Mark Anders

Mit Robespierre fing alles an


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Valeria enttäuscht, denn ich war nicht in Stimmung, das Ehepaar zu unterhalten. So ging ich zu dem Pulk fröhlicher, verrückter Weintrinker, der sich freitags am Eingang intelligent zusammenrottet. Karl, Heinz und Karl-Heinz sind solche von denen, und sie waren wieder in guter Stimmung.

      Es dauerte nicht lange, als Valeria an mir vorbeiging, zurückkam, vor mir stehen blieb, und ich das Erlebnis der Berührung ihrer Hand hatte. Sie sah mich ernst an und fragte nach einer kurzen Pause:

      „Ich möchte Dich wiedersehen?“

      „Warum?“

      „Ich möchte es einfach. Willst Du es auch?“

      „Ja.“

      Sie nahm jetzt ihre Hand weg, und die Haut an dieser Stelle schien zu brennen. Ich gab ihr meine Karte. Sie lächelte:

      „Danke, ich rufe Dich an.“

      Am folgenden Montag hörte ich zum ersten Mal ihre Stimme am Telefon. Ihr Timbre mit einem schwachen ausländischen Akzent klang verführerisch, als ich sie zum Essen ins Capone einlud, auf zwei Tage später. Ihre Grammatik war fast fehlerfrei, und ich schätzte sofort ihr kehliges, unverschämtes Lachen, das manchmal in ein ungehemmtes Meckern überging. Ich hatte angebissen, war in die Grube gefallen, in die Reuse geschwommen, im Netz gefangen, mit der Keule betäubt. Sie kennen das, geneigter Leser, wenn eine Frau Charisma und Intelligenz und Schönheit besitzt, was mit Männern dann passieren kann.

      Wir hatten viele Abende im Bett. Ich möchte keinen missen. Mitten in der Nacht stand sie auf und ging. Es nervte mich, und ich mußte es ihr immer wieder sagen.

      Unversehens im Februar war sie für fünf oder sechs Wochen verschwunden. Dann war sie wieder meine Geliebte, die sich von ihrem Mann endgültig trennte und bei ihrer Freundin Marina Unterkunft fand. Ihre eigene Wohnung hatte sie vermietet, diese war noch nicht frei. Ihre wochenlange Abwesenheit dann und wann gab mir immer wieder Rätsel ohne Schlüssel, für mich nicht erklärbar.

      Ich hörte ihre Beschwerde, nur sie halte den Kontakt. Sie hatte sich zu dieser Zeit ein Mobile zugelegt. Ich habe ihren Gedanken ernst genommen und sie aus diesem Grund in Folge häufig angerufen, erhielt viele Absagen in schönen phantasievollen Varianten. Dann war sie wieder da, und wir hatten herrlichen Sex. Es war toll, daß sie nicht mehr nachts aufstand. Und ich war über alle Maßen glücklich, als sie mir ein Bild von sich schenkte, in ihrem Urlaub aufgenommen, ihr langes rostrotes Haar im Wind, ein verhaltenes Lächeln für den Betrachter, von dem ich dachte, daß ich dieser sein sollte.

      Das unregelmäßige Wechselspiel von Abwesenheit und Nähe setzte sich fort. Ich begann, mich abzunabeln. Ich mußte es tun. Es war mittlerweile wieder Herbst. Und die Ereignisse hatten ihren Start. Mit meinem Abschiedsbrief im Neuen Jahr sollte alles klar sein.

      ***

      Schnell weg

      Warum bist Du geflohen so schnell

      Am Morgen, als der Tag grad hell?

      Wo warn die Küsse, Deine Zärtlichkeit,

      Warum warst Du nicht für mich bereit?

      Was wolltest sehen Du nicht mehr?

      Gesicht, meine Stimme, am Morgen leer?

      Du gingst, ich fühlte es in meinem Bauch,

      Bleib hier, meine Liebe! Spürs nächstes Mal auch!

      ***

      Dein schönes Gesicht

      Dein schönes Gesicht lacht frei und offen,

      Der Mund, diese Lippen laden zum Kuß.

      Wir tanzen, die Nähe läßt mich hoffen,

      Ich will Deine Liebe, unsern Genuß.

      Der Rhythmus der Schritte führt, verleitet,

      Musik ist der Klang, den spürt meine Haut.

      Doch ach! Deine Schönheit mir bereitet

      Die Schmerzen, im Bauch klopfts bang und laut.

      ***

      Stapfen im Schnee

      Stapfen im Schnee, weiß ist das Land,

      Dich will ich sehn, kalt Deine Hand.

      Eis auf dem Dach, Frost lähmt die Stadt.

      Lächelst nur kurz, irgendwie matt.

      Trauer bricht auf, Sehnsucht mit Macht,

      Nichts für mich brennt, kein Feuer entfacht.

      Was bringt die Zukunft, hell und blau,

      Glück oder schwarz, dunkel und grau?

      Morgen mit Dir, fest Dich im Arm

      Sag zu mir ja, gib Deinen Charme.

      Lieben will ich, Träume erleben.

      Laß uns die Welt aus den Angeln heben.

      ***

      Aus Flockenwolle

      Aus Flockenwolle strickt der Frost

      Ein kaltes Nebelkleid dem Land.

      Von mir erhieltst Du e-mail-Post.

      Von sehr viel Sehnsucht darin stand.

      Mein Körper fröstelt, zittert leicht,

      Ich denk an heißen Sommerwind,

      Der Winter nicht so schnell jetzt weicht.

      Ich weiß, daß es noch Monde sind.

      Und weht der Schnee in nassen Wogen,

      Der Tag ist schwach, breit ist die Nacht,

      Mein Brief mit Herz war nicht gelogen,

      Wenn ich Dich säh, mein Auge lacht.

      ***

      Du bist zu klug

      Ich liebe Dich, Du liebst mich nicht.

      Ein andrer ist Dir immer nah.

      Ich träum von Dir, denn Dein Gesicht,

      Kein schönres ich bis heute sah.

      Du bist zu klug und denkst zuviel,

      Was sagt Dein Herz? In welchem Arm

      Findst Du das Glück? Ein Liebesspiel

      Mit uns? Für immer, stark und warm?

      ***

      Wo bist Du nur?

      Wo bist Du nur? Wo stehst Du?

      Wo sitzt Du jetzt? Wo gehst Du?

      Wie gehts in Deinem Leben?

      Wohin willst Du streben?

      Was willst Du erreichen?

      Warum mir ausweichen?

      Dein Herz sagt Dir was?

      Wann schenkst Du mir das?

      Du fühlst Dich jetzt frei?

      Dir paßt, wie es sei?

      Ich frag, ob Du allein?

      Und, magst Du bei mir sein?

      ***

      Vorbei

      Es hat mir nicht das Herz zerstört.

      Die Wahl war lange schon getroffen.

      Dein Ring am Finger ihm gehört.

      Erstickt erleb ich langes Hoffen.

      Du sagst kein Wort, doch ists geschehn,

      Hast keinen Mut, Dir tut es weh.

      Das