen Stunde ein. Ich versuchte die gleiche Injektion. Spontanheilung! Der Hund läuft munter durch die Praxis. Die jungen Leute waren gerade von einer dieser endlosen Parties zurück und hatten vermutlich einige ihrer Pillen umherliegen lassen und eben davon hatte der Hund genascht. Welche fatalen Wirkungen diese kleinen Lustigmacher haben können, wurde hier eindrucksvoll demonstriert. Ich versuchte so was wie eine Standpauke. Es war sinnlos. Jedes Mal wenn die Beiden von ihren Parties zurück kamen, standen sie kurze Zeit später vor meiner Tür mit immer dem gleichen Bild. Das ging viele Wochen und Monate so. Eines Tages muß die Dosis doch ein bisschen hoch gewesen sein und so kam, was kommen muß. Der Hund erlag seinem unfreiwilligen Drogenkonsum. Schade!
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