Friedrich von Bonin

Judas Ischarioth Träumer, Täter, Täuscher


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      Friedrich von Bonin

      Judas Ischarioth,

      Träumer, Täter, Täuscher

      Historischer Roman

      © Friedrich von Bonin 2018

      Epubli Verlag, Berlin

      Autorenfoto: Harry Zier. www.HarryFotografie.de

      Titelgestaltung: Gebhardt Binder

      Das Buch

      Wer kennt nicht Judas Ischarioth? Den berüchtigten Verräter, der vor rund zweitausend Jahren unseren Heiland, seinen besten Freund, Lehrer und Meister, verkaufte? Dieser Roman fragt, was damals geschehen sein könnte.

      Im Palästina der damaligen Zeit wehrten sich die Juden, die sich selbst „das Volk Israel“ nannten, seit sechzig Jahren gegen die römische Besatzung ihres Landes. Die Römer regierten das Land mit harter Hand, sie versuchten, jeden Widerstand mit Folter und Hinrichtungen zu ersticken. Gleichzeitig überschwemmten reiche, römische Spekulanten den palästinensischen Markt mit billigen, im römischen Ursprungsland Italia produzierte Waren und zwangen die heimischen Bauern, die ihre Erzeugnisse so billig nicht herstellen konnten, in die bitterste Armut.

      Die Geschichte von Jesus und Judas wird in diesem Roman zu einer Erzählung über den jüdischen Widerstand gegen die römischen Besatzer, in deren Mittelpunkt die Auseinandersetzung der beiden Protagonisten steht: Judas will den bewaffneten Aufstand, während Jesus den radikal gewaltlosen Widerstand predigt.

      Im Spannungsfeld zwischen Jesus und Judas, zwischen Römern und Juden, entwickelt der Autor ein phantasievolles Bild der damaligen Zeit, den wirtschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen und präsentiert in einem überraschenden Schluss eine andere Sicht auf die Ereignisse.

      Der Autor

      Geboren 1946, aufgewachsen in Emlichheim, Grafschaft Bentheim, Niedersachsen. Gymnasium in Nordhorn, 1966 Abitur.

      Studium der Rechtswissenschaft in Göttingen, 2. Juristische Staatsprüfung in Hamburg 1976. Von 1976 bis 2017 Rechtsanwalt, von 1979 an selbständig in Bremerhaven, wo er auch lebt. Er ist verheiratet und hat keine Kinder.

      Bisher sind folgende Romane erschienen:

      „Rudolf Mittelbach hätte geschossen“ (2012)

      „David, König der Israeliten“ (2012)

      „Der Lauf der Zeit“ (2014)

      „Moses, der Wanderer“ (2016)

      „Die Wahrheit ist immer anders“ (2018)

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      Foto: Harry Zier | www.HarryFotografie.de

      PROLOG

      1.

      „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzet würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt.

      Da machte sich auch auf Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und dem Geschlecht Davids war, auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge

      Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und des Herrn Engel trat zu ihnen und die Klarheit des Herrn leuchtete und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.“

      Mit diesen Worten beginnt bei Lukas im zweiten Kapitel seines Evangeliums die erstaunliche Geschichte des Jesus von Nazareth, den sie den Messias nannten, den Heiland, den Christus, den Sohn Gottes, der geschickt war, die Menschen zu erlösen. Und noch heute geben sie ihm die Bedeutung, bis heute, mehr als zweitausend Jahre später, ist diese Geschichte überliefert von den vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Mit kleinen Abweichungen erzählen sie von der Geburt, der Taufe, der Versuchung Jesu, von seinen Wundern, deren erstes die Verwandlung von Wasser in Wein auf einer Hochzeitsgesellschaft in Kana, einem Dörfchen nahe Nazareth, war.

      Er heilte Kranke, er erweckte schon Gestorbene zum Leben, er ernährte mit fünf Broten und fünf Fischen fünftausend Menschen.

      Daneben zog er seit seinen jungen Jahren predigend durch das Land, er redete in Gleichnissen, er ermahnte die Menschen zum Glauben an ihn und seinen göttlichen Vater im Himmel.

      Mit ihm zogen zwölf Jünger, unter ihnen Judas Ischarioth, über den der Evangelist Lukas trocken anmerkte, dass er „ihn später verriet“.

      Natürlich erregte er im frommen Volk Israel Aufsehen, die jüdischen Priester, die vom Tempel in Jerusalem über das geistliche Leben in Juda wachten, registrierten ärgerlich, dass er ihre Gesetze und Auslegungen der Lehre nicht immer einhielt.

      Mit knapp dreißig Jahren hatte Jesus eine große Anhängerschaft, mit der er in Jerusalem einzog.

      Hier, so die vier Evangelisten, habe Judas sich an die Priester im Tempel gewendet und versprochen, er werde ihnen den Aufenthaltsort Jesu verraten. Dreißig Silberlinge boten sie ihm als Gegenleistung.

      Als sie in der Nacht in den Garten eindrangen, in dem Jesus ruhte, küsste Judas ihn, sodass die Schergen wussten, wen sie fangen sollten.

      Sie führten Jesus zu den Priestern, die ihn vor den Hohen Rat brachten, der ebenfalls aus Priestern gebildet wurde. Der verurteilte Jesus zum Tode, ein Urteil, das von dem römischen Statthalter Pontius Pilatus, von den Juden gedrängt, bestätigt wurde.

      Jesus wurde gekreuzigt, am dritten Tag nach seinem Tod stand er auf von den Toten, Judas erhängte sich aus Verzweiflung.

      2.

      Was wir da im Neuen Testament in den vier Evangelien lesen, ist ungefähr fünfzig bis hundert Jahre nach dem Tode Jesu von Nazareth aufgeschrieben worden. Die Verfasser wollten mit ihren Schriften eine neue Lehre ausrufen, deren Anhänger, sensationell genug, diesen Jesus von Nazareth als den lange vorausgesagten Messias des Volkes Israel erkannt zu haben glaubten. Das Warten auf diesen Erlöser hatte ein Ende, so behaupteten sie, und mit dem Heiland seien neue Interpretationen der uralten Gesetze Gottes in die Welt gekommen, von Gleichnissen und Wundern berichteten sie.

      Erfüllt von diesem aufregenden Neuen, das da den Menschen verkündet worden war, hatten die Evangelisten nur Sinn für die neue Religion, für die veränderte Manifestation ihres Gottes.

      Die politische Brisanz, die die Lehren ihres Helden im von den Römern besetzten und mit harter Hand beherrschten Palästina haben mussten, sahen sie nicht oder wollten sie auch nicht sehen.

      Schließlich war seit dem großen jüdischen Krieg im Jahre siebzig, in dem die Römer den Tempel in Jerusalem dem Erdboden gleichgemacht hatten, jeder jüdische Widerstand in Palästina gebrochen. Man tat nicht gut daran, die Besatzer zu kritisieren, ihre zweifelhafte Rolle im Prozess um diesen Jesus von Nazareth herauszustellen. Und dann waren die Evangelisten voller Erbitterung gegen die Priester in Jerusalem, die den Erlöser nicht anerkennen wollten und weiter in der Erwartung lebten, die Versprechungen der alten Propheten würden erst in Zukunft erfüllt, der Messias werde noch kommen. Diesen Schriftgelehrten, die eisern an der alten Lehre, an den hergebrachten Gesetzen festhielten, gaben sie gern die Schuld am Tode ihres Heilands.

      Wir,