betrachten und analysieren.
Das Flößerprinzip
Wenn Sie Ihr Unternehmen gegründet haben, bzw. Ihre Projekte starten, dann gibt es eine ganz klare Regel: Verlieren Sie niemals den Überblick! So einfach gesagt, so oft nicht beachtet und so oft der Grund für folgenreiche Schäden
Nehmen Sie immer eine Position ein, die es Ihnen erlaubt, alles im Blick zu behalten.
Denn oft sind es die kleinen Dinge die im Projekt übersehen werden und schnell zu großen Problemen auswachsen. Sie können bedrohlich und unüberwindbar wirken. Sind es ab einem bestimmten Punt auch. Der Ursprung selbst aber ist oft kleinerer Natur.
Wenn Sie schon einemal auf einem Floß einen Fluß hinunter gegleitet sind, dann können Sie sicherlich auch davon berichten, wie gefährlich es für ein Floß wird, wenn nur eine kleine Kante hängen bleibt.
Ihr Job als Unternehmer ist es, genau diese Stellen im Blick zu behalten und schnell zu reagieren, wenn es schwierig wird.
Berühmt sind die Geschichten jener Holzflößer aus den Bergen, die ganze Holzstamm-Konvois steuerten. Ein Kunstwerk, das einem Tanz auf der Messerspitze glich. Verkantete sich einmal eines der Hölzer, stockte der ganze Floßverbund. Die von hinten nachschiebenden Floßelemente drückten, blockierten und verkeilten sich unweigerlich. Plötzlich konnte aus einem kleinen Anstoßen im vorderen Bereich ein Desaster entstehen. Eine gefährliche Situation, die schon vielen Flößern zum Verhängnis wurde.
Die Metapher des Flößerprinzips hilft sehr gut, eine standfeste Position einzunehmen, die den Unternehmer zwingt, immerzu alles im Blick zu behalten. Auch die kleinen Dinge im Unternehmen. Die Flößerperspektive wird Ihnen in jeder Lebenslage, in jedem Arbeitsbereich immer wieder begegnen. Auf den Punkt gebracht bedeutet sie: kleine Ursache – aber große Auswirkung und gegebenenfalls großer Schaden, wenn nicht rechtzeitig erkannt und behoben!
Wenn Sie vor scheinbar unüberwindbaren Problemen stehen, dann nehmen Sie die Flößerperspektive ein und suchen die hakende Stelle! Lassen Sie sich niemals von den – so dringlich scheinenden – Symptomen blenden und gehen Sie auf Ursachenforschung. Und die beginnt an den äußeren Eckpunkten und Kanten des Projektes. Die Flößerperspektive repräsentiert den Zwang, sich immer einen Überblick zu verschaffen, klar und bodenständig die Grundlagen zu erkennen und schnell an die Ursache sowie deren Lösung heran zu kommen.
Dazu gehören klare Strukturen, klare Ansagen und eine sehr konkrete Richtungsangabe.
Ich erinnere mich noch gute an eine solche Situation: Es war an einem Septembermorgen, als der Anruf kam. Für mich war es zwar nicht überraschend, doch im Moment der Berufung war ich dann etwas überrumpelt. Ich sollte ein großes Projektmanagement übernehmen. Mitten in der kritischen Projektphase. Der Chef – einfach entlassen. Die Situation im Projekt stellte sich als dramatisch dar. Die meisten Prozesse stockten bereits seit Monaten. Alle Freunde und Berater rieten mir „Mach es nicht!“ Es wäre Selbstmord. Der Karren stecke zu tief im Dreck.
Doch ich konnte nicht nein sagen. Zu wichtig war mir das Projekt für Deutschland und für dessen Image. Ich konnte nicht einfach zulassen, dass wir kurz vor der Zielkurve scheiterten. Und ich hatte eine Ahnung- eine Vermutung, dass es wieder solch ein Fall ist, wie ich ihn schon so oft in meinem beruflichen Dasein erleben durfte: aktuell scheinbar unüberwindbare Schwierigkeiten, vordergründig ein Knäuel voller Probleme. Am Ende aber wird es, so war meine Vermutung, wieder ein typischer Fall des Flößerprinzips sein. Ich musste nur herausfinden, wo der Haken war, an dem sich das Projektfloß verkeilt hatte und weshalb alles zu kentern drohte.
Doch erkennt man das in dieser akuten Situation? Oder war es nur eine Vermutung meinerseits? Ich zog somit los, um der Frage nachzugehen. Zurück blieben meine beiden Agenturen und ihre Mitarbeiter. Aber, meine Entscheidung war gefallen.
