Thomas Kurt Peter

Die Doonies


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aussterben, wenn sie nicht durch »Den Auserwählten« gerettet würden. Und jetzt kam das Seltsame: An dieser Stelle tat das Buch so, als wende es sich selber an den Leser, also an Kai. Er sei der Retter und müsse etwas tun und sei auserkoren und solches Zeug. Und das Stärkste war ... also es stand genau so am Schluss in diesem Buch:

      »Und eines Tages wirst du, der du unter der Brücke sitzt, die sich über den See unserer Väter und Vorväter spannt, dieses Buch in Händen halten und wirst das alles nicht glauben, was auf diesen Seiten steht. Aber wir bitten dich, hilf uns, wer immer du bist!

      Das war doch wohl der Gipfel! Kai hatte das Buch mit gemischten Gefühlen gelesen. Zuerst war er neugierig gewesen und die Geschichte hatte ihn gepackt. Aber dann kam ihm das Ganze wieder zu absurd vor und er musste lachen. Er glaubte schließlich nicht mehr an Märchen!

      Trotzdem war er nachdenklich geworden.Und mehr als einmal führte ihn sein Weg wie zufällig zum See. Der See, ja, er kannte ihn schon lange. Es gab viele Erzählungen und Sagen über ihn. Sicher alles Aberglauben. Irgendwie war er schon unheimlich. Besonders dann, wenn es regnete, wenn die schwarzen Wolken aufzogen.

      Auf der anderen Seite war die ganze Sache natürlich auch ziemlich verheißungsvoll. Wider aller Vernunft versteht sich! Aber was scherte einem die Vernunft, wenn man ein Abenteuer versprochen bekommt. Auch wenn es nur in der Fantasie stattfand.

       3. Der Spiegel der Fontäne

      Eines Tages saß Kai wieder einmal am Ufer des Sees, auf einem Steg, ganz vorne und baumelte mit den Beinen über dem Wasser. Und grübelte. Sobald er am See war, bekam die Geschichte mit den Doonies eine eigene Wirklichkeit und er stellte sich vor, es sei doch alles wahr und er würde wirklich ein Abenteuer erleben. Etwas was all die anderen vielleicht nie erleben würde. Er wäre der Auserwählte und würde die Doonies retten, ihnen helfen und ... Plötzlich packte ihn unvermittelt die Wut. Er nahm das Buch und schleuderte es ins Wasser zurück.

      »Ist ja doch alles Unsinn. Doonies! Die gibts ja gar nicht. Möchte wissen, wer sich das ausgedacht hat. Nur um mich zu ärgern wahrscheinlich.

      »Hey, kleiner Mann?«

      »He? - hör ich jetzt schon Gespenster?«

      »Hallo, kleiner Kai!«

      »Wer, wer ... spricht ja?«

      Kai sah beim besten Willen nichts.

      »Hier, Hier!«

      Er glaubte dass er fantasierte.

      »Kai, Menschenkind!«

      Aber er hatte auch ein schlechtes Gewissen, weil er das Buch ins Wasser geworfen hatte.

      »Komm, komm!«

      Und tatsächlich. Jetzt sah er ein paar Meter entfernt etwas Aufgetauchtes. Das Wasser bewegte sich und noch etwas tauchte auf und noch etwas.

      »Hilf uns hilf!«, ertönten jetzt viele Stimmen auf einmal. Immer mehr tauchten auf.

      »Hilf, hilf!«

      Schließlich war es ein ganzer Club.

      »Wer seid ihr?«

      Eine Gestalt kam jetzt näher.

      »Du weißt es.«

      Kai glaubte zu träumen. Sicher war er über seinen Fantasien eingeschlafen. Gleich würde er aufwachen. Aber der Traum ging weiter.

