Fluch aus, der sicher nicht nur mir galt, sondern auch den beiden Polizeibeamten, denn sie haben ihn im Schatten ihres Hundes von beiden Seiten kräftig gepackt, Handfesseln angelegt und ihn gewaltsam ins Auto verfrachtet, ohne mit mir überhaupt ein weiteres Wort gewechselt zu haben und in die nächste Polizeiwache gebracht, wo er die Nacht wieder auf einer ihm sicher schon sehr bekannten primitiven und gar nicht so angenehmen Pritsche verbringen konnte wie doch immerhin sein noch bequemes Heimbett und sicher ganz allein hier in der engen Zelle viel Zeit während der Nacht hatte über sein doch so geartetes oder besser gesagt, entartetes und verpfuschtes Leben nachzudenken, auch dass nicht er, wie er doch immer meint, letztenendes die allesbeglückenden Lebens- oder Verhaltensregeln bestimmt. Doch schuld an seinem Sosein waren wie immer die Andern, die sein Sosein nicht anerkennen und belohnen oder auch nur mit dem nötigen Kleingeld entsprechend honorieren oder akzeptieren wollten, sondern im Gegenteil sein Sosein, dass hauptsächlich aus dem Nichtstun bestand glaubten entsprechend bestrafen zu müssen, indem sie es ihm nicht gönnen wollten und dann, wenn er dazu auch noch aufsässig wird, besonders aber dann, wenn sie glaubten dass sein Sosein für seine Mitmenschen auf die Dauer gefährlich werden kann, der doch bis jetzt nicht den Unterschied zwischen Dein und Mein lernen oder akzeptieren will. In seinen Augen waren diese Menschen alle die Bösewichter, die alle beseitigt werden müssten und in ihm mehr der Gedanke reifte, wenn das keine Anderen für ihn tun wollen, dann muss er es halb bald selber machen, was für ihn so viel heißt, beseitigen und sich am Geraubten des Getöteten zu bereichern und auch zu ergötzen. Ziemlich oben bei den ersten, die in seinem Sinne beseitigt werden müssen, stand auch in seiner Liste mein Name, der ja eigentlich damit anfing, sein Sosein zu Weihnachten schon nicht zu belohnen und es ihn doch recht fest hat spüren lassen, dass auch das Christkind das Nichtstun gar nicht, auch nicht im Kleinformat, belohnen will. Am nächsten Morgen haben zwei durchtrainierte, zweibeinige Kleiderschränke mit einer nicht zu bequemen Gummijacke Frieder im nahen Polizeirevier abgeholt und nicht mehr in die Erziehungsanstalt gebracht, sondern in eine geschlossene Anstalt, wo er erstmals mit einer Spritze ruhigstellt wurde. Nach und nach habe ich dann erfahren, dass Frieder in der Erziehungsanstalt immer aufsässiger wurde, glaubte immer mehr die Mitarbeit zu verweigern, was schon frühmorgens beim Wecken begann, er sich einfach um das Wecken nicht kümmerte, sondern liegen blieb und glaubte, dass er auch noch am späten Vormittag solo frühstücken kann, dann wenn es ihm passte und lautstark dagegen immer heftiger protestierte, da um elf Uhr schon alles in der Küche und dem Essraum abgeräumt war was auf das Frühstück hinweisen konnte oder nichts mehr an ein Frühstück da erinnerte, sondern von andern Heiminsassen das leere Mittagessengeschirr aufgetischt war. Zum Schluss musste eine Erzieherin, die da mit der weichen Welle es versuchen wollte Frieder wieder auf den richtigen Weg zu führen auch ihre negativen und sehr schmerzhaften Erfahrungen machen, denn das Gegenteil hat sie mit dieser weichen Welle bei Frieder erreicht. Frieder hat bald diese weiche Welle als Schwäche gedeutet und bei der nächsten Gelegenheit, bei einem Rundgang zu zweit hat er diese Erzieherin halbtot geschlagen, Geldbörse und Papiere geraubt und ist, ohne sich um das Opfer weiter zu kümmern in unsere Richtung nach Spukhausen getürmt. Was er hier nur wollte, kann ich mir nach dem allgehörten nur schwer vorstellen oder denken. Die Erzieher in diesem Heim haben ganz richtig getippt, dass er ja außer den Großeltern in Spukhausen wohl niemanden mehr hat, wo er, vielleicht auch nur kurzfristig untertauchen kann oder sich unter falschen Anschuldigungen wieder verstecken kann, bis auch der Boden da für ihn zu heiß geworden ist und er wieder nach, ja wohin, lieber Frieder bloß jetzt, denn schuld an diesem deinem Sosein, sind ja wieder wie immer bei dir die andern, die sein Sosein immer noch nicht akzeptieren wollen. Nur wäre er mit dieser Leier bei mir bestimmt nicht angekommen, denn ich, sein bisher geglaubter Großvater hätte bestimmt bald seine bitterbösen und auch falschen Machenschaften wieder durchschaut, denn wenn er aus dem Erziehungsheim auch wegen guter Führung entlassen werden sollte, dann hätten die Behörden mich bestimmt, wenn er hier bei uns auch untertauchen sollte, uns beide, Wilma und mich von seiner Entlassung benachrichtigt, was bis zum Vergangenen Abend nicht geschehen ist und sicher nach Dienstschluss im Heim auch nicht passieren kann. Hier in der geschlossenen Anstalt war der Tageston ihm gegenüber noch viel rauer und auch viel strenger und vor dem Frühstück bekam er erstmals seine, noch immer