und Bilder?“
Ich schüttelte mich unwillkürlich bei der Erinnerung an die Dinge, die ich in den Videos gesehen hatte. Besonders ein Video war schwer aus dem Kopf zu bekommen.
Ein Mann saß festgebunden auf einem Stuhl. Er hatte eine Augenbinde um. Er musste bereits zuvor verprügelt worden sein, denn er hatte zahlreiche Prellungen und Cuts im Gesicht. Außer dem Mann war niemand zu sehen, doch man konnte jemanden umher gegen hören. Der gefesselte Mann wandte den Kopf hin und her, als versuche er zu orten, ob die Person im Raum näher kam. Er sah verängstigt aus.
„So, Stefano“, erklang die Stimme eines Mannes, dann trat Nicolo Mancini in den Kamerabereich. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich dem Gefesselten gegenüber. „Erzähl mir was über Mario Castelli. Wo hat sich der Hurensohn versteckt?“
Der Mann in Fesseln zitterte.
„Ich ... ich weiß es nicht“, erwiderte er mit bebender Stimme.
„Du weißt, dass ich meine Antworten bekommen werde, Stefano. Warum willst du es dir so schwer machen? Sag mir, was ich wissen will, und du stirbst schnell und – schmerzlos. Schweig, und Tony hier wird dir sehr – sehr wehtun.“
„Bbbitte“, schluchzte Stefano. „Iiiich w-weiß w-wirklich nichts. I-ich schwööööörs!“
„Du weißt es. Was hat Mario dir angedroht was passiert, solltest du ihn verraten? Hat er gedroht, dass er dich langsam und qualvoll töten wird?“
„E-er ha-hat ge-gedroht, mei-meine Familie ... mmmeine ... mei...“, stammelte Stefano.
Ein Grinsen trat auf Nicolos Züge.
„Oh oh, Stefano. Du hast mir gerade bestätigt, dass du weißt, wo Mario ist.“
Der Mann erbleichte.
„Sieh! Ich war mir nicht sicher, doch ich wusste, dass ich diese kleine Information aus dir heraus bekommen würde. Jetzt, da ich weiß, dass du die Informationen hast, die ich brauche, können wir ja mit der Folter beginnen.“
„Bi-bitte nicht! Bitteeee!“, schrie der Mann jetzt panisch.
Dies war der Moment, wo Tony in den Kamerabereich trat. Er hatte eine Zange in der Hand.
„Nun? Willst du mir nicht doch etwas sagen, ehe ich Tony den Befehl gebe, den Verbleib von Mario aus dir heraus zu kitzeln?“, fragte Nicolo ruhig.
„Ich ... ich ka-kann nnnicht.“
Nicolo riss dem Mann die Augenbinde runter ehe er sich an Tony wandte: „Er gehört ganz dir.“
Ein sadistisches Grinsen glitt über Tonys Züge, als er vor Stefano trat. Seine grünen Augen funkelten in die Kamera, ehe er sich seinem Opfer zuwandte.
„Neeeeeiiiin!“, brüllte Stefano.
Tony strich beiläufig über die Finger von Stefanos rechter Hand, die an den Stuhl gefesselt war. Stefanos Augen waren voller Entsetzen auf die Zange gerichtet. Die Schreie, als Tony dem Mann den ersten Nagel zog, waren markerschütternd.
„Sophia?!“, riss die Stimme meines Vaters mich aus den Erinnerungen. „Ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst etwas blass aus.“
Ich sah ihn an.
„Ich ... Mir geht es gut. Es ist nur – alles ein wenig viel.“
„Was war auf den Videos, die Tony dir gegeben hat?“
„Fol-folter. – Es waren Videos auf denen zu sehen war, wie Tony Leute zu ... zu Tode folterte.“
„Ich bin sicher, dass es ein großer Schock für dich war, doch keiner der Leute die du auf dem Video gesehen hast, war unschuldig. Tony mag ein Mann sein der zu großer Grausamkeit fähig ist, doch er würde niemals Unschuldige foltern. Auch ein Mann wie er hat Grenzen, die er nicht überschreiten würde.“
„Ich ... ich bin mir nicht sicher, was ich glauben soll“, erwiderte ich unsicher. „Und ich bin nicht sicher, was ich über dich denken soll. Mein ... mein ganzes Leben wurde plötzlich auf den Kopf gestellt. Ich hab Dinge gesehen und erlebt ...“ Ich brach ab, als die Emotionen mir die Kehle zu schnürten.
