Ole R. Börgdahl

Blut und Scherben


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wieder rein ins Haus und dort verschwunden. Eine Stunde später habe ich sie aber noch weggehen sehen, da war von Streit nicht mehr viel zu merken. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Kennen Sie das?«

      »Schon mal gehört.« Werner Tremmel überlegte. »Und das war in diesem Februar?«

      Werner Blöhmer nickte.

      »Wir hatten doch letztes Jahr im Oktober einmal diesen heftigen Schneefall«, wandte Patrick ein. »Da gab es in und um Berlin ein Wahnsinns Verkehrschaos.«

      Werner Blöhmer zögerte, schüttelte dann langsam den Kopf. »Nee, nee, das mit Börder und Eckermann war im Februar oder sollte ich mich so irren? Jedenfalls habe ich danach nicht mehr viel von Börder gesehen, bis mir dann vier oder fünf Wochen später die Wohnungskündigung mitgeteilt wurde. In der Woche habe ich auch diesen Eckermann wiedergesehen. Der hat nämlich die Wohnung aufgelöst. Es gab noch Ärger wegen des Wohnungsschlüssels. Den soll Börder nämlich angeblich per Post geschickt haben, ist aber nie angekommen. Obwohl der Zweitschlüssel in der Wohnung lag, gab das eine ordentliche Rechnung, weil der Schlüssel auch für die Haustür hier unten passt. Das ging alles von der Kaution ab und die durfte natürlich die Sozialbehörde zahlen, nehme ich an.«

      »Dieser Eckermann, Rainer Eckermann, hat also die Wohnung von Herrn Börder ausgeräumt?«, fragte Werner Tremmel. »Wann war das?«

      »Am 30. April, die Wohnung war zum Ende des Monats gekündigt.«

      »Und wer hat Ihnen das mit dem Wohnungsschlüssel erzählt?«, fragte Patrick Arnold. »Also, dass Herr Börder den per Post geschickt hat und dass er verloren ging?«

      »Das hat Eckermann mir erzählt, weil ich ihm doch die Wohnung aufschließen musste. Das sah da vielleicht aus. Ich wusste ja, dass die da zuletzt gezecht hatten. Da war sogar noch dreckiges Geschirr. Dann hat mich Eckermann herausgedrängt und ich habe ihn machen lassen. Die hatten unten an der Straße einen kleinen LKW stehen, da kamen die Möbel und der Müll rein. Ich habe mir das natürlich angesehen und war hinterher auch in der leeren Wohnung. Die hatten natürlich nichts gemacht, nicht gestrichen und der Teppich war auch hin. Das habe ich selbstverständlich gemeldet. Da haben wir komplett renovieren müssen und der Kammerjäger war auch drin. Das wird dann wohl auch von der Kaution abgegangen sein.«

      »Steht die ehemalige Wohnung von Herrn Börder noch leer?«

      Werner Blöhmer schüttelte den Kopf. »Ich sagte doch, die Leute stehen Schlange. Da war die Farbe noch nicht trocken, da haben die mir schon einen Nachmieter geschickt. Mit dem gab es zum Glück bisher keine Probleme.«

      Patrick notierte eifrig. Werner Tremmel nickte. »Sie sagen, Rainer Eckermann war bei der Wohnungsauflösung nicht alleine. Kannten Sie die anderen Männer, es waren doch Männer?«

      »Ja, auch so Typen wie der Eckermann, aber die kannte ich nicht, habe sie nie vorher gesehen.«

      »Hat Ihnen Herr Eckermann auch erzählt, warum Ken Börder seine Wohnung nicht selbst auflöst?«

      Werner Blöhmer verzog das Gesicht. »Ja, das hat er wohl, aber nicht mir persönlich. Ich habe das erst ein paar Tage später erfahren, von ein paar Leuten aus dem Haus hier, mit denen Eckermann gesprochen hat. Börder musste sich angeblich ins Ausland absetzen, aber so weit ist er wohl nicht gekommen.«

      »Was meinen Sie damit, dass Herr Börder nicht so weit gekommen ist?«, fragte Werner Tremmel.

      »Naja, Sie haben doch gesagt, dass man ihn tot im Wald gefunden hat.«

      »Stimmt, das haben wir gesagt.« Werner Tremmel nickte.

      *

      Hausmeister Blöhmer sah den beiden Kriminalern nach. Patrick Arnold und Werner Tremmel gingen zu ihrem Dienstwagen. Tremmel setzte sich ans Steuer. Sie fuhren in die nächste Seitenstraße und parkten dort sofort wieder, direkt neben einem riesigen Rhododendron, der jetzt Ende Juli in einem tiefen Violette blühte.

