setzte sich an den Tisch und erzählte Maria alles bis ins kleinste Detail, diese konnte nur noch den Kopf schütteln und war sprachlos. Sandra packte mehrere Kleider ein und ihr Sparbuch. Für die nötigsten Anschaffungen würde es sicher reichen. Sandra war froh, dass sie immer auf ihr eigenes Sparbuch bestanden hatte, denn heute zahlte es sich aus. Ohne das angesparte Geld wäre sie aufgeschmissen und müsste im Freien nächtigen. Dass sie sich schnell nach Arbeit umsehen muss, wusste sie.
Jetzt war sie erst einmal beruhigter, dass sie wenigstens nicht mittellos da stand.
Sie verabschiedete sich von Maria und bedauerte, dass sie sich von den Kindern nicht verabschieden konnte. Wahrscheinlich war es für die Kinder und für sie sowieso besser, so blieb ihnen der große Abschied erspart.
Maria versprach ihr, sich um die Kinder zu kümmern und ihrem Mann gegenüber nichts anmerken zu lassen, dass sie Bescheid wusste. Sandra versicherte ihr, dass sie ihre Kinder holen würde, sobald sie sich ein Standbein geschaffen hatte.
Sandra stieg in ihr kleines Auto und fuhr los, in eine ungewisse Zukunft.
Sie wollte erst einmal wieder weg von diesem Ort, der ihr Unbehagen einflößte. Ein letzter Blick in den Rückspiegel.
Tränen stiegen in ihre Augen, als sie Maria winkend am Gartentor stehen sah.
Es sollte das Ende eines Lebensabschnittes und das endgültige Ende einer großen Liebe sein. Sie öffnete das Fenster, um den Fahrtwind zu spüren, dann versuchte sie, sich voll auf den Straßenverkehr zu konzentrieren. Sie war schon ein paar Stunden ohne Pause unterwegs. Hunger und Müdigkeit machten sich langsam breit. Sandra entschloss sich, bei der nächsten Autobahnausfahrt abzufahren, um in einem Hotel zu speisen und zu übernachten. Sie fand in einem kleinen Städtchen, ein nettes kleines Hotel und machte es sich dort erst einmal in ihrem Zimmer gemütlich. Als sie sich von der Fahrt etwas erholt hatte, ging sie zum Speisen. Anschließend trank sie noch ein Glas Whisky und ging wieder auf ihr Zimmer.
An diesem Abend schlief sie sehr schnell ein und wachte erst am nächsten Morgen ausgeruht wieder auf. Sandra riss sich aus einem Zettel mehrere Lose, auf denen sie Städtenamen geschrieben hatte. Sie wollte es dem Schicksal überlassen, wohin es sie verschlägt. Sie warf die Städtekugeln in die Luft und hob einen davon auf, die Spannung stieg.
„Toi, toi, toi, bring mir Glück!", sagte sie, bevor sie die Kugel auseinanderfaltete und las.
„Hamburg … warum nicht? Hamburg ich komme!“ Sie hatte ein gutes Gefühl dabei, denn dadurch war sie weit weg von Hans. Ein kurzes Wehgefühl überkam sie, als sie an ihre Kinder dachte. Sie war sich aber sicher, dass sie ihre Kinder bald wieder in den Armen halten würde. Sandra verließ das Hotel, aber diesmal mit einem Ziel.
3.Kapitel
An einer Raststätte kurz vor Hamburg machte sie Halt, um bei Maria anzurufen. Sie erkundigte sich nach ihren Kindern und hörte, dass sie es gelassen nahmen. Maria erklärte es den Kleinen so gut wie möglich, dass ihre Mama nun arbeiten würde, aber immer an sie denkt, und bald könnten sie ihre Mama wieder sehen. Maria erzählte Sandra aber auch, dass ihr Mann richtig wütend gewesen war, dass sie nicht zurück gekrochen kam. Sondern seine Abwesenheit nutzte, um ihre Sachen und sogar das Auto zu holen. Sandra teilte Maria mit, dass sie sich in Hamburg, eine Zukunft aufbauen werde. Sandra sah die Welt jetzt mit ganz anderen Augen. Sie wusste, dass es nicht leicht werden würde, aber sie war sich sicher, dass sie es schaffen würde.
Als Erstes brauchte sie eine Wohngelegenheit, dann eine Arbeit. Der Gedanke ans Arbeitsamt ließ ihr den Magen kurz umdrehen, sie hatte seit der Heirat nicht mehr gearbeitet.
