Helen Haaf

Pipina der Naivling


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      Helen Haaf

      PIPINA DER NAIVLING

      Pipinas Geschichte ist köstlich-frech geschrieben, mit sprühendem Witz und Naivität.

      Erlebnisse einer Gastarbeiterin von 1960 in Deutschland, die weder mit der Sprache vertraut war, noch mit den Bräuchen und Sitten des Landes.

      Im wachen Zustand träumte sie bei der Arbeit wie sie mit ihrem Esel in die Weinberge ihres Großvaters ritt. Das war ihre heile Welt.

      Imprint

      PIPINA DER NAIVLING

      Helen Haaf

      published by: epubli GmbH, Berlin,

       www.epubli.de

      Copyright: © 2012 Helen Haaf

      ISBN 978-3-8442-2306-4

      Inhalt

       Umschlag

       Titel

       Imprint

       Prolog

       Pipinas Geburt

       Pipinas Auswanderung

       Vom Heimweh geplagt

       Pipina die Friseuse

       Die Bekanntschaft mit Fritz

       Mein erster Ausflug mit Fritz

       Der Teppichklopfer

       Heureka im Klo

       Ein Herz und eine Seele

       Fritz und die Mähdrescher

       Ende

      Prolog

      Jeder Mensch weiß, dass Griechenland geografisch gesehen ein Teil Europas ist, aber nicht alle wissen, dass dort noch immer orientalische Sitten und Gebräuche herrschen.

      Dieses wunderschöne Land der Philosophen wie Aristoteles und Sokrates oder Alexander des Großen, der einst mit seiner makedonischen Phalanx von Griechenland “ratzi putzi” bis nach Persien alles in Schutt und Asche legte, waren Griechenlands Idole und wurden von allen Griechen geehrt und geliebt. Jeder Grieche hätte damals den letzten Blutstropfen für sein Land gegeben und die Mutter Erde mit seinem Leib beschützt.

      Alle diese großen ehrenwerte Leute, die ich erwähnt und namentlich aufgeführt habe, waren die Pioniere jener Kultur, die vor über 3.000 Jahren dieser Welt reichlich Weisheiten bescherten und auch das Fürchten lehrten.

      Jeder weiß, dass die Griechen äußerst geistreich und äußerst gastfreundlich sind.

      Jeder weiß, dass die Griechen das herzlichste Volk der Welt sind.

      Jeder weiß, dass die Griechen Besserwisser sind, und deswegen brauchen sie ihre Gehirnzellen nicht mehr erweitern und mit unnötigen Studien plagen.

      Ihnen wird nämlich alles Wissen gleich mit in die Wiege gelegt.

      Weisheit, Mut, Herzlichkeit, Raffinesse, Intelligenz, Schlauheit und vieles mehr. Kurz um, den ganzen Kram der Wissenschaft beherrschen alle noch, bevor sie auf diese Welt kommen.

      Denken Sie an Herkules, der als Baby in der Wiege die Schlangen erwürgte.

      Die wunderbaren Griechen sind aber auch die größten Chaoten dieser Welt. Diese wunderbare Gabe hat der liebe Gott ihnen auch reichlich in die Wiege gelegt.

      Um dieses Chaos in diesem paradiesischen Land verstehen zu können, müssten Sie, lieber Leser, eigentlich einige Zeit in Griechenland verbringen. Sie brauchen gar nicht lange dort zu bleiben. In nur kurzer Zeit werden sie diese Chaoten kennen lernen, sie lieb gewinnen und voll akzeptieren. Ohne es zu merken, haben sie sich dann so akklimatisiert und im Nu sind sie entweder auch ein Chaot oder sie landen in der Klapsmühle. Dieses wunderbare Land gebar nicht nur in alten Zeiten Gelehrte und Weise, sondern auch in jüngster Zeit hoch mächtige Männer. Na, strengen Sie mal ihr Köpfchen an und machen Sie mal eine geistige Reise von Griechenland bis nach Amerika, entweder mit der Yacht von Onassis oder mit der Niarchos-Flotte.