      »Wir sind der Rat der dreizehn Weisen. Ich bin Mubus - Sprecher und Haupt der dreizehn.«

      »Ich glaubs einfach nicht!«

      »Du bist der Auserwählte und nur du kannst uns helfen.«

      »Ich, wie soll ich euch helfen können. Ich bin doch nur ein kleiner Junge!«

      »Es kommt nicht darauf an, ob du groß oder klein bist, es kommt nicht auf Kraft an, sondern auf die Fantasie - auch

      wir sind nur kleine Leute, aber man sollte uns nicht unterschätzen.«

      »Aber was kann ich tun?«

      »Willst du uns wirklich helfen?«

      »Wenn ich kann - was soll ich tun?«

      »Zuerst einmal musst du mir vertrauen - uns vertrauen!«

      »Ok.«

      »Ich meine wirklich und vorbehaltlos vertrauen!«

      »Na gut.«

      »Aber wie willst du mir vertrauen, wenn du mich gar nicht kennst?«

      »Na hör mal, erst forderst du mich auf euch zu vertrauen und dann traust du mir nicht!«

      »Schon gut! Also, vertraue mir, komm näher, mach die Augen zu und tauche deinen Kopf unter Wasser!«

      »Was?«

      »Frag nicht. Tue es einfach!«

      »Warum soll ich das tun?«

      »Siehst du, du vertraust mir nicht!«

      »Also gut, ich tauche meinen Kopf unter Wasser.«

      In diesem Moment spürte er eine Berührung an den Lippen. Dann wurde er auch schon von einem starken Sog ins Wasser gezogen und verlor das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kam, merkte er, dass sich alles seltsam verändert hat. Alles war undeutlich, verschwommen.

      »Wo bin ich?«

      »Bei den Doonies.«

      »Mubus?«

      »Ja, ich bins.«

      »Bin ich ... im See?«

      »Ja wir sind am Grunde des Sees. Aber mach dir keine Sorgen.«

      »Aber wieso kann ich atmen?«

      »Als du mit dem Kopf ins Wasser getaucht bist hat dir Kuno, unser alter Zauberer etwas gegeben, was dich befähigt hier zu atmen. Er bewirkte, dass sich hier unten eine Schicht gebildet hat, in der beide existieren können. Doonies und Menschen. Wir nennen es den Spiegel der Fontäne. Weil sich eine Art Atmosphäre bildet, die nicht Luft und nicht Wasser ist, sondern etwas dazwischen.«

      »Und macht ihr sowas oft?«

      »Ja manchmal schon haben wir es getan, wenn einer von euch Menschen in den See fiel und zu ertrinken drohte. Wir ziehen ihn dann an Land und später kann er sich an nichts mehr erinnern.«

      »Aha, so sind also die alten Sagen entstanden.«

      »Aber sag, wieso bist du plötzlich so groß wie ich?«

      »Nicht ich bin gewachsen, sondern du bist klein geworden. Auch eine Wirkung des Mittels. Sonst könntest du dich hier in den Höhlen nicht bewegen.«

      »Welche Höhlen?«

      »Die Höhlen, in denen wir wohnen. Aber komm, ich zeige dir alles.«

       4. Das Reich unter dem See

      Vom Seegrund gingen sie jetzt in Gänge hinein, die in den Untergrund führten zu den Höhlen - an Lehmtürmen und Algenbäumen vorbei.

      »Was ist denn das?«

      »Die Algenbäume sind unsere Hauptnahrungsquelle. Aus ihrem Mark wird ein honigähnlicher, milchiger Saft gewonnen aus dem eine Art Kekse gemacht wird, Kabuma genannt. Hier probier!«

      »Mmmh, schmeckt gut.«

      »Gleich gibts mehr davon. Wir wollen nämlich ein großes Fest feiern. Zu deinen Ehren. Auf deine Ankunft und damit wir uns alle näher kennenlernen. Komm!«

      Mubus führte Kai nun in einen großen Saal, in dem Essen und Trinken bereit gestellt war und ein großer Tisch, an dem die anderen Doonies saßen, die Kai mit großem Jubel begrüßten. Während des Gastmals wurde ein großer Freudentanz zu Kais Ehren aufgeführt. Alle waren lustig und vergnügt, als plötzlich