Oliver Geischberg

Die Insurgenten. Die Longueville.


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      Oliver Geischberg

      Die Insurgenten. Die Longueville.

      Roman.

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      Impressum

       Copyright: © 2015 Oliver Geischberg

       Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

       ISBN 978-3-7375-5355-1

      Erstes Kapitel

      Anne de Bourbon-Condé rang noch um ihren eigenen Willen. Sie kämpfte, ihn zu behaupten, gegen die Majestät ihrer Familie, gegen das, was ihre Bestimmung für sie vorsah. Sie war in Gegenwart ihres Bruders Louis, in der sie größtes Seelenheil verspürte.

      „Du, ich soll heiraten!“, rief sie.

      „Wen denn?“

      „Longueville.“

      „Dann hast Du doch eine große Zukunft vor Dir.“

      „Was soll ich?“

      „Du musst doch sowieso heiraten, warum grämst Du Dich?“

      „Was will ich?“

      „Ängstige Dich doch nicht, wenn der Vater es will, muss es so sein.“

      „Und was will ich?“

      „Ich ging auf die Schule der Jesuitenmönche und auf die Kriegsakademie. Es ist das Wissen und die Weisheit der Ehrenwerten. Sie sind würdig, in ihren Talaren und Uniformen. Es ist die Erfahrung der Macht.“

      „Was weißt Du?“

      „Sie lehren, was ich benötige, wenn ich dem folge, wohin mich mein Wille leitet.“

      „Sei doch lieb!“

      „Ich verehre Dich doch!“

      „Mein Bräutigam wird mich an der Hand nehmen und dann sehen alle auf mich und dann gehe ich durch die Reihen auf den Priester zu und alle denken dann, wie sehr er sie wollte und dann blasen Instrumente und alle sehen auf mich und denken, jetzt ist das Vorherbestimmte geschehen und dann bin ich sein Geschöpf.“

      „Aber diese Feier ist doch herrlich!“

      „Was will er mit mir?“

      „Er wird nicht unbedingt einen stolzen Willen haben, er kann auch sanft sein.“

      „Stell Dir vor, wenn ich mit ihm allein bin, was will er mit mir?“

      „Sei zuerst schamvoll und spüre seine Seele.“

      „Wird er mir seinen Willen aufzwingen?“

      „Wenn Du nicht weißt, was Dein Wille ist.“

      „Ich denke, dass er einen Willen hat, den ich nicht kenne.“

      „Er wird wohl sehr stark sein.“

      „Ich habe ja auch eine Kraft. In mir spüre ich Kraft. Ich bin bewegt, ich denke, ich habe eine eigene Kraft, die stark in mir drängt. Ich denke, sie wird mich weit treiben. Was will ich. Ein Drang ist noch vor einer Erkenntnis da. Mein Gemüt hat vor allem einen Drang, vor anderen. Mein Leben wird dadurch bewegt, wie wird es. Es wird wohl auch Bedrängnisse enthalten, vor denen ich auf Gnade hoffen muss.“

      „Du kennst die Kraft anderer, gewaltiger Willen noch nicht.“

      „Bibibibibi!“

      „Dir gefällt doch die Verkleidung. Sie werden Dir ein funkelndes Kleid machen, das die Augen aller blendet. Es wird das Kleid Deines Lebens sein. So wird er Dich in der Hochzeitskathedrale führen.“

      „Aber was hat er vor?“

      „Da wird es doch überall glitzern! Von den Pfeilern der Kathedrale wird das Licht zurückgeworfen werden wie von Geschmeide.“

      „Ach!“

      „Und beim Bankett werden Edle zu Dir strömen aus allen Ländern und Blicke werden auf Dich treffen…“

      „Ach, ob ich da meinen heilsamen Frieden finde?“

      „Das wird doch eine Lust!“

      Bei diesen Vorkommnissen hatte sie den Eindruck von Bangigkeit. Ihr Vater, Henri de Bourbon-Condé war eine Macht. Er erzählte ihr dann von schrecklichen Ereignissen, die jenen zustießen, die von ihr angezogen wurden.

