Friedrich Ruckert

Rostam und Sohrab


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so die Mutter hört’ ihr junges Heldenblut,

      Zum Himmel hob sie stolz ihr Haupt in hohem Mut.

      Sogleich befohlen ward von ihr dem Hirtenvolke,

      Zu bringen aus der Trift von Pferden eine Wolke,

      Damit dem Sohrab käm’ ein Rösslein fein zur Hand,

      Auf dem er säße, wann er ritt’ in Feindesland.

      Und alles was sich fand von Pferden allzumal,

      Was aufzutreiben war da zwischen Berg und Tal,

      Das trieben sie zur Stadt, und Sohrab nahm, der Leu,

      Die Fangschnur nun und trat zum nächsten ohne Scheu.

      Welch Ross vor allen stark er sah von Bug und Backen,

      Des Riemens Schlinge warf er gleich ihm übern Nacken.

      Er zog es her und legt’ ihm auf den Rücken auch

      Die Hand, da lags gestreckt am Boden auf dem Bauch.

      Es konnte nicht den Druck der flachen Hand ertragen,

      Er braucht’ es mit der Faust zu Boden nicht zu schlagen.

      Schon war durch seine Hand manch schmuckes Ross geknickt,

      Und keines kam ihm noch zur Hand, für ihn geschickt.

      Es schien, es war kein Ross für seine Kraft gerecht,

      Und traurig ward der Spross vom Pahlavangeschlecht.

      14.

      Da stellte sich zuletzt ein alter Recke dar

      Und sprach: Ich hab’ ein Ross, wie keines ist, noch war.

      Im Gange wie ein Pfeil, im Laufe wie ein Wind;

      Es ist von Rostams Hengst, vom Rachs, ein einzig Kind.

      Kein Ross von gleicher Kraft ist auf der Welt zu sehn;

      Ein Blitz im Rennen ists und ein Gebirg im Stehn.

      Die Hitze noch der Frost macht ihm nicht kalt noch heiß,

      Mit Nüstern voller Dampf und Poren ohne Schweiß.

      Ein Wolkenschatten schwebt es über Tal und Hügel

      Und segelt durch die Luft, ein Vogel ohne Flügel.

      Der Pfau zieht ein vor Scham des Rads gespannten Reif,

      Wenn es die Mähnen hebt und hoch trägt seinen Schweif.

      Am Berge klimmend, ist es einem Löwen gleich;

      Im Wasser schwimmend, ist es einer Möwen gleich.

      Sein Reiter, wenn im Ritt er schnellt den Pfeil vom Bogen,

      Kommt schneller als der Pfeil dem Feinde nachgeflogen.

      So flüchtig ists zur Flucht: Auch der von seinen Sohlen

      Erregte Staub versucht umsonst es einzuholen.

      Bei allen Tugenden, die diesem Rösslein eigen,

      Hats einen Fehler nur: Es lässt sich schwer besteigen.

      Doch wers bestiegen hat, den wirds zum Siege tragen,

      Der mag darauf den Kampf mit Rostam selber wagen.

      Froh wurde Rostams Sohn von dieses Wortes Klange,

      Er lacht’ und rosengleich erblühte seine Wange.

      Laut rief er: Ei so bringt mir gleich das schmucke Ross!

      Sie brachtens ungesäumt zum jungen Heldenspross.

      Er machte gleich an ihm mit seiner Hand die Probe,

      Das Tier war stark genug, und es bestand die Probe.

      Da schmeichel-streichelt’ ers und sattelt’ es geschwind,

      Aufs starke Ross schwang sich das starke Heldenkind.

      Im Sattel saß er fest als wie ein Bild von Erz

      Und hielt mit leichter Hand die Zügel wie zum Scherz.

      Er tummelte das Ross, dass es begann zu schäumen,

      Zu schnauben mit Gebraus, doch durft’ es ihm nicht bäumen.

      Da sprach vom Ross Sohrab, indem er’s anhielt leise:

      So hab’ ich nun ein Ross gewonnen zu der Reise.

      Nun acht’ ich mein die Welt, da ich ein Ross gewann,

      Auf dem ich Rostam selbst mit Ruhm bestehen kann.

      15.

      Er sprachs und stieg vom Ross und ging ins Haus zurück:

      Da rüstet’ er zum Krieg mit Iran Stück um Stück.

      Wie’s kund im Lande ward, dass er kriegslustig sei,

      Strömten von da und dort Kriegslustige herbei.

      Wie eine Sonne war er ihrem Wunsch erschienen;

      Sie alle wollten Ruhm und wollten Gold verdienen.

      Die Waffen hatten lang in diesem Land geruht,

      Und aus der Asche brach nun die verhaltne Glut.

      Sohrab, gerüstet, trat zu seiner Mutter Vater,

      Um Urlaub und Geleit und Reisebeistand bat er.

      Grossvater! Sprach er: Jetzt sollst du mir Spielzeug schaffen;

      Die Leute hab’ ich schon, gib mir dazu die Waffen!

      Denn ohne Waffen ist ein Heerzug mangelhaft;

      Ein Rösslein hat mir schon die Mutter angeschafft.

      Doch alles, was mir folgt, soll auch auf Rossen reiten;

      Kamele sollen dann mit Zehrung uns begleiten.

      Denn schmausen wollen wir, so oft als wir nicht streiten.

      Tu deinen Marstall auf, das Vorratshaus mit Kost,

      Das Zeughaus auch, worin die Waffen frisst der Rost!

      Dem alten König klang anmutig diese Post,

      Mit Lachen sah er an den jungen Augentrost;

      Durchwärmet ward sein Frost von diesem feurigen Most.

      Er sprach bei sich: Was ists mit dieser Waffenfahrt?

      Ist dies den Vater aufzusuchen eine Art?

      Doch sei es wie es sei! Es ist das Heldenfeuer

      Rostams in seinem Blut und fordert Abenteuer.

      Da stellt’ er, was er hatt’, ihm alles zu Befehle,

      Vorrät’ in Land und Stadt, die Ross’ und die Kamele,

      Futter für Ross und Mann, die Gerste samt dem Weizen;

      Mit Silber auch und Gold wollt’ er dazu nicht geizen.

      Und als er tat darauf das alte Zeughaus auf,

      Da stand ein Waffenhauf wohlfeil der Lust zu Kauf:

      Schwerter und Wehrgehäng, Leibröcke, Helm und Panzer,

      Für Schützen Bogen auch und Spieß und Speer für Lanzer.

      Sohrab, wie ers empfing, so teilt’ er Wehr und Sold,

      Es stob ihm von der Hand das Eisen und das Gold.

      Er sprach: Da nehmet hin! Soviel vermag ich heute;

      Und wenn ihr mehr begehrt, so helft, dass ichs erbeute!

      Eroberten wir erst des Persers Königreich,

      So mach’ ich jeden Mann wie einen König reich.

      16.