Die Begrüßung durch da Projektteam vor Ort war anfangs selbstverständlich verhalten. Der alte Chef entlassen, den neuen kennt man nicht und dann die Frage, was falsch gelaufen ist und wie es weiter gehen sollte. Auch die Frage, was man als Team selbst schlecht gemacht hat.
Somit waren meine ersten Wochen damit erfüllt, mir in zahlreichen Gesprächen und Analysen ein Bild vom Ganzen zu machen – und um die ersten Ecken und Kanten ausfindig zu machen, die das Projekt zum Stocken brachten. Denn diese hakenden Stellen wollte ich schnellstmöglich auflösen, damit das Team sah, es tut sich was und geht voran.
Wenn ein Flößer geschickt ist, hält er sein Floß immer gut im Strom und gleitet geschmeidig hinunter. Hat er einen guten Blick, dann kann er das Wasser und die Strömung lesen, wie man ein Buch liest. Er sieht die Strudel, erkennt daran die Untiefen und Engpässe. So werden große Konvois den Fluss hinunter geleitet zu ihrem Ziel. Verhakt das Floß, gilt es, schnell den entsprechenden Punkt zu erkennen und das Verkanten zu lösen.
Auch Führungskräfte müssen in der Lage sein, solche Problemstellen zu erkennen und Abhilfe zu schaffen. Wer nur an den Symptomen doktert, wird wie erwähnt, entern.
Ich fand tatsächlich die ersten hakenden Stellen und konnte somit schnell Abhilfe schaffen. Das wirkte sich positiv auf die Stimmung aus. Danach gingen wir gemeinsam daran, die Hauptursachen zu identifizieren und an die Spitze unserer Pyramide der wichtigsten Aufgaben zu stellen. Das half uns, konsequent die Blockaden zu lösen und das Floß wieder auf Kurs zu bringen. Kleiner Aufwand, große Wirkung.
Welche Haken das nun waren fragen Sie jetzt sicherlich? Zum Beispiel Klarheit in den Aussagen, hängende Entscheidungen, vor allem aber fehlende Abstimmungen zwischen Abteilungen und eindeutige Zuordnung von Kompetenzen.
Das Team selbst war hervorragend. Die Grundlagen waren perfekt. Die Lösungsansätze simpel und einfach. Es brauchte aber eine klare Richtung und vor allem jemanden, der immer wieder die Visionen vor Augen hielt und die Ziele vorgab.
Unser Projekt entwickelte sich sehr schnell in positiver Weise. Es wurde ein voller Erfolg. In nur wenigen Monaten schafften es das Team und ich, unser Projekt in die Strömung zu führen und größtmögliche Fahrt aufzunehmen. Das Lob aus dem In- und Ausland war enorm.
Verinnerlichen Sie sich dieses Prinzip. Es wird Ihnen gute Dienste erweisen.
Und los geht das Abenteuer
Nichts ist schöner und befreiender, als seinen eigenen Ideen zu folgen und das Gefühl von Unabhängigkeit zu erleben.
Jedoch: Für diejenigen, die vorbereitet sind! Und für diejenigen, die dafür geeignet sind!
Dieses Kapitel soll Sie nicht abschrecken. Aber prüfen und überlegen Sie im Vorfeld sehr genau, ob Ihr Plan auch wirklich Ihr „Ding“ ist.
Ich vergleiche Projektvorhaben und Existenzvorhaben in den Beratungen gerne mit einem Segeltörn. Eine starke und einprägsame Metapher anhand derer Sie schnell Ihre Intention und die Basis Ihres Projektes analysieren und vergleichen können.
Die Freiheit da draußen auf der hohen See scheint unermesslich. Und ist es nicht unser aller sehnlichster Wunsch, in diese weite Welt hinaus zu segeln? Der Freiheit entgegen? So stellen sich viele die unternehmerische Freiheit vor.
Gehen wir mal davon aus, Sie haben Ihr „Unternehmens-Boot“ gut geplant, die wichtigen Menschen um Sie herum –Bänker beispielsweise – von Ihren Plänen und Vorhaben überzeugt und Ihr Unternehmen inzwischen auch gegründet. Die Schiffstaufe ist erfolgt und die Feierlichkeiten sind zu Ende.
Jetzt stehen Sie also als Chef mit Ihrer Kapitänsmütze am Ruder. Segel sind gesetzt und es geht langsam aus dem schützenden Hafen heraus.
Was geht Ihnen dabei gerade durch den Sinn? Hoffen Sie auf schönstes Sonnen- und Segelwetter? Was ist für Sie „gutes“ Segelwetter? Ein Wetter mit lauem Wind und tollem Sonnenschein? Was ist Ihr unternehmerisches Ziel? Wollen Sie lediglich in der Gegend rumdümpeln oder raus in die