Gabriela Beyeler

Grüwig das Buch


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einzig die Sonden dazu, mussten wir selbst bezahlen. Ich fand nach Tagen einen Trick heraus um diese mehrmals verwenden zu können, denn die waren nicht billig. Das Überwachungsgerät kostete für die Versicherung jeden Monat gute 400.- Fr. Wir waren sehr zufrieden mit dem Teil. Keine häufigen und unnötigen Fehlalarme mehr. Rundumüberwachung, sowie im Auto, so auch im Kinderwagen, wow, welch Luxus! Der Kinderarzt empfahl für Alena die Einnahme von «Selen». Weil dieses Spurenelement zu wenig in der natürlichen Nahrung vorkommt, bekam ich für Alena ein Rezept für ein Jahr in flüssiger Form.

      Wir planten nun schon den baldigen Umzug. Alena liessen wir in Zihlschlacht taufen. Ihr Götti ist mein Bruder Sascha und ihre Gotte Silvia. Es war ein schönes Familienfest, dass wir nach der Kirche bei Silvia und Walter zu Hause im Garten weiter feierten.

      Umzugsvorbereitungen

      Dieter organisierte den Lastwagen und erledigte das Administrative. Einen Monat vor dem Umzug musste er wöchentlich zwei Tage nach Burgdorf, um dort das neue Lager einzurichten. Und weil er mit dem Knupp-Bus hin und her fuhr, nahm er jedes Mal schon Sachen mit, die wir entbehren konnten. Er übernachtete in Ranflüh in unserem künftigen Miethaus. Nach Dieter`s Klagen herrschte dort eine regelrechte Mückenplage. Er fand heraus, dass sich die Mücken in den drei «Güllenkästen» freudig vermehren konnten. Gülle war sozusagen keine mehr vorhanden, dafür stetiges Regenwasser. Noch vor dem Umzug besprühte er mit Insektenmittel ihre Unterschlüpfe. Unter der Laube hielten die Viecher sich ebenfalls gerne auf. Danach hatten wir fast Ruhe.

      Unsere zweite Wohnungsabgabe stand bevor. Doch dieses Mal hatte ich mehr Erfahrung in Sachen putzen und wusste, wo sie überall ganz genau nachschauen würden. Ich putzte die Wohnung allein, obwohl mir Jutta ihre Hilfe anbot. Bei der Abgabe wollte ich nicht dabei sein doch scheinbar hätte es sich gelohnt, denn der Abnehmer sagte, dass er in seiner langen Karriere noch nie eine so saubere Wohnung abnahm und liess mir Grüsse ausrichten. Hey, das schmeichelte mir, dass kann ich nicht leugnen. Seit Jahren war ich eine pingelige Hausfrau, was Sauberkeit und Ordnung anging. Das lag wahrscheinlich an meinem erlernten Beruf, denn unter der Lupe sieht alles sehr viel unappetitlicher aus.

      Auf der Fahrt ins Bernerland, in unsere neue Heimat, hörten wir «Depeche Mode». Zuvor kaufte ich mir natürlich «Züri West» und «Patent Ochsner». Alles zur Vorbereitung und Vorfreude des Ortswechsels. Es war ein Gefühl, wie die eines Pioniers, als wir nach Ranflüh fuhren und wir diskutierten auf dem Weg über Heimat und Heimatgefühl. Wir stellten für uns fest, dass Heimat dort war, wo unser Bett stand. Alena war da gerade mal 6 Wochen alt und Jan fünf Jahre.

      In Ranflüh

      Der Sommer `93 ging langsam zur Neige und ich durfte mich im Heizen üben. Dieter heizte am Morgen schön ein und ich schob dann nur noch Holz nach und musste aufpassen, dass mir die Glut nicht ausging. In den ersten Tagen bestaunte ich vom Wohnzimmersofa aus die zwei Zwetschgenbäume, die direkt vor dem Haus standen und ich dachte, so schön, die gehören nun so lange wir hier wohnen uns. Auf demselben Sofa sitzend, sah ich Alena nach dem Stillen lange in die Augen und erkannte, dass sie eine ganz andere Persönlichkeit hatte als Jan. Von dieser Erfahrung war ich ganz fasziniert! So klein sie auch war, fielen mir ihre weiblichen Rundungen an ihren süssen kleinen Oberschenkelchen auf. Ich fand das so ulkig und interessant. Ich verspürte immer wieder eine Wahnsinnsfreude, dass ich nun ein Töchterchen hatte. Jan besuchte in Ranflüh die Spielgruppe und zusammen mit mir das «MUKI-Turnen». Zu meinem Erstaunen kannten ihn schon viele Personen, vor allem die Kinder riefen ihm freudig zu. Im Schulhaus Ranflüh wartete ich in einer der Garderoben wie üblich auf Jan, der seine Spielgruppenstunde bald aus hatte. Neben mir sass ebenfalls eine wartende Mutter. Plötzlich fragte sie mich, ob das Gerät neben meinem Baby in der Tasche, eine Sauerstofflasche für die Atmung sei und zeigte mit fragendem Blick auf das Überwachungsgerät von Alena. Ich hätte fast einen Lachanfall gekriegt, wenn der Witz nicht so tragisch gewesen wäre.