wirkende, sicher gegen seinen Willen, die notwendige Beruhigungsspritze, die ihn für den Tag schon mal friedlich stimmte und er nicht auf die Idee gekommen ist, hier auch seine Muskeln spielen zu lassen, denn gegen den rasenden Frieder mussten ja schon zwei kräftige Mannsbilder ran, um ihn, den ungespritzten Frieder wieder mit der Spritze zu beruhigen oder einigermaßen friedlich zu stimmen. So lernte er zunächst erstmals seine zellenähnliche Behausung sauber und in der Reih‘ zu halten, was er ohne die kleine Beruhigungsspritze sicher als Arbeit wieder kategorisch abgelehnt hätte, für die, die andern Menschen zuständig sind und nicht er, seine verkappte Hoheit, was mit der Beruhigungsspritze schon prima geklappt hat. Die Pfleger glaubten bald, dass man bei Frieder wir es mal mit einer halben Beruhigungsspritze versuchen können, was scheinbar bei Frieder sicher geklappt hat, denn keiner vom Personal konnte in Frieder hineinschauen, der diese weiche Welle vortrefflich mit spielte. Die Heimleitung meinte nun, dass man es jetzt vielleicht bei Frieder mit der weicheren Welle versuchen kann, was dann mit der jungen Frau, die für Frieder der schwächste Punkt in dieser Anstaltskette war, auch nicht funktioniert hat. Dass dieses Klappen bei Frieder, nur gespielt war, das haben die Pfleger erst jetzt erfahren, als sie wieder Frieder von seinem kurzen Trip in die goldene Freiheit zurückbrachten. Und Jürgen hat darunter, als er erfahren hat, was sich Frieder da wieder geleistet hat, dass er sich sogar an einer jungen Frau, die ihm doch nur helfen wollte, wieder unter normalen Menschen frei wie ein Mensch zu leben, sie einfach wie ein Wegwerfartikel zusammengeschlagen, ausgeraubt hat und sie dabei auch fast umgebracht hätte, denn als er glaubte, als er sie da so leblos hat auf dem Boden liegen sehen, dass sie ihm nicht mehr gefährlich werden oder gegen ihn aussagen kann und nicht mehr lebt, hat er ohne zu wissen wohin er jetzt türmen kann, sie auch noch ausgeraubt, davon gezogen ist und dann per Anhalter sein weiteres Glück mit seiner gespielten Unschuldsmine in der Ferne suchte. Wie sich später herausstellte, stand auch sie auf seiner Liste unter denen, die seiner Meinung nach, als Feind der freien Menschheit haben bald sterben sollen, die Frieder auch in ein anderes, ihm nicht gefälliges Leben zwingen wollte und sie jetzt auch schuld daran ist, dass er wie ein Gefangener sein Leben in völliger Unfreiheit hier im Heim leben muss. Frieder, was verstehst du bloß unter Freiheit, die offensichtlich nur für dich gilt, der sich alle andern, ob groß oder klein, reich oder arm sich zu deinen Diensten unterzuordnen haben und gefälligst auch für dich die anstehenden Arbeiten zu erledigen haben. Aber ihren, ihnen zustehenden Lohn haben sie gefälligst bei dir abzugeben, denn außer dir gibt es keine weiteren, auch noch so kleine Lohnempfänger weit und breit. Das Freiheitsdenken glaubst du gefährlicher Träumer, gelte nur für dich, den grausamen Tagträumer! Frieder, Frieder, wen willst du letzten Endes mit deiner Brutalität endgültig noch alles beglücken? Bist du etwa ein ferner Nachfolger des eins hier so brutalen Grafen Wildfang von Wildfingen, der hier vor gut tausend Jahren sein brutales und mörderisches Unwesen getrieben hat, über das heute noch die vielen Geister, die hier bei uns verkehren immer wieder so bitter klagen und der heute immer noch zur Strafe in der Gaskammer, vom Gas wohlbehütet sein Dasein fristet und nur von weitem all das beobachten kann, was sich heute hier so alles abspielt und er dabei nicht mehr mitmischen kann, sondern den verkommenden Zuschauer spielen muss.
Auch die Mutter der beiden Buben oder unsere Schwiegertochter Henriette wurde im Heim immer phlegmatischer und auch immer gleichgültiger. Egal was um sie herum passierte. Egal ob man sie auf ihren Mann Gereon oder ihren Sohn Jürgen ansprach, beide Namen ließen sie kalt. Scheinbar munter wurde sie nur, wenn der Name Frieder in ihrer Gegenwart fiel. Für sie war es nur der, arme, arme Junge, auf dem alle vor blanken Neid herumhacken, weil niemand ihm die großen Erfolge gönnt, die nur er allein von allen heimfährt. Nur was das alles für Erfolge sind, das konnte sie beim besten Willen nicht sagen. Wahrscheinlich ist sie immer noch ganz stolz auf Frieders Bravourleistung, die nur aus gefälschten Unterschriften bestand, mit denen er es fast bis zur Mittleren Reife gebracht, ohne etwas Wissen oder Können auch nachweisen hätte können. Alles fragliche Erfolge, die wahrscheinlich nur er und seine Mutter in ihrer Fantasie erleben dürfen, sonst keiner, für den auch der feige Mordanschlag auf seine Erzieherin ein großer Erfolg gegen die sinnlose, selbsternannte Obrigkeit und Bevormundung war, die er sicher sich nie gewählt hat. Dass ihr Sohn Jürgen das reine Gegenteil im positiven Sinn von Frieder ist, der einen Erfolg nach