Holger Rudolph

Weshalb starb der Weihnachtsmann?


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      Holger Rudolph

      Weshalb starb der Weihnachtsmann?

      Ein Rheinsberg-Krimi

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       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Ein toter Weihnachtsmann

       Hilferuf

       Verdächtigungen

       Gelöscht

       Ganz anders

       Spurensuche

       Auf frischer Tat

       Ein kleines Licht

       Kurzes Gespräch

       Was wirklich hilft

       Exklusives Tröpfchen

       Die Unschuld

       Erwischt

       Überflieger

       Gelöst

       Impressum neobooks

      Ein toter Weihnachtsmann

      Dieter Dorsch zittert. Sein gesamter Körper vibriert. Der Schreck ist ihm in alle Glieder gefahren. Vor nicht einmal einer halben Stunde hat er seinen alten Kumpel Gerd Oertel gefunden. Der Weihnachtsmann ist tot.

      Mit schnellen Schritten nähert sich Kriminalhauptkommissarin Anna Klettner dem hünenhaften Vorarbeiter vom Rheinsberger Bauhof, der auf dem menschenleeren Kirchplatz etwas verloren wirkt. Ein paar Meter weiter sitzen seine Kollegen auf Holzbohlen.

      Die Ermittlerin friert. Sie hatte vorhin, als sie an ihrem freien Tag aus dem Bett geklingelt wurde, viel zu dünne Kleidung angezogen. Beeilen sollte sie sich, hatte der junge Praktikant Dennis Müller am Telefon zu ihr gesagt. Er würde schon mal vorfahren. Derart angetrieben hatte sie nicht bemerkt, dass es über Nacht deutlich kühler geworden war.

      Nun ist die Kommissarin hier und Müller fehlt. Auf dem Weg von der 30 Kilometer entfernten Kreisstadt Neuruppin nach Rheinsberg muss ihm irgendetwas dazwischengekommen sein. Nur zwei Streifenpolizisten sperren bislang den Tatort ab. Auch Spurensicherung und Gerichtsmedizin sind noch nicht eingetroffen.

      „Nun erzählen Sie mal, wie war das, als Sie vorhin den Toten gefunden haben“, fragt die Ermittlerin.

      Dorschs noch immer stark bebende Hände suchen Halt, den sie schließlich in den tiefen Taschen der dunkelblauen Wattejacke finden. Mit brüchiger Stimme, die so gar nicht zu diesem bulligen Riesen passen will, beginnt er zu erzählen: „Wir hatten gestern begonnen, die Verkaufsbuden für den Weihnachtsmarkt aufzubauen. Bei einer gab es ein größeres Problem. Eine Querstrebe war gebrochen. Als ich heute früh das Ersatzteil einbauen wollte, sah ich ihn dort liegen. Die Rückwand und zwei Seitenwände hatten wir gestern schon montiert. Gerd Oertel lag, mit dem Kopf an die Rückwand gelehnt, auf dem eiskalten Boden. Zuerst hatte ich gedacht, der hat einfach nur zu viel getrunken.“

      „Wie kamen Sie auf diese Idee?“, will die Kommissarin wissen.

      „Nun, ich kenne Gerd Oertel schon seit unserer gemeinsamen Schulzeit. Er war nie ein Kind von Traurigkeit. Ein Lebenskünstler eben, viele Frauen, keine feste Bindung. Im Sommer Bademeister, die restliche Zeit des Jahres lebte er von Gelegenheitsjobs. Auf die Rolle des Weihnachtsmanns beim jährlichen Markt im Stadtzentrum war er fast schon ein wenig stolz. Es bereitete ihm offensichtlich Spaß, mit Rauschebart und knallrotem Kostüm aufzutreten.“

      Die Ermittlerin kniet vor dem liegenden Toten. Sein Mantel ist von ebenso tiefroter Farbe wie ihre vor kurzem frisch getönte Kurzhaarfrisur.

      „Weshalb hatte der Oertel eigentlich sein Kostüm an? Der Weihnachtsmarkt beginnt doch erst am Wochenende“, sagt sie.

      Auch Dorsch hat keine Erklärung für die verfrühte Kostümierung seines Bekannten.

      Anna Klettner würde nur zu gern möglichst schnell Klarheit in den Fall bringen. Bisher weiß sie allerdings noch nicht einmal, ob es sich überhaupt um einen Fall handelt. Gerd Oertel könnte auf natürliche Weise gestorben sein. Dagegen sprechen seine gerade mal 45 Jahre. Dagegen spricht auch, dass er als äußerst robust galt und so gut wie nie krank wurde. Die Kommissarin sieht am Kopf der Leiche keinerlei Anzeichen für Gewalteinwirkung.

       Auch deutet nichts auf eine Vergiftung hin. Schon oft hat sie Leichen mit weit geöffnetem Mund und im Augenblick großen Schreckens erstarrten Augen gesehen. Doch Gerd Oertels blaue Augen verraten nichts von solchen Qualen. Er scheint friedlich eingeschlafen zu sein.

      Den gesamten Körper werden nachher ihre Kollegen von der Spurensicherung und Gerichtsmedizin näher untersuchen. Wo bleiben die denn? Zumindest der Praktikant ist nun angekommen. Dennis Müller entschuldigt sich bei seiner Chefin. Sein Auto, ein uralter Saab, hatte mal wieder gestreikt. Auf halber Strecke ging plötzlich gar nichts mehr. Nach vielleicht 30 oder 40 Startversuchen sprang der Motor endlich wieder an.

      „Schau Dir erst mal in Ruhe den Auffindeort an. Ich glaube, es ist noch etwas früh, schon von einem Tatort zu reden. Vielleicht entdeckst Du mehr als ich. Ich gehe derweil rasch die wenigen Schritte zum Ratskeller und hole uns dort zwei Becher mit frisch gebrühtem Kaffee.“

       „Das hört sich gut an“, antwortet der Praktikant, der vor ein paar Monaten sein Physikstudium abgebrochen hat. Polizeiarbeit hatte ihn seit jeher gereizt. In einer Familie voller Wissenschaftler schien sein Weg allerdings vorgezeichnet. Nach zwei Semestern war dem hoch aufgeschossenen jungen Mann mit der blonden Stoppelfrisur allerdings klar, dass die eingeschlagene Richtung ein Irrweg war.

      Die Aufforderung seiner Chefin war alles andere als verkehrt. Ja, er hat etwas entdeckt. Nur wenige Meter von der Leiche entfernt liegt ein Zettel mit einer Telefonnummer. Es ist ein Rheinsberger Anschluss. Nachdem der junge Ermittler die Ziffern in sein Handy getippt und die Anruftaste gedrückt hat, meldet sich Franziska Redlich: „Hallo, Redlich, Prinz-Heinrich-Apotheke, wie kann ich Ihnen helfen?“

      Müller schildert der Apothekerin, dass ein Zettel mit der Nummer ihres Geschäftes in der Nähe einer Leiche auf dem Kirchplatz gefunden wurde. Es handele sich um den Weihnachtsmann.

      Die Angerufene lacht: „Um den Weihnachtsmann also, dann wünsche ich Ihnen mal noch einen schönen Tag. Und verulken Sie doch bitte beim nächsten Mal andere Leute. Wir haben hier zu arbeiten!“

      Die Kommissarin kommt mit zwei großen Pappbechern zurück. Der aus der