Helmut Atzler

Der direkte Weg zu Gott


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der Sicht meiner Klienten muss sich das Ganze wohl so dargestellt haben: Da ist jemand, der sich Heiler nennt, irgendetwas von einer göttlichen Ordnung, Blockaden und fließenden Energien erzählt, eine Handbewegung macht und der Rücken ist plötzlich gerade.

      Mit der nächsten Handbewegung nimmt derselbe Heiler das Geld für seine Dienste entgegen. Und in den Flyern, die in seiner Praxis ausliegen, werden weitere energetische Hilfsmittel, Behandlungen und Kurse zum Kauf angeboten.

      Was in den Köpfen der meisten Menschen hängengeblieben sein dürfte, ist:

      „Der Heiler hat mir geholfen und es hat 130,- € gekostet.

      Und er bietet auch noch andere Dinge zum Kauf an.“

      So weit, so gut. Doch was wäre gewesen, wenn bei dem einen oder anderen Klienten nach einiger Zeit dieselben Beschwerden wieder aufgetreten wären?

      Dass diese Überlegung nicht unbegründet war, zeigte sich, als Klienten zu mir kamen und mir erzählten, dass sie schon von einem anderen Heiler aufgerichtet worden wären, diese Aufrichtung aber nicht lange gehalten hätte. Einige wären auch bei genau dem Heiler gewesen, bei dem ich meine eigene Ausbildung gemacht hatte.

      Auf meine Frage, was sie denn nach ihrer Aufrichtung in ihrem Leben geändert hätten, schauten sie mich nur verständnislos an.

      „Was bitte schön kann ein Heiler dafür, wenn jemand nach seiner Aufrichtung wieder in seinen alten Trott verfällt, der ihn schon einmal so krumm und schief gemacht hat? Wenn eine Person nicht bereit ist, etwas an ihrem Verhalten zu ändern, dann ist nur sie dafür verantwortlich – niemand sonst!“ – dachte ich mir.

      Hier bemerkte ich einen gravierenden Schwachpunkt der „energetischen Aufrichtung“:

      Bei dieser Methode wurde mit den Menschen etwas gemacht. Sie wurden aufgerichtet. Ihre Blockaden wurden gelöst. Das alles geschah durch einen Heiler. Die betroffenen Menschen selbst blieben passiv, ließen sich behandeln und bedienen.

      Die Menschen sahen darin (zu Recht) nur eine Behandlung durch eine andere Person – eine reine Dienstleistung, für die sie schließlich bezahlten.

      Um es den Menschen verständlich zu machen, dass sie selbst aktiv werden müssen, dachte ich mir einen „Gesundheitsvertrag“ aus. In diesem Vertrag sollten die Klienten vor ihrer Aufrichtung mehrere Dinge aufschreiben.

      Dieser Vertrag enthielt drei Spalten:

      Die erste Spalte trug die Überschrift „Genesungswünsche“. Darin sollten alle Dinge aufgeschrieben werden, die man gerne loswerden wollte. Zum Beispiel: Krankheiten, Macken, Sorgen, Ängste, Albträume … .

      In der zweiten Spalte „Verzicht“ sollte eingetragen werden, auf was man verzichten würde oder was man ändern wollte, wenn die Wünsche aus der ersten Spalte tatsächlich erfüllt werden sollten. Zum Beispiel: Rauchen, Trinken, zu fettes Essen, sich am Mobbing von anderen beteiligen, … .

      In der dritten Spalte „Neues“ sollten positive Dinge eingetragen werden, mit denen man im Falle einer Wunscherfüllung beginnen wollte.

      Zum Beispiel: Mehr spazieren gehen, Sport treiben, anderen helfen, … .

      Auf diese einfache Weise sollten sich die Menschen überlegen, was ihnen ihre eigene Gesundheit wert ist.

      Dazu eine ganz konkrete Frage an Sie:

       Was wären Sie bereit, für Ihre Gesundheit Neues zu tun, und welche alten schädlichen Dinge und Verhaltensweisen würden Sie zum Wohle Ihrer Gesundheit aufgeben?

      Wenn Sie mögen, versuchen Sie, solch einen Gesundheitsvertrag für sich selbst zu erstellen – einfach nur so aus Spaß, ohne jegliche Verpflichtung. Würden Sie für jeden Wunsch in der ersten Spalte auch einen Eintrag in der zweiten und dritten Spalte finden?

