Oliver Geischberg

Die Insurgenten. Die Longueville.


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ob man in mich sticht!“

      „Fürchte Dich nicht.“

      „Ist das ein Tod?“

      „Man kennt ihn.“

      „Schmerz, den ich ganz tief spüre, quält mich an meinem Leibe.“

      „Er wird für kraftlos gehalten.“

      „Als ob es eine Unzahl von Stichen wäre.“

      „Er ist das Gespött der Gesellschaft.“

      „Und wenn ich zurück steche?“

      „Er ist in der Noblesse verstoßen.“

      „Auch ich kann stark werden.“

      „Ich sehe, dass Du stark werden wirst!“

      „Wenn man mich sticht, kann ich zum Löwen werden!“

      „Durch eine Kraft wirst Du unverletzlich werden!“

      „Mein Wille ist dann tödlich!“

      „Du wirst allen trotzen!“

      „Aber wen trifft mein Wille?“

      „Dein Gatte kann Dich nicht beherrschen!“

      „Wen trifft mein Trotz?“

      „Du wirst ihm trotzen!“

      „Ich steche dann selbst!“

      „Dein Wille ist wie ein starkes Schild.“

      „Ich mag dann auch selbst verletzen!“

      „Dich mag anschreien, wer will.“

      „Ich werde um mein Leben kämpfen müssen, wie gegen den Tod.“

      „Aber Du wirst gewinnen.“

      „Es wird Bedrohungen und Verletzungen geben.“

      „Du wirst Gefahren sehen, aber nicht den Tod.“

      „Ich hoffe, dass ich ihm entgehen kann.“

      „Dein Gatte ist machtlos gegen den Zorn, den Du fühlst.“

      „Aus den Verletzungen werde ich mich wieder erheben!“

      „Öffne Deine Augen! Sieh, wo die Majestät ist!“

      „Dann bin ich wieder stark.“

      „Sieh dort genau hin!“

      „Dann bin ich wieder gesund!“

      „Bewege Dich in Richtung einer Glorie, die hell strahlt!“

      „Dann mögen andere mich fürchten!“

      „Etwas Erregendes wird Dich in Bewegung setzen.“

      „Dann könnte ich eine Rachbegier verspüren.“

      „Das Königshaus strahlt die hellste Glorie ab!“

      „Rachbegier, die mich in Bewegung setzt und antreibt.“

      „Siehe, wohin Du gesandt bist!“

      „Ich spüre etwas Gewaltiges in mir!“

      „Aber Demut vor der Majestät!“

      „Ich spüre Zerstörung in mir.“

      „Aber nicht das Edelste!“

      „Da ist Furcht und Zittern.“

      „Aber blicke auf das Wertvollste, den Thron!“

      „Wird es ein Beben?“

      Nachdem sie die Verpflichtung durch die Majestät erfahren hatte, verlor sie jede Demut. Schamlos erniedrigt sie die Geliebte des Mannes, den man als ihren Gatten vorherbestimmt hatte. Als ihr Bruder, der sie verzauberte, anwesend war, spielte sie ein trügerisches Spiel.

      „Ach!, es heißt, sie soll alle bezirzen!“

      „Die Sinne derer, die sie sehen, seien betört!“

      „Sie betört ja die Sinne meines Gatten!“

      „Sie ist wahrhaft schön!“

      „Ach! Was sie für Poesien ruft!“

      Der Herzog von Condé sah ihr entrückt zu.

      „Weis’ alle ab!“, ruft sie. „Weis’ alle ab! Weis’ alle ab!“

      Der Herzog, ihr Bruder, sah ihr begeistert zu. Sie ging zu einer Tür, öffnete sie und warf sie wieder zu.

      „Bumm!“, rief sie. „Bumm! Bumm! Bumm! Jetzt ist sie draußen!“

      Der Herzog sah erstaunt, wie sie sich dann gegen die Türe stemmte.

      „Weis’ alle ab!, ruft sie! Weis’ alle ab!, ruft sie zu meinem Gatten! Aber jetzt weise ich dich ab! Hahahahaha!“

      Ihre Bewegung wurde intensiver.

      „Und wenn sie jetzt herein will, weise ich sie ab! Und dann klopft sie Bumm! Bumm! Bumm! Aber dann weise ich sie ab, und dann darf sie nicht mehr rein, hahahahaha!“

      Sie stemmte sich fortwährend gegen die Türe.

      „Weißt Du Geheimnisse von ihr?“, fragte ihr Bruder.

      „Ja, ich weiß Geheimnisse von ihr“, antwortete sie. „Man sagt, sie flüstere ihm zu, sie wolle die Welt verlieren. Bsbsbsbsbs, tuscheln, hahahahaha! Tür zu!“

      Sie hielt die Türe weiterhin fest geschlossen.

      „Und wenn die Türe zu ist, bleibt sie draußen. Und dann ist die Welt nämlich sicher für sie verloren. Und dann sitzt sie allein in einem Schlosse und sitzt fest und weiß nichts mit sich anzufangen, weil sie wartet.“

      „Du bist eine Prinzessin, es ist angemessen, dass Du auf sie herabsiehst.“

      „Dass sie die Welt verlieren will, sagt sie! Ha! Ich werde ja auch Herzogin, denke ich, und wenn meine Glorie strahlt, dann wird es sonst überall dunkel! Und dann verliert sie die Welt wirklich, weil sie in tiefstem Schatten steht!“

      „Oh, welcher Stolz!“

      „Und: Bin ich denn nicht die Strahlendste bei Hofe?, Sag!, sagt sie, aber wenn ich strahle, mon chéri, mein Liebster, dann werden alle blind, weil sie dann im Dunkel tappen, weil es nur bei mir hell ist!“

      „Welcher Wille!“

      „Man sagte, sie behaupte, dass nur in ihrem Fleische Leben sei, aber ist sie wirklich eine Schönheit? Sie wird runzlig! Und wenn sie dann alt ist, dann wird ihr Gesicht schrumpelig wie ein Apfel, so!“

      Sie zog eine Grimasse, indem sie in ihrem Antlitz die Nase nach oben rümpfte und mit den Händen die Wangen zu Falten formte.

      „Bääääääääääh! Und wenn sie dann immer älter wird, dann werden ihre Falten immer mehr und sie wird dann ein Schrumpfkopf und dann schaut sie aus wie ein verdorbener Apfel.“

      „Meine Schwester!“, rief der Herzog.

      „Und dann ist sie vergangen und hässlich wie die Nacht finster und dann will sie keiner mehr! Wer will sich so einen Schrumpfkopf denn anschauen?“

      „O meine herrliche Schwester!“

      „Und ihre Ringe und Klunckern machen ja immer Bling-bling, Bling-bling, Bling-bling, aber die helfen ihr dann auch nichts mehr!“

      „Oh, einen Kuss!“, rief der Herzog und gratulierte ihr auf diese Weise.

      Die Majestät ihres Vaters hatte ihr ihre Bestimmung offenbart. Der Weg, den zu gehen sie sich nicht weigern konnte, war klar. Obgleich sie ihn nicht selbst gewählt hatte, stieß ihr Gang auf Hindernisse, und Zorn begann zu stechen. Der Herzog von Beaufort suchte sie abermals auf.

      „Ich hörte, man hat über ihre Bestimmung entschieden.“