nur Zahlenknechte und Messdiener. Mit Messdiener meine ich natürlich nicht den Diener des Pfarrers, den Messner, der ihm den Weihwasserkessel nachträgt, sondern den Naturwissenschaftler, der mit der Messlatte durch die Gegend läuft. Doch auch dieser wird wie der mathematische Zahlenknecht bei jeder technischen Neuentwicklung benötigt.
Die Mathematik ist jedoch nicht nur reine Zahlenspielerei, sie leistet auch mehr als nur die Umstellung von Termen und die Lösung von Gleichungen, wie dies hauptsächlich in den Schulen geschieht. Sie beschreibt uns auch die logischen Prinzipe nach denen die Welt und unser Leben abläuft und die wir teils unbewusst und aus Erfahrung heraus automatisch auch im Alltag ständig anwenden, um Entscheidungen zu treffen und Probleme zu lösen. Dazu möchte ich Ihnen ein nettes Beispiel für logisches Denken im Alltag schildern.
In seinem Buch „In achtzig Tagen um die Welt“ schildert der Autor Helge Timmerberg, wie er in Indien einen Guru besuchte und ihn um teuren Rat bat. Er sollte ihm den weiteren Weg seiner Reise um die Welt weisen, da er sich nicht zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden konnte. Daraufhin empfahl ihm der Guru, den Wurf einer Münze entscheiden zu lassen, mit der Begründung, dass beide Möglichkeiten für ihn wohl gleichwertig seien und dass es folglich egal sei, für welche er sich entscheide. Lässt er also den Wurf der Münze entscheiden, dann verliere er nichts. Könnte er sich dagegen nicht entscheiden, dann verliere er auf alle Fälle etwas. Das ist zweifelsfrei logisch und richtig.
Hätte aber Helge Timmerberg seinen eigenen Verstand etwas stärker genutzt, dann hätte er dies billiger haben können.
Aber mir scheint es, dass sich viele Menschen davor genieren, ihren eigenen Verstand zu benutzen. Sie lassen lieber für sich denken, im Glauben, dass andere das für sie besser könnten. Doch diese anderen denken, wie jeder Mensch, an sich selbst zuerst. Und in diesem Sinne, ließ sich der Guru für seinen Rat fürstlich entlohnen, denn die Tugend des materiellen Verzichts galt wohl nur für seine Schüler nicht für ihn selbst.
Wenn Sie nun von den berühmten Einsteinschen Feldgleichungen hören, dann werden Sie auch meinen, dass das nur eine Sache für ganz kluge Spezialisten ist. Das ist richtig, denn diese Gleichungen besitzen sehr komplizierte Lösungswege, die oft im Chaos enden. Es ist also dabei die Kunst, die Lösungen herauszufinden, die zu einem sinnvollen Ergebnis führen. Das überlassen wir also den mathematischen Grüblern.
Wir beschäftigen uns hier lieber mit dem Erkennen der strukturellen Prinzipien der Welt, insbesondere mit jenen, die sich in ähnlicher Form bei allen Erscheinungen der Welt zeigen, also ganz im Sinne meines Instituts für interdisziplinäre Forschung.“
„Bravo!“, entfuhr es dem Studenten Sparlinek, der damit wieder rundum einen Lacherfolg erzielte und dem Professor Hicks spontan konterte: „Wir sind hier nicht im Theater und noch nicht am Ende, falls dies schon Ihre Beifallsäußerung für meine Vorstellung hier gewesen sein soll, Herr Kommilitone.“ Dann fuhr er unversehens mit seinem Vortrag fort.
„Aus diesem Blickwinkel betrachtet, beschreiben Einsteins Gravitationsgleichungen nur die kosmischen Strukturen der Welt.
Doch wir wollen uns darüber hinaus auch ein Bild von der Entwicklung der vielfältigen Dinge in dieser Welt machen.
Da zeigen sich jedoch die Grenzen von Einsteins Kosmologie. Um das zu verstehen unternehmen wir in der nächsten Vorlesung einen Ausflug in die Evolutionsgeschichte der Lebewesen im Rahmen der Biologie.
*
Dieses Mal musste Professor Hicks in seinem Polo auf Dr. Fitzroy warten, da dieser sich mit der rassigen Mexikanerin mit den schulterlangen schwarzen Haaren und den mandelförmigen dunklen Augen unterhalten hatte. In ihren Adern schien etwas indianisches Blut zu fließen, was Dr. Fitzroy sichtlich in Wallung brachte.
Die Mexikanerin, Carmen Gonzales, war ihm schon seit der ersten Vorlesung angenehm aufgefallen und es musste andererseits ihr aufgefallen sein, dass sein etwas wilder Blick häufig an ihr hängen blieb. Während Dr. Fitzroy sofort an ihrem Äußeren Feuer fing, war aber Carmen Gonzales lediglich an ihrer universitären Karriere interessiert, als sie ihm unumwunden zu einem Date zusagte.
