Tina Engel

Feuer und Flamme


Скачать книгу

doch, in zwei Wochen ist eh Schluss. Da wird doch jetzt nicht mehr viel gemacht. Ich habe übrigens ein paar Sachen für dich mitgeschrieben, damit du nicht so viel nachholen musst.“

      „Super. Hast du Zeit?“

      „Ja. Willst du vorbeikommen? Komm ruhig.“

      Also verblieben sie so, dass Anka ihrer Freundin gleich einen Besuch abstattete. Sie durfte Ingrids Fahrrad nehmen, da es ein ziemliches Stück Weg bis zu Gitta war.

      Unterwegs kaufte sie noch rasch neues Schreibzeug, damit sie für die Schule am nächsten Vormittag gewappnet war.

      Auch ein paar Kleidungsstücke wie T-Shirts, zwei Hosen, Kurzes, Langes, Unterwäsche usw. - alles, was sie dringend benötigte, nahm sie auf dem Weg zu ihrer Freundin noch mit.

      Dann radelte sie weiter zu Gitta.

      Die Mädchen unterhielten sich über den Brand und über die Schule.

      Anka warf einen Blick auf die heute in der Schule durchgenommenen Dinge und wechselte bald wieder das Thema. Sie kam auf Gittas Freund zu sprechen.

      Und das – wie überhaupt das Thema Jungs - war Nachmittag füllend.

      Anka aß bei ihrer Freundin noch Abendbrot und fuhr von dort aus später weiter zu Guido.

      Er hatte im Regionalradiosender gehört, was geschehen war, aber nicht gleich gewusst, wo genau. Das hatte er heute in der Firma erfahren. Nun umarmte er sein Mädchen erst einmal innig. Dann wollte auch er Einzelheiten wissen. Als alles berichtet war, gingen sie zum angenehmeren Teil des Abends über.

      * * *

      Wieder zu Hause angekommen, erfuhr Anka, dass man nach und nach zur Tagesordnung zurückfand. Ihre Eltern nahmen sich noch zwei, drei Tage frei, weil sie gleich morgen und in den nächsten Tagen verstärkt nach einer neuen Wohnung Ausschau halten wollten.

      Je eher sie eine neue Bleibe hatten, um so eher wurde die befreundete Familie wieder entlastet. Auch wenn diese das Ganze nicht so eng sah.

      Anka zog sich in Dirks Zimmer zurück, weil sie vom Tag geschafft war und schlafen gehen wollte.

      Dirk selbst war noch nicht zu Hause. Wo er war, wusste sie nicht. Jedenfalls blieb er bis spät in der Nacht weg.

      Morgen wollte sie ihn fragen, wo er gesteckt hatte. Vielleicht konnte er sich nicht von seiner Freundin trennen.

      Am nächsten Tag nach der Schule wollte Anka erst mal in die Stadt gehen und sich noch ein paar weitere Kleidungsstücke kaufen. Die Mutter hatte ihr an diesem Abend ein paar Scheine in die Hand gedrückt, worüber sie sich natürlich gefreut hatte.

      Sie war zu müde, um sich noch weitere Gedanken über irgendwas zu machen, und schlief schon bald ein.

      Kapitel 3

      Der kommende Tag war ausgefüllt mit Schule und Einkaufen. Zum Einkaufsbummel nahm sie Gitta mit.

      Nach erfolgreicher Plünderung einiger Läden aßen die Mädchen noch ein Eis zusammen.

      Anka hatte mittlerweile mehrere große Einkaufstüten an den Händen. Da ihre Arme immer länger wurden, suchte sie die nächste Telefonzelle auf und rief Guido an.

      Er war glücklicherweise gerade daheim und holte sie wenig später von der Telefonzelle ab, um sie heimzufahren.

      Als Anka die Sachen bei den Hellers abgeladen hatte, kam sie wieder aus dem Haus und stieg erneut bei Guido ein, um sich von ihm zum Abendessen ausführen zu lassen.

      * * *

      Als sie später am Abend in das Hellersche Haus zurückkehrte, gesellte sie sich noch zu ihren Eltern im Wohnzimmer und klinkte sich in deren Unterhaltung mit ein.

      Eine Wohnung für sie war leider noch nicht in Aussicht. Aber Anka war es eigentlich ganz recht so. Sie begann, sich in Dirks Zimmer wohl zu fühlen. Es war beinahe wie damals, als Holger noch zu Hause gewohnt hatte.