In Hamburg angekommen, mietete sie sich ein Zimmer in einer Pension. Es war nicht gerade schön und auch sehr laut, aber es lag mitten im Zentrum.
Das war ein guter Ausgangspunkt für alle Behördengänge, die sie noch vor sich hatte.
Am nächsten Morgen stand sie vor dem Arbeitsamt, ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie betrat den Vorraum und war überrascht, wie viele Menschen schon vor ihr da waren. Das Amt hatte doch erst seit zwanzig Minuten geöffnet.
Sie zog eine Nummer und setzte sich auf einen frei gewordenen Stuhl, dann beobachtete sie die Leute.
Sie saß schon eine ganze Weile, da mahnte der Gong zum Aufpassen, sie sah, dass ihre Nummer aufgerufen wurde. Sie stand auf und ging zur Tür, welche sie dann leise öffnete und das Zimmer betrat.
Es roch muffig nach alten Möbeln und Akten. Mitten im Raum stand ein alter abgewetzter Schreibtisch. An ihm saß in seinen Akten vertieft, ein älterer Mann.
Am Fensterbrett hinter ihm stand ein großer schiefer Kaktus.
„Nehmen Sie Platz“, sagt er, ohne aufzusehen, und deutet auf den Stuhl ihm gegenüber. Sandra setzte sich und umklammerte ihre Tasche, die sie auf ihren Schoß legte. Der Beamte hob nun den Kopf und sah sie prüfend an. Auf seiner Nasenspitze saß eine Brille, über die er hinweg sah.
„Wie lange sind Sie schon arbeitslos?“ Sandra stutzte. „Ich habe nicht gearbeitet!“
Er rückt seine Brille zurecht und beugte sich etwas vor.
„Und von was haben Sie bis jetzt gelebt?“, dabei zog er seine Stirn in Falten und sah sie fragend an.
Sandras Hände waren vor Aufregung feucht geworden.
„Ich war bis jetzt Hausfrau und Mutter und lebe seit Kurzem erst getrennt. Deshalb muss ich jetzt für meinen Unterhalt allein sorgen!“
„Ach so, deshalb“, sagt er gelangweilt und schaute auf seinen Block.
„Was haben Sie gelernt, und was stellen Sie sich vor?“
„Ich weiß nicht, welche Möglichkeiten ich habe, denn ich habe keine abgeschlossene Lehre.“
„Tja, so gesehen keine Möglichkeit! Nachdem Sie jetzt aber gleich eine Arbeit brauchen, habe ich nur eine Stelle als Bedienung in einem Lokal auf die Schnelle.“
Er sah sie über den Brillenrand erwartungsvoll an. Er merkte, dass sie nicht gerade begeistert war.
„Das ist ja nur vorübergehend, bis ich was anderes für Sie habe.“
Sandra nickte und nahm die Adresse, die er ihr entgegen hielt.
„Kommen sie in vier Wochen wieder vorbei!“
Sandra verließ das Zimmer und das Gebäude und trat hinaus auf die Straße.
Zögerlich schlug sie den Weg zu diesem Pils-Pup ein.
Sandra stand vor dem Pils-Pub, als sie die Tür öffnen wollte, war diese verschlossen. Bei der Eingangstür hing ein Schild.
Geöffnet außer Mittwoch von 17°°- 24°°
Sandra war froh, dass sie noch einen kleinen Aufschub, von ein paar Stunden hatte und machte sich auf den Weg zu einer Verabredung. Sie wollte sich eine Wohnung ansehen, die sie sich aus der Tageszeitung gesucht hatte, nun stand sie vor einem Haus, das schon sehr alt war, ihre Laune fiel auf den Tiefpunkt. Mit so einem Haus hatte sie allerdings nicht gerechnet.
Sandra schüttelte den Kopf und machte auf dem Absatz kehrt. Bis zur Vorstellung im Pub hatte sie noch viel Zeit übrig blieb. Diese Zeit wollte sie nützen, um sich im Hotel noch einmal frisch zu machen. Anschließend ging sie in das Pils-Pub und stellt sich vor.
Ines, die rechte Hand des Besitzers, begrüßte sie sehr freundlich. Beide Frauen waren sich sehr schnell einig und Sandra war froh, so eine nette Kollegin zu bekommen.
„Der Lokal Besitzer Jörg ist geschäftlich unterwegs. Kannst du gleich hier bleiben?“
„Ja, das lässt sich machen.“
„Okay, dann weise ich dich gleich ins Lokalleben ein.
Es gab viel zu tun und für Sandra verging der Abend sehr schnell.
Mit schmerzenden Füßen verließ sie nachts um eins das