Mit Flausen im Kopf und Schmetterlingen im Bauch hastete
Dr. Fitzroy zu seinem schon unruhig gewordenen, wartenden Chef, der schon mit laufendem Motor bereit stand.
„Entschuldigen Sie. Ich hatte da noch eine interessante Diskussion mit einer Studentin“.
„So, so, Herr Fitzroy“, meinte Professor Hicks, „bestimmt wollen Sie ihr noch Ihren Quantencomputer vorführen. Ich nehme an in Ihrem
Privatappartement.“
„Besser als die Briefmarkensammlung, die Sie vielleicht früher gezeigt haben oder hätten, wenn überhaupt.
Glauben Sie mir, Herr Hicks, Ich bin echt überrascht wie die Girls da an Ihrer Vorlesung interessiert sind. Und das ausgerechnet bei Ihnen.“
„ Trotz Ihres leicht unterschwellig abschätzig klingenden Tons muss ich Ihnen sagen, Sie unterschätzen eben meine Ausstrahlung auf die Frauen, Herr Fitzroy. Frauen gehen nicht nur nach äußeren Werten, so wie Sie, sie stehen auch auf innere Werte, aber die scheinen Ihnen ja zu fehlen. Frauen haben einen feineren Geschmack als Männer.“
„Ja, ja, alles Geschmackssache, sagte der Schuster als er sein Vesperbrot mit Schuhwichse bestrich. Mal sehen, wie lange die geschmackvollen Girls Ihrer Vorlesung treu bleiben.
Also ich habe da bestimmt nichts gegen sie, insbesondere, was einige betrifft, ha ha. Da macht das Denken und die Arbeit erst so richtig Spaß, insbesondere im Team, wenn man mit ihnen möglicherweise in den Clinch geht.“
„Also Herr Fitzroy, ich muss doch sehr bitten“, erregte sich Professor Hicks „denken Sie daran, dass diese jungen Frauen von Ihnen abhängig sind und…“
Ein plötzlicher Knall unterbrach Professor Hicks, der gegen den knatternden Lärm des durchlöcherten Auspuffs angeschrien hatte.
„Kawums, bumms, fauch, zisch… schepper… ratsch …kratsch!“ Kurz vor dem Hoftor des Instituts hatte der stark abgeblasste und verbeulte Polo einen wuchtigen Knall von sich gegeben. Ein kleiner Feuerschweif war dabei aus seinem Hinterteil geschossen und gleichzeitig der Motor dabei ausgegangen.
„Jetzt hat der Auspuff endgültig Adieu gesagt“, meinte Dr. Fitzroy ganz trocken. Und als Professor Hicks den Motor erneut angelassen hatte, machte es „ratsch“ und ließ sich das Kupplungspedal wie Butter durchtreten, so dass die Kupplung nicht ausrückte und er keinen Gang mehr einlegen konnte. So mussten sie den Wagen auf der Straße vor dem Hoftor erst einmal stehen lassen und aussteigen.
„Na jetzt haben wir den absoluten Super-GAU, Auspuff ab und Kupplung total am Arsch“, meinte Dr. Fitzroy als sie aus dem
maroden Gefährt ausgestiegen waren.
„Habe Sie das gehört und gesehe, Karel?“
Von ihrem Schreibtisch aus hatte die, durch das Krachen und Knallen aufgeschreckte Frau Schwiering wie immer alles rund ums Institut in ihrem Blickfeld und im Griff.
„Das hat ja gekracht wie im Krieg. Hoffentlich ist den beiden Herren dabei nichts passiert.“
„Ach, is alte Schrotthobel von Professor. Wann schmeißt endlich weg. Will dranschweiße Griff, damit wegwerfe kann, bevor noch in Luft fliegt das ganze Ding! Außer, wenn lange Doktor alleine drin. Dann nicht schade.“
„Also, warum unser Professor in so einem alten Auto rumkurvt geht mir nicht in den Kopf, wo der nur all sein Geld hat bei seiner Sparsamkeit. Aber unserem Doktor wünschen Sie auch nicht das Beste. Man weiß ja warum.”
„Ist auch nur Witz gewese. Will auch für ihn bete. Jetzt aber will nausgehe und helfe die zwei Geister.“
Inzwischen hatte Hausmeister Karel seinen Mercedes vom ersten Parkplatz des Instituts weggefahren. Dann schoben sie mit missmutiger Mine zu dritt den Polo von Professor Hicks dort hin.
„Kann ich vielleicht besorge neue Auspuff von Tierke, wenn wolle, Herr Professor. Kann