      Nur hatten sie sich eher öfter mal in der Wolle gehabt, wie das bei Geschwistern mitunter üblich war.

      Mit Dirk konnte sie sich das nicht vorstellen.

      Dirk kam an diesem Abend ausnahmsweise mal etwas eher nach Hause. Die jungen Leute zogen sich alsbald nach oben zurück, um dort noch etwas fernzusehen.

      „Habe ich dich letzte Nacht eigentlich gestört, als ich ins Zimmer kam und über ein riesiges Gebirge neuer Klamotten gestolpert bin?“

      „Ich habe geschlafen wie ein Murmeltier“, lachte Anka. „Wo kamst du denn her?“

      „Ich war bei Kalle, einem Kommilitonen, mit dem ich schon lange befreundet bin. Er hat sich da so einen Floh ins Ohr gesetzt und mich und drei andere von uns so lange bequatscht, bis er uns schließlich mit seiner Idee angesteckt hat.“

      „So schlimm?“ hakte Anka nach. Dirk nickte und grinste.

      Leiser fuhr er fort: „Am Stadtrand steht eine alte Jugendstil-Villa leer. Kalle hat sich erkundigt. Das Haus ist noch bewohnbar und es ist sogar zu vermieten. Nur kostet dieses Prachtstück halt entsprechend Miete. Eine WG hätte da prima drin Platz, denn es sind acht geräumige Zimmer. Bis jetzt wären wir zu fünft. Wir wollen noch ein oder zwei Leute fragen, ob sie mit einziehen würden. Wenn das klappt, dann gibt es bald viel zu tun.“

      „Du willst hier raus?“ fragte Anka erstaunt.

      „Ich bin Neunzehn und kein Kind mehr. Ich bin soweit, dass ich für mich alleine sorgen kann.“

      „Aber das kostet doch Miete und Unterhalt.“

      „Wenn wir zu mehreren dort einziehen, wird der Mietanteil pro Person immer kleiner. Darin sehe ich kein Problem.“

      Bewundernd schaute sie ihn an. Er wollte raus aus dem heimischen Nest und sein eigenes Leben leben.

      Gut, er war erwachsen. Anka wollte ja auch irgendwann von zu Hause raus und auf eigenen Füßen stehen. Im Augenblick war sie mit ihren knapp siebzehn Lenzen noch zu jung dafür, zumal sie ihren Geburtstag erst vor drei Wochen gefeiert hatte.

      Sie lagen auf ihren Betten, geschafft vom Tage.

      Dirk ließ sich noch ein wenig über die Villa aus. Er und seine Leute hatten sich selbige am gestrigen Abend angesehen.

      Dirk hatte ein Faible für alte Häuser und deren Geschichte. Nicht umsonst studierte er Architektur.

      Als beiden langsam die Augen zufielen, beschlossen sie, der Müdigkeit nachzugeben.

      Kapitel 4

      Ein paar Tage später kamen Ankas Eltern mit einer tollen Neuigkeit nach Hause. Sie hatten endlich eine passable Wohnung gefunden, die sie ab August beziehen konnten.

      In knapp vier Wochen sollte es also schon soweit sein, dass sie ihre Zelte hier wieder abbrachen.

      Anka bedauerte es insgeheim, Dirks Zimmer dann wieder verlassen zu müssen. Aber andererseits war sie auch schon neugierig auf ihr neues Zimmer. Sie würde sich komplett neu einrichten, mit lauter neuen Möbeln und Accessoires.

      * * *

      Für Samstag war in Hellers Garten eine kleine Grillparty angesetzt, zu der auch Ankas Bruder Holger kam.

      Das Wetter meinte es gut, an diesem Abend war es angenehm lau draußen. Man saß in gemütlicher Runde zusammen und genoss die gegrillten Leckerbissen und Salate.

      Thema Nummer Eins war auch an diesem Abend das in Schutt und Asche gelegte Haus der Familie Weiß.

      Holger war mittags kaum in der Stadt angekommen, da hatte er sich unmittelbar zum Haus seiner Kindheit und Jugend begeben und die kläglichen Überbleibsel in Augenschein genommen.

      Auch ihm ging es an die Nieren, zumal er in diesem Haus aufgewachsen war und ihn sehr viele Erinnerungen