      Vielleicht fangen Sie ja auch an, die Einträge in den Spalten nach ihrer Wichtigkeit, Dringlichkeit oder auch Bequemlichkeit zu sortieren. Probieren Sie es ruhig einmal aus. Sie werden erstaunt sein, vor welchen großen Herausforderungen Sie plötzlich stehen können.

      Kurz nachdem mein Konzept für den Gesundheitsvertrag ausgereift war, war er auch schon wieder hinfällig. In der Praxis kam er nur einen Tag lang zum Einsatz. Immer schneller ging die Entwicklung voran.

      So, wie ich es gelernt hatte, diente ich bei meinen Behandlungen als „Energiekanal“. Dazu folgende kurze Erklärung am Beispiel von Reiki, der „universellen Lebensenergie“:

      Bei Reiki soll es so sein, dass die behandelnde Person (Reiki-Arbeiter) als Kanal für die Reiki-Energie dient. Reiki ströme durch den Kopf ein und würde durch die Hände zur behandelnden Person (Klienten) weitergeleitet. Es fließe keine eigene Energie des Reiki-Arbeiters zum Klienten ab.

      Der Reiki-Arbeiter hält seine Hände an bestimmte Positionen des Klienten und arbeitet sich so von Kopf bis Fuß durch. Wenn es dem Reiki-Arbeiter in den Händen zwickt oder zieht, kalt oder heiß wird, seien dies Zeichen dafür, dass an der betreffenden Stelle noch etwas zu tun sei. Erst wenn sich beide Hände wieder gleichmäßig wohl anfühlen, geht er zur nächsten Position über.

      Bei einem Geistheiler ist das Prinzip dasselbe. Auch der Geistheiler dient als Kanal. Um diese Kanal-Arbeit zu optimieren, hatte ich auch gelernt, wie man bei Bedarf geistige Helfer zur Unterstützung anfordern könnte. Diese wüssten ganz genau, was zu tun sei und seien sehr hilfsbereit. Mit Symbolen und Mantren könnten die Energien zusätzlich verstärkt werden.

      Auf diese Weise arbeitete ich etwa 8 Wochen lang. Dann wurde es mir irgendwie langweilig. Immer dasselbe. Ich stimmte mich auf die Behandlungen ein, bat die Energien und geistigen Helfer um Unterstützung, um mir dann zeigen zu lassen, wo es bei dem Klienten etwas zu tun gab.

      Irgendwann dachte ich mir:

      „Moment mal. Warum muss es mich eigentlich in den Händen zwicken, wenn es doch um die Probleme des Klienten geht.

      Ich kämpfe mir hier einen ab, während der Klient bei schöner Hintergrundmusik auf der Liege vor sich hindöst. Vielleicht ist das Zwicken ja ein Hinweis, dass ich meine Hände wegnehmen soll, um die Profis ranzulassen.

      Genau! Ihr geistigen Helfer seid ja eh schon da und wisst viel mehr als ich. Da könntet ihr doch eigentlich gleich selbst Hand anlegen. Das ist bestimmt auch viel schneller und effektiver als durch meine Hände.“

      Und was soll ich sagen? Genau so funktionierte es!

      Je weniger ich die erlernten Techniken anwandte und je mehr ich auf den Einsatz von Symbolen, Mantren und weiteren Methoden verzichtete, umso schneller und effektiver wurden meine Behandlungen.

      Eines Tages beschäftigte mich die Frage, was denn passieren würde, wenn ich mich von Reiki und den ganzen anderen Dingen, die ich gelernt hatte, komplett trennen würde?

      Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass Reiki zu einer „Energiebremse“ geworden war. Wenn ich weiterhin Reiki praktizieren würde, würde ich auch nur Reiki bekommen. Aber da gab es noch so viel mehr, was stärker war als alle anderen Heilenergien und Heilmethoden zusammen. Was könnte das gewesen sein?

      Zu diesem Zeitpunkt war es für mich ganz klar, dass das nur die pure Liebe Gottes sein konnte und dass die Liebe Gottes die stärkste und mächtigste Heilkraft ist, die es gibt. Die benötigte noch nicht einmal mehr die geistigen Helfer zur Unterstützung.

      Mit dieser Vorstellung, „nur“ mit der Liebe Gottes zu arbeiten, wurden meine Behandlungen unglaublich kraftvoll und schnell. Das war eine großartige Erfahrung. Und das