      Als ich mir unsere Gartenbeete genauer ansah, fühlte ich mich schlichtweg überfordert. Wir fragten die Vermieterin, ob wir aus der Hälfte des Gartens Rasen machen dürften. Sie meinte das käme nicht in Frage, denn sie hätte den Boden jahrelang präpariert, bis sie ihn nun endlich so weit hatte. Meine Besorgnis war umsonst, denn ich bekam schnell viel Freude am Gärtnern und sogar zu wenig Platz für all das, was ich auch noch anpflanzen wollte. Im Garten befand sich ein Frühbeetkasten. Ich nutzte das Ding und säte an. Als es drinnen spross und grünte, zeigte ich es stolz Walter, der gerade auf Besuch war und er meinte: „…schönes Unkraut!“ Künftig kaufte ich nur noch Setzlinge. Das Gemüse und all den Salat bekam in den Griff und fast alles gedieh wunderprächtig. Den frisch geernteten Spinat konnten wir jedoch nicht essen, weil er entsetzlich bitter war. Mit den Radieschen hatte ich auch so meine Mühe, bis ich feststellte, dass diese lieber im Schatten wuchsen. Der Broccoli machte mir keine Freude, denn der wuchs mehr schlecht als recht. Aber ansonsten bescherte der Garten mir sehr viel Freude. Ich versenkte vor dem Haus jede Menge Krokus-Blumenzwiebeln in der Wiese, die im Frühling wunderbar zum Vorschein kamen. Alena lag in ihrem Kinderwagen und genoss die frische Luft, während ich jätete oder sonstige Arbeiten verrichtete. Dieter kleidete schon vor dem Umzug den Kuhstall mit Spanplatten aus und ich durfte dort meinen Bastelraum einrichten. Im Frühling bastelte ich eine Hängematte für mich, die jedoch einwenig zu kurz geriet. Da machte ich kurzerhand eine Kinderhängematte daraus. Mit mehr Wissen knüpfte ich mir nun die Meinige. Bei schönem Wetter hielten Alena und ich darin immer unser Mittagsschläfchen. Das war eine tolle Zeit für uns, die ich ja so sehr genoss. Meine Einschlafprobleme bekam ich endlich in den Griff. Ich überlistete mich selbst, indem ich einen Trick herausfand. Künftig, wenn ich wach lag und nicht einschlafen konnte, stellte ich mir Schritt für Schritt vor, wie ich etwas basteln wollte und dabei schlief ich dann plötzlich ein. Auf diese Weise konnte ich meine Gedanken bündeln. Meine Haut hingegen sah vor allem im Winter einfach scheusslich aus. Meine Wangen, Kinn und Stirn waren mit Akne übersät, sodass ich mein Aussehen hasste und mich am liebsten verkrochen hätte. Ich versuchte alles Mögliche, sogar eine spezielle Verhütungspille, doch leider bekam ich unerwünschte Nebenwirkungen, wie Zwischenblutungen und so setzte ich sie wieder ab. Ich hatte doch früher, auch in der Pubertät nie Hautprobleme!

      Sonntags grillten wir im Garten auf unserem «Weber Grill». Einmal brieten wir im nahe gelegenen Wald ein Lammgigot, trugen ihn fertig gebraten nach Hause und verspeisten ihn. Auf dem Grundstück stand ein Hühnerhäuschen. Wir rissen mit Erlaubnis der Besitzerin das noch zum Teil bestehende Aussengehege ab. Dieter reparierte das Häuschen und legte einen grünen Rasenteppich ein. Das Häuschen wurde ein begehrtes Spielzimmer für die Kleinen und als Schlafraum für den Besuch gerne benutzt. Als wir einzogen, reichte das Maisfeld des Nachbarn bis fast an unser Haus. Nach der Ernte pflügte er die Erde schön durch und wir säten Rasen an. Ein schöner Holzzaun rundete das Ganze optisch ab.

      Alena schlief in unserem Schlafzimmer und Jan schlief oberhalb der Stube in seinem eigenen Zimmer, hinter dem Vorraum, den wir als Büro verwendeten. Die gesamte Wohnfläche war sehr klein, doch dafür hatten wir viel Umschwung, was uns zu der Zeit wichtiger war. Der Naturkeller unter unserem Wohnzimmer wurde durch die jahrzehntelange Lagerung von Kartoffeln immer niedriger. Dieter schaufelte die angesammelte Erde heraus und wusste nicht, wohin mit ihr. So fing er an die Zufahrtsstrasse zu reparieren. Er schob Schubkarrenweise Erde, füllte damit viele Strassenlöcher und brachte unsere Nachbarn zum Staunen. Die dachten wohl, typisch «Ostschweizer». Den Rest schoben wir einfach unter das Hühnerhäuschen. Als er damit fertig war, begossen wir das freudig mit einem Champagner. Die Vermieterin liess groben Kies anfahren und so wurde aus dem hässlichen Keller ein schöner und guter Naturkeller. Mein Mann fertigte mit Vierkanthölzer und Spanplatten ein Gestell für Kartoffeln und sonstiges an. Dieter war ein fleissiger Typ, das war so! Sonntagmorgens, wenn ich meine Äuglein öffnete und neben mich schaute, war er meistens schon aufgestanden.

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