      „Wie viele Möglichkeiten es gibt!“

      „Ich verstehe nicht.“

      „Wie viele Liebende ich für Dich finden könnte!“

      „Wen?“

      „Es gab majestätische Häupter, die von Dir fasziniert waren.“

      „Wen denn?“, fragte sie mit mehr Zorn und Nachdruck.

      „Es gab bereits zwei Hoffende, die sich nach einem Zusammensein mit Dir sehnten.“

      „Ja wen!“

      „Fühle Dich geehrt, dass es Liebende aus der Familie Guise gab.“

      „Aber bitte nicht, dass ich mich ekle. Ich kann Grobschlächtigkeit nicht leiden. Ich kann Rohlinge nicht leiden. Iiiiiiiiiih! Nicht, dass er wirres Haar hat und riecht. Vielleicht hat er auch einen Bart und ist stachlig. Vielleicht hat er auch Haare am Körper und vielleicht ist er auch unrasiert und vielleicht schaut er aus wie ein Waldmensch. Dann ist er vielleicht täppisch wenn er um mich wirbt und vielleicht unbeholfen, wenn er mich bezirzt und vielleicht grunzt er, wenn er mir den Ring übergibt.“

      „Es wird in Zukunft höchste Ehren für Dich geben.“

      „Da darf man ja gespannt sein!“

      „Du wirst die Würden unserer Familie ja erben.“

      „Oh! Oooooh! Oooooooooh! Gell, ich bekomme auch die zauberhaften Juwelen von der Mama? Die ziehe ich dann alle an!“

      „Du bist die glorioseste Prinzessin unserer Familie.“

      „Sie hat ja auch den herrlichen Ring, den ich immer so liebte…“

      „Ich hoffe, Du weißt mir zu danken, wie ich mich immer um Dich mühte.“

      „Was ist mir vorhergesehen?“

      „Der Schein des Duc de Lorraine fiel ja schon auf Dich. Du hättest durch die Ehe unendlich an Nimbus gewonnen. Ich hatte sie für Dich erreicht. Die Familie Guise, deren Prinz der Monsieur de Joinville war, hätte uns dafür geliebt. Welche Mächte, welche Majestäten hätten sich dadurch vereinigt. Wir wären in den Himmel der Majestät vorgestoßen. Wie habe ich mich für diese Einung aufgezehrt, bis ans Ende meiner Kräfte. Eure Anziehung hatte schon zu einer Verlobung geführt. Wie hättet Ihr Euch geliebt! Doch eine Vorsehung zerstörte meine Vorstellung - der Prinz von Joinville starb in der Fremde.“

      „Er liebt mich, er liebt mich nicht…“

      „Diese Willensleistungen kosteten mich unendlich Energie…“

      „Wer soll es dann sein?“

      „Wie hätte mich de Maillé, der Herzog von Brézé, fasziniert!“

      „Ach, der war ein Juwel!“

      „Ein wirklicher Herzog, so tapfer zur See!“

      „Warum bekam ich ihn nicht, Papa?“

      „Ich musste mich einer höheren Macht beugen.“

      „Ooooooooooh!“

      „Ich hatte die Eheschließung schon beschlossen. Ich stellte dem Ratgeber der Königin, Kardinal Richelieu, diese Idee vor. Ich unterwarf mich völlig seiner Weisheit. Ihm gegenüber gab ich mich selbst auf, da der Glaube an ihn gut für alle war. De Maillé war sein Neffe; ich hielt es für edel, sich mit dieser Macht zu vereinen. Warum nur? Als er mir die Ehre erwies, mich zu empfangen, stieß er meine Idee zurück. Ich musste mich einem höheren Willen beugen.“

      Dann wurde der Herzog von Beaufort-Vendôme bei ihr vorstellig. Es spukte auch die Idee, dass sie sich mit ihm einen könnte. Alles bestrickte ihn, so dass er in einem enormen