      Wenn sie in Amerika, dem Land der Träume, landen, was glauben sie wohl von wem Sie mit großen Hallo empfangen werden? Na, wissen Sie nicht? Dann werde ich Ihnen etwas nachhelfen.

      Von Herrn Dukakis nämlich, dem großen Mann, der einst in Amerika herrschen wollte. Wohlgemerkt, er ist auch ein Grieche, sage ich doch die ganze Zeit.

      Wenn ich zurück blicke und mir den Wahlkampf des Herrn Dukakis, den ich täglich in der Glotze verfolgte, vor meinem geistigen Auge zurückhole, war ich jedes mal mega traurig, dass er diese Wahl nicht gewonnen hatte und damit alle meine Träume zerbrochen waren. Das waren harte Zeiten für mich. Stundenlang glotzte ich in den Fernseher und drückte meinem ehrenwerten Landsmann beide Daumen und schrie vor der Mattscheibe lauthals mit geballten Fäusten, um seinem Gegner Angst einzujagen.

      “Auf Kerle, zeig ihm wer du bist und vor allem vergiss nicht, dass du ein echter Grieche bist! Auf, weiter so und mach deinen Gegner mit deiner Rhetorik k.o.”, rief ich lauthals, als ich wieder einmal seinen endlosen, geistreichen Reden atemlos lauschte. Ich schrie so laut, dass mein seelenruhig auf dem Sofa schlafender Mann erschrocken aufwachte. Sein glasiger Blick streifte durch den Raum. Er sah aber keinen Schurken, der mir Gewalt antun wollte. Alles, außer mir, war still im Raum samt Möbeln. Sein Blick erfasste mich dicht vor der Mattscheibe. Mit meinem entzückenden Rücken versperrte ich ihm die Sicht auf den Bildschirm und wie ein Geißbock rauf und runter hüpfend, schrie ich noch immer lauthals. “Gibst ihm, auf weiter so.” Mein lieber Gatte zweifelte an meinem Verstand und überlegte, ob er gleich den Sanka samt Zwangsjacke bestellen sollte. Unterließ es dann aber, als er mich ansprach und merkte, dass es doch nicht so schlimm war und ich noch alle Tassen im Schrank hatte. Ich war noch nicht reif genug für die Klapsmühle. Er schaute mich unverständlich an und bemerkte:

      “Sag mal, seit wann interessierst du dich für Boxkampf? Soviel ich weiß hattest du in all den Jahren keinen Bock auf diesen Sport?”

      Wohlgemerkt mit mir spricht mein Mann immer in der deutschen Amtssprache, korrekt und hochdeutsch. Er ist nämlich aus dem Schwabenländle. „Du sollst ja nur Hochdeutsch lernen, damit mich auch die Leute gut verstehen“, belehrte er mich dauernd, wenn er an manchen Tagen so gut wie gar nichts verstand, was aus meinen hellenischen Lippen heraussprudelte.

      Ich drehte mich um und sah ihn ebenfalls unverständlich an, da er mich grundlos störte und gab ihm korrekt in die deutsche Amtssprache zurück:

      “Hörmal, du störender Parasit, das ist kein Boxkampf sondern eine Kampfwahl.”

      “Wahlkampf”, korrigierte er mich und nahm wieder seinen gewohnten Platz auf dem Sofa ein und fiel gleich in schnarchendes Dösen.

      Als ich mich dem Fernsehen wieder zuwendete, war der große Mann aus Amerika weg. Auf und davon.

      Ich schaltete den Apparat aus und legte mich auf das zweite Sofa.

      Im Geiste sah ich Herrn Dukakis als jubelnden Sieger und begab mich gleich im wachen Zustand in glückselige Träume.

      Wir Griechen werden diese Welt doch noch einmal beherrschen, stellte ich fest.

      Nein, ich bin nicht Nostradamus, auch nicht das Orakel von Delphi, aber ich weiß das gewiss. Die mageren Zeiten der Griechen sind nämlich vorbei, jetzt sind wir an der Reihe und mit