      Werner Tremmel stellte den Motor ab. »Rainer Eckermann, der stand doch auch auf deiner Liste.«

      Patrick nickte. »Der Kollege Leidtner hat das Umfeld unseres Opfers abklopfen lassen. In dem Bericht wurden dieser Rainer Eckermann und ein paar andere genannt. Eckermann haben wir gleich ganz oben auf die Liste gesetzt.«

      »Treffer!«, sagte Werner Tremmel und lächelte. »Gute Arbeit, Patrick. Dann haben wir also unseren Tatverdächtigen. Passt doch alles zusammen. Der Streit im Februar, das fast zeitgleiche Verschwinden von Ken Börder, Rainer Eckermanns Rolle bei der Wohnungsauflösung, die Lüge, als er behauptet, dass Ken Börder sich ins Ausland abgesetzt hat. Da kommt einiges zusammen.«

      »Soll ich Thomas anrufen, der hat bestimmt schon die Adresse und alles recherchiert?«

      Werner Tremmel schüttelte den Kopf. »Das kannst du doch selbst ganz fix herausfinden. Ich will in diesem Fall ohne Umwege Nägel mit Köpfen machen.«

      »Und das heißt?«, fragte Patrick.

      »Der Chef soll beim Staatsanwalt einen Haftbefehl beantragen. Das muss jetzt schnell gehen. Du kannst dich inzwischen um die Daten von Rainer Eckermann kümmern.«

      Werner Tremmel zückte sein Handy, öffnete die Fahrertür und verließ den Wagen. Er stellte sich hinter den Rhododendron und begann sein Telefonat. Patrick zögerte, dann rief er Thomas im Präsidium in der Keithstraße an und berichtete ihm von dem Gespräch mit Hausmeister Blöhmer.

      »Fazit, es gibt eine Spur zu einer der Personen aus Ken Börders Umfeld«, sagte Patrick schließlich.

      »Rainer Eckermann«, wiederholte Thomas. »Ich war nicht ganz untätig, obwohl Tremmel mich ja verhungern lässt ...«

      »Komm, schieb das doch beiseite«, versuchte Patrick Thomas zu beschwichtigen. »Das wird sich irgendwann noch wieder ändern. Werner braucht immer etwas länger, um mit einem neuen Kollegen warm zu werden.«

      »Ich will gar nicht mit ihm warm werden, ich will meine Arbeit machen.« Thomas holte Luft. »Ich habe jedenfalls weiter recherchiert. Was brauchst du?«

      »Wo finden wir diesen Rainer Eckermann, oder hast du schon Kontakt aufgenommen?«

      »Nein, nein, ich habe nur die Personendaten von Ingo Bayer und Rainer Eckermann abgefragt. Diesen Söhnke Robrak wollte ich mir gleich vornehmen. Dann sollten wir Lars auch noch einmal bemühen.«

      »Deinen Kontakt zum Personenerkennungsdienst?«, fragte Patrick.

      »Ja, Lars Meier«, bestätigte Thomas. »Natürlich müsste Tremmel sein Okay geben, wenn Lars tiefer einsteigen soll.«

      »Das wird er machen. Jetzt interessiert uns erst einmal, wo wir Rainer Eckermann finden können.«

      »Gut, soll ich es Tremmel schicken?«, fragte Thomas.

      »Das lass mal lieber«, sagte Patrick schnell. »Verstehe das nicht falsch, aber es reicht, wenn ich die Infos habe.«

      Thomas schwieg für ein paar Sekunden. »Ist raus.«, sagte er schließlich.

      Patricks Handy kündigte wenig später den Eingang einer E-Mail an. Er las sich das Dossier durch, das Thomas zusammengefasst hatte. Dann näherte sich ein Schatten. Werner Tremmel öffnete die Fahrertür, setzte sich wieder in den Dienstwagen und schüttelte den Kopf.

      »Scheiß Bürokratie«, fluchte er. »Natürlich sollte ich mich selbst im Büro des Staatsanwaltes melden. Wenn man einmal Rückendeckung von einem Vorgesetzten benötigt. Da sollen die sich hinterher aber nicht wundern, wenn man dann immer alles im Alleingang macht.«

      »Und was sagt der Staatsanwalt?«, fragte Patrick vorsichtig.

      »Nichts, der konnte nichts sagen, ich bin beim Assi gelandet, oder wie der sich schimpft. Assi oder Referent oder Bürokratenheini.« Werner Tremmel schüttelte erneut den Kopf. »Jetzt heißt es warten.«

      Patrick nickte. »Aber wir können Rainer Eckermann doch schon einmal auf den Zahn fühlen.«

      »Das ist nicht das Problem«, raunte Werner