„Ich verstehe, dass du überwältigt und verwirrt bist. Verunsichert. Du brauchst Zeit und Ruhe, um alles zu verarbeiten. Warum machen wir nicht einen kleinen Urlaub? Wir könnten nach Sizilien reisen. Ich kann ein paar Geschäfte nebenbei erledigen und du kannst dich am Pool entspannen oder dir von der Familie die Gegend zeigen lassen ...“
„Familie?“
„Ja, Familie. Du hast eine Menge davon, Sophia. Sizilianische Familien sind groß. Sie würden dich mit offenen Armen empfangen.“
„Ich ... ich weiß nicht. Und ... und was mache ich wegen Tony?“
„Der Junge kann warten. In Sizilien hast du genug Abstand, dass du dir über eure Beziehung Gedanken machen kannst.“
Ich war noch immer unschlüssig. Eine Reise – weit weg – klang verlockend. Und ich war auch neugierig auf die Familie. Ich hatte schon immer davon geträumt, einmal nach Europa zu reisen, jetzt hatte ich die Gelegenheit. Ein wenig Abstand bekommen, über alles nachdenken. – Vielleicht hatte mein Vater recht.
„Okay“, sagte ich schließlich. Warum nicht?“
„Wunderbar!“, rief mein Vater aus. „Ich werde sofort alles in die Wege leiten.“ Er zog sein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. „Carlo? Meine Tochter ist in meinem Büro. Kannst du sie bitte nach Hause fahren? – Ja. – Und nimm Joey und Simon mit. Sie sollen Sophias Appartement bewachen. – Okay. Bis gleich.“
„Ich brauche keine Wachhunde“, wehrte ich ab.
„Sophia, wenn es um deine Sicherheit geht, werde ich keine Risiken eingehen. Joey und Simon werden dich bewachen. Basta!“
Kapitel 2
Sophia
Die sizilianische Sonne brannte auf mich hinab, als wir in Catania-Fontanarossa aus dem Privat-Jet stiegen. Ich war viel zu warm angezogen und begann sofort zu schwitzen.
„Der Wagen hat eine Klimaanlage. Du wirst dich gleich besser fühlen“, sagte mein Vater neben mir. „Komm, meine Liebe.“
Ich ließ mich von meinem Vater zu der wartenden Limousine führen. Ein Chauffeur öffnete uns die Tür. Ich stieg ein und warf mich erleichtert auf die hellbeigen Ledersitze. Es war angenehm kühl und ich stieß einen leisen Seufzer aus. Mein Vater stieg ebenfalls ein und setzte sich mir gegenüber. Der Chauffeur setzte sich hinter das Steuer. Auf dem Beifahrersitz saß ein Mann den ich von seiner Statur und seinem ernsten Auftreten her für einen Bodyguard hielt. Zwei SUVs begleiteten uns als wir den Flughafen verließen. Ein Fahrzeug fuhr voraus, das andere hinter uns her. Alle drei Autos hatten getönte Scheiben, doch ich war mir sicher, dass beide SUVs mit bewaffneten Männern besetzt waren.
„Wie weit ist es bis zum Anwesen der Familie?“, fragte ich.
„Etwa eine halbe Stunde.“
Tatsächlich fuhren wir exakt eine halbe Stunde später vor einem hohen Tor vor. Die beiden Wachen beeilten sich, das Tor für uns zu öffnen. Wir fuhren eine breite Auffahrt entlang, bis sich ein riesiges Haus vor uns auftat. Zwei Doggen kamen bellend auf unseren Konvoi zu gerast.
„Ich ... ich hoffe,